Patrick Bruce Metheny wurde am 12. August 1954 in Lee’s Summit, Missouri, geboren. Mit 8 spielte Pat Metheny Trompete, mit 12 wechselte er zur Gitarre. Mit 14 gewann er seinen ersten Jazz-wettbewerb, mit 18 wurde er Dozent an der University of Miami und am Berklee College of Music.
Seine beispiellose Karriere als Profi-Musiker begann Mitte der 1970er Jahre In Gary Burtons Band. In der Pat Metheny Group prägte er zusammen mit seinem Partner, dem grandiosen Pianisten und Keyboarder Lyle Mays, den berühmten Metheny-Sound, der zahlreiche Käufer fand und die Group-Fans in Scharen zu den Konzerten lockte.
Einen kommerziellen Höhepunkt markierte die Zusammenarbeit der Pat Metheny Group mit David Bowie für die Hitsingle ‚This Is Not America‘:
Aber immer wieder kam Pat auf den Ausgangspunkt seiner Solo-Karriere zurück, das Gitarrentrio. Im Dezember 1975 nahm Pat Metheny im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg seine erste Solo-Platte mit dem Titel ‚Bright Size Life‘ auf.
Am E-Bass war Jaco Pastorius zu hören, Bob Moses spielte Schlagzeug. 1984 folgte ‚Rejoicing‘, ein Trio mit Charlie Haden am Kontrabass und Billy Higgins am Schlagzeug. Sechs Jahre später saß bei ‚Question And Answer‘ Roy Haynes am Drumset.
Am Kontrabass war Dave Holland zu hören, den Pat ursprünglich schon für ‚Bright Size Life‘ ins Studio holen wollte. Damals überredete Bob Moses den Bandleader dazu, dem noch völlig unbekannten Jaco Pastorius den Vorzug zu geben: „Mann, du wärst wahnsinnig, wenn du Jaco nicht nehmen würdest. Bei allem gehörigen Respekt für Dave Holland, aber Jaco pustet ihn weg. Mit ihm ist deine Musik zweimal so lebendig. Und sie klingt wunderbar mit E-Bass. Er macht sie zwanzigmal aufregender und grooviger.“
Mit seinem aktuellen Trio, bestehend aus dem wunderbaren Schlagzeuger Bill Stewart (Maceo Parker, John Scofield) und dem Kontrabassisten Larry Grenadier, war Pat vor den Aufnahmen für ‚Trio 9900‘ schon ausgiebig auf Welttournee.
2013 veröffentlichte die Pat Metheny Group den Song “Are You Going with Me?“ erneut. Hier spielt die Band den Song 1989 beim Jazz Festival in Montréal:
Die „Pat Metheny Group“ wurde 1978 gegründet. Neben dem Bandleader, Gitarristen und Komponisten Metheny gehörten Pianist/Keyboarder Lyle Mays, Bassist Mark Egan und Schlagzeuger Danny Gottlieb zum ersten Lineup.
Im Februar erschien mit ‚Speaking Of Now‘ das mittlerweile elfte Studioalbum der Group. Die Produktion vereinigt alle bekannten Vorzüge der Band, verzichtet aber, ganz im Gegensatz zum Vorgängeralbum ‚Imaginary Day‘auf Experimente.
