Vor über 40 Jahren spielte ein junger Gitarrist namens Seymour Duncan eine Zeit lang in Londoner Bars und Clubs den Blues. Tagsüber gab er Seminare über Gitarren-Service im Fender Sound House von Arbiter in der Tottenham Court Road.
Hier machte Seymour Duncan die Bekanntschaft mit Jeff Beck, der gerade seine Lieblings-Les-Paul von einem Pickup-Tausch zurückbekommen hatte und mit den neuen Pickups überhaupt nicht zufrieden war. Er fragte Seymour um Rat. Der reparierte kurzerhand die neuen Tonabnehmer – und beide freundeten sich an.
Seymour Duncan baute daraufhin eine Gitarre für Jeff Beck, die er ihm beim nächsten Treffen überreichte – eine Telecaster mit zwei Humbuckern, die legendäre Tele-Gib. Beide Pickups waren von Duncan neu gewickelte Gibson PAF-Typen aus einer Flying V, die dem amerikanischen Blues-Gitarristen Lonnie Mack gehörte.
Die Tele-Gib wurde zum 35-jährigen Jubiläum für Liebhaber und Sammler neu aufgelegt. Hier äußert sich Seymour Duncan himself dazu:
Der Steg-Pickup der Tele-Gib erhielt den Spitznamen JB. Der Hals-Pickup wurde JM getauft – nach dem Rennfahrer John Milner aus dem Film American Graffiti. Später wurde daraus der Name Jazz Model, der sich bis heute gehalten hat. Jeff Beck spielte die Tele-Gib auf seinem Erstling ,Blow by Blow‘. Der Gitarren-Sound war sofort in aller Munde – und damit auch der JB-Pickup.
Besonders in England kümmerten sich viele Top-Gitarristen um diesen neuen Pickup, der zwar einen hohen Output hatte (16,4 kOhm), dabei aber weder undifferenziert oder gar dumpf klang.
Als Seymour Duncan ein Jahr später in die USA zurückkam, war ihm bereits der Ruf eines sehr guten Pickup-Designers vorausgeeilt, und der Werdegang des JB vom ältesten Pickup dieses Herstellers bis zu seinem erfolgreichsten hatte schon längst begonnen. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau Cathy Carter Duncan gründete Seymour Ende der 1970er Jahre die Firma Seymour Duncan.
Hier erhältst Du einen exklusiven Einblick in die Produktionsstätte in Santa Barbara – die dreiteilige Factory-Tour:
In den vergangenen 40 Jahren hat Seymour Duncan über 100 verschiedene Tonabnehmer auf den Markt gebracht. Die Pickup-Range ist auf E-Gitarren-Pickups fokussiert, schließt jedoch auch Rüstzeug für Precision und Jazz Bass ein. Besonders beliebt sind Duncans Humbucker, die auch in Single-Coil-Form erhältlich sind, bei Musikern härterer Genres. Einige der Tonabnehmer haben längst Kultstatus erreicht.
Seymour-Duncan-Jeff-Beck-Pickups sind lupenreine Humbucker mit je zwei nebeneinander angeordneten Spulen, deren gegenphasig serielle Verdrahtung Brummgeräusche eliminieren soll. Um auch Strat- und Tele-Spieler in den Genuss von JB-Pickups kommen zu lassen, hat Seymour Duncan vor einiger Zeit den JB Junior entwickelt, der wie der SSL-1 in einer für Singlecoils vorgesehenen Standard-Schlagplatte Platz findet. Hierzu sind Spulen erforderlich, die nur halb so breit sind wie die konventioneller Humbucker.
Seymour Duncans Jeff-Beck-Humbucker ist der (bislang) erfolgreichste Replacement-Pickup aller Zeiten. Anlässlich seines Firmenjubiläums legte Seymour Duncan 2004 seine allerersten, erfolgreichsten und immer noch von ihm favorisierten Tonabnehmer erneut auf, wenn auch nur in limitierter Stückzahl.
Zwar werden die aktuellen Jazz- (SH-2N) und JB-Humbucker (SH-4 JB) immer noch genauso gewickelt wie Mitte der 70er, über die Jahre wurden jedoch aufgrund veränderter Kundenansprüche Updates in Form kürzerer Montagewinkel (short legs), vieradriger Anschlüsse und Spulen aus Polycarbonat vorgenommen, die der Hitze des Wachsbades besser standhalten.
Bei den Commemorative Jazz- und JB-Humbuckern ist man konsequent zu den allerersten Pickups der Duncan-Serienproduktion zurückgekehrt und hat sie mit einadrigem Kabel, traditionellem Abschirmgeflecht, Butyrate-Spulen und langbeinigen Grundplatten ausgestattet. Letztere tragen das Jubiläums-Emblem „Seymour Duncan – 35 Years – Est. 1976“.
