Geboren wurde John Petrucci am 12. Juli 1967 in Kings Park, Long Island, New York. Der Gitarrist lebt heute mit seiner Frau Rena und seinen drei Kindern SamiJo, Reny and Kiara in New York.
Seine prä-professionelle musikalische Ausbildung begann John Petrucci bereits an der High School, wo er einen Leistungskurs in Musik belegte. 1985 immatrikulierte er sich gemeinsam mit seinem Schulfreund John Myung, Bassist bei Dream Theater, am Berklee College Of Music in Boston und konzentrierte sich dort auf Jazz-Komposition und Harmonielehre.
Ein Jahr später formierten Petrucci, Myung, Schlagzeuger Mike Portnoy, Keyboarder Kevin Moore und Sänger Chris Collins die Band Majesty. Das Quintett nahm ,The Majesty Demos‘ auf und konnte innerhalb eines halben Jahres nahezu 1.000 Exemplare davon verkaufen. Im November 1986 verließ Chris Collins die Band wieder. Portnoy, Petrucci, Myung und Moore testeten daraufhin mehrere Kandidaten an und entschieden sich im November 1987 für Charlie Dominici.
Wenige Monate später ging das Debüt-Album ,When Dream And Day Unite‘ an den Start. Noch bevor es zur Veröffentlichung kam, wurden Majesty von einer gleich lautenden Band aus Las Vegas per Rechtsanwalt dazu aufgefordert, ihren Namen zu ändern. Man entschied sich für „Dream Theater“ und für die Trennung von Charlie Dominici.
Erst 1991 konnte die vakante Position mit dem Kanadier James LaBrie, bis dahin Sänger der Band Winter Rose, neu besetzt werden. Mit ihm produzierten John Petrucci und Dream Theater das fabelhafte ,Images And Words‘, ein Killer-Album, das sich inmitten der Blütezeit des Grunge über 600.000 Mal verkaufte und mit ,Pull Me Under‘ einen veritablen Single-Hit besaß.
Bis 2003 veröffentlichte die Band weitere Prog-Metal-Klassiker, darunter ,Awake‘, die EP ,A Change Of Seasons‘, ,Falling Into Infinity‘. ,Scenes From A Memory‘, das überraschend harte Doppelalbum ,Six Degrees Of Inner Turbulence‘ und vor wenigen Wochen ,Train Of Thought‘. Die Besetzung John Petrucci, Portnoy, Myung und LaBrie blieb dabei unverändert.
Lediglich Keyboarder Kevin Moore verließ Mitte der Neunziger die Band und wurde zunächst von Derek Sherinian, ab 1999 dann von Jordan Rudess ersetzt.
Zusammen mit dem ehemaligen Dream Theater Drummer Mike Portnoy, dem Bassisten Tony Levin und dem Keyboarder Jordan Rudess hat John Petrucci 1997 das Projekt Liquid Tension Experiment ins Leben gerufen. Hier ein Live Auftritt der Progressive-Rock-Formation:
G3 ist ein weiteres Projekt, in dem John aktiv ist. Mit den Gitarristen Steve Vai, Joe Satriani und Paul Gilbert ging Petrucci als G3 seit 2001 unregelmäßig auf Tour. Wobei nur Steve Vai ein festes Mitglied ist. 2018 tourt John Petrucci mit G3:
Und was reizt Petrucci mehr: G3 oder Dream Theater? „Irgendwie hält es sich die Balance. Als ich das erste Mal auf eine G3-Tour ging, dachte ich, dies sei die ultimative Herausforderung, bei der ich mich hundertprozentig konzentrieren muss und jeden Abend an meine Grenzen komme. Doch schon während der ersten Tour merkte ich, dass es nicht so wild ist wie ich vermutet hatte. Ich wurde schnell entspannt und konnte die Tour genießen, auch die vielen Jams mit Eric Johnson, Steve Vai, Joe Satriani oder Paul Gilbert. Wie gesagt: Heute sehe ich Dream Theater und G3 nicht mehr so getrennt voneinander. Es sind zwei paar Schuhe, aber sie passen beide und machen mir viel Freude.“
Dream Theater Gitarrist John Petrucci ist kein egomanischer Showman, der seine extravagante Technik immer und ständig im grellen Scheinwerferlicht präsentiert sehen will. Vergleichbar mit Alex Lifeson von Rush, vermutlich seinem wohl größten Idol, sieht sich John Petrucci eher als Teamplayer, dessen Songs für sich sprechen sollen.
