Die Historie der PRS Guitar Company ist eigentlich his story. Denn auch wenn eine solch große Firma längst nicht mehr von einer Person alleine geleitet werden kann, und auch wenn er mittlerweile ein Team von äußerst fähigen Mitarbeitern im sogenannten Upper Management um sich geschart hat, so ist PRS Guitars damals wie heute das Unternehmen eines Mannes: Es geht um Paul Reed Smith, der schon als Jugendlicher klare Visionen hatte, die er mit unerschütterlicher Intensität verfolgte.
Und auch wenn er dabei öfter als einmal dem geschäftlichen Garaus offen ins Angesicht blicken musste, hat er seinen Weg gemacht und ist als einziger Produzent der Post-Vintage-Ära mit großem Erfolg in die Phalanx alteingesessener Traditionshersteller eingebrochen.
1956
Paul Reed Smith wird am 18. Februar 1956 im Sternzeichen des Wassermann in Bethseda, Maryland, geboren. Er wächst mit drei Brüdern und einer Schwester auf; Pauls Vater war Mathematik-Professor.
1970
Paul kauft sich für $ 140 seine erste richtige Gitarre, eine Gibson Melody Maker mit 3/4-Mensur.
1972
Als 16-jähriger baut Smith sein erstes Instrument, einen Bass. Kurze Zeit später beginnt er neben Schule und Studium – auch er wollte ursprünglich Mathematiker werden – im Washington Music Center Instrumente zu reparieren.
1974
Es entsteht die erste richtige Gitarre, eine Single-Cutaway-Electric im Les-Paul-Junior-Stil – komplett aus Mahagoni, gebaut als Projektarbeit in der Schule. Die zweite Gitarre, eine Double-Cutaway, kann er bereits an Derek St. Holmes, den zweiten Gitarristen und Sänger der Ted-Nugent-Band, verkaufen.
1975
Paul Reed Smith entschließt sich, nicht Mathematiker sondern Gitarrenbauer zu werden. Er schmeißt das College, zieht zu Hause aus und findet eine neue Heimat in Annapolis, etwa eine Autostunde von Washington, DC, entfernt. Schon bald bekommt er seine erste Custom Order: Ted Nugent bestellt eine Solidbody-Version seiner Gibson Byrdland.
1976
Im Februar 1976 zeigt Smith die Ted Nugent-Gitarre kurz vor ihrer Auslieferung Peter Frampton – was wiederum dazu führt, dass Frampton sich ebenfalls eine Gitarre bestellt. Smith baut drei Monate an dieser Gitarre, und Frampton bezahlt $ 500 dafür. Bevor Smith die Gitarre liefert, will er sie Carlos Santana, einem seiner musikalischen Vorbilder, vorstellen. Die Gelegenheit ergibt sich im Mai 1976, als Santana und Chick Coreas Return To Forever in Washington spielen.
Doch die Roadies zeigen das Instrument zuerst dem Gitarristen der Return-To-Forever-Band, Al Di Meola, der sehr beeindruckt von diesem Modell gleich eine 12-saitige E-Gitarre ordert. Später wird Paul zu Carlos Santana vorgelassen, doch der will erst mal mit Paul musizieren. Santana sagt, dass Smiths Gitarre „viel Liebe in sich habe“, bestellt aber keine, weil er zu dieser Zeit Endorser einer anderen Marke ist.
1977
Bis zum Ende des Jahres hat Smith zwar erst 17 Gitarren gebaut, darunter allerdings Instrumente für weitere Stars wie Peter Framptons Bassisten Stanley Sheldon, Al Di Meola und Gary Tallent, den Bassisten der E-Street Band.
1978
Auch Roy Buchanan, der Tele-Meister, lässt sich von Smith eine Gitarre bauen. Trotz der stetig steigenden Aufmerksamkeit, die Smiths Gitarren erzielten, kann Paul von seinem Business nicht leben. So nimmt er Ende 1978 wieder einen Job als Gitarren-Techniker bei Veneman Music in Rockville an.
1979
Smith geht wieder zurück nach Annapolis, nachdem ein Versuch, einem Kunden von Veneman Music eine seiner eigenen Gitarren zu verkaufen, dem Geschäftsführer gar nicht gefiel.
1980
Paul Reed Smith baut für einen lokalen Musiker seine erste Gitarre mit einer gewölbten Decke aus Ahorn. Diese Gitarre landet auf Umwegen bei Howard Leese von Heart, der $ 2000 dafür bezahlt. Langsam kommt das PRS-Schiff in Fahrt, denn nun ist die Richtung klar: Mahagoni-Gitarre mit auffällig stark gemaserter Ahorn-Decke!
Santana spielt im Sommer 1980 in einem Studio die zweite Gitarre, die Howard Leese sich von Paul hatte bauen lassen, und will nun selbst eine PRS haben, natürlich mit geflammter Ahorndecke und einem Vibrato-System, das stimmstabil ist. Paul baut einen Monat an dieser Gitarre, die Santana ebenfalls $ 2000 kostet. Carlos bestellt bald eine zweite, mit einem Ton-Regler als Ergänzung zum einsamen Volumenregler der ersten Santana-Gitarre. In den folgenden beiden Jahren bekommt Santana noch zwei weitere PRS-Gitarren, darunter eine Doubleneck. Nun endlich waren die PRS-Gitarren auch für den Rest der Welt glaubwürdig.
1982
Paul Reed Smith reist um die Welt, um seine Gitarren-Designs großen Herstellern vorzustellen und sie für eine Produktion bzw. Lizenzarbeit zu gewinnen. Er besuchte u. a. Guild, Kramer, aber auch Yamaha in Japan – stieß aber nur auf Desinteresse oder Angebote, die ihm finanziell nicht zusagten.
1984
Paul präsentiert erstmalig die neue Korpusform mit dem verlängerten oberen Cutaway, die heute für das typische PRS-Design steht. Gleichzeitig wird der Entschluss gefasst, die Firma zu vergrößern und größere Stückzahlen zu produzieren. Um das nötige Kapital für diesen Schritt zu beschaffen, macht sich Smith auf – mit zwei Prototypen, einer Custom in Vintage Yellow und einer Standard in Perlweiß. Die Reise ist erfolgreich, und mit neuer Perspektive und konkreten Bestellungen von knapp $ 300.000 Warenwert im Gepäck können Banken und Investoren überzeugt werden, Kapital in die neue Firma zu investieren.
1985
Erstmalig präsentiert PRS Guitars ihre Produkte auf der NAMM-Show. Der Stein ist ins Rollen geraten, es gibt keinen Schritt mehr zurück. Nach der erfolgreichen Messe, auf der offiziell die PRS Custom vorgestellt wurde, zieht die Firma in die Virginia Avenue in Annapolis um. Mitte des Jahres besteht PRS aus 18 Mitarbeitern und die Produktion der ersten mit Seriennummern versehenen Instumente beginnt.
1986
Das Tempo zieht an. Bereits am 27. Juni wird auf einer rauschenden Party die eintausendste PRS-Gitarre vorgestellt. Eine PRS Custom kostet damals in der einfachsten Ausstattung $ 1350, eine Fender-Vintage-Strat-Reissue gibt es für $ 750, eine Gibson Les Paul Standard für $ 999.
Im April taucht zum ersten Mal ein PRS-Bass in der Preisliste auf, ein Instrument mit drei Singlecoils, einer Dummy-Spule und einer aufwändigen Klangregelung. Die Signature, die erste „ultimative“ PRS-Gitarre, wird vorgestellt.
1987
Aus der bis dahin PRS Guitar genannten Gitarre mit Mahagoni-Korpus wird nun offiziell die PRS Standard. „Man könnte auch sagen, wir hatten eine Junior mit zwei Humbuckern und eine Les Paul mit Doublecutaway im Programm“, erinnert sich Smith.
Gleichzeitig wird die Special vorgestellt, eine modifizierte Standard, die die wachsende Schar der Metal-Gitarristen ansprechen soll. Die Gitarren kommen in auffälligen Farben und Crackle-Lackierungen, Wide-Thin-Halsprofil, unterfrästem Vibrato-System und lauten HFS-Humbuckern. Außerdem ist dies die erste PRS-Serien-Gitarre, die anstelle des Sweet Switch ein reguläres Ton-Poti besitzt.
