Robben Ford wurde am 16. Dezember 1951 in Woodlake, California geboren. Ford hatte bereits im Alter von 10 Jahren Saxophon-Unterricht, bevor er mit 13 Jahren autodidaktisch mit dem Gitarrenspiel begann. Sein Interesse galt zunächst Blues und R&B. Robbens erster professioneller Job war in der Band des Mundharmonikaspielers Charlie Musslewhite, einem bedeutenden Vertreter des Chicago-Blues.
Dort spielte er, gerade mal 18 Jahre alt, Gitarre und Saxophon. Nach seinem Umzug nach Los Angeles spielte er mit dem Sänger Jimmy Witherspoon, der Fusion-Band L.A. Express, und mit Joni Mitchell. George Harrison hörte Robben während einer Tour in England und engagierte ihn als Gitarrist für die Tour zum Album ‚Dark Horse‘ (EMI, 1974).
Robben Fords erstes Solo-Album ‚The Inside Story‘ (Elektra 1979) markierte den Beginn einer der besten Fusion-Jazz-Bands überhaupt, den Yellowjackets. Bei Fords Debüt als Bandleader spielten der Pianist/Keyboarder Russell Ferrante, der Bassist Jimmy Haslip und der Drummer Ricky Lawson zum ersten Mal zusammen. Die Chemie war fantastisch, die drei letztgenannten bekamen als Yellowjackets einen Deal, und bei ihren ersten beiden Produktionen ‚Yellowjackets‘ (Warner 1981) und ‚Mirage À Trois‘ (Warner 1983) firmierte Robben Ford als Gastsolist, war aber de facto viertes Band-Mitglied.
Auf der 1986er Tour der Miles-Davis-Band hieß der Gitarrist – nach Mike Stern und John Scofield – Robben Ford. Für Robben, einen Musiker mit Saxophon-Vergangenheit, eine Fan von John Coltrane, Wayne Shorter, Cannonball Adderley und ein Kenner des Modern Jazz schlechthin, ging ein Traum in Erfüllung. „Die Geschichte mit Miles hatte etwas von einer Krönungszeremonie“, erzählte Ford in einem Interview einmal.
„Ich gehörte zu einer verschworenen Gemeinschaft. Es fühlte sich an, als hätte ich viele schwere Prüfungen bestanden, wäre durch eine lange Phase des Wachstums gegangen, um am Ende bei Miles Davis zu landen, der nur sagte: ‚Das hast du dir verdient!‘ Mit Miles Davis zu arbeiten hat mich umgehauen. Ganz ernsthaft, kein anderes Erlebnis in meiner Karriere hat mich auch nur im Entferntesten so tief beeindruckt.“
Robben Ford ist für seine Blues-Solos bekannt. In dem Video gibt der Gitarrist eine hilfreiche Solo-Lesson:
Text: Wolfgang Kehle
Robben Ford wuchs mit eben jener Musik auf, mit der er später die Bühnen dieser Welt erobern sollte – Blues & Rock. Als Heranwachsender liebte Ford Bands wie Booker T. & the MG’s oder die Muscle Shoals Rhythm Section. Erstere legten den Groove für Stax-Künstler wie Otis Redding, Albert King und Carla Thomas. Die zweite Band spielte den Background für Aretha Franklins ‚Respect‘, Wilson Picketts ‚Mustang Sally‘ und Paul Simons ‚Kodachrome‘.
Aber auch Eric Clapton, Mike Bloomfield und B.B. King nennt Ford als Einflüsse. Bis auf ein paar Abstecher in Richtung Jazzrock und Fusion Mitte der 80er-Jahre, u. a. in der Band von Trompeter Miles Davis, der Gründung der Formation Yellowjackets Ende der 70er-Jahre, dem L.A. Express mit Tom Scott und einer Kooperation mit Joni Mitchell blieb Ford seinem Musikgenre treu.
Ford gehört zu den Gitarrenkünstlern, die man nach spätestens zwei Noten erkannt hat, er schreibt gute Songs, brennt auf der Bühne ganze Blues-Solo-Feuerwerke ab, spielt eine Rhythmusgitarre, dass man den Rest der Band eigentlich gar nicht bräuchte, und singt auch noch so gekonnt und gefühlvoll, dass er Applaus nach dem ersten Refrain erntet. Bei Guitarist erklärt Ford wie er das macht:
Text: Tom Riepl (Gitarre & Bass 8/2015)
Als Sideman spielte Robben Ford mit Künstlern wie Joni Mitchell, Jimmy Witherspoon, Miles Davis, George Harrison, Phil Lesh, Bonnie Raitt, Claus Ogerman, Michael McDonald und vielen anderen. Seine Solo-Karriere als Gitarrist, Sänger, Komponist und Band-Leader betreibt Ford schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
1977 stellte er für die Aufnahmen zu seinem ersten Solo-Album ‚The Inside Story‘, das 1979 veröffentlicht wurde, eine Gruppe von jungen aber erfahrenen Session-Musikern zusammen. Der Keyboarder Russell Ferrante, der Bassist Jimmy Haslip und der Schlagzeuger Ricky Lawson fühlten sofort die berühmte Chemie, die das Zusammenspiel auf magische Weise beflügelt.