Dass diese natürlich von höchster Präzision und grandiosen Fingerfertigkeiten geprägt sind, wissen Kenner seit Jahren. Dream Theater verbinden die Einflüsse des Prog-Rock der Siebziger mit modernen Metal-Attitüden.
Auf der DVD Rock Discipline erklärt Petrucci mehr über seinen Stil und seine Technik:
Ich glaube, dass mein typischer Stil schon 1989 ziemlich ausgeprägt war, also die Mischung aus verschiedenen Spielarten, die bei mir zusammenkommen.
Dieses hat sich bis heute nicht wirklich verändert. Die frühen Einflüsse, die aus mir den Gitarristen gemacht haben, der ich geworden bin, sind noch immer in meinem Hirn vorhanden. Was sich dagegen enorm weiterentwickelt hat ist mein Sound. Als wir anfingen, besaß ich gerade einmal eine einzige Gitarre und brachte einen Verstärker mit ins Studio, den ich dann noch nicht einmal einsetzte. Also spielte ich auf geborgten Gitarren und den Sound kreierte der Toningenieur. In dieser Hinsicht hat sich seither enorm viel verändert.
Ich habe mittlerweile Instrumente, Werkzeuge und Signature-Produkte entwickelt, die mir dabei helfen, exakt den Sound zu bekommen, den ich haben möchte, mit meiner eigenen Gitarre, meinen eigenen Tonabnehmern, meinem eigenen Plektrum, meinen eigenen Pedalen, wie auch immer sie aussehen. Es ist eine unglaublich privilegierte Situation, dazu in der Lage zu sein, einfach unfassbar!
Ich habe den perfekten Amp, den perfekten Mesa/Boogie gefunden, arbeite mit Mesa zusammen und bekomme von ihnen volle Unterstützung. Das alles hat sich über sehr viele Jahre entwickelt und hat mit der Anfangsphase, in der ich mit nur einer Gitarre und keinem blassen Schimmer das Studio betrat, kaum noch etwas zu tun.
Um diese Doppelfunktion zu bewerkstelligen, muss man in der Lage sein, einen Schritt zurückzutreten. Alles dreht sich um das große Bild, the bigger picture, davon handelt auf dem neuen Album ja auch die gleichlautende Nummer, die ich geschrieben habe. Man muss in der Lage sein, einen Schritt zurückzutreten, um die Sache von außen betrachten und beurteilen zu können, und nicht aus den Augen zu verlieren, dass man von Punkt A nach Punkt B wollte.
Wenn man an Punkt B angekommen ist, sollte man zurückschauen und feststellen können: Genau das war mein Ziel! Für mich ist dies nicht schwierig, ich bin dazu in der Lage, Dinge von außen zu betrachten, auch wenn ich direkt involviert bin. Man muss dazu nicht sonderlich kritisch sein, sehr wohl aber bewusst. Auch wenn ich meine Gitarren einspiele, frage ich mich: Was ist an dieser Stelle des Songs genau die Rolle der Gitarre? Was will ich eigentlich bewirken? Mache ich den Song wirklich besser? Oder wird er durch diesen Gitarren-Part schlechter? Solche Fragen sollte man sich natürlich ständig stellen.
Diese 4-teilige Youtube-Reihe zeigt die Arbeitsweise von Dream Theater im Studio: