Das Video verrät dir, was Lehle Switcher auszeichnet:
Auf der NAMM 2018 hatte der deutsche Hersteller das Lehle Stereo Volume, Lehle Mono Volume und das Lehle Mono Volume 90 im Gepäck:
Seitdem das Schaltprinzip des True-Bypass in aller Munde ist und als das (vermeintliche) Non-Plus-Ultra angesehen wird, könnte man meinen, es sei allgemein zur Hetzjagd auf diese Taugenichtse von Bufferamps aufgerufen. Moment doch mal, Pufferverstärker sind in vielen Situationen absolut zweckmäßig.
Ihre Eigenschaft, dass sie passierende Signal niederohmig auf die weitere Reise durch Effektpedale etc. schicken, sorgt für stressfreie elektrische Anpassung der beteiligten Geräte. Deren wechselnde und eventuell erheblich differierenden Ein- und Ausgangsimpedanzen könn(t)en den Signalen negativ zusetzen.
Mit einer sehr niederohmigen Signalquelle kann man dem universell begegnen. Besonders kritisch ist in dem Zusammenhang immer das erste Gerät hinter der Gitarrenbuchse. Ist seine Eingangsimpedanz zu niedrig, wird die (passive) Pickup-Schaltung ungünstig belastet, matte Höhen und flache Dynamik sind vordergründige Anzeichen dafür.
Die Faustformel sagt, dass direkt hinter dem Instrument das nachfolgende Gerät eine Eingangsimpedanz von ca. 1 Mohm haben sollte. Für aktive Tonabnehmer gilt die Vorgabe nicht, warum? Weil in sie eben auch schon ein Bufferamp integriert ist. In einigen wenigen Ausnahmefällen ist die Impedanzwandlung tatsächlich fehl am Platze. Typisches Beispiel sind Fuzz-Zerrpedale im Retro-Stil.
Um so zu funktionieren und zu klingen, wie es früher bei deren Urahnen aus den 60er-Jahren der Fall war, müssen sie direkt und ohne Umwege mit den Tonabnehmern in Kontakt treten können. Nicht selten ist zu hören, dass ein Kollege irritiert darauf reagiert, wie die Gitarre, nach dem Einschleifen eines Buffers oder Line-Boosters, was beides dasselbe ist, nur einmal ohne Signalverstärker einmal mit, „anders“ klingt. Nein, zumindest Halbleiter-Buffer ändern per se nicht den Ton, arbeiten linear.
Nur die Abkoppelung der Pickups von der elektrischen Belastung durch den Input des Amps entfällt. Und das hat zur Folge, dass nun Klanganteile zu hören sind, die vorher untergingen! Ein angenehmer Nebeneffekt des niedrigen Impedanz ist im übrigen, dass sehr verlustarm lange Kabelstrecken möglich werden. Womit wir zum Ziel unseres kleinen Technikexkurses kommen.
Das Team von Andertons schaut sich neben dem Lehle Sunday Driver auch die Switcher Lehle P-Split II, Lehle Little Dual, Lehle 3 at 1 SGoS und das Lehle Mono Volume Pedal an:
Lehles Sunday-Driver sind genau das, Line-Booster, Line Driver, Impedanzwandler, Pufferverstärker … es werden diverse Namen für eben denselben Gerätetyp verwendet. Und sie wären natürlich keine wahren Lehle, wenn nicht mal wieder was Besonderes in den panzerstabilen Vollblechkisten steckte.
Gleich zwei Betriebsmodi wurden realisiert, indem zum einen die „normale“ Eingangsimpedanz von 1 Mohm (Modus D = Driver) zur Verfügung steht, zu anderen eine vierfach höhere, eben 4 MOhm (Modus S = Sunday). In der Luxusversion hat das Buffer-Pedal einen On/Off-Fußschalter plus Status-LED, sowie einen Level-Regler für die Verstärkung des Signals (max. +15 dB). An der Stirnseite zwischen Ein- und Ausgangsbuchse liegen zwei Druckschalter, von denen der eine zwischen den Impedanzen wählt, der andere lässt für den Off-Status die Wahl zwischen True-Bypass (TB) und True-Sound (TS), wobei der Buffer ohne Verstärkung aktiv bleibt. Die Stromversorgung darf zwischen 9 und 20 Volt liegen.
Im Sunday-Driver selbst wird die Spannung zur Optimierung der Audioeigenschaften in jedem Falle auf 18 Volt hochgeregelt. Auch wenn innen ein 9-Volt-Block angeschlossen wird. Zum Lieferumfang gehören Schrauben und Distanzringe für die Montage auf dem Pedalboard (das Gehäuse hat unten bereits Bohrungen dafür) und ein hochwertiger DC-Stecker. Oft ist es so, dass man so einen Buffer permanent in Betrieb hat. Dann reicht die Grundversion des Sunday-Driver, die lediglich die Impedanzumschaltung und das Level-Poti aufweist.
Eine dritte Version mit dem Namenszusatz „XLR“ bietet das Ausgangsignal trafolos elektrisch symmetriert an und verfügt über einen Ground-Lift-Schalter. Logisch, der Sunday-Driver wird so zur klassischen D.-I.-Box, interessant für den Einsatz an elektroakustischen Instrumenten oder – sogar sehr empfehlenswert – im Studio für Bassisten usw.
Die elektrischen Eckdaten sind grandios. Es beeindrucken vor allem der Geräuschspannungsabstand mit -103 dB und der Klirrfaktor mit 0,001 % bei 0 dB/1 kHz. Substanz und Verarbeitung stehen logischerweise auch wieder auf höchsten Niveau; kennt man nicht anders von den Lehle-Teilen.
Der normale Buffer-Modus (der SW-Version) interessiert uns hier weniger, obwohl er an sich seinen Job sehr rauscharm und klanglich neutral verrichtet. Dem Sunday-Modus mit 4 MOhm gilt unser Interesse. Tja, da wird mancher große Ohren kriegen. Was kommen denn da plötzlich noch für feinste Details aus der Axt?! Mehr Brillanz, die Strat knirscht gar lieblich, alles insgesamt luftiger, als ob man einen Vorhang vor den Speakern wegzieht.
Der Ton wird dadurch aber nicht kalt, steril, sondern behält die dem Instrument eigene Wärme bei. Das ist schlicht Buffer-Technik auf allerhöchstem Niveau. Und da man ja noch ein Pfund Gain auf der Schippe hat, eignet sich Lehles Luxus-Driver auch sehr gut, um im weiteren puristisch einen Röhren-Amp anzublasen. So genüsslich geschehen vor Ort z. B. an einem JCM800-2204/Marshall. Aber bitte: Die Klangregelung muss man dann schon ein wenig nachführen.
Eine annähernd ähnliche, exciter-artige Performance findet man auf Röhrenbasis in Reußenzehns Daniel-D.-Tubebooster an sich vergleichsweise günstig, aber eben doch höher im Preis. Oder klanglich extrem fein, und dementsprechend exquisit in der Rechnungsstellung in dem Röhrenpedal Real-Drive von Soundworks/Austria. Nicht nur in Relation dazu ist der Sunday-Driver in allen drei Versionen ein gleichermaßen zweckmäßiges wie günstiges Angebot.
Autor: Ebo Wagner
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