1988
Die PRS Studio erscheint, ebenfalls ein Modell, das auf der Standard basiert, und mit drei Pickups bestückt ist. Mehr Aufsehen erregt jedoch die erste relativ erschwingliche PRS-Gitarre, die Classic Electric, die später nach einem Protest Peaveys, die Rechte an der Bezeichnung Classic haben, nur noch CE genannt wird. Sie hat erstmals einen geschraubten Hals mit Ahorn-Griffbrett sowie einen Erle-Korpus. Bei PRS arbeiten nun 45 Mitarbeiter und produzieren 15 Gitarren pro Tag.
1989
Mit dem HG-70-Topteil und dem 412-Cabinet steigt Paul Reed Smith in den Verstärkermarkt ein. Er war zu diesem Zeitpunkt der Meinung, dass die Zukunft den Transistor-Amps gehören würde und setzt auf diese moderne Technik. Der Rest ist Geschichte: Die Produktion wurde nach 350 Einheiten gestoppt, und die PRS-Amps sind heute nur noch für Sammler interessant.
1990
Die Produktion der Special- und Studio-Modelle wird eingestellt. Mit der EG wird die preisgünstigste amerikanische PRS-Gitarre aller Zeiten vorgestellt – ein flacher Erle-Korpus, geschraubter Hals und erstmalig für den Hersteller ein 22-bündiger Hals sorgen für einen guten Endpreis. Die Gitarre gibt es in insgesamt vier Varianten, die sich vor allem in der Pickup-Bestückung unterscheiden. Die EG war zudem die erste Serien-Gitarre von PRS, die auch als Linkshändermodell erhältlich war. Bis jetzt hat PRS ca. 15.000 Instrumente verkauft, 70 Mitarbeiter bauen ungefähr 400 Gitarren pro Monat.
1991
Die ersten Artist-Modelle erscheinen! Wegen ihres anhaltenden Misserfolgs wird die Produktion der PRS-Bässe eingestellt. Zusammen mit dem Gitarrenbauer Dana Bourgeois entwickelt Paul Reed Smith eine PRS-Akustik-Gitarre, zu deren Produktion es jedoch nie kommt, weil die Händler in den USA negativ auf dieses Projekt reagieren. Insgesamt werden elf Prototypen gebaut.
1992
Das Jahr des Drachen, zumindest bei PRS. Die Dragon I erscheint und war mit $ 8000 üppig ausgezeichnet. Sie ist die erste PRS-Gitarre mit eingeleimtem 22-Bund-Hals, und – ebenfalls zum ersten Mal – mit einem Wide-Fat-Halsprofil.
1993
Als erstes Serien-Modell wird die Custom 22 mit einem kürzeren Hals mit 22 Bünden und dem sogenannten Wide-Fat-Profil angeboten. Die Custom 24 bleibt weiter im Programm.
1994
Mit der neuen McCarty geht PRS klanglich und konstruktionell weiter in Richtung Les Paul. Die CE bekommt einen einteiligen Mahagoni-Korpus – und bestätigt damit die Vermutung, dass sie in Gitarristenkreisen weniger als Fender-Ersatz sondern eher als preisgünstige Alternative zu den teuren PRS-Standard- und – Custom-Modellen gilt.
1995
Die Firma feiert ihr 10- jähriges Jubiläum mit dem 10th Anniversary Model, einem McCarty-Sondermodell. Ebenfalls neu: Die Santana-Gitarre. Das GOTM-Projekt wird gestartet. Unter dem Motto Guitar Of The Month baut Joe Knaggs, seit langen Jahren der Gitarrenbauer für die speziellen Aufgaben, besondere Modelle, bei deren Konstruktionen Experimente durchaus erwünscht waren.
Ende des Jahres zieht PRS um, in eine neue Fabrik auf Kent Island, nach Stevensville. Die ersten Computer-unterstützten Maschinen werden in der PRS-Produktion eingesetzt. Gleichzeitig stellt Paul Reed Smith die Produktion der günstigen EG-Serie ein: „Wir verlieren mit jeder dieser Gitarren Geld …“ Bei PRS arbeiten nun ca. 80 Mitarbeiter, die zwischen 25 und 30 Gitarren am Tag bauen.
Insides aus der Produktion in Stevensville gibt’s in der Factory Tour von Musician’s Friend:
1996
Mit der Swamp Ash Special wird eine Gitarre produziert, die deutlich in Richtung Fender ausschlägt. Geschraubter Ahorn-Hals und -Griffbrett, Sumpfesche-Korpus sowie die Bestückung mit drei Pickups sprechen eine deutliche Sprache. Mit der Rosewood Ltd. erscheint die erste PRS-Serien-Gitarre mit Palisander-Hals. Das erste Private-Stock-Modell wird gebaut. Die Artist III und IV ersetzen die Artist II und Artist Limited und stellen die hochwertigsten Serien-Gitarren von PRS dar.
1998
Die McCarty-Reihe wird durch die McCarty Soapbar erweitert, die mit P90-Singlecoils von Seymour Duncan bestückt ist. Im gleichen Jahr erscheinen die McCarty-Archtop und -Hollowbody-Modelle, die ersten Vollresonanz-Gitarren von PRS. Bei PRS arbeiten nun 110 Mitarbeiter und produzieren ca. 700 Gitarren pro Monat.
2000
PRS stellt seine erste Gitarre mit einem Cutaway vor, die sinnigerweise Singlecut genannt wird. Durch den großen Erfolg dieses Instruments gerät das Wiederaufleben der Bass-Produktion in den Hintergrund. Der neue Electric Bass hat nun einen geschraubten Hals und zwei Singlecoil-Pickups (Option: ein zusätzlicher Piezo-Pickup) und erinnert damit nicht von ungefähr an einen Fender Jazz Bass.
2001
Mark Tremonti, Gitarrist der extrem erfolgreichen US-Band Creed, wird der zweite Künstler nach Carlos Santana, dem ein Signature-Modell gewidmet ist – eine Singlecut.
Paul Reed Smith präsentiert das Mark Tremonti Model, das eine Signature Gitarre aus der SE Serie ist:
Mit der Santana III wird eine preisgünstigere Variante der Santana-Signature-Gitarre vorgestellt. Mit der Santana SE lässt PRS erstmalig eine Gitarre in Fernost, in Korea, bauen. Carlos Santana selbst hatte dieses Projekt angeregt, das sich im Nachhinein sehr bewährt hat.
Hört man einen Unterschied zwischen einer PRS Gitarre, die in den USA oder Korea gefertigt wurde? Youtuber Phillip McKnight macht den Test:
2002
Mit der Dragon 2002 gelingt PRS die vielleicht spektakulärste Gitarre der Firmengeschichte. Die in einer Stückzahl von 100 gebaute Singlecut mit einem prachtvollen Drachen-Design auf dem Korpus, wird für $ 30.000 angeboten und ist binnen Kürze ausverkauft.
Die neue Santana SE wird vorgestellt, jetzt mit Pickguard und leichten Veränderungen der Silhouette.
2004
Mit der Modern Eagle und der 513 erscheinen zwei Gitarren, die in einigen Details das traditionelle PRS-Design erweitern. Die Modern Eagle ist die erste Serien-PRS-Gitarre, die mit einem matten, dünnen Nitrolack angeboten wird und einige andere Eigenschaften mitbringt, die es ansonsten nur im Private Stock für (noch) mehr Geld gibt. Die 513 bringt eine radikale Pickup- und Elektronik-Bestückung, die es in der Form noch nie bei PRS gegeben hatte. Dank eines von Gibson USA erwirkten Gerichtsbeschlusses darf die PRS Singlecut wegen angeblich zu großer Ähnlichkeit mit der Les Paul nicht mehr hergestellt noch verkauft werden.
2005
PRS feierte sein zwanzigjähriges Jubiläum mit 20th-Anniverary-Custom- und -Standard-Modellen. Neu im Programm: Die Custom 22/12.
