Die Konstruktion einer Stahlsaiten-Akustik-Gitarre ist nicht nur für ihre Stabilität, sondern auch für den Klang entscheidend verantwortlich.
Maßstab und Ausgangspunkt für die Berechnung der Konstruktion der Gitarre ist vor allem die Zugkraft der Besaitung. Ein Satz Stahlsaiten in der Stärke .012 bis .053 bringt immerhin eine Zugkraft von über 70 kg auf das Instrument, insbesondere Decke und Hals werden davon mehr belastet als eine Konzertgitarre von der Zugkraft ihrer Nylonsaiten.
Auf diesen Wert sind Materialien und Konstruktion abgestimmt. Generell verwendet man beim Bau akustischer Gitarren Hölzer mit stehenden Jahresringen. Das erlaubt eine große Längssteifigkeit bei gleichzeitig relativ dünnen Materialien, die sich leichter in Schwingung versetzen lassen und so das Instrument charakteristisch erklingen lassen.
Auch die Eigenschaften in Bezug auf seine Verarbeitbarkeit, z. B. beim Zargenbiegen, spielen eine große Rolle bei der Auswahl der richtigen Materialien.
Traditionell verwendete Tonhölzer, neben vielen individuellen Ausnahmen, sind:
Wie sich verschiedene Griffbrett-Hölzer auf den Klang deiner Gitarre auswirken, erfährst du in unserer Story „Griffbrett-Hölzer und ihre Auswirkung auf den Klang“!
Statisch gesehen sind Verstärkungen in der ganzen Gitarre nötig, um dem hohen Saitenzug Paroli bieten zu können. Neben der Deckenstärke, die ein Gitarrenbauer je nach Steifigkeit der Rohdecke individuell variiert, sind die Deckenstreben in Stärke, Spannung und besonders in ihrer Ausrichtung wichtig.
Seit fast 100 Jahren gilt die sogenannte X-Beleistung als Standard. Diese sorgt für eine enorme Längssteifigkeit, eine Stabilisierung quer zur Maserung und eine optimale Schwingungsübertragung auf die gesamte Decke.
Die Schwingung der Saiten auf die Decke überträgt sich zum einen über die Stegeinlage, die aus Knochen oder knochenähnlichem Material besteht, zum anderen durch die nicht sichtbare Kippbewegung, die der Steg beim Anschlag absolviert. Insbesondere wirken die Zugkräfte auf den hinteren, möglichst schwingfreudigen Bereich der Decke.
Diesen gestaltet jeder Hersteller individuell und nicht nur unterschiedlich im Bass- und Diskant-Bereich, sondern auch mit einer Stabilisierung im Bereich des Steges (Stegfutter).
Die Aufgabe von Boden und Zargen besteht neben der Stabilität darin, den Schalldruck im Inneren zu reflektieren, der zum Schallloch herausgeschickt wird. Zargenhöhe und Korpusgröße verändern das Luftvolumen und damit das Schwingungsverhalten und den Klang des Instrumentes.
Die Zargen erhalten nach dem Biegen eine hohe eigene Steifigkeit und der Boden wird durch eine stabile Beleistung versteift, um gut zu reflektieren. Die sogenannten Reifchen verbinden Boden, Zarge und Decke und geben Leimfläche für die Zierspäne am Außenrand.
Am Oberklotz, der zusammen mit dem Unterklotz den Zargenkranz zusammen und in Form hält, wird der Hals eingesetzt. Traditionell wird über eine Schwalbenschwanz-Verbindung, eine Leimverbindung, deren Form an einen Schwalbenschwanz erinnert.
In der Serien-Fertigung wird der Hals auch oft verschraubt. Dadurch können Korpus und Hals getrennt gefertigt und lackiert werden, was eine leichtere Stückzahlenfertigung ermöglicht.
Bei der traditionellen Schwalbenschwanz-Verbindung oder anderen Verleim-Methoden wird das ganze Instrument jedoch an einem Stück fertiggestellt und anschließend lackiert, was zeitaufwendiger ist.
