Blackmore wurde am 13. April 1945 in Weston-super-Mare im Südwesten Englands geboren. Seine erste Gitarre bekam er bereits mit elf Jahren von seinem Vater geschenkt – ein Jahr klassischen Unterrichts inklusive, was seinen späteren Stil nachhaltig prägen sollte.
Obwohl er zu Beginn seiner Zeit bei Deep Purple noch eine Gibson ES-335 verwendete, wechselte Blackmore schon bald (1970) zur Fender Stratocaster, die er übrigens von Eric Clapton erwarb. “Der Hals war total verbogen und sie war sehr schwer zu spielen. Ich mochte jedoch den präzisen Sound.”
Es sollte zwei Jahre dauern, bis der Großmeister sich an die neue Begleiterin vollends gewöhnte. Später höhlte er die Bundstäbchen seiner Stratocaster aus, um ein noch präziseres Vibrato zu erzeugen und schraubte auch an den Tonabnehmern herum.
So virtuos er auf seinen sechs Saiten zu Werke ging, so exzentrisch und schwierig erwies sich Ritchie im Bandgefüge. Exemplarisch für sein ungezügeltes Temperament gilt der Vorfall beim 74er-Auftritt von Deep Purple beim California Jam:
“Nach Streitigkeiten mit dem Fernsehsender ABC verlor Ritchie Blackmore am Ende des Konzerts die Beherrschung und schlug mit dem Kopf seiner Gitarre auf das Objektiv einer Fernsehkamera ein. Anschließend ließ er einen seiner drei Marshall-Türme von seinem Roadie in Brand setzen; durch die Verwendung von zu viel Benzin als Brandbeschleuniger geriet die Situation jedoch außer Kontrolle und endete in einer heftigen Verpuffung, die den Gitarristen fast von der Bühne schleuderte; die demolierten Teile des Equipments warf Blackmore anschließend ins Publikum.” (Wikipedia)
1976 verließ Blackmore Deep Purple. 1984 erfolgte eine Reunion, die jedoch nur bis 1993 hielt, da es wieder zu Konflikten mit den restlichen Bandmitgliedern kam.
Nach seinem ersten Ausstieg, gründete der umtriebige Gitarrist Rainbow, zu deren Sängern mitunter das Ausnahmetalent Ronnie James Dio (Heaven and Hell) zählte. Auch hier geriet Blackmore mit der Band aneinander und löste sie auf. 2016 spielte Rainbow mit einer komplett neuen Besetzung drei Konzerte – der aktuelle Status der Band ist unklar.
Momentan ist Blackmore mit seiner vierten Ehefrau Candice Night in ihrem gemeinsamen Projekt Blackmore’s Night aktiv, wo er eine Art Renaissance-Rock spielt, der gerade in der Mittelalter-Szene großen Zuspruch findet. Dort verwendet er auch altertümliche Saiteninstrumente wie Mandoline, Domra sowie Drehleier.
Richtie Blackmore zählt zweifelsohne zu den Pionieren des Rocks und gilt berechtigterweise als einer der einflussreichsten Gitarristen der letzten Dekaden. Bereits in den 70er-Jahren verband er klassische Einflüsse geschmackvoll mit Bluesrock und wird daher gerne als Vorreiter des neoklassischen Metals aufgeführt.
Aber auch schlichte und eingängige Riffs, wie das des Deep-Purple-Klassikers “Smoke on the Water” gehen auf sein Konto. Dieser 1972 auf dem “Machine Head”-Album veröffentlichte Song gilt mit über 12 Millionen verkauften Einheiten als eines der meistverkauften und bekanntesten Werke der Rockmusik.
Ritchie Blackmore hatte mit Deep Purple zu Beginn der 70er-Jahre Rock-Geschichte geschrieben – mit ausverkauften Tourneen und Meilenstein-Alben wie “Machine Head”, “In Rock” und dem goldenen Live-Opus “Made In Japan”.
Dazu kam die Reputation als einer der virtuosesten und einflussreichsten Rock-Gitarristen seiner Zeit. Aber da war auch sein Ruf als unberechenbarer, oft jähzorniger Mensch, der seinen Kollegen allzu gerne Ärger bereitete. Die Dauerquerelen innerhalb von Deep Purple – vor allen Dingen zwischen Backmore und Sänger Ian Gillan und später dessen Nachfolger David Coverdale – führten schließlich zu Blackmores Ausstieg im Mai 1975. Er wurde ersetzt durch Gitarren-Talent Tommy Bolin.
Ritchie trauerte nicht lange seiner alten Band hinterher und machte sich gleich daran, seine eigene Firma zu gründen. Das Personal war schnell gefunden: Deep-Purple-Bassist Roger Glover hatte Blackmore schon vor einiger Zeit auf die USBand Elf aufmerksam gemacht.
In Mickey Le Soule (kb), Gary Driscoll (dr), Craig Gruber (b) und Ronald Padavona, der sich später Ronnie James Dio (voc) nennen wird, sieht Ritchie nun die idealen Mitstreiter für sein neues Projekt – lediglich Elf-Gitarrist Steve Edwards musste draußen bleiben.
Bereits im August 1975 erscheint das Debüt-Album “Ritchie Blackmore’s Rainbow” – ein Titel der unmissverständlich klar machte, wer der Star der Band war. Mit dem Midtempo-Rocker “Sixteenth Century Greensleeves”, der Ballade “Catch The Rainbow” und dem Yardbirds-Cover “Still I’m Sad” enthielt die Platte gleich einige Rainbow-Evergreens. Und mit dem scharfen Riff von “Man On The Silver Mountain” schuf Ritchie ein zweites, kleines “Smoke On The Water”.
Im Wesentlichen verfolgte Blackmore das Hardrock-Konzept von Deep Purple weiter. Viele Keyboard- und Hammond-OrgelSounds, straighte Bass- und Drum-Arbeit, dazu natürlich die Gitarre des Meisters: Ritchie spielte – nicht überraschend – seinen gewohnten Stil.
Klassisch inspirierte Arpeggio-Ideen und Skalen, schnelle Stakkato-Linien, bluesige Bendings und ebensolche Phrasierungen, dazu kam sein Trademark-Sound, der im Wesentlichen aus einer Kombination aus Fender Stratocaster und Marshall-Amps resultierte.
Neben Blackmore avancierte Ronnie James Dio zum auffälligsten Musiker bei Rainbow; seine kräftige, opernhafte Stimme mit dem Vibrato à la Ian Gillan prägte nachhaltig den Rainbow-Sound der 70s. Deep-Purple- und Blackmore-Fans gefiel das Album, in den UK-Charts landete es auf Rang 11, in den USA immerhin auf Platz 30.
Der Nachfolger “Rising” erschien im Mai 1976, diesmal nur unter dem Etikett “Rainbow”. Noch rockiger ging man hier zu Werke, was sicher auch an den Neuzugängen lag. Auf dem Regenbogen tanzten jetzt Tony Carey (kb), Jimmy Bain (b) und vor allem Cozy Powell (dr) mit. Der hatte sich schon länger etabliert, u.a. in der Jeff Beck Group, und gab den Rainbow-Songs erdigen Schliff.
Legendär ist sein furios-vertracktes Drum-Intro zum schleppenden “Stargazer”. Das Stück avancierte zu einem weiteren Rainbow-Klassiker und besitzt dieses exotische Feeling, das man bereits von der Hardrock-Konkurrenz Led Zeppelin und deren Nummer “Kashmir” kannte (“Physical Graffiti”, 1975).
Im August gingen Rainbow auf Tournee durch die USA, Japan, Europa und Kanada. Längst hatte sich die Band als Ticket-Seller sowie als Konkurrent und schließlich, nach deren Ende im Frühjahr 1976, als amtlicher Nachfolger von Deep Purple etabliert.
David Coverdales Hardrock-Projekt Whitesnake nahm erst ab 1978 mit dem Album “Trouble” Fahrt auf. Ohnehin dürften Blackmore-Fans schon frühzeitig zu Rainbow konvertiert sein, denn für viele war Deep Purple ohne Ritchie nicht mehr das Wahre.
Welche Energie Rainbow auf der Bühne rüberbrachte, dokumentiert das Live-Album “On Stage” (1977). Die LP beginnt mit einem Ton-Ausschnitt aus dem US-Film-Klassiker “The Wizard of Oz”, es folgt ein instrumentales Intro im Deep-Purple-Style, das übergeht ins schnelle “Kill The King”, eine Nummer die offiziell erst auf dem 78er Studio-Album “Long Live Rock ’n’ Roll” veröffentlicht werden sollte; es ist entweder selbstbewusst oder eigensinnig, ein Konzert mit einem unbekannten Stück als “Brecher” zu beginnen.
