Rory Gallagher

Die Expressivität des irischen Sängers und Gitarristen Rory Gallagher (1948 – 1995) ist bis heute einzigartig. Zunächst bei Taste, dann mit seiner eigenen Band, mixte der erdverbundene Star mit der verwaschenen Jeans-Jacke in den 70er Jahren Blues, Irish Folk und Rock zu einem ganz eigenen Cocktail. Erfahre mehr über den Stil von Rory Gallagher!

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Rory Gallagher Biografie

Der Stil von Rory Gallagher

Das Equipment von Rory Gallagher

Die Spieltechnik von Rory Gallagher

Rory Gallagher Diskografie

Rory Gallagher Biografie

Rory Gallagher erblickte am 2. März 1948 im Rock-Hospital in Ballyshannon, Irland, das Licht der Welt. Mit 8 Jahren zogen er und seine Familie nach Cork. Sein Vater Daniel war selbst Musiker und besorgte dem späteren Rock-Star seine erste Akustik-Gitarre. Rory begleitete damit seine Mutter Mona, die gerne traurige Irish-Blues-Balladen sang.

Mit 12 Jahren kam er mit Blues und Rock & Roll in Berührung, und Rory lernte Songs von Elvis Presley, B.B. King, Buddy Holly, Chuck Berry, Muddy Waters und Gene Vincent. Kurze Zeit später trat er  der Fontana Showband bei. Mit einigen Mitglieden gründete er die Impact Showband, mit der er im Vorprogramm von The Animals, den Kinks und The Who spielte.

Ende der 1960er Jahre gründete Rory seine erste eigene Band „Taste“. 1971 startete Rory Gallagher seine Solo-Karriere und mutierte zum ersten Rock-Star Irlands. Der Durchbruch in den USA blieb ihm jedoch verwehrt – dennoch lehnte er ein Angebot der Rolling Stones ab.

Legendär: Rory Gallagher im WDR Rockpalast

https://www.youtube.com/watch?v=mNMOtuetiks

Anfang 1995 erkrankte Gallagher an einem Leber-Schaden, der die Folge von jahrelanger unkontrollierter Tabletten-Einnahmen war. Nach einer Lebertransplantation verstarb der Gitarrist durch eine Lungenentzündung am 14. Juni 1995.

Mehr über sein Leben und seine Musik erfährst du in dem Gitarre & Bass Artikel Die Strat und das Leben von Rory Gallagher.

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Der Stil von Rory Gallagher

Gallaghers Stil besaß immer Ecken und Kanten, gleichzeitig agierte er auf einem hohen spieltechnischen Niveau. Der Live-Mitschnitt ,Irish Tour‘ von 1974 zeigt, wie intensiv Rory auf der Bühne zur Sache ging:

Seine Band, bestehend aus Gerry McAvoy (b), Rod de’Ath (dr) und Lou Martin (kb), unterstützten den Leader nach allen Regeln der Handwerkskunst.

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Das Equipment von Rory Gallagher

Der Blues und Rock Musiker ist für seine 1961er Fender Stratocaster: die Sunburst-Lackierung des Bodys war so runtergespielt und abgescheuert, dass das blanke Holz zu sehen war. Das Instrument war mit einem Satz .010er-Saiten bestückt.

Rory hatte bei der Gitarre den Vibrato-Hebel entfernt und den Vibrato-Block (wie es z. B. auch Eric Clapton tat) festgesetzt.

Rory Gallagher
Rory Gallagher mit seiner favorisierten Gitarre (Bild: Archiv, BobHhewitt, Guido Karp, Lj Eifel)

In den 70ern benutzte der Musiker die gängigen Röhren-Amps, z. B. einen Fender Twin Reverb, hauptsächlich aber einen Vox AC30, den er zusammen mit einem Rangemaster-Treble-Booster betrieb.

Rory experimentierte zu jener Zeit auch mit anderen Verstärkern, u. a. des deutschen Herstellers „Stramp“ – eine Abkürzung von „Strüven-Amplifiers“; Verstärker von Peter Strüven (1941 – 2000) setzte auch Mountain-Gitarrist Leslie West ein. Effekte wie Phaser, Flanger und Chorus benutze Rory für seine legendäre Musik immer nur sehr sporadisch.