‚The Inside Story‘ war geprägt von R&B und Fusion. Robben Fords damalige Record-Company wollte als Nachfolger für die überwiegend instrumental gehaltene Produktion ein poppiges Album mit viel Gesang. In der Zwischenzeit aber hatte das Trio, sozusagen als „band within a band“ ohne Robben Ford längst eigenes Material geschrieben, nahm ein Demo auf und landete einen Deal bei Warner Brothers. Die Yellowjackets waren geboren.
Für ihr erstes Album mit dem Titel ‚Yellowjackets‘ (1981) holten sich die drei Robben Ford als Gastmusiker ins Studio. Und der glänzt durch brillante, ungemein flüssige Soli. Die sind vielleicht nicht mit der schon fast unmenschlichen detailversessenen Perfektion vorgetragen, die wir heute von ihm gewohnt sind. Dafür sind die Kompositionen der Jackets interessanter, harmonisch vielschichtiger, und diese befeuern Robbens Musikalität enorm.
Die Yellowjackets mit Robben Ford beim Montreux Jazz Festival 1981:
Wer ein Fan seiner heutigen Musik ist, könnte mit ‚Yellowjackets‘ eine angenehme Überraschung erleben. Die Gitarre klingt rauer und erdiger als heute, und Robbens Jazz-Roots kommen viel deutlicher zur Geltung. Eines der schönsten Stücke auf ‚Yellowjackets‘ ist die Russell-Ferrante-Komposition ‚It‘s Almost Gone‘.
Text: Wolfgang Kehle
Blues war ab den frühen 80er-Jahren wieder en vogue. Vor allem der texanische Gitarrist Stevie Ray Vaughan hatte für ein Revival des guten alten Zwölftakters gesorgt, und auch verdiente Veteranen des Genres wie etwa Johnny Copeland und Albert Collins traten wieder ins Rampenlicht.
Dass Blues jedoch auch anders klingen konnte, zeigte der kalifornische Sänger & Gitarrist Robben Ford auf seinem dritten Solo-Album. Der ehemalige Yellowjackets-Musiker vermischte hier clever und stets überraschend Blues mit Rock und Fusion-Jazz, die Anteile dabei immer verschieden gewichtend. So dominieren in ,Wild About You Baby (Can‘t Hold Out Much Longer)‘ und ,I Got Over It‘ blaue Rock-&-Roll-Einflüsse.
In ,Revelation‘, und ,Getaway‘ überwiegen dann wieder die JazzAnteile, und im finalen ,Can‘t Let Her Go‘ zeigt Ford dann sogar noch Pop-Qualitäten. Der Blues-Klassiker ,Born Under A Bad Sign‘ fällt hingegen ziemlich rockig aus, nicht zuletzt aufgrund des deftig verzerrten Klangs der Lead-Gitarre. Damit nahm Ford in der Rückschau einiges vorweg, was Gary Moore zwei Jahre später auf seinem Album ,Still Got The Blues‘ intensivieren sollte.
Ausgerechnet in der Nummer mit dem Titel ,Ain‘t Got Nothin’ But The Blues‘ haben Mr. Ford, Roscoe Beck (b), Vinnie Colaiuta (dr) und Russell Ferrante (synth, p) definitiv mehr als nur den Blues, wie swingende Breaks, eine Menge scharfer Akkordwendungen und die jazzig phrasierten Gitarrenlinien zeigen. Das flüssige Spiel von Robben Ford war damals eine Sensation im Gitarrenlager. Seine Intonation, seine Bendings und Fingervibrati verrieten einen starken Blues-Background, wie übrigens auch der Anschlag, den er sowohl mit dem Plektrum als auch den Fingern ausführt, wodurch viel Dynamik entsteht.
Für seinen Sound von verzerrt bis clean benötigte Ford damals im Wesentlichen zwei Komponenten. Zum einen spielte er eine selten anzutreffende Fender Ultra Esprit, ein aufgrund von „sound chambers“ im Korpusinneren semiakustische Gitarre mit Double Cutaway und zwei Humbuckern; auf diesem Instrument basierte auch Fords spätere Fender-Signature-Gitarre.
Dazu kam ein Dumble-Overdrive-Special-Röhren-Top mit Box zum Einsatz. Robben Ford hatte mit diesem Album die Einflüsse seiner bisherigen Karriere auf einen eigenständigen Punkt gebracht, von seinen Erfahrungen in der Charles Ford Blues Band und den Sideman-Jobs mit Charlie Musselwhite und Jimmy Witherspoon, bis hin zum Jazz mit den Yellowjackets, deren Gründungsmitglied er war, oder als Tour-Musiker für Joni Mitchell oder 1986 für Ikone Miles Davis.
