Workshop
Americana: Die I-IV-V-Verbindung − 1, 4, 5, los!
von Martin Schmidt, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Robert Buchel/Shutterstock)
In dieser Folge von Americana beschäftigen wir uns mit der wohl am häufigsten benutzen Akkord-Verbindung in Dur: Der I-IV-V-Verbindung, die aus drei Dur-Akkorden auf der 1., 4., und 5. Stufe der jeweiligen Tonart besteht. Für unsere Beispiele habe ich A-Dur ausgewählt und die Akkorde lauten:
A I D I E I A
VON BLUES BIS SURF
Oft als langweilig abgetan, bildet diese Akkordverbindung die Basis für viele bekannte Songs aus den Genres Blues, Rockabilly, Surf und Country. Nach welchem Stil es klingt, hängt davon ab, in welchem Groove die drei Akkorde gespielt werden. Ergänzt man den Dreiklang mit zusätzlichen Tönen, kann man der Akkordfolge noch weitere Farben und Facetten abgewinnen.
GROOVE-VARIANTEN
Beispiel 1 lässt die drei Akkorde nach Country klingen. Basis sind drei Voicings in der ersten Lage, die man aus den ersten Gitarrenstunden kennt. Das rhythmische Pattern sieht so aus:
Auf 1 und 3 wird statt des kompletten Akkords eine Basslinie aus Grundton und Quinte gespielt. Der sogenannte Boom-Chicka-Boom-Groove kommt in fast jedem Johnny-Cash-Stück vor und macht auch bei Traditionals eine gute Figur. Zwischen dem E- und A- Akkord sorgt ein kurzer Basslauf für einen eleganteren Übergang.
Beispiel 2 zeigt einen Rumba-Groove, den man in vielen Blues-Songs hört, der aber auch bei Tom-Waits-artigen Sachen eine schöne Atmosphäre erzeugt. Als Basis dienen drei Barré-Akkorde, die mit einer Arpeggio-Figur gespielt werden.
In Beispiel 3 werden dieselben Akkorde mit einem Travis-Picking-Pattern gespielt, im Stil der 50er-Elvis-Sun-Sessions mit Gitarrist Scotty Moore. Die Basslinie aus Grundton und Oktave wird mit dem Plektrum angeschlagen, die anderen Töne mit Mittel- und Ringfinger.
SEPTAKKORDE
Fügt man dem Dreiklang die kleine Septime hinzu, klingt die I-IV-V-Verbindung weniger schmalzig und bekommt einen dreckigeren Anstrich. Gerade im Blues und R&B wird diese Erweiterung gerne verwendet. Beispiel 4 zeigt ein typisches R-&-B-Voicing. Das rhythmische Pattern betont den Backbeat und zwei Ghost Notes sorgen für zusätzlichen Drive. Das Pattern lässt sich auch gut für Surfsongs einsetzen, in denen es dann das Snare-Pattern doppelt und verstärkt.
AKKORDE MIT SEXTE UND SEPTIME
Erweitert man den Dreiklang mit der Sexte, erzeugt man ein leicht jazziges Südsee-Feeling, das du in Beispiel 5 nachvollziehen kannst. Die Sexte wirkt nicht ganz so jazzig wie die maj7, färbt den Akkord aber trotzdem stark ein. Ein leichtes Vibrato mit einem Bigsby- oder Jazzmaster-Style-Vibrato sorgt für authentisches 50/60s-Feeling.
Nimmt man Sexte und Septime in den Akkord, kann man in der Oberstimme mehr Bewegung erzeugen und bekommt eine melodischere Gitarrenbegleitung. Beispiel 6 verbindet das mit einem Travis Picking. Die Melodie bleibt immer auf der H-Saite, benutz aber das rhythmische Pattern aus Beispiel 3.
Ein Basslauf in Takt 4 und ein kleiner Fill aus der Dur-Pentatonik in Takt 8 sorgen für zusätzliche Abwechslung. Viel Spaß mit den Rhythmuspatterns! Beim nächsten Mal kümmern wir uns darum, wie man diese Konzepte beim Solospiel einsetzen kann.
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)
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Gitarre lernen
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