Mit Dave Navarro und Billy Martin bekommen zwei weitere Musiker ihre Signature-Gitarren. Bei PRS arbeiten jetzt 196 Mitarbeiter und stellen ca. 52 Gitarren am Tag her. Das Gebäude in Stevensville wird um ein neues erweitert.
2007
PRS präsentiert mit der Mira-Serie Gitarren made in USA in der preislichen Mittelklasse (unter 2.000 Euro).
2008
2008 nimmt PRS mit dem Gary Grainger Private Stock Bass einen Signature E-Bass für Gary Grainger in Sortiment auf. In diesem Jahr nahm PRS außerdem fast alle Satin-Finish-Modelle aus dem Katalog und gestaltete die Vogel-Inlays neu.
2009
PRS wagt sich an die Produktion von Akustikgitarren, Amps und Lautsprecherboxen.
2010
Das 25-jährige Firmenjubiläum feiert Paul Reed Smith mit einer Runde Jubiläumsmodelle – nicht weniger als 14 limitierte Gitarren. Darunter die PRS Santana 25th Anniversary.
2013
2013 führt PRS mit der S2-Serie eine erschwingliche PSR Gitarre aus US-Produktion ein, die eine Lücke zwischen der preiswerteren SE-Linie aus Fernost und den teuren “Cores” schließt. Derzeit umfasst die S2-Serie eine Standard 22, 24 und Singlecut, die Custom 22, 24 und 22 Semi-Hollow, Singlecut und Singlecut Semi-Hollow, Starla, Mira und Mira Semi-Hollow.
2015
In diesem Jahr präsentiert PRS die S2 Vela aus der Mittelklasse-S-Serie. Die PRS S2 Vela bringt mit einer flachen Decke und asymmetrischer Korpusform einen Vintage-Charakter mit.
2018
Auf der Namm 2018 kündigte PRS sechs neue Akustik-Modelle aus der SE-Reihe an. Außerdem bekommt John Mayer eine Signature Gitarre, die PRS Silver Sky. Das Modell ist in vielerlei Hinsicht Vintage-inspiriert und basiert auf Johns und Pauls Lieblingselementen von Gitarren aus den Jahren 1963 und 1964.
Mehr über die Firmengeschichte von PRS erfährst du in dem “PRS Special”, das du dir hier kostenlos herunterlade kannst!
Was wäre PRS Guitars ohne Santana? Es war im Jahr 1976, als ein 20-jähriger Gitarrenbauer mit wuscheligen Haaren und Nickelbrille es schaffte, bei einem Santana-Konzert in den Backstage-Bereich einzudringen – in der Hand eine Gitarre, die er für Peter Frampton gebaut hatte. Und die er nun Carlos Santana zeigen wollte, in der Überzeugung, dass diese Gitarre besser sei als das, was Carlos damals spielte. Die Gitarre spielte er dann während der ganzen Show, und schließlich bat er Paul Reed Smith unter dem Applaus von 15.000 Zuschauern für einen Song auf die Bühne.
1979 bekam Carlos seinen ersten Prototyp einer PRS-Gitarre, seit dieser Zeit ist der Gitarrist der treueste PRS-User. Der Rest ist Geschichte – und heute ist längst klar, dass ohne Carlos Santana die Entwicklung der Firma Paul Reed Smith Guitars eine ganz andere gewesen wäre. Denn die Kooperation zwischen Santana und PRS, die Ende der 70er offiziell begann und 1995 mit der Vorstellung des ersten PRS-Santana-Signature-Modells manifestiert wurde, war damals eine Art Ritterschlag für die junge Firma, die sich mit einem Mal damit konfrontiert sah, auf der ganzen Welt nicht nur wahrgenommen, sondern als neue, wichtige Marke auch akzeptiert zu werden. Paul weiß genau: „Ohne Carlos Santana gäbe es PRS-Guitars nicht.“
Carlos Sanatana über seine Verbindung zu PRS:
Heinz Rebellius (erschienen in Gitarre & Bass 05/2005)
Obgleich die Zahl der PRS-Gitarrenmodelle mit den Jahren gewachsen ist, bleibt sie im Vergleich zum Programm anderer renommierter Anbieter relativ überschaubar. Dabei zu berücksichtigen ist jedoch, dass Paul Reed Smith zu den meisten Instrumenten Optionen kostenlos oder gegen Aufpreis anbietet, auch wenn es mitunter nur um verschiedene Lackierungen geht. Allein bei den Signature-Modellen sind keinerlei Ausstattungs-Alternativen vorgesehen.
In der Übersicht haben wir alle PRS-Modelle mit ihren jeweiligen Besonderheiten und Features aufgeführt. Autorenzitate aus in älteren Gitarre & Bass-Ausgaben erschienenen Testberichten sollen dabei ermöglichen, dem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge zu helfen und die Vorzüge der einzelnen Instrumente herauszustellen.
Premiere feierte übrigens die PRS Custom in dem Vorläufer von Gitarre & Bass, dem Musiker Magazin, Ausgabe Dezember 1986, der entsprechende Artikel blieb selbstverständlich unserem Chefredakteur vorbehalten. Den Test kannst du hier gratis herunterladen!
Eine Aufstellung der getesteten Bass- und Gitarrenmodelle, die nicht mehr zum PRS-Programm zählen bzw. durch andere Instrumente abgelöst wurden, komplettieren diese Übersicht. Mit Ausnahme der aus juristischen Gründen auf Eis gelegten Singlecut-Modelle, auf die ein renommierter, prozessfreudiger US-Hersteller wegen allzu großer Ähnlichkeiten (?) eine einstweilige Verfügung erwirkt hat, und der beiden Santana-II- und -III-Versionen, besitzen alle Gitarren die für PRS typischen Korpus- und Kopfplatten-Designs.
Die seit einiger Zeit verwendeten PRS/Schaller-14:1- Phase-II-Low-Mass-Locking-Mechaniken bringen weniger Gewicht an die Kopfplatte und lassen sich zudem komfortabler drehen. Sie werden exklusiv von Schaller für PRS hergestellt und sind auch nicht im Handel erhältlich.
Im Jubiläumsjahr hat Paul Reed Smith jeder Trussrod-Abdeckung ein 20th-Logo spendiert. Ausnahme machen lediglich die Signature-, 513-, Santana-II- und SE-Modelle, da deren Cover bereits durch spezifische Embleme bzw. Signaturen belegt sind.
Die Übersicht mit allen Specs der gesamten PRS Palette (bis 2005) findest du als Gratis-Download hier!
Aktuell gibt es folgende PRS Modelle:
Die Entwicklungsgeschichte der PRS-Gitarren ist eher eine Evolution als eine permanente Revolution. Dennoch existieren viele innovative Eigenschaften, die nicht nur den Erfolg der Firma begründen, sondern ganz allgemein die Geschichte der E-Gitarre entscheidend nach vorne brachten – und damit die Messlatte, an der sich alle anderen Hersteller nun orientieren müssen, ein gutes Stück nach oben geschoben haben. Wir haben nachgezählt und genau 20 dieser Eigenschaften gefunden.
Paul Reed Smith baute seine erste richtige E-Gitarre vor genau 30 Jahren, 1975, als er noch auf der Highschool war – eine Gitarre im Stil einer Gibson Les Paul Junior mit einem Cutaway. Sie war nicht besonders schön, und auch nicht besonders gut. Aber ist es nicht unglaublich, dass er kaum ein Jahr später die High School verließ, eine Werkstatt in der West Street in Annapolis mietete und Rock-Superstar Ted Nugent eine Gitarre verkaufen konnte?
