T: „…it’s more you know it get’s a little more nasely…“ wräng räng D: „as it goes away it gets more…“ T: „ja, it’s…“ dräng dräng „…it tends to get this midfrequency kind of möhk.“ D: „ja“ dring dring … Das sind Dialoge, die das Rock-’n’-Roller-Herz höher schlagen lassen! So ungefähr hört es sich an, wenn Doug Aldrich (Whitesnake) mit Hilfe von Tore Mogensen (TC Electronic) an den Parametern von Dougs „Traum“-Delays schraubt, welche später von jedem User per „TonePrint“-Funktion ins eigene Pedal geladen werden können.
An dieser Stelle sei schon mal allen Interessenten dieser Pedale ein Ausflug auf www.tcelectronic.com empfohlen, um in die dortigen Videos zu den einzelnen Pedalen sowie den „TonePrint“-Sessions der diversen Gitarreros, wie jenes oben beschriebene Highlight, reinzuschauen. Aber jetzt erst mal von vorne.
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Der Klang eines Effekts wird durch viele Parameter und deren Interaktion bestimmt (egal ob digital oder analog), weit mehr als auf einem Pedal in Form von Potis oder Schaltern zugänglich sein können. Die meisten Werte werden von den hoffentlich musikalischen Ingenieuren einmal abgestimmt, und nur die wichtigsten Parameter können beim Serienprodukt von außen noch verändert werden. Diese Einschränkung ist bei Bodentretern extrem, und es ist sowohl seitens der Hersteller als auch seitens der Käufer eine Art Glücksspiel, ob man mit dem Endprodukt glücklich wird oder nicht.
TC Electronic ist es mit ihren digitalen TonePrint-Pedalen (samt parallel geführtem Analog-Direktsignal) perfekt gelungen, das sonst geschlossene Prinzip einer Stompbox zu „öffnen“ und trotzdem die beliebte Old-School-Handhabung mit Potis und Schaltern nicht über den Haufen zu werfen. Gelöst wurde dies, indem ein Teil der Bedienung per USB oder „Beam“ (s.u.) nach außen verlegt wurde. So können nun eigene oder vorgefertigte Presets (TonePrints) per Software aufs Gerät geladen werden. In den TonePrint-Anfangstagen musste man dies noch umständlich per USB-Kabel erledigen.
Inzwischen sind wir in der Zukunft angekommen: Heute wechselt man den Sound seiner TC-Stompbox, indem man ein Smartphone an seinen Pickup hält und dabei per TonePrint-App (iOS, Android) über den Handy-Lautsprecher ein kurzes „Miiiiiüüürrrtttt-tt-tt-frrrss“ ins eingeschaltete Pedal jagt. Das ist an Einfachheit kaum zu übertreffen, ein kompatibles und vor allem griffbereites Smartphone allerdings vorausgesetzt. Die freie App beinhaltet endlose Werks- und Promi-Presets und benötigt nach der Installation nicht zwingend eine Internetverbindung. Einfach nach Pedal oder Künstler browsen, und mit einem Klick den „Beam“ starten.
Inzwischen hat TC endlich auch den TonePrint Editor (PC, Mac, iPad) freigegeben, sodass man nun seine eigenen Presets basteln kann. Dafür muss das Pedal per USB-Kabel mit dem Host verbunden sein, und auch nur so ist es möglich, die Eigenkreationen aufs Pedal zu schieben. Schade, dass man seine eigenen Presets nicht auch in die TonePrint-App schleusen kann, oder die Presets zumindest als mp3 für den „Beam“ per Musik-Player abspeichern kann. Außerdem: Achtung, die teilweise zahllosen Parameter stehen im krassen Gegensatz zu den für Musiker erprobten paar Reglern am Pedal – manchmal ist Freiheit doch nicht jedermanns Sache …
Grundsätzlich funktionieren die TonePrint-Pedale genauso wie andere übliche Vertreter dieser Gattung auch: Man dreht an ein paar Knöpfchen, bis einem der Sound gefällt. Was sie von anderen unterscheidet, ist die mit „TonePrint“ beschriftete Schalterposition. Bei dieser Einstellung wird ein „Preset“ geladen, welches zuletzt per USB von Mac oder PC auf das Pedal übertragen wurde. Hierfür stehen auf www.tcelectronic.com/toneprints zu jedem Pedal diverse TonePrints zur Verfügung. Neben einigen von TC erstellten Alternativen finden sich hier vor allem die Resultate namhafter Gitarristen.
