Eigentlich lässt sich für einen Außenstehenden kaum erklären, weshalb die größte Rock-Band der Gegenwart, die Rolling Stones, im Frühstadium ihrer Karriere trotz schon damals unbestrittener Millionenumsätze so häufig in finanzielle Nöte geriet…
… Aber da waren eben ihr ausschweifender Lebensstil mit wilden Orgien und massenhaft Drogen, die englischen Steuerbehörden, dazu windige Manager und dubiose Vermögensverwalter. Und mehr als nur einmal standen Jagger/Richards & Co. in den Siebzigern unmittelbar vor der Privatinsolvenz.
Insofern passt der die Höhen und Tiefen des Lebens kennende Gitarrist Ron Wood natürlich perfekt zu dieser chaotischen Familie: Er kam 1975 in die Band, und wurde nach dem 1969 verstorbenen Ur-Mitglied Brian Jones und dessen 1974 ausgestiegenen Nachfolger Mick Taylor zu einer echten Konstante auf dem zweiten Gitarrenposten der Band.
Auch Ronnie Wood, der 1947 in Hillingdon, Middlesex in England als Kind einer Roma-Familie geboren wurde und in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, ist offenbar nie wirklich reich geworden, sondern musste häufig genug Nebenjobs annehmen, um sich seine – nicht einmal übertrieben luxuriöse – Lebenshaltung leisten zu können.
Lässt sich damit die Existenz von (mittlerweile) acht Soloalben erklären? Wohl nur teilweise, denn in erster Linie nutzt Wood seine eigenen Werke als weitere Vehikel seiner vielfältigen Kreativität. Das neueste Werk heißt ,I Feel Like Playing‘, wurde 2010 veröffentlicht und entpuppte sich als prima Scheibe an der Schnittstelle zwischen Rock und Soul, zwischen Blues und Reggae.
Ron Woods Album ,I Feel Like Playing‘ sieht den Stones-Gitarristen im Kreis guter Freunde. Und davon gibt es viele, denn der Brite ist ein überaus sympathischer und großzügiger Zeitgenosse. Er gilt als Teamplayer ohne überzogenen Führungsanspruch, der sich stets den Gegebenheiten anpasst und zumindest bei den Stones genau das macht, was seine Kollegen von ihm erwarten.
Die beiden Stones-Gitarristen beim Jammen:
Deshalb haben die Herren Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts trotz Woods jahrzehntelanger Alkohol- und Drogensucht stets an ihm festgehalten. Allerdings: In den letzten Jahren scheint die Geduld der Stones-Macher mit ihrem trinkfreudigen Band-Kollegen auf einige harte Proben gestellt worden zu sein, sodass Jagger mehr als einmal öffentlich zur Enthaltsamkeit mahnte und im vergangenen Frühling sogar mit dem Rausschmiss drohte.
Ein deutlicher Hinweis, den Wood verstanden zu haben scheint, denn seit Frühjahr 2010 ist er nach seiner sechsten oder siebten Entziehungskur trocken. Eine erfreuliche Entwicklung, die allerdings für Journalisten einige kleine Tücken mit sich bringt: Traf man Ron Wood früher bei Interviews zumeist in einer Bier/Whisky-seligen Stimmung an und konnte sich deshalb über so manch überraschende/unbedachte Äußerung freuen, ist der nüchterne Ronnie spürbar einsilbiger.
Früher machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube, heute dagegen bemüht er sich um eine gemäßigte Wortwahl und versucht, jegliche Irritationen zu vermeiden.
2017 erhielt Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood eine Lungenkrebs-Diagnose. Doch mittlerweile ist er geheilt. Pünktlich zu der „No Filter“ Europa-Tournee konnte er wieder mit den Stones auf der Bühne stehen – wie hier in Hamburg:
Nach normalem menschlichem Ermessen dürfte Ron Wood eigentlich gar nicht mehr leben. Einige seiner Weggefährten – darunter berühmte Persönlichkeiten – haben ihr exzessives Leben voller Drogen und Alkohol teuer bezahlt: sein früherer Wohnungsgenosse Jimi Hendrix ist tot, seine ehemalige Ehefrau Krissy Findlay, Keith Moon von The Who und auch Woods jahrelanger Zechkumpane, der Comedian Peter Cook, sind es ebenso.