Bevor er sie an Ted auslieferte, zeigte er sie Peter Frampton, und der bestellte sich gleich eine neue – das war erst die zehnte Gitarre, die Paul überhaupt je gebaut hatte! „Ich habe ihm einen Deal vorgeschlagen“, erinnert sich Smith. „Wenn du dich nicht in deine neue Gitarre verliebst, bekommst du dein Geld zurück.“
Nun – Frampton verliebte sich tatsächlich in diese gänzlich aus Mahagoni gebaute Gitarre, die für Paul Reed Smith richtungweisend war. Denn sie hatte die typische Double-Cutaway-Form einer Les Paul Junior, aber erstmalig eine gewölbte Decke und – noch entscheidender – sie war die erste Gitarre mit den sogenannten Bird-Einlagen und einem Adler auf der Kopfplatte, dem Symbol, das heute nur die exklusiven Gitarren aus dem PRS Private Stock tragen dürfen. Die ersten Wahrzeichen von PRS waren also platziert. Hier ist die Geschichte, wie Paul die Vögel entdeckte.
Pauls Mutter war eine passionierte Vogelkundlerin. „Ich habe mir eines Tages ein Vogelkunde-Buch geschnappt und Bilder daraus kopiert“, erinnert sich Smith. Der Adler auf der Kopfplatte, den die PRS vor 1985 und die Private-Stock-Gitarren ab Mitte der 1990er tragen, wurde dagegen von einem T-Shirt übernommen.
„Ich habe das T-Shirt auf einen Fotokopierer gelegt und das Motiv entsprechend verkleinert. Unser Adler stammt also von einem alten, verwaschenen T-Shirt!“ Trotz dieses etwas merkwürdigen Beginns wurden die Bird-Einlagen das erste Markenzeichen der damals neuen Marke und sind auch heute noch, teilweise als Option, für alle in den USA gefertigten PRS-Instrumente verfügbar. Sie werden aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt – von Muscheln bis Stein, manche sind mit Gold umrandet oder bestehen sogar gänzlich aus dem teuren Edelmetall. Und sie haben Nachwuchs bekommen, denn sowohl die 2004 vorgestellte 513 als auch die diesjährigen Anniversary-Modelle zeigen neue Vogel-Motive in ihren Griffbrettern.
Wenn auch die Bird-Einlagen das erste eigenständige Feature der zehn Jahre nach ihrer erstmaligen Verwendung erscheinenden ersten PRS-Serien-Gitarre waren, so ist die Verwendung von hochgradig gemasertem Ahorn für die gewölbten Decken mindestens genauso wichtig.
Natürlich wird im Instrumentenbau seit Jahrhunderten Curly Maple eingesetzt, insbesondere für Streichinstrumente und später auch bei Jazz- und Akustik-Gitarren. Den direkten Bezug zur E-Gitarrenwelt stellen jedoch die Les-Paul-Modelle von 1959 und 1960 dar, wenn auch Gibson damals nur selten, wenn überhaupt, solche prachtvollen Decken verwendet hat.
Die erste PRS-Gitarre mit Ahorndecke wurde für Jeff Adams, einen Musiker aus der Maryland-Region, um 1979/1980 herum gebaut. Das Holz stammte von einem Kleiderschrank der Mutter eines Freundes, dessen Schubladen eben aus geflammtem Ahorn gebaut waren. Adams, der in Geldnöte geraten war, gab die Gitarre an Smith zurück, der sie wiederum dem Gitarristen der damals sehr erfolgreichen kanadischen Band Heart, Howard Leese, für $ 2000 verkaufen konnte.
Leese taufte die Gitarre Golden Eagle und benutzte sie auf zahlreichen, millionenfach verkauften Alben und war der erste Werbeträger, der die virtuelle PRS-Fahne bei jeder sich bietenden Gelegenheit schwenkte. Seine Gitarre zeigte neben der geflammten Ahorndecke eine weitere PRS-Neuheit, die natürliche Einfassung: „Bei einer Les Paul dient die Plastikeinfassung dazu, den scharfen Rand der Decke vor Beschädigungen zu schützen.
Ich dachte mir, wenn man die Kante richtig gestaltet und das Ahorn dort einfach nicht mitbeizt, brauche ich keine Plastik-Einfassung“, meint Smith. „Ich habe dieses Verfahren gleich bei der ersten Gitarre mit Ahorndecke angewendet, der Golden Eagle von Howard Leese.“ Heute stellt fast jeder Hersteller Gitarren mit auffällig gemaserten Ahorndecken und auch mit dem „Natural Binding“ her – eindeutig inspiriert vom Erfolg der PRS-Gitarren!
Paul Reed Smith hat sehr schnell gelernt. 1980 baute er seine dritte Gitarre mit Ahorndecke – für keinen Geringeren als Carlos Santana. Dies war der Beginn einer nicht nur bis heute andauernden Freundschaft, sondern auch einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung, die ihren Anfang mit dem ersten PRS-Santana-Signature-Modell 1995 nahm. Man muss sich immer vor Augen halten, dass Paul erst 1976 seine erste Gitarre gebaut hatte.
Im Gegensatz zu der damals vorherrschenden Meinung vertrat Smith immer die Ansicht, dass auch eine E-Gitarre ein akustisches Instrument ist und eine eigene Stimme hat. Der Tonabnehmer agiert dabei nur wie ein Mikrofon und ist nicht selbst die Stimme, wie viele damals meinten. „Ja, das stimmt – so habe ich mich damals ausgedrückt, aber keiner hat auf diese Aussagen reagiert oder konnte etwas damit anfangen.
Zu der Zeit waren doch zum Beispiel Messingsättel und dieses ganze andere Zeugs angesagt. Was mich jedoch damals umgehauen und auf meinen Weg gebracht hat, war die Erkenntnis, dass die Gitarren vor der Lackierung völlig anders klangen als danach. Ich habe die Gitarren immer schon vorher mit Saiten bezogen, und da waren eben diese speziellen Mitten zu hören, die nach der Lackierung verschwunden waren. Die Gitarren klangen sogar akustisch verschieden mit oder ohne Pickups!“
In den 1970er und 80er Jahren bestanden die meisten E-Gitarren und -Bässe auf dem Markt aus mehrteiligen Hölzern, eindeutig eine Methode, um die Produktionskosten zu senken. Doch Smith, der stets betont, dass er viel von alten Fender- und Gibson-Instrumenten gelernt hat, setzte von Anfang an auf einteilige Hölzer. „Erstens zeugt es einfach von schlechtem Geschmack, zwei oder mehr Teile zu einem großen zusammen zu leimen.
Zweitens dachte ich immer, dass dreiteilige Les-Paul-Hälse nicht so gut klingen wie einteilige. All die Gitarren-Legenden haben Strats oder Les Pauls mit einteiligen Hälsen gespielt. Und die, die ich spielte und die gut klangen, hatten allesamt einteilige. Ich fand, dass Firebirds nie so gut klangen wie Les Pauls. Ich dachte, dass Alembic-Bässe (mit ihren mehrstreifigen Hälsen) immer sehr gut klangen, aber nie ihre Gitarren.
All diese Gitarrenmarken, die mehrteilige Hälse hatten – B.C. Rich z. B. – klangen nicht so gut wie die, die einteilige benutzten. Jedes Mal, wenn ich einteilige Bodies oder Hälse baute, erhielt ich einen guten Ton. Ich will diese oben genannten Hersteller und ihre Instrumente nicht abwerten, aber meine Ohren haben mir klar signalisiert: Einteiliges klingt besser!“
Obwohl dies in Werbung und Katalogen nie propagiert worden war, haben seit 1980 (!) alle PRS-Gitarren einen kompensierten Sattel, um die Intonation in den ersten Lagen zu verbessern.
Diese Idee und die Umsetzung hat sich Paul Reed Smith 1982 patentieren lassen. Im Prinzip ist der Sattel dabei nur ein wenig in Richtung erster Bund versetzt. Erst als die moderne 513 vorgestellt wurde, bekannte man sich auch offiziell und öffentlich zu diesem Feature. „Ich habe immer einen kompensierten Sattel benutzt“, sagte Paul Smith 2004.
„Aber dieser hier in der 513 hat einen höheren Kompensierungsgrad als in den früheren Jahren. Der Sattel ist nicht nur leicht nach vorne gerückt, sondern zusätzlich leicht gewinkelt; er sitzt nicht parallel, sondern auf der BassSeite etwas näher am ersten Bund als auf der Treble-Seite.“
Carlos Santana orderte bei seiner ersten Gitarren-Bestellung ein Vibrato-System, das stimmstabil arbeiten sollte. Ein Floyd-Rose-System wollte er jedoch nicht, so dass Paul Reed Smith dem Auftrag zwar zusagte, aber ob dieser Option ins Grübeln geriet, weil das Hardware-Angebot um 1980 herum noch sehr limitiert war.