Diese TonePrints beziehen sich wie gesagt nicht auf die Potistellungen (wäre ja witzlos), sondern auf alle von außen nicht zugänglichen Parameter des Sound-Processing. Das sind in diesem Fall jeweils über 100, wodurch ein massiver Eingriff in die Klangcharakteristik möglich ist. Somit handelt es sich bei TonePrints nicht einfach nur um normale Presets, sondern um teilweise ziemlich anders klingende „Geräte“, die man auf sein Pedal uploaden kann. Die Drehregler behalten im Tone-Print-Modus natürlich ihre Funktion, wobei die 12-Uhr-Stellung das widerspiegelt, was sich der Erfinder ausgedacht hat.
In dem Video erklärt Tore Mogensen das Prinzip noch mal persönlich:
Die Serie kommt, wie schon das preisgekrönte Stimmgerät PolyTune, im flotten „Hammerhead“-Design, standesgemäß im Road-tauglichen Alu-Druckgussgehäuse. Auch die Metall-Potentiometer und -Buchsen sowie der knickfeste Fußschalter lassen keinen Verdacht von geplanter Obsoleszenz aufkommen.
Gut gelöst ist der saugende Verschluss der Bodenplatte mit nur einer Schraube, welche man mit Münze, Plektrum o. ä. bewegen kann. Darunter verbergen sich das 9-V-Batteriefach sowie ein bis zwei DIP-Schalter. Der eine bietet bei allen Pedalen die Option, den True-Bypass auf einen gepufferten umzuschalten, falls man bei passiven Pickups mit zu langen Kabeln zu tun hat. Außer beim Tonhöhe-modulierenden Vibrato-Pedal, bei dem eine Beimischung des trockenen Signals Unsinn wäre, kann man bei den anderen Pedalen mit einem zweiten DIP-Switch das trockene Signal des Geräts stummschalten („Kill-Dry“ Funktion), sofern der erste DIP auf Buffer-Bypass steht. Dadurch kann man die Pedale an einem parallelen Effektweg des Verstärkers besser nutzen.
Im normalen Betrieb kommt bei den vier Effekten mit Kill-Dry-Option (also Hall, Delay, Chorus, Flanger) ein wichtiges Feature dieser neuen Treter zum tragen: Dank „Analog-Dry-Thru“ wird das analoge Einganssignal direkt, also ungewandelt und somit verlustfrei, zum Ausgang des Pedals weitergeleitet. Dabei wird das digitale Effektsignal per FX-Level-Poti nur dazugeblendet, bzw. beim Vortex mit einem fest eingestellten Verhältnis von 1:1 zugemischt. D. h. auch bei mehreren dieser vier Pedale in Reihe wird das Gitarrensignal nicht, wie anfänglich befürchtet, durch die wiederholten AD/DA-Wandlungen „zerstört“, da je nach FX-Level immer mindestens 50 % Analoganteil (in Bezug auf das Ausgangssignal), bei gesundem Effektgeschmack wahrscheinlich deutlich mehr, erhalten bleiben. Bravo!
Bei den Digital-Wandlern setzt TC übrigens kompromisslos auf eine Auflösung von 24 Bit und 48 kHz, wodurch auch der Effektanteil der neuen Pedale einen hörbar klaren und unverdünnten Klang vorzuweisen hat. Ein weiterer Beweis für akkurate Entwicklung ist die nicht ganz triviale Funktion, dass bei erschöpfter Batterie automatisch auf True-Bypass geschaltet wird.
Bis auf das Shaker-Vibrato sind alle Pedale mit Stereo Ein- und Ausgängen ausgestattet, welche mit einer automatischen Mono/Stereo Erkennung aufwarten. Alle Pedale sind für Effektwege mit Line-Pegel geeignet, wobei sie dank „Dual Supply Rails“-Technologie dafür auch genügend Headroom bei den vorhandenen 9 V zur Verfügung stellen. Zudem ist allen fünf Pedalen der dezente Mini-USB Anschluss gemein, welcher sowohl zum TonePrint-Upload als auch für Softwareupdates zur Verfügung steht.