Ins folgende “Medley” integrierte man “Man On The Silver Mountain” einen geschmackvollen “Blues” mit klasse Intro-Gitarren-Lick, außerdem spielte man kurz die Nummer “Starstruck” an.
Solche fließenden Übergänge kannte man schon von Deep-Purple-Gigs. Ebenso wie die ultralangen Live-Maxi-Versionen, etwa des auf über 15 Minuten ausgedehnten “Catch The Rainbow”. Ähnlich ausladend geriet das furiose “Mistreated”. Diesen Song hatte Ritchie bereits mit Deep Purple gespielt, was nun sicherlich auch alte Fans zufriedenstellte.
Das in der Studioversion noch instrumentale “Still I’m Sad” kam diesmal mit Gesang. “On Stage” avancierte zu einem Verkaufsschlager und war zudem für Blackmore so etwas wie ein zweites “Made In Japan” – wenngleich die musikalischen Höhen dieses Live-Meilensteins nicht ganz erreicht wurden.
“On Stage” besaß – gerade aus der Retrospektive – eine eigene 70s-Stimmung, und Rainbow klangen doch definitiv anders als Deep Purple. Auch wenn Tony Carey einige virtuose Keyboard-Soli beisteuerte, wie etwa in der Blues-Nummer, so war er doch kein echtes solistisches Gegengewicht zu Blackmore wie ehemals Jon Lord bei Purple.
Beim ’78er Output “Long Live Rock ’n’ Roll” waren Carey und Mark Clarke nicht mehr beteiligt, für sie kamen Bassist Bob Daisley und Keyboarder David Stone in die Band. Dieses Album war vielleicht das stringenteste bisher.
Der shuffelnde Titel-Track “Kill The King” mit fantastischer Gitarrenarbeit und das groovige “L.A. Connection” gehören zweifellos zu den stärksten Rainbow-Nummern überhaupt. Auch der Gesamt-Sound wirkte druckvoller und direkter.
Ronnie James Dio bewies noch einmal seine Klasse als Metal-Shouter, aber für ihn sollte es das letzte Rainbow-Album werden. Er nahm eine Offerte von Tony Iommi an, der einen Ozzy-Ersatz für Black Sabbath suchte.
Mit Dios Weggang brachen für Rainbow wechselhafte Zeiten an. Graham Bonnet kam in die Band, der wirklich keinen größeren Kontrast zu seinem langmähnigen Vorgänger hätte abgeben können.
Mit seiner schicken Kurzhaar-Frisur, Sonnenbrille und freiem Oberkörper unter der Jeans-Jacke passte er so gar nicht zum Rainbow-Matten-Ensemble. Auch Bassist Bob Daisley verlies die Band und sein Ersatz war sicher eine kleine Überraschung: Deep Purples Roger Glover hatte sich mit seinem ehemaligen Band-Kollegen versöhnt, und spielte nicht nur Bass, sondern produzierte auch. Mit ihm gingen Stil und Sound in eine andere Richtung, weg von den episch-langen Nummern mit Fantasy-Touch.
Songs um die vier Minuten waren auf “Down To Earth” angesagt, mit griffigen Refrains und einem insgesamt sehr glatt polierten Gesamtklang, in dem die Keyboards, die jetzt von Don Airey (vormals Colosseum II) bedient wurden, eine zunehmend stärkere Rolle spielten. Glover schaffte es, Blackmores ehemals direkten Strat/Marshall-Sound mit Effekten weichzuspülen.
Aber der Erfolg gab Roger Recht: Das Album landete auf Rang 6 der UK-Charts und enthielt außerdem die bis dahin größten Single-Erfolge mit “All Night Long” und der Russ-Ballard-Nummer “Since You’ve Been Gone”. Mit ihrem gemäßigten Euro-Metal-Sound konnten Rainbow weiter punkten. Der Nachfolger “Difficult To Cure” (1981) enthielt mit “I Surrender” ebenfalls eine veritable Single-Auskoppplung, Rang 3 in den UK-Charts hatte man bis dato noch nie erreicht.
Die Nummer erinnerte deutlich an die amerikanischen Kollegen von Foreigner, und damit traf man genau den Mainstream-Geschmack der frühen 80erJahre. Natürlich, einen Besetzungswechsel hatte es auch zu diesem Album gegeben, jetzt waren Sänger Joe Lynn Turner und Drummer Bobby Rondinelli mit dabei. Zwischen 1975 und ’84 gehörten drei Sänger, vier Drummer, fünf Keyboarder und fünf Bassisten zum wechselnden Rainbow-Personal.