Mithilfe des Ingenieurs John Mann modifizierte Smith ein Vibrato-System des Herstellers Stars Guitars, erfand einen Rollensattel und ließ je eine kleine Schraube von oben in jeden Mechanikschaft ein, um die Saiten dort festzuklemmen. Der Rollensattel bewährte sich nicht und wurde bald durch einen konventionellen Sattel ersetzt, der aus einem reibungsarmen Nylon/Teflon-Gemisch hergestellt war, das ursprünglich PRS-intern Unobtainium genannt wurde.
Außerdem verkleinerte Smith den Winkel zwischen Kopfplatte und Hals auf 7 Grad, um die Reibung im Sattel noch weiter zu verringern. Smith kannte alle Tricks, um ein reguläres Stratocaster-Vibrato-System einigermaßen stimmstabil zu machen, was sich zum Teil in der Eigenentwicklung wiederspiegelt. Das patentierte und ab 1985 verwendete PRS-Vibrato-System wird wie eine Fender-Vintage-Brücke mit sechs Schrauben befestigt, aber jede dieser Schrauben hat direkt unterhalb ihres Kopfes eine Nut, in der wie Messerkanten die einzelnen Schraublöcher der Vibrato-Platte anliegen.
Die Saitenreiter sitzen versenkt in der Grundplatte, um Seitwärtsbewegungen auszuschließen. Sogar den Schrauben, mit denen die Saitenreiter zwecks der Oktavreinheit bewegt wurden, wurde Aufmerksamkeit zuteil – sie waren aus Edelstahl, um ihr Rosten zu verhindern. Heute werden sie aus vernickeltem Messing hergestellt. Die Saitenführungslöcher im Vibrato-Block wurden tiefer als üblich gebohrt, um den Abstand zwischen Saiten-Ende und Saitenreiter so kurz wie möglich zu halten. Und – nicht zuletzt – wurde auch der Vibrato-Arm berücksichtigt; er bestand aus Edelstahl und konnte einfach in das Aufnahmeloch gesteckt werden, in dem ihn eine Art Lager aus Nylon (Delrin) empfing und festhielt – hier gab es also keine Feststellschrauben und keine Gewinde mehr, mit deren Unwägbarkeiten man sich auseinandersetzen musste.
Mithilfe eines weiteren Ingenieurs, Eric Pritchard, entwickelte Smith eine Art Klammer, mit der die Saite an den Mechanikschaft fixiert werden konnte. Diese Mechaniken, die bald von der deutschen Firma Schaller hergestellt wurden, befanden sich auf allen PRS-Gitarren, die mit einem Vibrato-System ausgestattet waren – und auch auf einigen Stop-Tailpiece-Modellen.
2002 stellte PRS dann die „Phase II Locking-Tuner“ vor, denen ein etwas vereinfachtes Konzept zugrunde liegt, auch um die Mechaniken leichtgewichtiger machen zu können. Im Prinzip ähneln die neuen Phase-II-Tuner sogar denen, die Smith damals für die erste Santana-Gitarre entwickelt hatte.
Einer von Pauls Lieblingstonabnehmern war der Gibson-P90-Singlecoil, und seine frühen Gitarren hatten meist einen oder zwei dieser Pickups an Bord. „Ja, die haben wir damals meist aus alten Gibson-Gitarren genommen, denn Gibson hat sie nicht einzeln verkauft. Später ließ ich mir dann welche von Seymour Duncan bauen.“ Smith und sein Mitarbeiter seit den 1980ern, John Ingram, haben aber auch Pickups selbst gewickelt und auf Gigs live getestet. Schon damals war Smith sehr stark daran interessiert, eigene Pickups herzustellen, insbesondere welche in Richtung von Gibsons PAF und P90.
Er verglich damals alle erhältlichen Humbucker mit einem alten PAF, den er einmal gekauft hatte, und befand: „The PAF just kissed them all good-bye“. Smith, Ingram und Pritchard hatten viel Zeit und Forschungsarbeit in dieses Thema investiert, bis sie den Knoten durchschlagen und die PRS-StandardTreble- und -Bass-Pickups aus der Taufe heben konnten. Das erste von vielen eigenen Pickup-Designs machte sich auf den Weg. „Aber wir lernen immer noch“, meint Ingram. „Denn da gibt es so viele subtile Dinge zu beachten, die für den Sound eines Pickups wichtig sind.“ Heute sind alle PRS-Gitarren bis auf wenige Ausnahmen komplett mit PRS-Pickups bestückt.
Die originalen PRS-Serien-Gitarren waren mit zwei Humbuckern (Standard Treble und Bass) und einem Volumen-Poti bestückt. Der zweite „Regler“ war eigentlich ein Fünfweg-Schalter, und anstelle eines Ton-Reglers gab es den sogenannten „Sweet Switch“.
Der amerikanische Autor J.D. Considine beschreibt diesen Schalter folgendermaßen: „Er kann die wütende Aggression eines PAF-Tons, wie man ihn von Eddie van Halens Klangeskapaden her kennt, in die warme, würdevoll rauchig klingende Klangwelt einer 59er Les Paul verwandeln.“ Man könnte diesen kleinen Schalter auch als eine Art Preset-Schaltung verstehen, ähnlich wie ein WahWah-Pedal, das man aus seiner am hellsten klingenden Stellung in die mittigst klingende bewegt.
Oder die die höchsten Höhen einfach wegschneidet, so wie es geschieht, wenn man ein sehr langes Kabel zwischen Verstärker und Gitarre benutzt. Den Fünfweg-Drehschalter verwendete Smith erstmalig auf den frühen 12-String-Modellen, in denen oft der Bartolini-Hi-APickup „Beast“ zum Einsatz kam, dessen Spulen mit einem Neun-Positionen-Drehschalter angezapft werden konnten.
Als das endgültige PRS-Design 1984 entwickelt wurde, wollte Smith eine Schaltung ermöglichen, die klassische Singlecoil- und Humbucker-Sounds in einer Gitarre anbieten konnte. Da fiel ihm der Drehschalter der früheren Tage wieder ein. „Einige Leute mögen diesen Drehschalter, doch die meisten mögen ihn leider nicht. Zwischen Fender und Gibson scheint es nicht viel anderes zu geben“, wird Smith damals zitiert.
Das heute noch geltende Schalter-Layout wurde 1989 festgelegt und obwohl die frühen PRS-Modelle Custom, Standard und CE normalerweise mit diesem Schalter ausgeliefert werden, ist ein Layout mit einem Dreiweg-Toggle-Schalter plus Singlecoil-Schaltung via Push/Pull-Tonpoti entweder als Option oder als Standard-Feature für die meisten der mit zwei Humbuckern bestückten PRS-Gitarren erhältlich. Der Sweet Switch war allerdings weniger erfolgreich – er wurde 1991 zum letzten Mal verbaut und verschwand dann in den ewigen Jagdgründen.
Als die PRS Custom 24, so wie wir sie heute kennen, 1985 präsentiert wurde, stellte sie die Quintessenz von zehn Jahren Gitarrenbau und Gitarren-Service dar. Diese Tatsache wird oft vergessen oder übersehen. Aber bevor das endgültige, erste eigene Design 1984 abgesegnet wurde, mussten viele verschiedene Aspekte bedacht und berücksichtigt werden, in erster Linie natürlich die eigentliche Form, die Silhouette des Korpus.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die von Paul R. Smith gebauten Gitarren sehr stark am Design einer Gibson Double Cutaway ausgerichtet gewesen, die nach 1958 in Form der Junior, der Special und des TV-Modells erschienen war. „Es gab damals die Gibson- und die Fender-Spieler; 50 % spielten die eine, 50 % die andere Marke“, erinnert sich Smith. „Wenn man nur die Gibson-Typen glücklich machen will, und jeder zweiter von diesen deine Gitarre spielen will, hast du nur 25 % von allen erreicht. Ich wusste, dass ich, wenn es mir nicht gelingt, eine Gitarre so zu formen, dass sie beide Fraktionen anspricht, meinen Laden gleich dicht machen konnte.