Hier gibt es die Sounds auch noch mal zu nachhören:
Hersteller: TC Electronic
Modelle: Flashback (Delay & Looper), Hall Of Fame (Reverb), Corona (Chorus), Vortex (Flanger), Shaker (Vibrato)
Größe: 72x50x122 BHT/mm
Vertrieb: FACE
Preise: € 60 – € 120
Das orange Shaker-Pedal bietet einen Tonhöhen-Modulations-Effekt, nicht zu verwechseln mit einem Tremolo-FX, bei welchem die Lautstärke moduliert wird. Mit dem Speed-Poti wird die Geschwindigkeit des LFO bestimmt, mit Depth die Intensität. Mit dem Tone-Regler gibt es eine Art High-Cut, dessen Regelbereich sich allerdings mehr oder weniger auf das erste Drittel des Potis beschränkt. Das wäre vielleicht ein Fall für ein Software-Update. Der Rise-Time-Regler bestimmt die Zeit bis zum Erreichen des Depth-Wertes. Dies ist dem An- und Auslaufen des rotierenden Lautsprechers eines Leslie-Kabinetts nachempfunden.
Der Mini-Toggle-Switch schaltet zwischen normalem Vibrato, dem TonePrint-Setting und einem Latch-Mode hin und her. In letzterer Betriebsart ist der Effekt nur an, solange der Fußschalter gedrückt bleibt, wobei auch hier der eingestellte Rise-Time-Wert die Schnelligkeit des Ein- und Ausblendens bestimmt. Der Tone-Wert ist übrigens im Latch-Mode auch bei ungedrücktem Fußschalter aktiv – clever! Die Range der zu erzeugenden Sounds ist breit: Von leicht schwebenden, Akkord-dienlichen Sounds über schnellere, höhenreiche Mellotron-Klänge, von leichtem Chorus über Leslie-Simulation bis hin zu nervösen Solo-Sounds. Alles drin.
Inzwischen gibt es auch schon den kleinen Bruder Shaker Mini Vibrato:
Bei Vortex handelt es sich um einen lila Stereo-Flanger! Der Drehregler Delay Time bestimmt die Verzögerung der zum analogen Direktsignal hinzugefügten Überlagerungen. Dieser Parameter ist ausschlaggebend für den Grund-Sound des Effekts, welcher von Boeing bis Steeldrum reicht. Speed und Depth arbeiten wie gehabt und modulieren das eingestellte Delay. Mit Feedback wird die Intensität der Rückkopplung des Delays eingestellt. In der 12-Uhr-Stellung wird kein Feedback verursacht, was einen klassischen 60’s Flanger à la Hendrix zur Folge hat.
Im Regelbereich rechts der Mittelposition gibt man positives Feedback, womit man auch einem Pedal einen traditionellen Studio-Flanger-Sound entlocken kann. Negatives Feedback entsteht beim Drehen in die linke Hälfte, was zu einem extremeren, röhrenden Sound führt. Landet das Poti zu weit rechts oder links, entsteht ein ungesundes Jaulen, was für musikalische Zwecke jedoch eher nutzlos ist. Mit dem 3-fach Mini-Switch kann man neben dem normalen Flanger und dem TonePrint-Preset noch einen Tape-Flanger-Mode anwählen. Dieser simuliert einen Effekt, welcher zu Anbeginn der Zeit mittels zweier Bandmaschinen erzeugt wurde. Die Besonderheit dieser Variante ist die zeitweilige komplette Phasenauslöschung des Signals, welche beim Vortex allerdings nur zustande kommt, wenn der Delay-Time-Regler, welcher in diesem Modus nur als An/Aus-Schalter fungiert, links von der 12-Uhr-Stellung steht.