Augenzeugen berichteten, dass der Stones-Gitarrist jahrelang an einem durchschnittlichen Tag bis zu acht Halbeliter Guinness Bier, dazu (!) ein bis zwei Flaschen Wodka und eine Flasche Sambuca konsumierte (Na, das ist ja wenigstens keine einseitige Ernährung; d. Red.).
Mindestens sechsmal war er bereits auf Entziehungskur und musste sich die Nasenscheidewand durch ein Plastikbauteil ersetzen lassen – und das bereits lange bevor Kokain zur weit verbreiteten Musikerdroge wurde.
Ron, die erste Frage: Wie geht es dir gesundheitlich? Man hörte ja vor einiger Zeit, dass du dein Leben komplett umgestellt hast.
Ron Wood: Danke, es geht mir sehr gut. Man könnte fast sagen: So gut wie nie zuvor in meinem Leben. Ich bin voller Tatendrang und weiß gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll.
Vielleicht bei einigen Details zu deinem Solo-Album!?
Ron Wood: Ist das nicht großartig? Ein Werk mit so vielen unterschiedlichen Spielweisen. Ich bin total stolz darauf.
Der Produzent der Scheibe, Bernard Fowler, hat kürzlich gesagt, dass ,I Feel Like Playing‘ die schwierigste Platte deines Lebens war, weil du momentan eine harte Phase durchleidest.
Ron Wood: Das stimmt, aber gleichzeitig hat die Musik für mich zurzeit auch eine heilende Wirkung, geradezu spirituell. Wie du vermutlich weißt, bin ich zu Hause ausgezogen und habe mein Leben von Grund auf geändert. Ich habe eine neue Freiheit gefunden. Die Musik kommt bei mir direkt vom Herzen, sie spiegelt quasi meine Seele wider. Mit der Malerei ist es übrigens ganz ähnlich.
Was genau hat deine letzte Entziehungskur bewirkt?
Ron Wood: Seitdem ich mein Leben geändert habe, eine Kur gemacht habe und Monaten trocken bin, sehe ich eine Menge Dinge klarer und bekomme mein Leben wieder in den Griff. Ich konzentriere mich wieder auf meine Sachen, genieße das Leben und das Gitarrespielen, die Kreativität. Ich durchlaufe zurzeit eine wirklich gute Zeit in meinem Leben und habe die Kontrolle über mein Geschick, meine Musik und meine Kunst zurückgewonnen.
Kann man dies auf ,I Feel Like Playing‘ hören? Oder besser: Kannst Du selbst dies hören?
Ron Wood: Ja, natürlich. Es herrscht eine neue Klarheit in dem, was ich mache. Und genau das werde ich auch dann umsetzen, wenn ich das nächste Mal mit den Stones arbeite. Ein Solo-Album ist eine gute Gelegenheit, die Sache wieder besser in den Griff zu bekommen und sich wieder genauer um die Arrangements von Stücken zu kümmern. Alles das ist wieder schärfer, konturierter und wird zunehmend immer noch besser.
Beim Blick auf die Liste der in ,I Feel Like Playing‘ involvierten Musiker entdeckt man Welt-Stars und wahre Lichtgestalten, die allesamt persönlich mit Ron Wood befreundet sind: Slash, ZZ Top-Gitarrist Billy Gibbons, Flea von den Red Hot Chili Peppers, Bobby Womack, Jim Keltner, Ian McLagan, Kris Kristofferson, Steve Ferrone, Waddy Wachtel sowie seine Rolling-Stones-Freunde Darryl Jones und Bernard Fowler.
Sie alle unter einen Hut zu bringen war allerdings ein logistisches Kunststück, denn normalerweise sitzen Musiker in dieser Künstler-Hemisphäre nicht einfach zu Hause und warten auf Engagements, sondern sind ständig aktiv und zumeist auf Monate im Voraus ausgebucht.