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Die Spieltechnik von Rory Gallagher

Auf ,Irish Tour‘ ist sein Sound insgesamt sehr straight. Zwei Ausschnitte aus diesem Meilenstein-Live-Album zeigen, dass Gallagher einen großen Teil seines Sounds mit den Fingern erzeugte:

Berühmt ist er für seine Pinch-Harmonics, Obertöne, die entstehen durch den kombinierten und gleichzeitigen Anschlag der Saite mit Plektrum, Daumennagel und Zeigefinger(nagel). Die Intensität und Deutlichkeit des so entstehenden dünn-hohlen, von vielen auch als glockenartig empfundenen Klanges ist abhängig von der Anschlagsposition.

Auch mit der Greifhand modulierte Rory seine Töne, und natürlich legte auch er, wie eigentlich alle großen (E-)Gitarristen des Blues, Wert auf ein ausgeprägtes Finger-Vibrato. Spieltechnisch gesehen ist dies eigentlich kein schwieriger Vorgang: Die gegriffene Saite wird angeschlagen, und dann mit dem Finger relativ schnell vertikal hin und her bewegt bzw. gezogen.

Auch Slash zeigt sich von Rorys Technik begeistert: 

https://www.youtube.com/watch?v=TzsI4hyscB4

Es entsteht ein Klang, der dem Vibrato einer menschlichen Stimme ähnelt. Das Tonintervall kann variieren; viele Gitarristen vibrieren um einen Halbton herum, bei extremen Vibrati (auf dünnen Saiten) kann der Abstand auch mal eine kleine Terz (= drei Halbtöne) betragen.

Fingerpicking

Rory hat sich auf elektrischen wie akustischen Gitarren nie nur auf den Anschlag ausschließlich mit dem Plektrum beschränkt. Von dem Folkgitarristen Doc Watson hat er die Technik übernommen, Plektrumspiel mit Fingerpicking (vgl. Beispiel 1, Takte 17–20, Beispiel 2, Takte 1–5) zu kombinieren. Dabei übernimmt das Plektrum die beim traditionellen Fingerpicking dem Daumen zugedachte Aufgabe, die Bass-Stimme zu spielen.

Die höheren Stimmen werden vom Mittel- bzw. Ringfinger, und in seltenen Fällen auch vom kleinen Finger gezupft. Diese Technik bietet zwei Vorteile: Durch den Anschlag der Bass-Stimme mit dem Plektrum hat diese mehr Power und setzt sich klanglich deutlicher von den Oberstimmen ab. Außerdem lassen sich ausschließlich mit dem Plektrum gespielte Singlenote-Passagen nahtlos mit polyphonen Picking-Parts kombinieren.

Legatotechniken

Diese benutzt Rory, um auch schnelle, rhythmisch komplexe Licks flüssig zu phrasieren. Bei beiden Notenbeispielen sind seine Strategien auf ihre hohe musikalische Effizienz hin zu prüfen und nachzuvollziehen.

Pinch Harmonics

Rory ist, wie ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons, für seine an die Sounds einer Maultrommel erinnernden obertonreichen Noten bekannt geworden. „Pinch Harmonics“, so der englische Ausdruck, werden durch den gleichzeitigen Anschlag der Saite mit dem Plektrum und dem Fingernagel des Mittelfingers erzeugt. Die so entstehenden Obertöne variieren gewaltig, abhängig erstens von der gegriffenen Note, und zweitens von der Anschlagsposition. Experimente lohnen sich garantiert!

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Text: Arnd Müller

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Rory Gallagher Diskografie

Studioalben

  • 1971 – Rory Gallagher
  • 1971 – Deuce
  • 1973 – Blueprint
  • 1973 – Tattoo
  • 1975 – Against the Grain
  • 1976 – Calling Card
  • 1978 – Photo Finish
  • 1979 – Top Priority
  • 1982 – Jinx
  • 1987 – Defender
  • 1990 – Fresh Evidence

Live-Alben

  • 1972 – Live! In Europe
  • 1974 – Irish Tour ’74
  • 1980 – Stage Struck