Und so hört sich das Guitar Pedal an:
Das grüne Corona Pedal bietet drei verschiedene Stereo-Chorusse (Chori? Chorata?): Im normalen Modus wird das allseits beliebte TC Electronic Stereo-Chorus-Flanger Analog-Pedal simuliert, welches seit über 25 Jahren bei Gitarristen wie Eric Johnson oder John Petrucci, aber auch vielen Bassisten und Keyboardern zum Einsatz kommt. Zudem bietet Corona einen Tri-Chorus-Mode, bei welchem drei separate Stereo-Chorusse gegeneinander verschoben arbeiten und für einen noch breiteren, sehr flächigen Sound sorgen. In der dritten Mini-Switch Stellung wird wie beim Flanger und Vibrato das TonePrint-Setting abgerufen. Die Parameter FX Level, Speed, Depth und Tone sind auch hier selbsterklärend, wobei Tone eher seicht ins Geschehen eingreift, zumal er nur auf das Wet-Signal wirkt.
Das klangliche Spektrum des Pedals ist auch ohne TonePrint wieder mal beachtlich. So werden einem in diesem Pedal eigentlich alle Sounds geboten, die mir zum Thema Chorus im weitesten Sinne einfallen: Egal ob 80er Hifi oder wieder mal Leslie-like durchschlagend, von Eric Johnson über Prince zu Kurt Cobain, man hat in den 300 g alles, was man braucht!
Noch nicht überzeugt? Dann schau dir das Video an:
Nun zum teuersten und umfangreichsten Pedal der Serie: Flashback. Dieses blaue Stereo-Pedal ist in erster Linie ein Delay mit 20 ms bis 7 s Delaytime, kann aber auch als Looper mit bis zu 40 s agieren. Die Regler Delay, Feedback und FX Level machen das, was draufsteht. Das vierte Knöpfchen ist diesmal ein Rasterschalter mit 11 Positionen (goes to eleven!), darunter 9 Delay-Typen, der Looper und die TonePrint-Einstellung. Dadurch ist auf dem 3er-Switch ein Platz frei geworden, sodass man dort zwischen den Unterteilungen Viertel, punktierte Achtel und Viertel + punktierte Achtel für das Delay wählen kann.
Eine Besonderheit von Flashback ist die „Audio Tap“-Funktion, bei welcher per Audiosignal die Delayzeit eingestellt werden kann. Dafür muss man auf der Gitarre kurze Viertelnoten anschlagen, solange der Fußschalter gedrückt ist. Währenddessen wird der Ausgang des Pedals laut Gebrauchsanweisung stummgeschaltet, was beim Test allerdings mit ca. 2 s Verspätung erfolgt. Falls das Gerät auf Buffered-Bypass eingestellt ist, klingen die Wiederholungen bei Aktivierung der Audio-Tap-Funktion noch aus.
Folgende Effekt-Typen stehen beim Flashback Guitar Pedal zur Verfügung:
Was soll ich sagen, kann alles und klingt perfekt.
Seit 2017 gibt es auch das Flashback 2 Delay:
Auf dieses rote Stereo-Pedal dürften viele Reverb-Freunde lange gewartet haben: Legendäre TC-Hall-Algorithmen in einem einfachen und kompakten Fußtreter. In der Tat kann man auch bei diesem Pedal aus dem Vollen schöpfen, sowohl was Effektqualität und -quantität, als auch was die Klangerhaltung des Eingangssignals angeht.
Die Potis bieten Zugriff auf Decay, FX Level und Tone. Letzteres arbeitet wie beim Corona-Chorus recht subtil, da es sich ja nur auf den FX-Anteil bezieht. Dadurch kann man den Effekt optimal an Amp und Gitarre anpassen und bestimmen, wie auffällig er im Klangbild ist. Wie beim Flashback kommt als vierter Drehknopf ein Rasterschalter für die 11 Effekt-Typen inklusive TonePrint-Setting zum Einsatz.