Aber natürlich kennen sich all diese Stars untereinander und es kitzelte natürlich auch ihr Ego, auf einem Soloalbum von Ron Wood spielen zu können.
Kannst du mal kurz erklären, was die Initialzündung für die Scheibe war und wann sie stattfand?
Ron Wood: Um ehrlich zu sein kam es eher per Zufall zustande und überraschte auch mich selbst. Mein Freund Steve in Los Angeles, der ein großer Fan meiner Musik und meiner Kunst ist, sagte vor einigen Jahren zur Weihnachtszeit: „Ich habe dir ein kleines Studio für heute Abend angemietet, Jim Keltner wird da sein und auch Ivan Neville.“
Ich antwortete: „Super, ich bringe noch meinen Freund Flea und Bernard Fowler mit.“ Ich hatte eigentlich gar nicht vor, ein Album aufzunehmen, aber irgendwie war es mal wieder an der Zeit. Ich sagte: „Wir sollten die Session aufzeichnen.“ Ich hatte ein paar Melodien geschrieben, zum Beispiel für ,Why Do You Wanna Go And Do A Thing Like That For‘, ein paar Schnipsel zu ,Gotta See‘, mit denen ich experimentiert hatte. Also nahmen wir diese beiden Songs auf. Es lief wirklich sehr gut.
Aber wenn ich es nicht falsch verstanden habe, ist ,I Feel Like Playing‘ in ganz unterschiedlichen Studios entstanden.
Ron Wood: Das ist richtig. Wir nahmen an verschiedenen Orten auf, insgesamt waren es sechs unterschiedliche Studios in und um Los Angeles, in denen wir das gesamte Projekt zusammenstellten.
Drummer Jim Keltner soll zu dem Zeitpunkt gerade mit Jerry Lee Lewis an ,Last Man Standing‘ gearbeitet haben, an dem du auch beteiligt warst.
Ron Wood: Stimmt, Jim nahm mit Lewis auf, ich wiederum spielte auch ein paar Sachen für ihn ein. Jedenfalls: Als Jim Keltner nach Memphis, Tennessee flog, um für Lewis zu arbeiten, holte ich Steve Ferrone ins Studio, zudem fragte ich Darryl Jones, ob er mitmachen will.
Auch er hatte nur kurz Zeit, aber so lief es die ganze Zeit über: Immer wenn irgendjemand in der Stadt war, holte ich ihn ins Studio und ließ ihn etwas zum Album beisteuern. Mal war Flea da, dann musste er gehen, dafür holte ich dann Darryl Jones oder Rick Rosas. Oder auch Slash beziehungsweise Billy Gibbons von ZZ Top.
Slash sagte zu mir: „Ronnie, wenn du auf meinem Album spielst, revanchiere ich mich auf deiner Scheibe.“ Billy Gibbons war in der Stadt und schaute im Studio vorbei. Bevor ich es merkte, herrschte eine muntere Zirkulation von Musikern, die alle auf meinem Album spielten. Es war wirklich eine außerordentlich produktive Zeit.
Am 14. April 1975 trat Ron Wood der größten Rock-Band aller Zeiten bei. Damit erfuhr seine musikalische Laufbahn, die bis dahin bereits außerordentlich erfolgreich verlaufen war, ihren Ritterschlag.
Mitte der Sechziger hatte Wood sich den Birds angeschlossen und war 1966 zur Jeff Beck Group gewechselt. 1969 stieß er zu den Small Faces und führte dort, nachdem der Band-Name auf The Faces gekürzt worden war, gemeinsam mit Rod Stewart das konzeptionelle Kommando.
Bis 1974 blieben Wood und The Faces zusammen, dann emanzipierte sich Ron Wood mit seinen Soloalben ,I’ve Got My Own Album To Do‘ und ,Now Look‘, bevor er das Angebot der Rolling Stones endgültig akzeptierte.