Wie gewohnt lassen die Tonabnehmer Präzision und hohen Verarbeitungsstandard erkennen, ein Textilband schützt die im Vakuumverfahren gewachsten Wicklungen. Das Jazz Modell (7,38 kOhm) besitzt dank seines klaren, artikulierten Tons unter Hals-Humbuckern Referenzstatus. Zu seinen Stärken zählen auch warme, wunderbar bluesige Klänge, die sich durch straffe, prägnante Bässe, samtweiche Mitten, seidige Höhen und schimmernde Obertöne auszeichnen.
Dank exzellenter Dynamik lässt sich jeder Ton allein durch variables Spiel formen. Der JB tönt mit seinen 17,05 kOhm kraftvoll, ausgewogen, transparent, klar und obertonreich und zeigt ebenfalls beste Dynamikeigenschaften, die ihm extreme klangliche Flexibilität verleihen. So hält er im Clean-Betrieb allein durch variierende Anschlagsintensität gleichermaßen brillante, glasklare wie butterweich singende Sounds bereit.
Bei High Gain unterstützt er das Sustain der Gitarre, kann bissig und aggressiv schreien und in den Bässen druckvoll aber definiert punchen ohne an Vitalität und Transparenz zu verlieren.
Der prägnante JB-Sound wird hier von Keith Merrow präsentiert:
Bei den Pearly Gates handelt es sich beinahe schon um ein Signature-Modell, denn ihren Namen verdanken sie der Vorgabe, Billy Gibbons legendäre Boogie-Riffs möglichst authentisch nachzubilden. Und da zählt vor allem die Fähigkeit, lang gezogene Noten in Obertöne umkippen lassen. Und das tun diese Pickups auch – in jeder Lage und bei jeder Lautstärke.
Duncans unermüdlicher Forscherdrang musste ihn irgendwann zwangsläufig mit Seth Lover, dem Urvater des PAF, zusammenbringen. Der genoss bereits seine Rente und hatte kaum Probleme dem „jungen Wilden“ seine ursprünglichen Geheimnisse zu verraten.
Bei den Pearly Gates sollte alles wieder genauso wiederholt werden wie damals 1955, als Lover seinen ersten SH-55 zusammenschraubte. Das Ergebnis ist eine überraschend glasige, obertonreiche PAF-Variante.
Den klaren Sound der Pearly Gates präsentiert der Hersteller in diesem Video:
Pearly Gates oder originale Gibson PAF? Hier geht’s zum großen PAF-Humbucker-Vergleichstest.
Unbestritten gelten Duncans Antiquities optisch und klanglich zu den bisherigen Gewinnertypen, wenn es darum ging, einen ultimativen Vintage-PAF-Klon zu ermitteln. Sie werden bereits mit schwarzen Rähmchen und geagten Kappen geliefert, die absolut authentisch aussehen. Geschmackvolle Retroverpackung ebenso inbegriffen. Wirklich gelungen. Auch die Zutaten stimmen in jedem Detail: Alnico-II-Magneten, Nickel/Silber-Kappen, 7,7 kOhm am Hals und 8,75 kOhm am Bridge-Pickup. Natürlich hat diese Vintage-Akribie auch ihren Preis.
Die Bass-Tonabnehmer von Seymour Duncan erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit. Die Quarter-Pound-P-Bass-Reihe für Precision Bässe liefert einen fetten und punchigen Output, den auch Steve Harris zu schätzen weiß. Die Music Man Pickups klingen auch auf Fünfsaitern cremig und voll und ein Apollo Jazz Set liefert klare und feedbackarme Klänge.
Die Jazz Bass Pickups vervollständigen das Angebot des Shops und ermöglichen einen Sound mit massivem Attack, wie hier zu hören ist:
Seymour Duncan ist schon lang kein bloßer Hersteller für Tonabnehmer mehr. Sein Sortiment an Effektpedalen wächst stetig und umfasst Delays, Chorus Pedale, Kompressoren und natürlich Booster sowie Overdrive- und Distortion-Pedale.
Besonders beliebt ist das Palladium Gain Stage Distortion Pedal, das vor allem Metal- und Djent-Fans auf ihre Kosten kommen lässt.
Hier sind einige Klangbeispiele des Palladium Gain Stage versammelt, die eindeutig für sich selbst sprechen:
Eine Review des Gain-Monsters gibt es hier!
Spätestens seit dem Erscheinen des Dimebuckers, einem extra für den Pantera-Gitarristen Dimebag Darrell angefertigten Humbucker, genießt Seymour Duncan einen ausgezeichneten Ruf in der Metal-Szene und produziert unzählige auf den Metal-Sound abgestimmte Pickups wie den Klassiker SH-6, den Nazgul oder den Black Winter.
Hier werden einige der einschlägigen Glanzlichter vorgestellt:
Die Tonabnehmer der Pickup-Legende Seymour Duncan werden quer durch die Musikerwelt genutzt. Die bekanntesten Nutzer und Liebhaber sind oder waren:
Noch mehr Informationen zum Sortiment und der Geschichte des Unternehmens findest Du auf der Homepage von Seymour Duncan!