Der Mini-Switch kommt diesmal mit zwei Positionen aus und bestimmt, ob das Pre-Delay lang oder kurz sein soll. Pre-Delay ist die Zeit zwischen Direktsignal und einsetzen der Hallfahne, sprich „Short“ entspricht kleineren Räumen, „Long“ größeren. Man kann aber auch unabhängig vom Halleffekt mit einem langen Pre-Delay für einen durchsetzungsfähigeren Sound sorgen. Folgende Reverbtypen stehen zur Verfügung:
Und auch hier gibt es inzwischen die 2. Version:
Kaufenkaufenkaufen! Ich prognostiziere, dass alle anderen, die in Pedale machen, sich ab jetzt warm anziehen müssen. Der mutige Schritt von TC Electronic, abseits vom Analog-Vintage-Handwired-Boutique-Hype ihr eigenes Ding mit neuen Innovationen und vor allem einer äußerst überzeugenden Klangqualität, basierend auf dem beachtlichen Know-how der Dänen, durchzuziehen, wird viele Freunde finden. Mich haben sie jedenfalls komplett überzeugt, und das trotz meiner anfänglichen Skepsis, ob der Markt noch mehr bunte Pedale braucht. TC hat erkannt, dass einfach zu bedienende Kompakt-Pedale ihre Berechtigung haben, und es ist ihnen auf Anhieb gelungen, diese Kategorie auf ein neues Level zu heben.
Digitale Klangerzeugung in Stompboxes so zu integrieren, dass sie auch beim FX-Pedal typischen „Rudel-Auftreten“ nicht nur kompromissbehaftet, sondern uneingeschränkt hervorragend funktionieren und klingen, war lange Zeit eine Herausforderung für die Hersteller. Nun hat TC gezeigt wo der Hammer(head) hängt.
Auch schon Petruccis neuestes TonePrint aufs Pedal gebeamt? Oder keine Ahnung wovon hier die Rede ist? Dann mal schnell weiterlesen …
Die Invasion der TC-Electronic-Reinbeiß-Pedale fing mit dem PolyTune Mini im Januar 2012 an. Die Überlegung, simple Pedale in kleinstmögliche Gehäuse – gerade noch so groß, dass man beim Drauftreten nichts kaputt machen kann – zu packen, ist logisch, und so folgten mit etwas Abstand die One-Knob-Minis Ditto Looper und der Spark Mini Booster.
Als Testboje folgte schließlich Ende 2013 das erste TonePrint-Miniaturpedal, der HOF Mini Reverb, ebenfalls mit nur einem Poti für’s Level – revolutionär! Das zukunftsweisende TonePrint-Konzept mit Pedal-Zugriff per Smartphone oder USB fordert allerdings auch geradezu auf, die zugehörige Pedal-Hardware nur noch als abgespeckten Platzhalter auszuführen. Das spart nicht nur Raum sondern auch Geld für alle Beteiligten und vereinfacht zudem die Bedienung, denn viel zum Falschmachen ist ja (zumindest von außen) nicht mehr übrig.
Bei Sound und Komfort braucht man trotzdem keine Angst vor den Winzlingen zu haben, denn das vollwertige digitale Innenleben garantiert State Of The Art, und dank der einzigartigen Erfahrung von TC auf dem Gebiet der digitalen Verzögerungs-Algorithmen sogar noch deutlich mehr als nur Standard. So beschert uns TC nun endlich vier weitere Platzspar-Versionen beliebter TonePrint-Pedale, allerdings hat man nun doch noch ein paar mehr Potis drangelassen, soviel Platz muss sein. Zusätzlich hat TC auch eine überarbeitete Version des kleinen PolyTune zum Testen mitgeschickt, den PolyTune2 Mini.
Die Pedale, die sich für Gitarre und Bass gleichermaßen eignen, kommen im ca. 9×5×5 cm kleinen Alu-Druckgussgehäuse mit langlebigem Relais-True-Bypass. Außer beim Tuner- und Vibrato-Pedal wird dank „Analog-Dry-Thru“ das analoge Eingangssignal direkt, also verlust- und latenzfrei, zum Ausgang des Pedals weitergeleitet. Dabei wird das digitale Effektsignal per FX-Level dazugeblendet, bzw. beim Vortex Mini Flanger mit einem fest eingestellten Verhältnis von 1:1 zugemischt. D. h., auch bei mehreren dieser digitalen Pedale in Reihe (und so ist es ja gedacht) wird das Instrumentensignal nicht durch die wiederholten AD/DA-Wandlungen verhackstückt, da je nach FX-Level immer mindestens 50% Analoganteil, bei gesundem Geschmack wahrscheinlich deutlich mehr, erhalten bleibt.