Mit ihnen veröffentlichte er zahlreiche Rockklassiker, darunter ,Black And Blue‘, ,Some Girls‘, ,Tattoo You‘, ,Steel Wheels‘, ,Voodoo Lounge‘, ,Stripped‘, ,Bridges To Babylon‘ oder zuletzt ,A Bigger Bang‘ .
Ron, das allererste Mal hast du die Rolling Stones 1964 beim Richmond Jazz & Blues-Festival gesehen. Wie war damals dein Eindruck von ihnen?
Ron Wood: Ich sah sie und dachte: Es müsste verdammt viel Spaß machen bei ihnen mitzuspielen. Und wer weiß, eines Tages bin ich vielleicht dabei … Zwischenzeitlich spielte ich aber ja noch bei den Birds, bei Creation, der Jeff Beck Group und mit Rod bei The Faces.
Auf Partys traf ich immer öfter Mick Jagger und Charlie Watts. Kurz nachdem Mick Taylor ausgestiegen war, fragte ich Mick Jagger bei einer dieser Feten, was die Stones nun vorhaben. Er sagte: “Was wir machen werden? Keine Ahnung. Hättest du denn Interesse?“ Beim ersten Mal lehnte ich noch ab: „Nein, ich möchte The Faces nicht hängenlassen.“
Mick nahm’s cool: „Kann ich dich denn wenigstens anrufen, wenn wir in Verlegenheit sind?“ Ich sagte: „Klar Mann, anrufen kannst du mich jederzeit.“ Ein Jahr später hatte ich ihn am Telefon: „Hey Ronnie, wir sind in Verlegenheit …“ The Faces waren sowieso bereits mehr oder minder aufgelöst, also sagte ich zu.
Hast du dich in den Anfangsjahren stark an den Vorgaben Mick Taylors orientiert?
Ron Wood: Zunächst schon, denn ich war ein großer Fan von ihm und seinem sehr melodiösen Spiel. Ich kannte ihn von seiner Gruppe The Gods, die manchmal mit meinen Birds zusammen auftrat. Mick Taylor hatte leider sehr wenig Selbstvertrauen und dachte, er wäre nicht gut genug für die Stones.
Das war natürlich absoluter Unfug, aber ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich überrascht war, als er die Band verließ. Außerdem wusste ich, dass Mick sehr enttäuscht darüber war, bei den Stones keine seiner Kompositionen untergebracht zu haben.
Ähnliches galt ja früher auch immer für dich: Mit deinem künstlerischen Einfluss auf die Stones bist du mit Ausnahme von ,Dirty Works‘, auf dem du mehrere Songs mit Jagger und Richards komponieren durftest, auch nie so recht glücklich gewesen, oder?
Ron Wood: Natürlich würde ich gerne ein paar mehr meiner Songs bei ihnen unterbringen, aber Mick und Keith sind halt unglaublich gut aufeinander eingespielt. Es existieren bei mir fast immer irgendwelche Stücke, die zu ihnen passen würden, aber es bleibt schwierig.
Ich wäre schon froh, wenn sie meine Stücke überhaupt mal ernsthaft anhören würden, sie könnten ja sagen: „Vergiss es, das Zeugs ist Mist.“ Aber sie könnten meinen Stücken wenigstens eine Chance geben.
Was haben Jagger und Richards zu deinem neuen Solo-Album gesagt?
Ron Wood: Mick Jagger äußerte mir gegenüber sehr viel Ermutigendes, als er einige der Songs in einem allerdings noch sehr frühen Stadium hörte. Er sagte, dass die Stücke wirklich sehr gut klingen. Zu Keith Richards habe ich zurzeit keinen Kontakt, da er momentan sehr viel mit seinen Pirates Of The Caribbean zu tun hat und ansonsten die Zeit mit seiner Familie verbringt.
Ich selbst war ja auch schwer beschäftigt und reiste viel in der Gegend herum. Ich habe ihn zuletzt im vergangenen Jahr gesehen, als er nach London kam, kurz nachdem ich mein Zuhause verlassen hatte.