So habe ich angefangen an einer Form zu arbeiten, die grundsätzlich von der Les Paul Junior abwich. Wir haben die Silhouetten einer Strat und einer Les Paul übereinander gezeichnet und die Linien einander angeglichen. Was dabei herauskam, sah fürchterlich aus. Ich fing also wieder von vorne an, und begann, an einer ganz neuen Korpusform zu arbeiten. Es hat zwei Jahre gedauert, bis wir damit zufrieden waren.“
Als die erste Dragon I 1992 vorgestellt wurde, erschien sie auf den ersten Blick nur wie eine dieser außergewöhnlich verzierten, überteuren PRS-Gitarren für gut verdienende Sammler. Dabei hatte diese Gitarre einige fundamentale Design-Merkmale zu bieten, die das PRS-Konzept um wichtige Faktoren erweiterten. Die Artist I hatte bereits Smiths Wunsch nach „größer“ klingenden Gitarren geweckt, und die Dragon I ging mit ihrem kürzeren 22-Bund-Hals inkl. des sogenannten Wide-Fat-Profils noch einen Schritt weiter in diese Richtung; sie war also die erste PRS mit geleimter Hals/Korpus-Verbindung, die einen 22-Bund-Hals trug.
„Die Stabilität eines Halses wird durch die Verkürzung vervielfacht“, sagt Smith. „Die Les Paul hat nur einen 14-Bund-Hals, alte Strats haben ebenfalls nur einen 14-Bund-Hals. (Paul bezieht sich hier natürlich auf den Hals/Korpus-Übergang) Und jedes Mal, wenn ich eine alte Gitarre mit einem kurzen, fetten Hals gespielt habe, klang sie sehr gut. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein fetter Hals einen fetten Ton, und ein dünner Hals einen dünnen Ton macht.“
Der Einfluss der Dragon I sollte also nicht unterschätzt werden: Schon bald nach der Dragon I erschienen Versionen der „normalen“ PRS-Gitarren, also der Custom, der Standard und der CE, eben mit einem 22- Bund-Hals – optional zu dem bekannten 24- Bund-Hals. Und neben den Signature- und Anniversary-Modellen bekannten sich alle neuen PRS-Designs ebenfalls zum 22-BundHals. (Zu diesem Thema erzählte mir Peter Wolf, Sales & Marketing Director und Chef von PRS Germany, Folgendes: „55 bis 60 % aller PRS-Instrumente werden zurzeit mit einem 22-Bund-Hals ausgeliefert – das Verhältnis ist also fast ausgeglichen.
Es gibt zwei Fraktionen zu dem Thema, auch bei PRS selbst. Paul z. B. würde keine 24-BundGitarre mehr spielen, er ist eindeutig ein 22iger. Ich dagegen mag die 24bündigen lieber, sie sind mir flexibler und weniger steif, was das Handling und den Sound angeht. Ich mag bei der 24bündigen auch lieber, wie sie hängt, also wie und wo sie in Spielposition am Körper anliegt. Ob 22- oder 24-Bund-Hals – das ist absolute Geschmacksache.“; d. Übersetzer) Siehe auch den Testbericht der 22- und 24-bündigen Anniversary-Instrumente in dieser Ausgabe!
Eine weitere Innovation brachte die Dragon I in Form der Wrapover-Tail-Piece-Brücke. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die bei weitem meisten PRS-Gitarren mit Vibrato-System gebaut worden; und wenn feststehende Brückenkonstruktionen wie auf dem Limited-Edition-Modell von 1989 verbaut wurden, bediente man sich der Gibson-typischen zweiteiligen Kombination aus Tuneo-matic-Brücke und Stop-Tailpiece.
„Wir haben versucht, eine Brücke im Stil der alten, auf Les-Paul-Juniors verwendeten, zu bauen, aber bei der sich die Saiten, die darüber verlaufen, nicht in die Hand eingraben können“, erinnert sich Smith. „Wir haben sie breiter gemacht und auch die Intonation für die D- und G-Saite optimiert. Ansonsten klangen diese Art Brücken ja richtig toll, da gab es nichts zu verbessern. Damals haben alle gesagt, dass diese Teile aus irgendwelchem zusammengeschmolzenem Altmetall gefertigt waren; wenn man eine aufbrach, sah die Metallstruktur kristallin aus.
Da habe ich Ted McCarty (den Gibson-Geschäftsführer in den 1950er & 60er Jahren) angerufen, und er sagte mir, dass sie damals gegossenes Aluminium für die Brücken verwendeten! Nun, als wir dies herausgefunden hatten, begannen wir, unsere Brücken herzustellen – aus gestanztem Aluminium, und sie klangen einfach fantastisch! Wenn du eine auf den Tisch fallen lässt, macht es ding – ding – ding; lässt du eine Messingbrücke fallen, macht es gonk – gonk – gonk. Viele Hersteller stellen solche Art Brücken aus gegossenem Zink her, aber auch das hat nicht den Ton von Aluminium.“
Paul Reed Smith hatte sich mit Ted McCarty, dem Präsidenten von Gibson in den Goldenen Jahren des Unternehmens, nicht nur angefreundet sondern ihn auch als Berater angestellt. „Er hat mir seine Harddisk geöffnet“, ist Paul Smith heute noch begeistert. „Ich habe bestimmt eine ganze Woche mit ihm verbracht, um mir anzuhören, was er in seinem Kopf abgespeichert hatte.
Er hat uns erzählt, wie man PAFs wickelt – nicht per Hand, sondern mit Maschinen. Wir machen nun genau die gleiche Zahl von Windungen wie Gibson damals – weil es funktioniert.“ In der Zwischenzeit war der texanische Gitarrist David Grissom, ein früher PRS-Spieler (und Gitarrist bei Joe Ely, David Mellencamp u. v. a.) öfters am Telefon gewesen, „weil er eine Gitarre haben wollte, die so klingt wie Duane Allman auf ,Live At Fillmore East‘.
„Alles, was Ted erzählte, alles, was wir erreichen wollten, und alles, wonach David Grissom suchte, mündete praktisch in einem Projekt, das als Resultat die PRS McCarty hatte! Die McCarty ist praktisch eine Dragon mit einem dickeren Korpus, einer dünneren Kopfplatte, leichteren Non-Locking-Mechaniken und anderen Pickups. Sie ist das, was die SG/Les Paul von 1961 hätte sein können“, sagt Paul. „Jedes Mal, wenn ich dies zu Ted sagte, wurde er sauer – aber er konnte damit leben!“
Der Palisander-Hals, erstmals auf einer Gitarre verwendet, die Paul Reed Smith sich selbst 1994 bauen ließ, und die die aufwändige Drachen-Griffbretteinlage der Dragon I besaß, wurde schon bald eine beliebte Option im Private-Stock-Programm. Aber auch in speziellen oder limitierten Auflagen wie der Rosewood Ltd. von 1996 wurde das Palisander, ursprünglich ostindisches, für den Hals benutzt.
Auch die McCarty ist optional mit einem Palisander-Hals erhältlich. PRS hatte bis zu Anfang der 1990er Jahre auch in seinem Standard-Programm immer Griffbretter aus Rio-Palisander benutzt; doch dann wurde dieses seltene, gut geschützte und sehr teure Holz knapp. „Es klingt wie eine Glocke; aus diesem Holz werden nicht umsonst Konzert-Marimbaphone hergestellt“, outet sich Smith als Palisander-Fan. „Es hat ein langes Sustain und einen wunderbar klaren und definierten Grundton.
Das ostindische Palisander (das seitdem alternativ benutzt wird), ist auch gut, und man kann welches bekommen, das nahezu so gut klingt wie das brasilianische.“ PRS hat einen bestimmten Lagerbestand an Rio-Palisander, so dass zahlreiche limitierte Modelle Griffbretter aus diesem Material erhalten konnten und auch in Zukunft haben werden, beispielsweise die Dragon I, Dragon II (1992) & III (1993) und die Rosewood Ltd.