Dafür wurde die Besetzung runderneuert: zu der PM-Group-Urzelle mit Pat, Lyle Mays und dem langjährigen Bassisten Steve Rodby stießen drei weitere Musiker. Über den ersten Neuzugang, den Schlagzeuger Antonio Sanchez, sagt Pat Metheny selbst: „Ich hörte Antonio vor ein paar Jahren zum ersten Mal, als ich mit meinem Trio spielte, und Danilo Perez mit seinem. Ich rannte buchstäblich zur Bühne, um zu sehen, wer da Schlagzeug spielte. Ich habe wirklich selten erlebt, wie sich Musikalität, Feinfühligkeit, virtuose Technik, Dynamik, stilistische Vielseitigkeit und Seele in einem Musiker vereinigen.“
Sanchez hat in Mexico City klassisches Piano studiert, und auch das ist für Pat Metheny nicht ohne Bedeutung: „Einige meiner Lieblingsschlagzeuger, wie Jack DeJohnette und Bill Stewart, sind auch sehr gute Pianisten. Dies macht es Jungs wie Jack oder Antonio offensichtlich möglich, ihr harmonisches Wissen und überhaupt einen weiter gefassten Ansatz von Musik in ihr Spiel einzubringen. Es erweitert ihre Vorstellungskraft über die Parameter hinaus, die die Rolle des Schlagzeugers prägen.“
Um weitere neue Musiker zu finden, hörte Pat Metheny eine Unzahl neuer CDs und besuchte in New York viele Konzerte. „Einen der ersten, die ich anrief, war Richard Bona, ein unglaublicher Musiker aus Kamerun, der sich in der Szene einen Namen gemacht hat durch Aufnahmen und Tourneen mit Leuten wie Joe Zawinul. Ich rief in nicht in erster Linie an, weil er vielleicht Interesse haben könnte, mit uns zu spielen. Vielmehr dachte ich daran, dass er Musiker kennen könnte, die zu uns passten. Als ich ihn also danach fragte, sagte er. ,Da kenne ich nur einen, … mich.‘ Richard erzählte mir dann, wie oft er die Group schon gesehen hat in all den Jahren, und dass es schon immer sein Wunsch war, mit uns zu spielen. Am Anfang war ich mir nicht sicher, wie ernst es ihm war.
Richard ist einer der gefragtesten Musiker unserer Zeit, seine eigenen Platten laufen gut, und er spielt sehr viel mit allen möglichen Leuten. Er ist ja in erster Linie als E-Bassist bekannt, aber ich habe ja schon einen guten Bassisten. Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde mir klar, dass er sein Angebot sehr ernst meinte, so ernst, dass er auf einer Audition bestand, um uns sein Potential zu zeigen. Dann erwähnte er noch, dass Percussion sein erstes Instrument war, und dass er liebend gern als Sänger und Percussionist in die Group einsteigen würde.“
Gesagt, getan, und die Entscheidung für Richard Bona erwies sich schnell als Glücksgriff: „Ihn einige unserer älteren Stücke in seiner einzigartigen Manier singen zu hören, war einfach nur wunderbar. Und, ohne zu wissen, was da auf mich zukam, hat mich sein Percussion-Spiel komplett umgehauen.
Für uns war es immer schwer, Percussionisten zu finden, die die Struktur, die Clave der Band wirklich begreifen konnten. Richard war sofort in unserer Musik, bis hin zu kleinsten Details. Was er machte, war einzigartig und wirklich sein Ding, dabei aber perfekt abgestimmt auf die Art, wie wir zusammenspielen. Er ist ein echter Übermusiker. Die Musik sprudelt aus ihm heraus mit einer seltenen Tiefe, in einer fast einmaligen Art von Schönheit.“
Wie die Group zu ihrem sechsten Mitglied kam, ist auch eine Geschichte wert. Pat Metheny: „Eines Nacht hörte ich Internet-Radio, und sie spielten ein Stück eines Acts, der Cuong Vu heißt. Es war ein Trio mit Trompete, E-Bass und Schlagzeug. Ich war geplättet. Die Musik setzte sich gekonnt über alle Konventionen, wie Jazz zu sein hat, hinweg, und allein schon deshalb war ich tief beeindruckt …
Etwas an der Art, wie die Jungs spielten, zog mich magisch an, was nicht sehr oft passiert, mit einem Gefühl tiefer Seelenverwandtschaft. Um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung, ob Cuong Vu der Band-Name war, oder ob sich dahinter einer der Musiker verbarg. Ich gab also den Namen in eine Internet-Suchmaschine ein und erfuhr, dass Cuong Vu der Trompeter war.
In Nordvietnam geboren, kam er als Kind in die Staaten direkt nach dem Fall von Saigon. Ich versuchte, alles über ihn herauszufinden, besorgte mir alle Aufnahmen, an denen er beteiligt war … Schließlich dachte ich mir. Wie viele Cuong Vus werden wohl hier in New York im Telefonbuch stehen? Aber einen Versuch ist es allemal wert! Ich rief also die Auskunft an, und es gab nur einen Eintrag, eine Nummer in Brooklyn, eigentlich genau da, wo ein junger aufstrebender Musiker in New York wohnen muss.