Die Ausnahme bildet dabei der Shaker, welcher Prinzip-bedingt das komplette Signal digitalisieren muss, um seinen Vibrato-Effekt zu realisieren. Bei den Digital-Wandlern setzt TC auf überdimensionierte Hardware mit 24Bit und 48kHz Auflösung, wodurch auch der Effektanteil einen neutralen und ungetrübten Klang verzeichnet. Alle Pedale sind für Effekt-Einschleifwege von Instrumenten- bis Line-Pegel geeignet. Den vier TP-Pedalen sind der seitliche Mini-USB Anschluss gemein, welcher für Softwareupdates und den TonePrint-Editor benötigt wird. Im Gegensatz zu den großen Versionen von Delay, Chorus und Flanger sind alle Minis mono ausgeführt, außerdem kann man den True-Bypass nicht optional auf gepufferten Bypass umstellen.
Die „KillDry“ Funktion wurde hingegen aus den großen Versionen gerettet, ist jetzt aber nicht mehr als Dip-Schalter sondern im TonePrint-Editor zu finden. Auf ein Batterie-Fach muss man verständlicherweise bei allen Minis verzichten. Bezüglich digitalen Processings und Klang stehen die Pedale ihren großen Pendants erfreulicher Weise in nichts nach.
Das orange Shaker Mini Vibrato bietet einen klassischen Tonhöhen-Modulations-Effekt. Mit dem Speed-Poti wird die Geschwindigkeit des LFOs bestimmt, mit Depth die Intensität. Der Ramp-Regler bestimmt, ob das Vibrato bei Aktivierung abrupt oder sanft auf volle Touren kommt (wie bei einem Leslie-Kabinett), allerdings bricht das Signal beim Ein- und Ausschalten leider für den Bruchteil einer Sekunde ein, sodass z. B. das Aktivieren in einem stehenden Akkord keine audiophile Idee ist.
Das Pedal bietet genauso wie der große Bruder „Eiern“ in allen Facetten. Dabei reicht die Spanne der verfügbaren TonePrints (von Dan Huff, Joe Perry und Co.) von leicht schwebenden, akkorddienlichen Sounds über schnellere, höhenreiche Mellotron-Klänge und von smoothen Leslie-Simulationen über Vibe-Anleihen bis zu seekrankem Gejaule. Dabei klingt das Pedal ausgesprochen warm und edel, anders als man es einem Mini-Digital-Effekt zutrauen würde. Beim Vortex Mini Flanger handelt es sich um eine ganze Flanger-Sammlung in einem Pedal.
Speed und Depth arbeiten wie gehabt, Feedback stellt die Intensität der Rückkopplung des Flange-Delays ein. In der Mittelstellung wird kein Feedback verursacht, was einen klassischen 60s Flanger (Beatles, Hendrix …) bewirkt. Im Regelbereich rechts der Mittelposition bekommt man positives Feedback (auch mal schön), womit es in Richtung metallischer Jet-Flanger à la EVH und Dire Straits geht. Negatives Feedback entsteht beim Drehen in die linke Hälfte, was bei diesem Pedal einen dezenteren, weicheren Flange ergibt. Landen alle Potis weit rechts wird man stark an Pink Floyds ‚Welcome To The Machine‘-Synthi-Klänge erinnert.
Die TonePrints decken von den Flanger-Pionieren der 60er und 70er über Police bis Metallica alles ab, was mit diesem Effekt in Verbindung gebracht werden kann. Der grüne Corona Mini Chorus bietet zwei verschiedene Chorus-Typen: Im normalen Modus wird das legendäre TC-Electronic-SCF-Analog-Pedal simuliert. Zudem bietet Corona einen Tri-Chorus-Mode, bei welchem drei einzelne Chorus-Instanzen gegeneinander arbeiten und für einen noch breiteren Teppich sorgen. Das klangliche Spektrum reicht von schimmernd bis wirbelnd, von weich bis metallisch und von trocken bis wabernd – die TonePrint-Spielwiese lädt auch hier zum Austoben ein.