Das 1982er Album “Straight Between The Eyes” besaß ein spektakuläres Cover, auf dem eine E-Gitarre zwischen den Augen herausbrach. Die Musik war aber alles andere als voll auf die 12: Der Opener “Death Alley Driver” klingt wie eine Pop-Version von “Highway Star” – und war vielleicht der Versuch, alte Purple-Fans wieder anzulocken
Ganz schlimm wird es dann mit der Single-Auskopplung “Stone Cold”, mit der man sich endgültig an Acts wie Survivor und Asia orientierte. Daran konnte, durfte oder wollte auch der neue Keyboarder David Rosenthal nichts ändern. Ganz hart kam es für die Rainbow-Fans mit “Bent Out Of Shape” von 1983. Bezeichnend für den Pop-Sound dieser Scheibe (an den Drums jetzt Chuck Bürgi) ist die Single “Street Of Dreams”.
Blackmore-Fans müssen schon wirklich die Ohren spitzen, um hier überhaupt die Gitarren auszumachen. OK, nach zweieinhalb Minuten kommt der Meister mit einem harmlosen achttaktigen Solo ins Spiel.
Gute Ansätze hatte sicher auch dieses Album, aber mit dem klassischen satten Hardrock der 70er-Jahre hatte das nichts mehr zu tun. Und schon gar nicht mit dem Sound der damals angesagten “New Wave Of British Heavy Metal”.
Saxon, Judas Priest, Iron Maiden und Def Leppard ließen wieder Gitarren sprechen und drückten dicke Riffs und ein Solo nach dem anderen ab. Auch wenn “Bent Out Of Shape” noch einmal auf Rang 11 der britischen Single-Charts landete, konnte das Ende von Rainbow nicht verhindert werden. Und das wollte wohl auch niemand, denn Blackmore und Glover hatten inzwischen ganz andere Pläne.
Jon Lord, Ian Gillan und Ian Paice standen auf der Matte für eine Deep-Purple-Reunion, die mit dem 1984er Album “Perfect Strangers” einen erfolgreichen Auftakt nehmen sollte. Ende 1993 stieg Ritchie wieder aus und formierte eine neue Rainbow-Formation mit Doogie White (voc), John O’Reilly (dr), Greg Smith (b) und Paul Morris (kb). Und 1995 erschien tatsächlich noch einmal ein Studio-Album: “Stranger In Us All”.
Die Band ging auf Tournee, aber das war es dann mit Rainbow: Ritchie hängte, bis auf einige wenige Gastspiele, u.a. zu einem Hank-Marvin-Tribute-Album, die Stratocaster an den Nagel und gründete gemeinsam mit Sängerin Candice Night “Blackmore’s Night”.
Mit akustischen Gitarren gab und gibt er sich bis heute seiner Liebe zur mittelalterlichen und Renaissance-Musik hin. Für den ein oder anderen Blackmore-Fan dürfte dieser Stilwechsel allerdings ein mittelprächtiger Schock gewesen sein. Und hört man heute einen Blackmore’s Night-Song wie “Home Again”, mochte mancher kaum glauben, dass hier der Gitarrist spielt, der das Riff von “Long Live Rock ‘n‘ Roll” erfunden hatte.
Ritchies neue Ambitionen standen fortan auch einer erneuten Rainbow-Reunion im Wege. Und die wurde auch immer unwahrscheinlicher. 1998 starb mit Drummer Cozy Powell einer der prägenderen Rainbow-Musiker. Und seit dem Tod von Ronnie James Dio am 16. Mai 2010 war auch die Wiedervereinigung endgültig zu Grabe getragen worden.
Der stets in schwarz auftretende Ritchie Blackmore war der Dreh- und Angelpunkt von Rainbow. In seiner eigenen Band konnte er sich dann noch weiter verwirklichen, sowohl als Komponist, wie auch als Riff-Schmied und virtuoser Instrumentalist. In der klassischen Rainbow-Phase beeindruckte er mit harten Rock-Riffs, die perfekt zu Dios Fantasy-Lyrics über Drachen, Tempel und Könige passten.