Jede Hals-Korpus-Verbindung erfordert besondere Genauigkeit unter Beachtung der späteren Zuglast, die die Deckenwölbung und die Flucht des Halses noch verändern kann: Der Halswinkel wird verantwortlich sein für die Saitenlage der Westerngitarre, den Abstand der Saiten zur Decke, den Andruck der Saiten auf den Steg und damit die Bespielbarkeit und den Klang insgesamt.
Seit über 80 Jahren wird als Standard ein Stahlstab (Trussrod) zur Stabilisierung in den Hals eingesetzt, der auch beim fertigen Instrument die Einstellung der optimalen Halskrümmung erlaubt. Die Kopfplatte gibt vor, in welchem Winkel und mit welchem Druck die Saiten auf dem Sattel aufliegen.
Die Konstruktion des Kopfes hängt zusammen mit dem freien Verlauf der Saiten auf die Mechaniken, dem Winkel, in dem die Saiten zusätzlich im Sattel geknickt werden und mit optischen Vorlieben. Denn die Form der Kopfplatte ist neben dem Logo auch das Markenzeichen des Herstellers und soll für einen möglichst großen Wiedererkennungswert sorgen.
Das Griffbrett ist deutlich schmaler als das von Klassik-Gitarren, eine leichte Querwölbung sorgt hier für ein angenehmes Spielgefühl.
Steelstring-Hälse von Westerngitarren sind deutlich handlicher als diejenigen der klassischen Gitarren, was lässiges Spiel „aus der Hüfte“ auch für Anfänger ermöglicht.
Während die Stärken der Konzertgitarre eindeutig bei Zupf- und Schlagtechniken mit den Fingern der rechten Hand liegen, werden Stahlsaitengitarren häufig mit einem Plektrum oder mit Finger-Picks gespielt.
Denn die harten Stahlsaiten brauchen mehr Anschlagskraft als die weichen Nylonsaiten. Wer als Einsteiger also partout in Richtung Rock, Blues, Folk und Pop gehen will, oder den Klang von Nylonsaiten gar nicht mag und womöglich die akustische Gitarre ohnehin nur als Zwischenstation auf dem Weg zur E-Gitarre sieht, der sollte lieber gleich zur Stahlsaitengitarre greifen.
Und keine Sorge, die spieltechnischen Hindernisse sind überwindbar! Zu Anfang können dünnere Saiten oder eine tiefere Stimmung den Einstieg etwas erleichtern. Die Unterschiede zwischen den diversen Modelltypen sind in erster Linie klanglicher Natur, was für Anfänger noch keine zentrale Rolle spielt.
Hier könnte man je nach Körpergröße bei den gängigen mittleren Bauformen anfangen, solche Gitarren haben Bezeichnungen wie Grand Concert, OM oder OOO, gesprochen Triple-O.
Ein echter Rocker oder Country-Fan würde vermutlich eine große Dreadnought bevorzugen, die wohl häufigste und beliebteste Standardbauform dieser Gitarren weltweit.
Einige Empfehlungen für den Gitarrenkauf gibt es hier:
Zu den bekanntesten und traditionsträchtigsten Herstellern von Westerngitarren zählt sicher Martin Guitars. Die Martin Dreadnought und das Orchestra Modell (OM) wurden ab den 1930er Jahren gefertigt.
Durch den großen Korpus der Dreadnought avancierte sie zu einer der beliebtesten Westerngitarren, die durch ihren voluminösen Klangkörper in Country, Western und Rock seit jeher oft zu hören ist.
Westerngitarren werden mit oder ohne eingebauten Tonabnehmern hergestellt. Um eine Gitarre (auch Konzertgitarre) ohne Tonabnehmer dahingehend aufzurüsten, empfehlen sich klassische Piezo Tonabnehmer, die entweder am Steg oder Korpus der Gitarre eingesetzt werden können.
Neben den Klassikern gibt es sowohl sehr hochwertige Instrumente als auch preiswerte Sets für Einsteiger. Die beliebtesten Hersteller für Westerngitarren sind neben Martin sicherlich Taylor Guitars, aber auch Epiphone, Gibson und Fender.
Text: Andreas Cuntz & Jens Hausmann
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