Nun zum teuersten, schwersten und mit Abstand flexibelsten Pedal der Serie, dem Flashback Mini Delay: Dieses blaue Wunder ist auf den ersten Blick ein einfaches Echo mit 20 ms bis 7 s Delay. Eine erste nützliche Besonderheit unter der Haube ist die Audio-Tap Funktion, bei welcher per Audiosignal die Delay-Zeit eingestellt werden kann. Dafür muss man auf dem Instrument die gewünschte Verzögerung mit kurzen Noten anschlagen solange der Fußschalter gedrückt wird, wobei der Ausgang des Pedals stummgeschaltet wird.
Das TC Electronic Flashback gibt es natürlich auch für deinen E-Bass:
Per TonePrint stehen inzwischen weit über 100 Presets von Hinz und Kunz mit unterschiedlichsten Delay-Typen bereit, wie z. B. 2290, Analog, Tape, Lofi, Dynamic, Modulation, Ping-Pong, Slap, Reverse. Hochinteressant sind hier auch die TC-eigenen TPs mit Simulationen alter Schätzchen wie dem Roland SpaceEcho, Dynacord Echocord oder einem Echoplex. Zudem stehen Effekte wie Chorus, Flanger und Ring Modulator bereit. Auch wenn diese vereinzelten, „Delay-fernen“ Effekte die drei zuerst besprochenen Pedale nicht ersetzen können, so ist es doch erstaunlich, was man beim Flashback Mini für einen Straßenpreis von € 120 geboten bekommt. Lediglich die Looper-Option des großen Bruders könnte vermisst werden. Zu guter Letzt hätten wir noch den PolyTune2 Mini, welcher im Vergleich zum Vorreiterpedal der Mini-Serie mit zwei guten Neuerungen aufwartet: Die LEDs sind nun extrem hell, sodass man sogar mit Sonnenbrille mittags in der Wüste für gute Stimmung sorgen kann.
Ein Umgebungslicht-Sensor sorgt dafür, dass man sich dafür im Dunkeln nicht die Netzhaut weglasert. Zudem besitzt das auch in Schwarz erhältliche Gerät jetzt einen Strobe-Mode mit höchster Genauigkeit von +/− 0,1 Cent (tausendstel Halbton!). Dabei wird das „kleine“ oder besser gesagt begrenzte Display (welches immerhin die Hälfte der Pedaloberseite einnimmt) virtuell vergrößert, indem sich die Segmente in der Anzeige je nach Stimmung vor- oder zurück bewegen, und bei Näherung des Zieltons langsamer werden („Tuning Magnet“).
Alternativ gibt es natürlich die preisgekrönte TC-Erfindung, das Strum-Tuning, bei welchem man alle Saiten gleichzeitig anschlägt und im Display die Stimmung aller Saiten angezeigt wird. Ultra-genau ist diese Stimm-Option immer noch nicht, für den schnellen Live-Einsatz allerdings eine echte Waffe. Weitere Features sind sämtliche Flat-, Drop-D- und Kapodaster-Tunings (für den Strum-TuningMode) und Total-Recall. Da auch dieser fast perfekte Tuner nur per Stromkabel betrieben werden kann, lohnt es sich nicht, über ein fehlendes Mikrofon für den kabellosen Einsatz zu meckern, PT2 Mini ist und bleibt für das Pedalboard konzipiert.
Klanglich gibt’s bei den kleinen Neulingen wenig Neues zu berichten, denn sie klingen bis auf die Mono-Beschränkung exakt so wie die großen, schon vor ein paar Jahren für super befundenen Pedale. Seit dieser Zeit sind allerdings jede Menge TonePrint-Presets zahlloser Gitarren- und Bass-Heros dazugekommen, was dem User immer mehr Effekt-Highlights beschert. So muss man besonders diesen klangstarken Pedalen der Mini-Serie viel Bang for the Buck attestieren. Und der Tuner ist auch gut.
Kein Effektgerät, sondern ein praktisches Tool fürs Recording: Der Electronic Level Pilot
Ebenfalls praktisch: Das Polyphone Stimmgerät TC Electronic Polytune Clip
Autor: Thomas Berg