Americana: College Rock – The Replacements

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(Bild: Sire/Reprise Records)

Nach dem Cowboy-Hut-Feeling der letzten Folgen machen wir diesmal einen zeitlichen Sprung von 30 Jahren und begeben uns in die frühen Achtziger. Das Thema heißt College Rock … aber was ist das eigentlich?

Seinen Namen verdankt der College Rock den unabhängigen Radiostationen amerikanischer Universitäten. Betrieben von Studenten und frei vom kommerziellen Druck des Mainstream-Radios konnte man dort Anfang der 80er-Jahre eine breite Palette an Musik-Alternativen zum recht bräsigen Ami-Rock à la Journey, Boston und Co. genießen. Obwohl diese Radiostationen oft nur im begrenzten geographischen Radius zu empfangen waren, wurden sie zu einem wichtigen Promotion-Werkzeug der Indie-Labels und etablierten eine Underground-Kultur, die den Weg für den Grunge-Boom der frühen Neunziger ebnete. Zu den bekannteren Bands, die sich in diesem Umfeld tummelten, gehörten R.E.M., The Pixies, The Smiths, Camper Van Beethoven und The Replacements.

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Obwohl diese Bands äußerst unterschiedlich klangen, hatten sie doch gewisse Gemeinsamkeiten. Allen gemein war eine Verbindung zur Punk- und Hardcore-Szene und der damit verbundenen DIY-Kultur. Damit einher gingen eine raue, reduzierte Produktionsweise und der Verzicht auf Rockgitarren-Heldentum und Superstargehabe. Damit verliehen sie der anderen Seite der amerikanischen Jugend eine Stimme – Jugendliche, die sich nicht als Quarterback oder Cheerleader betätigen wollten und im Amerika von Reaganomics ihren Platz suchten.

THE REPLACEMENTS

Als Einstieg ins Thema beschäftigen wir uns mit The Replacements. Die Band aus Minneapolis um den Sänger und Gitarristen Paul Westerberg sowie Bassist Tommy Stinson (der später zu Zeiten von ‚Chinese Democracy‘ bei Guns N’ Roses tätig war) begann als krachige Punk-Hardcore-Kapelle, hatte aber schon in den Anfangstagen eine starke Verbindung zum Classic Rock der Rolling Stones und Faces sowie amerikanischen Rock’n’Roll. Ab dem vierten Album ,Let It Be‘ konnten die Wildheit und ihr krachiger Sound das Songwriter-Talent von Paul Westerberg nicht mehr unterdrücken. Mit introspektiveren Texten und Songs wie ,I Will Dare‘, ,Androgynous‘ und ,Answering Machine‘ vertonten die Replacements perfekt die amerikanische Teenage Angst. Mit dem nächsten Album ,Tim‘ auf dem Major-Label Sire wurde die Band landesweit erfolgreich, schaffte aber nie den ganz großen kommerziellen Durchbruch. 1991 löste sich die Band auf, blieb aber für viele amerikanische Musiker, wie z.B. Billie Joe Armstrong, ein sehr wichtiger Einfluss.

KISS ME ON THE BUS

Zum Nachspielen gibt es eine von mir arrangierte Instrumentalversion des Titels ,Kiss Me On The Bus‘, erschienen 1985 auf dem Album ,Tim‘. Der schnelle Rocksong basiert auf einer Rhythmusgitarren-Figur, die du in Beispiel 1 siehst. Ganz typisch für den amerikanischen Underground-Rock dieser Zeit sind die eigentlich recht simplen Akkorde, die mit Leersaiten komplexer und spannender gemacht werden. Pate standen dabei sicher kein harmonisches Wissen über Akkorderweiterungen und Slash-Chords, sondern eher bestimmte Griffe und deren zufällige Variation mit durchklingenden Leersaiten. Beispiel 2 überträgt die Gesangslinie von Paul Westerberg auf die Gitarre und ist spieltechnisch recht simpel gehalten. Neben Singlenotes findest du ein paar Bendings, eine Dopplung mit Leersaiten und Oktaven. Viel Spaß beim Üben! In der nächsten Folge gibt’s den Chorus und das Gitarrensolo.

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Feedback, Kritik und Wünsche kannst du wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden.

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2021)

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