Oftmals ist der Erfolg eines Gitarrenbauers eng mit dem Namen eines bekannten Kunden verknüpft. Im Fall von John Suhr ist es Mark Knopfler, der Pensa-Suhr-Gitarren populär machte.
In dem Video spielt Knopfler den Dire-Straits-Hit “Sultans Of Swing” mit seiner Suhr-Pensa-Gitarre:
John Suhr stammt aus New Jersey und begann schon früh, eigene Gitarren zu bauen. Anfang der 1980er Jahre bekam er einen Job als Gitarren-Techniker bei Rudy’s Music Shop in New Yorks legendärer 48th Street. In diesem Laden gab es eine Werkstatt, bei der viele Gitarristen ihre Instrumente überholen, modifizieren und tunen ließen.
Schon bald entstand die Idee, den Kunden auf Maß geschneiderte Instrumente anzufertigen: Unterm Dach entstand schnell eine Werkstatt, in der man nicht nur Instrumente zusammenschrauben, sondern von Grund auf neu aufbauen konnte. Dieses Kind musste einen Namen haben, und man taufte es einfach auf die beiden Nachnamen des Geschäftsinhabers, Rudy Pensa, und seines Gitarrenbauers, eben John Suhr.
Dire-Straits-Gitarrist Mark Knopfler war damals Stammkunde bei Rudy’s und holte nicht nur dessen Verkäufer als Rhythmus-Gitarrist in seine Band, sondern ließ sich auch Gitarren auf Maß anfertigen, eben die berühmten Pensa-Suhr-Modelle in Strat-Form, mit eingeleimtem Hals, drei EMG-Pickups und wunderschön gemaserter, gewölbter Ahorndecke.
Zu den Pensa-Suhr-Kunden zählten damals aber nicht nur der Dire-Straits-Gitarrist, sondern auch Eric Clapton, Peter Frampton, Lou Reed, Steve Stevens, Reb Beach, Little Steven, Eddie Matinez etc. … man könnte die Liste ewig fortsetzen.
Kann eine Suhr E-Gitarre mit einem Fender-Modell mithalten? Marty Music macht auf Youtube den Vergleich:
1991 hatte John genug vom Gitarrenbau: Er siedelte nach Californien um und entwickelte zusammen mit Rack-Spezialist Bob Bradshaw den Custom Audio Electronics 3+ Tube Preamp und das Topteil OD100. Diese Zusammenarbeit währte nur vier Jahre, und er wurde wieder im Gitarrenbau tätig, diesmal im Fender Custom Shop als Senior Master Builder.
1997 gründete er mit Steve Smith seine Firma JS Technologies Inc., in der sich zu den Suhr-Gitarren und -Bässen nach und nach auch Pickups, Amps und Effektgeräte gesellten.
Seit 1997 nun führt er seine erste eigene Firma, die im Süden von Los Angeles beheimatet ist, und produziert unter dem Label Suhr eigene Instrumente, in die er die Erfahrung seiner 20-jährigen Karriere einfließen lässt.
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Suhr Guitars bietet heute seinen Kunden eine Art Custom Shop, spezialisiert auf Instrumente in der Fender-Tradition, kombiniert mit seinen eigenen Ideen. Aus verschiedenen Hals- und Korpusformen können Instrumente zusammengestellt werden. Alle Holzteile werden in seiner Werkstatt mit Hilfe von CNC-Fräsen gefertigt. Auf der Website www.suhr.com bekommt man zudem ein guten Überblick über das Suhr-Programm.
Einen Einblick in die Gitarren- und Bass-Produktion bei Suhr liefert nachfolgendes Video:
https://www.youtube.com/watch?v=yNAhD7zggYw
Zum Testen haben wir das E-Gitarren-Modell Classic T ausgewählt, was sehr schön viele spezielle Features des Gitarrenbauers Suhr aufzeigt.
Das Modell Classic T basiert, wie der Name schon andeutet, auf dem Urmodell der E-Gitarre, der Fender Telecaster, die John Suhr mit seinen Modifikationen versehen hat. Der Korpus ist aus einem Stück Sumpfesche gefertigt, der einteilige Hals aus Ahorn (mit einem Pau-Ferro-Skunk-Stripe) ist natürlich aufgeschraubt.
Die Korpuskanten sind abgerundet, die Armauflage auf der Vorderseite und die rückseitige „Bauchausfräsung“ sind von der Strat abgeguckt, außerdem ist der Halsblock abgeschrägt; so sind die oberen Lagen bis zum um einen Bund verlängerten Griffbrettende (22 Dunlop-Bünde) optimal erreichbar. Suhr verwendet traditionelle Stahlstäbe, die nur in eine Richtung justierbar sind. Die Kopfplatte hat eine eigene Form, natürlich aber sind die sechs Mechaniken in einer Reihe arrangiert, um einen geraden Saitenzug zu gewährleisten. Um auf Saitenniederhalter verzichten zu können, werden von Gotoh gefertigte gestaggerte Kluson-Mechaniken montiert. Der Hals ist matt lackiert, die Dunlop-Bünde sind überarbeitet, an den Kanten gerundet und die Oberfläche poliert, so dass sich ein unglaublich gutes Spielgefühl ergibt.
Das Griffbrett ist in den tiefen Lagen stärker gewölbt als in den hohen Lagen; dieser so genannte „compound radius“ ist sehr aufwändig zu fertigen und führt zu einer enorm guten Bespielbarkeit und zu einer besseren Saitenlage in den oberen Lagen. Vintage-Tele-Spieler kennen das Problem, dass man die Saiten nicht richtig flach einstellen kann, weil der Radius zu klein ist (das Griffbrett ist zu stark gewölbt) und die Saiten beim Ziehen schnell auf den Bünden aufliegen. John Suhr bietet verschiedene Versionen des Compound Radius an, hier sind es 9″-Radius am Sattel und 12″ am Griffbrettende. Alle John-Suhr-Gitarren kommen mit dem Buzzy-Feiten-Tuning.