Und groß waren Ritchie und Ronnie auch im Schreiben von Heavy-Balladen. “Catch The Rainbow” gehört in dieselbe Liga wie Led Zeppelins “Stairway To Heaven”. Das Haupt-Riff aus “Kill The King”, mit seiner Mischung aus Doublestops (bzw. Powerchords mit der Quinte im Bass) und Singlenotes, ist absolut typisch für Blackmores Personalstil. Zudem erkennt man ihn sofort an seinem ungemein knackigen Anschlag, wie im Intro von “A Light In The Black”. Und als Solist hat Blackmore ebenso weiterhin Maßstäbe gesetzt.
<h3id=”ritchie12″>Für welche Markenzeichen ist Blackmore bekannt?
Zu den Markenzeichen gehörten rasend schnelle Läufe mit Klassik-Einschlag in Moll-Tonarten, wobei Blackmore immer scharf mit Plektrum die Saiten traktierte. Allerdings wechselte er auch in langsameren Passagen oder in Riffs zum Fingeranschlag. Schließlich würzte er seine Licks mit expressiven Bendings sowie Vibrati per Finger oder Vibratohebel.
Seine Hebel ließ sich Ritchie übrigens speziell anfertigen, so dass sie wesentlich dicker waren als konventionelle. Das war auch nötig, denn er bearbeitete seine Gitarre teils sehr heftig. Neu war, dass Ritchie für sich das Bottleneck-Spiel entdeckt hatte.
Wer Blackmores Personalstil studieren möchte, für den ist die Rainbow-DVD “Live In Munich” (2006) ein Tipp. Zu Rainbow-Zeiten spielte Blackmore verschiedene Fender-Stratocaster-Modelle, u.a. seine berühmte 74er Sunburst. Der Ahorn/Palisander-Hals dieses Instrumentes war gescalloped, d. h. die Räume zwischen den Bundstäbchen waren (meist in den oberen Lagen) vertieft worden. Hierdurch erhält man mehr Kontrolle beim Saitenziehen.
Laut Ritchie war dieses Instrument anfangs noch mit den originalen Fender-Tonabnehmern ausgestattet. Später ersetzte er sie durch die Bill-Lawrence-Modelle L250 (Single-Blade-Typ) und L 450. Ritchie mochte sie klanglich nicht besonders, aber sie waren unempfindlicher gegen Brummeinstreuungen. Blackmore: „Rainbow hatte über der Bühne einen mit 4000 Glühlampen ausgestatteten großen Regenbogen aufgespannt und deren Dimmer knallten mit heftigem Brummen und Summen in mein hoch gepowertes Equipment – da halfen nur Noiseless-Pickups in meiner Gitarre.“
Ende der 70er kam auch eine weiße Fender Stratocaster mit Schecter-Pickups (Typ F500) zum Einsatz. Der mittlere Pickup war bei dieser Gitarre nur eine Dummy-Coil, zudem besaß sie einen Master-Tonregler. Blackmores favorisierter Amp war seit Deep-Purple-Tagen sein auf sagenhafte 280 Watt modifiziertes Marshall Major Top, ab Mitte der 70er setzte er dann auch die neuen Marshall-Amps mit Master-Volume ein.
Beim Comeback-Album “Stranger In Us All” spielte Blackmore einen 60- Watt-Engl-Combo, live zu jener Zeit 4×12“-Boxen mit einem Engl-Top-Teil. Ritchie hat bei Rainbow einen Aiwa-Tape-Recorder, Model 1010 als Preamp benutzt, der ihm laut eigener Aussage genau die Art von Übersteuerung und Sustain gab, die er brauchte. Und weiter sagte er über die Vorzüge des Aiwa: „Es macht den Sound fetter und transparenter zugleich.“ (Weitere Technik-Details erfährt man im Interview von Bernd Meiser in G&B 05/2005, auch zu finden über die Artikelsuche auf www.gitarrebass.de).
Neu war, dass der Tape-Recorder nun auch für ausschweifende Delay-Effekte eingesetzt wurde. Zudem kam ein wirklich saftiger Phaser-Klang zum Einsatz, der mit einem deutschen “Schulte Compact Phasing A” erzeugt wurde. Wie fett Delay und Phaser zusammen klingen, kann man im Intro von “The Shed (Subtle)” – zu finden auf “Long Live Rock ‘n‘ Roll” – nachhören.