Andere Gitarren wie die Dragon 2000 und 2002, die Singlecut Brazilian Rosewood (2001), die 513 und die Modern Eagle (beide 2004) werden sogar mit dem Brazilian-Rosewood-Paket mit Hals und Griffbrett aus diesem Holz ausgestattet.
Diese erste, oben beschriebene Gitarre mit Palisander-Hals, die Paul übrigens heute immer noch spielt, war der Prototyp für die sogenannte GOTM-Serie (Guitar Of The Month) die 1995 und 1996 entstand und aus der heraus sich das Private-Stock-Programm entwickelte.
Paul beschrieb die GOTM-Initiative damals als Custom Shop innerhalb eines Custom Shops, in dem ausnahmslos Einzelstücke gebaut werden, aus den besten erhältlichen Materialien und – wenn gewünscht – mit zahlreichen bis zahllosen Einlagen und Verzierungen aus den unterschiedlichsten Materialien; also all das ist hier möglich, was über das normale PRS-Programm hinaus gehen soll.
Diese Abteilung wird bis heute von Joe Knaggs geleitet, und die GOTM- und Private-Stock-Instrumente waren sehr oft Spiel- und Experimentierwiese nicht nur für zahlungskräftige Gitarren-Freaks, sondern auch für die Umsetzung neuer Gitarren-Konzepte, von denen nicht wenige nach Erprobung ihren Einzug in den PRS-Standard-Katalog hielten: 12-saitige Gitarren, Doublenecks, Bässe, die Hollowbody- und Archtop-Modelle, E-Mandolinen und die Singlecut.
Joe Knaggs, der seit ewigen Zeiten für PRS Gitarren entwickelt, war auch für das Design der Archtop- und Hollowbody-Gitarren verantwortlich. „Ich war früher JazzGitarrist, und was ich wirklich nicht an diesen Jazz-Gitarren wie z. B. der Gibson L-5 mochte, war diese Unhandlichkeit – man hat immer das Gefühl, als ob man so eine dicke Martin Akustik-Gitarre spielt“, sagt Knaggs. „Für mich fühlte sich das so an, als ob es nicht erlaubt sei, vielseitig zu sein. Mir hat immer die Idee gut gefallen, die hinter dem Ibanez-George-Benson-Modell steckt.“
Knaggs benutzte bei den neuen Gitarren zwar die typische PRS-DoubleCutaway-Form, aber die Rückseite des Korpus wurde ausgefräst und eine komplett hohle Struktur hinterlassen. Nur ein „Sound Post“, der die ebenfalls ausgefräste Decke stützt, verbleibt im Inneren. Dieses Design funktionierte kommerziell vor allem für die dünnere, an Gibsons ES-335 erinnernde Hollowbody, die eine wichtige Position im heutigen PRS-Programm einnimmt.
Zusammen mit dem renommierten Akustik-Pickup-Designer Lloyd Baggs wurde das patentierte PRS/L.R.-Baggs-System speziell für die neuen Vollresonanz-Gitarren des Herstellers entwickelt. Im Gegensatz zu anderen Piezo-Systemen kann hier das Volumen und der Klang (!) jeder einzelnen abgenommenen Saite werksseitig voreingestellt und perfekt an die jeweilige Gitarre angepasst werden. Eine spezielle Version des Stop-Tail, die die Piezo-Pickups enthält, leitet das Signal an einen kleinen, internen Preamp weiter, der Stereo- oder Mixed-Mono-Output-Signale ermöglicht. Obwohl die Option Piezo-Pickup nicht gerade günstig ist, erweitert sie das Klangpotenzial der Hollowbody ungemein – sie ist damit die absolut vielseitigste Gitarre des gesamten PRS-Programms.
Die PRS Singlecut war die mit Abstand am meisten diskutierte Gitarre des Herstellers. Viele PRS-Fans waren nicht gearde begeistert, als sie sahen, dass „ihre“ Marke vom altbekannten, erfolgreichen Double-Cutaway-Kurs abwichen und im Jahr 2000 eine Gitarre vorstellte, die mit ihrem einzelnen Cutaway und dem 4-ReglerLayout vermeintlich eindeutig zugab, von der Gibson Les Paul inspiriert worden zu sein. „Dabei gibt es circa 30 Unterschiede zwischen einer PRS Singlecut und einer Gibson Les Paul“, meinte Paul Reed Smith 2001.
„Die Farbe der Kopfplattenvorderseite, die Kopfplattenform, die Kopfplatten-Stärke, der Double-Action-Stahlstab, die Mensur, keine Griffbrett- und Korpus-Einfassung, kein Schlagbrett, eine andere Brückenkonstruktion (Stop-Tail vs.Tune-omatic/Stoptail-Bridge), unterschiedliche Anordnung der Regler, unterschiedliche Verdrahtung, unterschiedliche Buchsenplatte, die Bodies haben unterschiedliche Stärken, der untere Halsansatz ist komplett verrundet, die Korpusform ist an mindestens sechs Stellen um wenigstens sechs Millimeter verändert und das untere Korpushorn hat eine eindeutige PRS-Ästhetik. Das ist schon eine ganze Menge – dazu kommen noch die unterschiedlichen Pickups, die Bird-Einlagen etc.
Die Singlecut ist keine Les Paul, es ist eine PRS-Gitarre!“ Die Profis liebten diese Gitarre sofort, was bereits im Jahr 2001 zum Signature-Modell für Mark Tremonti führte, der damals mit seiner Band Creed Millionen Alben verkaufte und Dauergast in den Charts und im Musik-TV war. (PRS war endlich überzeugend auf dem aktuellen Markt angekommen, und die Kombination PRS Singlecut & Mesa/Boogie Rectifier ist für den Rock-Sound des neuen Jahrhunderts verantwortlich; d. Übers.)
Es folgte 2003 die Singlecut Trem mit dem PRS-Vibrato-System und einem vereinfachten Regler-Layout mit zwei Potis. Diese Gitarre wurde schnell zur Singlecut für PRS-Spieler getauft, weil sie in der Korpus-Stärke wieder nahezu zu den gewohnten, dünneren PRS-Maßen zurückgefunden hatte. Doch bevor auch diese Gitarre einen großen Einfluss auf Hitparaden und Musikläden-Umsätze ausüben konnte, erwirkte der Gibson-Konzern bei einem Gericht in Nashville den sofortigen Produktions- und Verkaufsstopp aller Singlecut-Modelle.
Der Prozess befindet sich zurzeit noch in der Schwebe; PRS ist in die Berufung gegangen, und die Entscheidung dieses Gerichtes – eine Stufe unterhalb des Supreme Court – steht noch aus. „Wenn man eine PRS Custom und eine Singlecut direkt neben eine Gibson Les Paul stellt, dann wird klar, dass die Singlecut eher von der Custom abstammt als von der Les Paul“, sagte Paul Ende 2004. „Das kann jeder sofort sehen.
Ich habe ein reines Gewissen, beide Gitarren repräsentieren meine Philosophie, das bin ich! Ich bedauere es sehr, dass die Gitarrenindustrie durch so etwas hindurch gehen muss, aber ich bin mir sicher, dass dies von langer Hand geplant war. Und ich bin immer noch überrascht, dass ich da nun mitten drin stecke …“
Die 2004 präsentierte 513 stellt einen neuen Schritt in der Entwicklung des PRS-Programms dar. „Der 513 liegt die Frage zugrunde, was Gitarristen eigentlich wollen. Die 513 ist unsere Antwort auf diese Frage“, meint Smith, der hier einen weiteren Versuch unternommen hat, erstklassige Humbucker- und Singlecoil-Sounds in einer Gitarre unterzubringen. Fünf neu entwickelte Singlecoil-Pickups, die in einem H-S-H-Layout angeordnet sind, werden von einem Fünfweg-Schalter wie üblich angewählt; ein zusätzlicher Dreiweg-Schalter schaltet die beiden äußeren Humbucker entweder auf Heavy Humbucking (beide Spulen seriell), auf Clear Humbucking (beide Spulen seriell, aber weniger Output) oder auf reinrassigen Singlecoil-Betrieb.