Zudem wurde hier die Messlatte für kommende Crossover-Veröffentlichungen verdammt hoch gelegt: Der Musikalität und Virtuosität des Albums kann man sich auch als beinharter Blues-, Jazz- oder Rock-Purist nur schwer entziehen. Zudem dürfte ,Talk To Your Daughter‘ speziell für Gitarristen quer durch die Fraktionen nach wie vor enorm inspirierend sein. Mitjammen zum Album und sich dabei das ein oder andere Lick abgucken ist absolut lohnenswert, genauso wie einfach nur zuhören und genießen – check it out!
Peter Fischer hat in einem Gitarre & Bass Workshop einen prägnanten Lick im Stil von Robben Fords Talk To Your Daughter analysiert:
Text: Arnd Müller
Der Titel lässt es erahnen: Robben Ford beorderte seine Band in ein Studio der amerikanischen Musikmetropole, um ein Album aufzunehmen. Ein ganzes Album an einem Tag. Neun Songs hatte Robben Ford für sein Quintett vorbereitet, das Sound-Kitchen gebucht und obendrein handverlesene Gäste geladen, um eine “Live-in-the-studio-recording-session” einzuspielen und mitzuschneiden.
Warum eigentlich Nashville? Ford erklärt es in dem Trailer:
Es kam anders: Während einer kurzen Warm-Up-Tour zum Einspielen, sträubte sich das Handgelenk des Altmeisters, eine Ruhepause war nötig. Die laufende Tour wurde abgebrochen, die Studio-Session ebenfalls. Ford verteilte Übe-Demos an seine Musiker, man traf sich drei Monate später wieder – wieder für “einen Tag in Nashville”.
Das Ergebnis ist nun ein hochmusikalisches, elegantes Album, das den ehemaligen Kopf der Fusion-Formation Yellowjackets und Studio- und/oder Live-Sideman unzähliger Acts erneut als versierten Grenzgänger zwischen Jazz und Blues zeigt, der sein Instrument in allen Facetten meisterhaft beherrscht. Denn das hat Robben Ford in seinen Kooperationen mit so unterschiedlichen Kollegen wie Joni Mitchell, Michael Landau, Joe Diorio, Gary Willis, Jimmy Haslip, Larry Carlton, Michael McDonald, Bonnie Ratt, Dizzy Gillespie, Jimmy Witherspoon, Georgie Fame, Rickie Lee Jones, Miles Davis und Kiss gelernt!
Text: Niki Kamila (Gitarre & Bass 2/2014)
“Everything I do is gonna be funky from now an” sang Robben Ford 2007 auf seiner CD “Bringing It Back Home”, doch eigentlich war die Titelzeile dieses Allen-Toussaint-Songs für ihn schon immer Programm. Funky, jazzy, bluesy – für diese Qualitäten schätzt man Robben Ford. Er lässt dem Blues Flügel wachsen, ohne ihm den Mississippi-Schlam von seinen Schuhen zu schütteln.
Keiner bewegt sich so elegant und gleichzeitig beseelt zwischen Blues und Jazz wie Mr. Ford. So war es für ihn Freude und Herausforderung zugleich, als Olaf Stötzler, Manager der hr-Big Band und selbst Gitarrist, Robben ein besonderes Projekt vorschlug. Mitte März 2015 war es soweit: Ford kam für zwei Probentage zum Hessischen Rundfunk nach Frankfurt am Main, wo sich die 17 Musiker der hr-Big Band unter leitung von Ed Partyka bereits auf den Gast eingegroovt hatten.
Das hochkarätig besetzte Jazz-Orchester, das bereits zweimal mit dem Echo-Award ausgezeichnet wurde, ist prominenten Besuch gewöhnt und zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus.
Ford und die Big Band mit “Midnight Comes Too Soon”:
Das lässt sich schon an der Liste der Saitenkünstler ablesen, die mit der hr-Big Band zusammengearbeitet haben: sie reicht vom Cream-Bassisten Jack Bruce bis zu Jazz-Koryphäen wie John Scofield, Bill Frisell, John Abercrombie, Ralph Towner oder Lionel Loueke.
Dabei verfügt die hr-Big Band mit Martin Scales selbst über einen profilierten Gitarristen. Das erkannte auch Robben, der dem Kollegen bei den Konzerten in Aschaffenburg und Rüsselsheim auch Raum zur Improvisation gönnte.
Am Rand der Proben konnten wir mit dem bestens aufgelegten Robben Ford über das Projekt, seine musikalische Sozialisation, seine Liebe zum Jazz und sein Equipment sprechen. Das komplette Interview könnt ihr euch im Shop mit der ganzen Ausgabe Gitarre & Bass für nur 3,10 € runterladen.
Text: Jürgen Schwab (Gitarre & Bass 8/2015)