Die Überraschung war groß, als Gitarristen-Ikone Ritchie Blackmore 2014 ankündigte, wieder mit seiner Hardrock-Band Rainbow aufzutreten – über zwei Dekaden nach dem bislang letzten Studio-Album “Stranger In Us All”. Die Fans freute es, zumal Blackmore auch Klassiker aus seiner Zeit bei Deep Purple spielen wollte…
Da stellt sich schließlich automatisch die Frage nach dem warum? Und warum gerade jetzt? Gegenüber dem Online-Magazin Noisey sagte er im vergangenen Jahr: „Ich bin 70 geworden, und langsam setzt die Arthritis ein. Jon [Lord] ist nicht mehr unter uns, wie so viele andere auch. Du siehst wie deine Freunde sterben und du merkst, dass es an der Zeit ist, einige der alten Songs noch einmal zu spielen. Nostalgie ist ein wichtiger Grund, aber nicht der einzige.“
https://www.youtube.com/watch?v=8UrCTC-_KN0
Extra für dieses Ereignis wurde das Label “Monsters Of Rock” reaktiviert, dass in den 80er- und frühen 90er-Jahren für gut besetzte Hardrock-/Metal-Festivals stand. Für Deutschland waren zwei Termine bestätigt, am 17. Juni auf der Loreley und am 18. Juni in Bietigheim-Bissingen. Als Support traten Thin Lizzy und Manfred Mann’s Earth Band auf.
Für Blackmore bedeuteten seine beiden Gigs das dritte und vierte Monsters-Of-Rock-Festival auf deutschem Boden. Ende August 1987 trat er mit den reformierten Deep Purple in Nürnberg und Pforzheim auf. Co-Headliner war damals Dio. Ein weiteres Konzert fand am 25. Juni 2016 in der Genting Arena in Birmingham/UK statt.
Spannend war die Frage, wer nun mit Ritchie Blackmore auf der Bühne stehen wird. So brachte sich der ehemalige Rainbow-Frontmann Joe Lynn Turner fürs Comeback ins Spiel.
2015 erfuhr man, dass David Coverdale bei Ritchie angeklopft hatte, um mit ihm Klassiker aus gemeinsamen Deep-Purple-Tagen neu einzuspielen. Die zwei begruben zwar alte Rivalitäten, aber ansonsten gab es keine musikalischen Gemeinsamkeiten. Der Sänger realisierte “The Purple Album” dann doch mit seiner Band Whitesnake.
Blackmore setzte für die Rainbow-Reunion nicht auf ein Allstar-Team, sondern auf junge Musiker. Zu denen gehören Sänger Ronnie Romero (Lords Of Black), Jens Johansson (kb) von Stratovarius und – aus dem Umfeld von Ritchies aktueller Mittelalter-Kapelle Blackmore’s Night – David Keith (dr) und Bob Nouveau (b).
Tja, und wenn all diese Namen fallen, ist man schon mitten drin in der Geschichte von Ritchie Blackmore und Rainbow.
Im Juni 2016 war es dann endlich soweit – Ritchie Blackmore stand wieder mit Rainbow auf der Bühne. Die Set-List bestand aus 13 Songs – darunter Deep Purple Klassiker wie “Smoke on the Water” und Rainbow Hits. Zur Rainbow-Reunion zählten neben Blackmore Jens Johansson am Keyboard, Sänger Ronnie Romero, Schlagzeuger David Keith und Bassist Bob Nouveau.
Die Performance überzeugte die Fans jedoch nicht. Viele beschwerten sich über die “Lustlosigkeit” des 72-Jährigen…
Wer mehr über die Aktivitäten von Blackmore in den letzten Jahren erfahren möchte, kann sich die 2018 erschienene DVD “Memories in Rock II” zulegen – hier schon mal der Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=jTH8xCtUz_0
Text: Arnd Müller
Bis auf den Anfang seiner Karriere, wo er eine Gibson ES-335 über einen Vox AC30 spielte, hat Blackmore stets Stratocasters benutzt. Das tut er selbstverständlich heute nicht mehr, da er bei Blackmore’s Night ausschließlich auf akustische Instrumente zurückgreift. A
ber was seine Karriere als Hardrock-Gitarrero angeht, so ist er fast ausnahmslos mit Strats zu sehen, die er bis 1994 mit Marshall-Amps verstärkte. Seitdem benutzte er Fabrikate aus dem Hause Engl.