Die Super-Group 19980 live in Hamburg:
Ich sprach ihm auf den Anrufbeantworter, fragte, ob er der Musiker Cuong Vo sei, und sagte ihm, ich müsse mit ihm sprechen. Es vergingen ein paar Tage, bis ich endlich von ihm hörte. Das eigentlich Überraschende an der Geschichte war, dass Cuong ein Riesen-Fan der Group ist. Er hatte uns oft live gesehen, wir gehörten zu seinen Lieblings-Bands, und er kannte unsere Musik in- und auswendig.
Er dachte zuerst, meine Nachricht auf dem Anrufbeantworter sei ein böser Scherz von einem seiner Freunde. Dann aber siegte die Neugier in ihm, schließlich bestand ja eine Chance, dass der Anruf echt sein könnte, und er rief mich an. Wir hatten ein tolles Gespräch und verabredeten uns für den nächsten Tag.“ Es stellte sich heraus, dass Cuong auch noch phantastisch singt, und das neue Sextett war komplett.
Im Mai 2001 begannen Pat Metheny und Lyle Mays dann damit, ihre Ideen zu sichten und komponierten alle Songs, abgestimmt auf die beiden neuen Lead-Sänger, innerhalb von drei Wochen. Die Aufnahmen in New York wurden im Herbst 2001, unterbrochen von einer zweimonatigen Tour des Pat Metheny Trios, abgeschlossen.
Über ‚You‘ erzählt der Grammy-Gewinner: „Dieses Stück kommuniziert so ziemlich alles von dem, was mir Musik bedeutet. Es geht um alles, was ich am Leben liebe. Ernsthaft, wie Richard dieses Stück singt, ist einzigartig, seine Stimme klingt ganz genau so, wie ich mir dies beim Schreiben erträumt habe. … Nachdem wir das Stück eingespielt hatten, überkam mich ein Gefühl, das ich in den vergangenen Jahren manchmal erlebt hatte, wie zum Beispiel beim Abschluss der Aufnahmen der Studioversion von ‚First Circle‘. Es geht um das Gefühl, die vielen verschiedenen Aspekte meiner musikalischen Persönlichkeit, die ich kommunizieren will, in einem Stück zu konzentrieren.“
Die Pat Metheny Group spielt den Song You live:
Das ist wohl gelungen, denn ‚You‘ zeigt in achteinhalb Minuten so ziemlich alles, was den einzigartigen Sound der Group ausmacht. Der Song beginnt mit einem lyrischen Gesangs-Intro, begleitet von der akustischen Gitarre, zu der sich später Lyle Mays’ Piano gesellt. Dann setzt mit Pats Gitarrenthema die Rhythm-Section ein, bevor wieder der Gesang die Führung übernimmt. Die Song-Dramatik steigert sich in den chromatisch aufsteigenden Linien des Gesangs (auf der CD bei 03:12 min.), der die entstehende Spannung auflöst im einer von beiden Sängern vorgetragenen Melodie (bei 03:32).
Diese führt hinüber zu Pats Gitarrensolo. Das Solo selbst zeigt alle melodischen Qualitäten Methenys in Reinkultur, ohne dabei die Hürden fürs Nachspielen durch übermäßiges Tempo zu hoch zu setzen, ideal also zum Einsteigen in Pats Gitarrenwelt.
Text: Wolfgang Kehle
Jahr | Titel |
1978 | Pat Metheny Group |
1979 | New Chautauqua |
1980 | American Garage |
1980 | 80/81 |
1981 | As Falls Wichita, so Falls Wichita Falls |
1982 | Still Life |
1989 | Letter from Home |
1990 | Question and Answer |
1992 | Secret Story |
1993 | The Road to You |
1994 | I Can See Your House from Here |
1995 | We Live Here |
1996 | “Quartet” |
1997 | Imaginary Day |
2002 | Speaking of Now |
2003 | One Quiet Night |
2005 | The Way Up |
2006 | Metheny Mehldau |
2008 | Day Trip |
2010 | Orchestrion |
2011 | What’s It All About |
2012 | Unity Band |
2014 | Kin |