Ron Wood verfügt über erstaunlich viele Talente, nicht nur in musikalischer Hinsicht: Seine Ölgemälde, seine Radierungen, Lithographien und Holzschnitte erzielen bemerkenswerte Verkaufspreise. In den Sechzigern besuchte Wood das Ealing Art College in London und hat seither ununterbrochen gemalt. Allerdings: Erst seitdem er ansehnliche Summen für seine Kunstwerke fordern kann – und sie gezahlt bekommt – betreibt er die Malerei ernsthaft. Eines seiner Werke ziert die Frontseite von ,I Feel Like Playing‘.
Gab es Jahre in deinem Leben, in denen du die Lust an der Malerei verloren hattest?
Ron Wood: Nein, ich habe niemals den Bezug dazu verloren, sondern das Gefühl für die Malerei immer gespürt. Allerdings konnte ich mir viele Jahre überhaupt nicht vorstellen, dass damit Geld zu verdienen ist. Als ich in den Achtzigern ziemlich abgebrannt war, überlegte ich mir: Moment mal, ich könnte mir doch mit der Malerei ein paar Pfund hinzuverdienen. Ich lebte damals in New York und dachte, dass sich damit wenigstens der Lebensmitteleinkauf finanzieren ließe. Damit fing es an und nahm schnell sensationelle Dimensionen an.
Hast du konkrete Vorbilder?
Ron Wood: Du meinst meine Einflüsse? Nun, sie stammen fast ausschließlich aus meinen jungen Jahren auf der Kunsthochschule. Georges Braque und Pablo Picasso auf der einen Seite, und auf der anderen vor allem Caravaggio und Diego Velazquez. Die Klassiker also. Ich mag auch Rembrandt und liebe es, all diese unterschiedlichen Stile zu meinem eigenen Ausdruck zu vermischen.
Was bedeutet die Malerei momentan für deine Tagesstruktur?
Ron Wood: Für mich ist es in der momentanen Lage natürlich gut, immer beschäftigt zu sein. Deswegen kümmere ich mich um meine Kunstausstellungen, habe in Ohio ein Museum eröffnet und bin nach wie vor sehr kreativ.
Wood ist durch und durch Traditionalist. Moderne Technologie ist ihm zumeist suspekt, Innovationen oder Evolution finden weitestgehend ohne ihn statt. Das gilt kompositorisch, aber auch im Hinblick auf sein Equipment.
Ron Wood ist großer Gitarren-Fan und meist mit Fender Stratocaster-Modellen zu sehen, wobei die ‘55er Sunburst-Strat aus alten Faces-Zeiten immer noch sein Hauptinstrument ist. Ein weiteres seiner Markenzeichen ist die „Gibson SJ-200 Ron Wood Signature“, welche mit zwei Pickguards – auf beiden Seiten des Schalllochs – ausgestattet ist.
Weitere Gitarren von Ron Wood: eine Ron-Wood-Signature-Tele von ESP, eine Duesenberg-Ron-Wood-Signature-Pearltop, eine Zemaitis und eine Fender Custom-Shop-Strat. Ronnie spielt auch Pedal Steel (Emmons), Lap Steel (Weissenborn), Mandoline (Gibson) und Sitar-Guitar. Natürlich ist das nur ein kleiner Teil seiner umfangreichen Sammlung und die echten Schätzchen lässt er mittlerweile lieber zuhause, da ihm auf Tour schon zahlreiche Gitarren gestohlen wurden.
Ron Wood bevorzugt Fender-Amps (u. a. Fender Twin Reverbs und Blues Deluxes), bei den Stones spielt er meist über einen Vox AC-30 und einen Fender Vibro-King, welche über externe Endstufen und Mesa/Boogie-Boxen auf das richtige Volumen-Level gebracht werden. Zum Warmspielen hinter der Bühne benutzt Ronnie mit Vorliebe Gibson-Archtops (z. B. eine Super-400 oder die L-5).
Effekte? Nur wenn’s unbedingt sein muss: Rat Distortion, TC-2290, Zoom 9120 …
Welchen Anteil am sehr erdigen Sound der neuen Scheibe hat dein aktuelles Equipment, das offenbar überwiegend auf Fender-Gerätschaften basiert?