Aber es gibt noch mehr an dieser Gitarre zu entdecken: Die Mensur wurde von 635 auf 641 mm verlängert, der Hals bekam ein neues Profil, neu gestylte Bird-Einlagen, einen neuen Bunddraht, einen neuen Hals/Korpusübergang, es wurden neue Poti-Knöpfe entwickelt und der kompensierte Sattel neu angeordnet. Obwohl die 513 zurzeit nur als teures HighEnd-Modell angeboten wird, könnte sie in Zukunft eine ähnlich wichtige, bahnbrechende Rolle wie damals die Custom 24 spielen – sowohl für PRS, als auch für den Gitarrenmarkt an sich.
„Ich glaube, dass man Paul nicht genug Respekt dafür zollen kann, dass er den sogenannten Boutique-Markt salonfähig gemacht hat“, sagt Brian Meader vom Washington Music Center – einem großen Musikladen, der PRS-Gitarren seit 1985 führt. „Paul und sein Erfolg haben es doch erst ermöglicht, dass Hersteller wie Tyler, Tom Anderson, Suhr, McInturff, Melancon und wie sie alle heißen, überhaupt anfingen, ihren eigenen Weg zu gehen; und jeder auf seine Art mehr oder weniger erfolgreich.
Paul hat ihnen die Tür zum Markt geöffnet, wenn man so will. Gitarristen sind relativ stur und traditionsbewusst, und für eine lange Zeit existierte neben Fender und Gibson doch gar nichts! Die Gitarristen interessierte einfach keine andere Marke als die der beiden Riesen.
Jetzt scheinen die Musiker viel offener für andere Konzepte und Designs, sie sind mehr interessiert an hochklassigen Nischenprodukten mit Charakter und guter, professioneller Performance – eben Custom-Built-Gitarren, im Gegensatz zu denen, die aus großen Massenproduktionen stammen.“
„Als wir auf den Markt kamen, gab es bei Fender Kerben in den Bundstäben vom Feilen, und Gibson-Hälse waren krumm“, erklärt Paul Reed Smith. „Es wurde kein gemasertes Ahorn verwendet, und die Lackierungen waren sehr ,interessant‘ – Polyester auf Ahorn-Griffbrettern, und das in einer Stärke von 1,5 mm! Die Bundstäbe waren darin fast verschwunden. Es gab Dreiloch-Halsbefestigungen und die sogenannten Bullett-Stahlstäbe, von denen viele überhaupt nicht funktionierten.
Ich habe lange als Service-Mann gearbeitet, und da hat man manchmal Angst gehabt, einen solchen Stab anzufassen. Ich glaube, dieses Szenario der 1970er und 80er Jahre hat uns damals motiviert; wir haben uns an unser Handwerk und unsere Kunst erinnert und versucht, alles besser und alles richtig zu machen – die Halsform, das SetUp, den Fret-Job, wir kleben die Bundstäbe ein, die Stimmstabilität etc., all die ganzen Kleinigkeiten, die das eigentliche Spielen auf dem Instrument ausmachen.
Wir haben uns gesagt: Lasst uns Vibrato-Systeme auf Gitarren bauen, die damals normalerweise keine hatten! Lasst uns die Form der Poti-Knöpfe und die Wirkungsweise der Regler optimieren! Lasst uns den Sound der Pickups verbessern! Einige Leute hatten damals einfach vergessen, wie gute Gitarren gebaut werden. Andere wiederum nicht.
Damit meine ich zum Beispiel Joel Dantzig (von Hamer Guitars) oder Tom Anderson. Die hatten ihre Kunst nicht verraten. Heute sind die Hälse aus dem Fender Custom Shop wieder gut, Tom baut sehr gute Gitarre, ebenso Collings. Du kannst heute eine gute Martin-, eine gute Taylor-Gitarre kaufen. Heute gibt es wieder eine Menge Leute, die sich ihren Arsch aufreißen, um gute Gitarren zu bauen.“
Text: Dave Burrluck
Warum bist du eigentlich nicht Profi-Gitarrist, sondern lieber Gitarrenbauer geworden?
Weil ich eindeutig ein besserer Gitarrenbauer als ein Gitarrist bin. Das war damals zwar eine harte Entscheidung, aber sie war auch im Nachhinein absolut richtig. Ich wusste, dass ich erstklassige Gitarren bauen konnte, und gleichzeitig war mir klar, dass ich niemals die gitarristische Klasse von Carlos (Santana) oder gar Jeff Beck erreichen würde.
Du hättest auch eine Art Custom Shop mit nur ein paar wenigen Mitarbeitern aufbauen können; jetzt bist du ein Geschäftsmann, leitest eine große Firma und bist für 200 Angestellte verantwortlich. Was hat dich dahin gebracht?
Ganz einfach: Ich wollte und musste damals Geld verdienen, um meine Familie zu ernähren. Das wäre als kleiner Gitarrenbauer nicht möglich gewesen, da kannst du von Glück reden, wenn du dich selbst davon ernähren kannst. Aber eine ganze Familie? Never.
Wie hast du es geschafft, deine Leidenschaft für den Gitarrenbau, die Liebe zu den Details und die Hingabe zu dieser Materie hinüber in die große Firma zu retten?
Das sind sehr viele, kleine Schritte gewesen – und unendlich viel Arbeit! Man muss praktisch wieder von vorne anfangen, wenn man das, was man sich selbst im Lauf der Jahre angeeignet hat, an andere weitergeben will.
Ich habe unendlich viele Zeichnungen erstellt und bis ins letzte Detail meine Gitarren dargestellt, damit andere in der Lage waren, sie so zu bauen, wie ich es wollte. Dann musst du Maschinen erfinden, die bestimmte Arbeiten für dich erledigen sollen. Und du musst die richtigen Leute finden, die dir bei all dem helfen.
Ich denke, dieser Punkt ist ein ganz wichtiger für den Erfolg von PRS Guitars: Ich hatte zu jedem Zeitpunkt unserer Firmengeschichte die richtigen Leute um mich herum, die mir mit ihren guten Ideen und ihrem Enthusiasmus weiter geholfen haben. Und die meine Liebe zum Gitarrenbau nachvollziehen konnten – weil sie selbst auch Gitarrenverrückte sind. Das ist wirklich großartig, dafür bin ich sehr dankbar!
Deine Gitarren sind auch in Vintage- und Sammlerkreisen beliebt und haben dort ihren Stellenwert. Wie erklärst du dir das?
Ich denke, das liegt an der Qualität unserer Arbeit. Wir bemühen uns, das Bestmögliche zu geben – so wie es bei anderen Firmen in den frühen Jahren des Gitarren-Business ebenfalls der Fall war. Ich denke, da liegt der Zusammenhang
Carlos Santana sagte in einem Interview etwas Interessantes: „PRS transcendents things.“ Was könnte er damit gemeint haben?
Er meint wohl, dass wir den Gitarrenbau auf ein neues Level gehoben haben. Wir versuchen halt, unser Thema immer weiter zu spinnen. Es gibt keine Grenzen. Wenn wir etwas erreicht haben, ruhen wir uns nicht darauf aus, sondern streben weiterhin danach, besser zu werden – auf gute Art und Weise. Jeff Beck, Hendrix: Sie haben das Gitarrenspiel auf ein Level transzendiert, an das vorher kein anderer gedacht hatte.
Manchmal ist diese Transzendenz ein Prozess über einen längeren Zeitraum, manchmal aber auch ein spiritueller Moment. Michael Jordan hat einmal in einem Spiel einen Ball aus der eigenen Spielhälfte in dem Korb des Gegners versenkt – er konnte es selbst nicht glauben, dass der Ball da rein ging. Aber in diesem Moment des Abwurfs war er ganz bei sich, bei dem Spiel, in der Situation – und in solch einem Moment of Grace, da schaffst du Unmögliches. Auch das ist Transzendenz. Das ist wirklich ein tolles Kompliment von Carlos.