Beim Feiten-Tuning – das auf dem System von Klavierstimmern basiert, die sich einen Referenzton in mittlerer Lage suchen und von da aus das Instrument in sich stimmen (die höheren Töne etwas „sharp“, die tieferen etwas „flat“) – wird der Sattel leicht in Richtung erster Bund versetzt, die Oktavreinheit wird etwas modifiziert und das Instrument auch in der Grundstimmung etwas verändert; wie oben beschrieben, die Bässe etwas tiefer, die hohen Lagen etwas höher. Zum Stimmen verwendet man entweder einen kalibrierbaren Tuner (z. B. Korg MT-1200) oder aber stimmt alle „E“-Töne der Gitarre (ausgehend von der hohen E-Saite) aufeinander.
Dem Instrument liegt übrigens ein Tuning Manual bei, das all diese Einstellungen erklärt und auch noch weitere praktische Hilfen gibt, wenn man auf andere Stimmgeräte zurückgreifen will. Auch der Steg ist der klassischen Tele nachempfunden, hier kommt ein „Wilkinson by Gotoh”-Modell zum Einsatz, mit drei Saiten-Reitern aus Messing. Im Gegensatz zu den Originalen sind hier die Gewinde für die Halteschrauben schrägt gebohrt, so dass die Oktavreinheit weitaus besser zu justieren ist als bei parallel stehenden Böckchen. Zusätzlich werden die Böckchen von oben mit einer Schraube fixiert, damit sich die Oktavreinheit nicht durch Vibrationen verstellen kann (besonders sinnvoll fürs Buzzy Feiten Tuning).
Natürlich sind die Saiten, werksseitig .010er Elixir-Typen, durch den Korpus geführt. John Suhr fertigt seine eigenen Pickups, hier sind ein Broadcaster am Steg (7,74 kOhm) und ein P-90 (6,84 kOhm) in der Halsposition montiert. Geregelt wird über ein Volumen- und ein Ton-Poti sowie über einen Dreiwegschalter. Das Innenleben ist mit Abschirmlack ausgepinselt und mit der Masse verbunden, die Gitarre ist für Singlecoils erstaunlich nebengeräuschsarm.
Suhr verwendet übrigens eine interessante Variante für das Volumen-Poti: Es ist eine Kombination aus Kondensator und Widerstand zwischen Einund Ausgang gelötet, so dass beim Zurückdrehen zwar die Höhen erhalten bleiben, gleichzeitig aber auch wieder ein bisschen gedämpft werden. Das praktische Ergebnis: Beim Runterdrehen des Volumen-Reglers bleibt der Klang nahezu unverändert, wird nicht zu scharf und auch nicht muffig, sondern einfach nur klasse. Ein kleiner, aber feiner Trick. Die Classic T ist in klassischem butterscotch lackiert, hat verchromte Metallteile und ein schwarzes Schlagbrett aus Bakalite, eine optische Hommage an das 52er Original.
Umhängen, einstöpseln, spielen und wohlfühlen: So einfach geht das mit dieser Gitarre. Man hat das Gefühl, dass das Instrument schon eingespielt und eingeschwungen ist. Die Gitarre vibriert ungemein, hat einen tollen Grundklang mit viel Twang, aber auch schönem, langen Sustain, sehr dynamischen Obertönen und einer unglaublichen Ausgewogenheit. Perfekt ist die Einstellung und auch die Bearbeitung der Bünde, komplettiert durch den Compound Radius, der eine Super-Saitenlage auch in den hohen Lagen möglich macht.
In dem Session Video hörst du den Klang der Classic T:
Der Steg-Pickup ist typisch Tele, also brillant, aber kraftvoll und scharf, allerdings ohne zu beißen. Der P-90 am Hals hat mehr Wärme und deutlich mehr Mitten als ein Tele-Hals-Pickup, passt aber erstaunlich gut zum Steg-Pickup. Viele Country-Musiker schwören ja auf einen P-90 oder einen Mini-Humbucker in der Halsposition, und ich weiß jetzt auch warum: Weil es toll klingt und dieses an sich puristisch einfache Gitarrenmodell vielseitiger macht. Denn auch die Kombination von Steg- und Hals-Pickup ist erstaunlich glockig. Wunderbar!
Die Gitarre intoniert zudem sehr sauber, und auch wenn man sie ohne speziellen Tuner in Stimmung bringt, ist sie in sich äußerst ausgewogen.
Buzzy Feiten bietet mittlerweile verschiedene Variationen seines Tuning-Systems, und ich habe das Gefühl, hier haben wir es mit einer neueren, etwas abgemilderten Variation zu tun, die mit weniger „Verstimmung“ auskommt. Ist aber logisch, denn gerade Tele-Spieler arbeiten viel mit Kombinationen von gegriffenen Tönen und Leersaiten, während das klassische Feiten-Tuning eigentlich für so genannte „Jazz-Akkorde“ in den mittleren Lagen konzipiert ist. Wir werden mal weiterforschen!
Man merkt es diesem Instrument an: John Suhr hat sein Gitarrenbauer-Leben lang Instrumente für aktive Musiker angefertigt. Er weiß, was Gitarristen wünschen, was sie brauchen und wie man das Handwerkszeug optimal einstellt. Die Suhr Classic T ist ein komplettes Instrument für einen wirklich akzeptablen Preis.
Autor: Dieter Roesberg
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