Ron Wood: Einen durchaus entscheidenden, denn ich setze ja als Amps vorwiegend den Fender Tweed, den Super Twin und bei einigen Songs auch den Champ ein. Allerdings habe ich auf ,I Feel Like Playing‘ auch ein wenig Keyboard gespielt, in dem Stück ,Sweetness My Weakness‘ zum Beispiel etwas Hammond-Orgel. Slash habe ich vor allem wegen seines Les-Paul-Sounds gefragt, er ist ja der Prototyp des Gibson-Gitarristen, ich dagegen spiele vornehmlich Fender Stratocaster und die Esquire.
Die Esquire habe ich doch erst kürzlich auf den Fotos der Faces-Reunion gesehen, oder?
Ron Wood: Das stimmt, vermutlich auch meine 55er Strat, die ich sowohl auf der Bühne als auch im Studio häufig einsetze. Im Großen und Ganzen ist es immer noch das gleiche Material, das ich schon Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger verwendete. Soweit man es mir nicht gestohlen hat. Es ist eine Schande: Du drehst dich um und weg ist es. Keiner hat etwas gesehen, keiner weiß, wer es getan hat, es ist einfach weg.
Momentan ist die 1955er Stratocaster dein Lieblingsinstrument, nicht wahr?
Ron Wood: Stimmt, seit vielen Jahren bereits schwöre ich auf dieses Exemplar. Es hat ein tolles Holz und ein sehr angenehmes Handling. Ich mag es, wenn man ein vertrautes Gefühl zu einer Gitarre hat. Ich muss nicht pausenlos Neues ausprobieren.
Die Songs auf ,I Feel Like Playing‘ sind samt und sonders in Standard-Tuning. Liebst du Experimente nicht so sonderlich?
Ron Wood: Nun, ich finde, zu mir passt das StandardTuning am besten. Allerdings habe ich bei den Pedalsteel-Gitarren in ,Why Do You Wanna Go And Do A Thing Like That For‘ mit einer anderen Stimmung experimentiert.
Seit Jahren bereits angekündigt gibt es seit Herbst 2009 die Kult-Band The Faces wieder. Zwar ohne Rod Stewart, dafür aber mit einer mehr als nur überraschenden Besetzung. Momentan geben The Faces einige ausgewählte Konzerte in Europa und planen für 2011 eine Welt-Tournee. Möglicherweise sorgt Wood ja bereits jetzt für eine Nachfolgebeschäftigung, die sein Einkommen nach der geplanten Abschiedstournee der Rolling Stones sichern hilft.
Die Faces-Reunion schlägt derzeit hohe Wellen, auch wenn Rod Stewart nicht wie erhofft mitzieht. Aber immerhin habt ihr mit Mick Hucknall von Simply Red einen hochkarätigen Ersatz gefunden, wenn man den bisherigen Pressemeldungen glauben kann.
Ron Wood: Ja, Mick Hucknall ist ein toller Typ. Übrigens auch unser Bassist Glen Matlock, der früher bei den Sex Pistols war. Es ist eine tolle Mischung unterschiedlicher Musiker, mit denen ich mir prima die Zeit vertreiben kann, bevor die Stones wieder auf Tournee gehen.
Warum ist Rod Stewart entgegen seiner Ankündigung nicht mit dabei?
Ron Wood: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau, denn die Verbindung ist seit einigen Monaten komplett abgebrochen. Wir warteten monatelang vergeblich auf seine Zusage und entschieden schließlich, die Faces-Reunion nicht davon abhängig zu machen, dass Rod irgendwann mitteilt, wann er Zeit für uns hat.
Wir wollten nicht kalte Füße bekommen, und da Mick Hucknall so singen kann wie Rod in den Siebzigern, also all die hohen Noten, ist er der richtige Mann für uns. Aber Rod besitzt natürlich eine Blanko-Einladung: Wann immer er zu uns stoßen will, ist er herzlich willkommen.
Danke Ron, für das nette Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Autor: Matthias Mineur
Erfahre Mehr über die Stones – in unserem Interview Special!