Gemeinsam hatten seine Setups immer, dass er sie relativ laut fuhr, allerdings nie wirklich stark verzerrt. Abgesehen von wenigen cleanen Passagen setzte er auf einen schmutzigen, höhenreichen Crunch-Sound, sowohl für seine Riffs, als auch für seine Soli.
Was seine Eigenheiten als Gitarrist angeht, so ist schon viel über ihn geschrieben worden. Und auch wenn Blackmore selbst seine Fähigkeiten als Songwriter bemängelt, so sind doch viele der ihm zugeschriebenen Errungenschaften eher kompositorischer Natur. Zu allererst natürlich die – ihm oft als Erfindung zugesprochene – Verwendung von Powerchords, die bei ihm fast ausschließlich in Riffs auftauchen. Oder die an Bach’sche Techniken angelehnten Sequenzläufe, die häufig vom Keyboard als Zweitstimme unterstützt werden.
Nicht wegzudenken aus der improvisierenden Rock-Gitarre sind allerdings sein rhythmischer Spielansatz, sein Ton und sein Umgang mit Tonmaterial, der oftmals eher einem Jazzer zu entspringen scheint. Was die Rhythmik betrifft, so ist Blackmore von daher interessant, als dass er in seinen Soli häufig Wiederholungen von Tönen oder Motiven benutzt, die er gegen den Takt verschiebt oder anhand derer er bestimmte Zählzeiten des Taktes unterstützt.
https://www.youtube.com/watch?v=56gnD5sNJ9s
So sind bei ihm oft Repeating-Patterns zu hören, die die Zählzeiten 2 und/oder 4 des Taktes betonen. Blackmores Tonmaterial ist geprägt von der Moll-Pentatonik und ihrer Erweiterung durch die Blue Note zur Blues-Tonleiter, wobei er diese oft und markant um Tonleitertöne aus dem Ionischen System erweitert. So fügt er der Blues-Tonleiter häufig die None und die Sexte hinzu, wodurch im dorischen Kontext die Tonfolge (in A-Moll) a h c d es e f# g und im aeolischen Kontext (Natürlich Moll) die Tonfolge a h c d eb e f g entsteht.
Im Dur-Blues verfährt er ähnlich, indem er zum Beispiel über einen A7-Akkord die Töne a h c (c# ) d eb e f# g spielt. Viel relevanter als diese musiktheoretischen Kniffe ist für Blackmores Sound aber natürlich seine Phrasierung. Geprägt ist diese von einem absolut eigenständigen Vibrato, das er wahlweise mit den Fingern der linken Hand oder einem Vibratohebel entstehen lässt.
Für sein ausgeprägtes Fingervibrato hat er schon zu Beginn seiner Karriere bei sämtlichen Gitarren die Griffbrettabschnitte zwischen den Bundstäbchen abgeschliffen, um sowohl durch Ziehen der Saite, als auch durch wechselnden Druck mehr Flexibilität in seinen Ton zu bekommen.
In dem Video spricht Steve Vai über Blackmores Stil:
https://www.youtube.com/watch?v=RRAFfC__6Pg
Auffällig ist auch Blackmores Bending-Technik – oder vielmehr, wie er Bendings (also das Saitenziehen) einsetzt. Denn es ist keineswegs so, dass er gebendete Noten einfach in die normal gespielten Töne einstreut, sondern wenn er bendet, dann tut er das auf ein und derselben Note gerne einige Male hintereinander und benutzt dies eher als rhythmische Auflockerung zwischen seinen Linien.
Bei diesen fällt auf, dass er zwar wahnsinnig gut schnell spielen kann, seine Läufe aber oft unsauber gegriffen wirken. Manchmal klingt es so, als würde er seinen eigenen Ansprüchen an der zu spielenden Linie nicht gerecht werden und mit der linken Hand der Geschwindigkeit der Anschlagshand nicht folgen können. Es gibt genügend Beispiele, wo er astreine, saubere Highspeed-Licks spielt, somit muss man davon ausgehen, dass er diese ungestümen Unsauberkeiten eher als Stilmittel benutzt – und das mit großer Wirkung.
Das Video zeigt ein großartiges Solo von Richtie, bei dem man seine außergewöhnliche Technik beobachten kann:
Text: Marian Menge
Ritchie Blackmore beendete und nahm immer wieder seine Rolle als Bandmitglied im Laufe seiner Karriere auf. Welche Alben er mit welcher Band veröffentlichte, erfahrt ihr in der folgenden Diskografie.