Jeff Beck

Der englische Gitarrist Jeff Beck ist einer der außergewöhnlichsten Instrumentalisten des Rock. Erfahre alles über das Equipment und die Spieltechnik von Beck anhand eines Meilensteins: Guitar Shop!

 

<<<Inhaltsverzeichnis>>>

Jeff Beck Biografie

Jeff Beck Meilenstein 1989: Guitar Shop

Das Equipment von Jeff Beck

Die Spieltechnik von Jeff Beck

Der Einfluss von Jeff Beck auf die Gitarrenwelt

Jeff Beck Biografie

In den Sixties half Jeff Beck (*24. Juni 1944) dabei, dass The Yardbirds (hier ersetzte er übrigens Eric Clapton) sich von einer Blues-beeinflussten Beat-Band zu frühen Vorreitern des Prog-Rock wandelten. Eine Zeit lang spielte er hier Seite an Seite mit dem zunächst als Bassisten agierenden Jimmy Page, der später als hauptberuflicher Gitarrist Led Zeppelin aus der Taufe heben sollte.

Jeff-Beck

Beck schied Ende 1966 bei den Yardbirds aus und gründete seine „Jeff Beck Group“, bei der u. a. Sänger Rod Stewart und am Bass der spätere Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood mitmischten.

In den 70er-Jahren beeindruckte Beck dann vor allem mit den von George Martin (Beatles) produzierten Solo-Alben ,Blow By Blow‘ und ,Wired‘ als Fusion-Instrumentalist, der mühelos zwischen Jazz, Funk und Rock pendelte. Ein Highlight dieser Zeit war etwa seine Version von Charles Mingus’ Jazz-Standard ,Goodbye Pork Pie Hat‘.

1985 konnte Jeff Beck mit dem von Rod Stewart gesungenen ,People Get Ready‘ seinen bislang größten Solo-Hit landen. Und dann war erst mal Pause. Mehr oder weniger, denn Gitarren-Spezialist Beck war während der 80er-Jahre ein gern gesehener Gastmusiker. So spielte er u. a. auf Tina Turners Hit-Platte ,Private Dancer‘ und auf Mick Jaggers ,Primitive Cool‘.

Auch heute noch steht Beck regelmäßig live auf der Bühne – wie hier bei einem Konzert mit ZZ Top: 

https://www.youtube.com/watch?v=tycWkJciCuQ

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Jeff Beck Meilenstein 1989: Guitar Shop

Es sollte bis 1989 dauern, bis Beck endlich wieder einen eigenen Longplayer ablieferte. Und der war in musikalischer Hinsicht ein Paukenschlag! Der lange und umständliche Titel ,Jeff Beck’s Guitar Shop With Terry Bozzio And Tony Hymas‘ weist auf eine ungewöhnliche Besetzung hin, denn der Bandleader realisierte die Idee des Rock-Power-Trios neben Drummer Bozzio mit Keyboarder & Synthesizer-Spieler Hymas statt des obligatorischen Bassisten.

Jeff-Beck-Guitar-Shop

Der klassisch ausgebildete Pianist Tony Hymas hatte bereits auf dem 1980er Beck-Album ,There And Back‘ mitgespielt, Bozzio trommelte u. a. bei Frank Zappa oder den Brecker Brothers und hatte während der 80er Jahre diverse Sessions absolviert für so unterschiedliche Künstler wie Robbie Robertson, Don Dokken, Herbie Hancock, Dweezil Zappa und Richard Marx. Kurzum, Beck hatte hier also zwei versierte und virtuose Mitmusiker am Start.

Ein Klassiker von Guitar Shop: Where Were You: 

Ganz klar, durch die virtuosen Beiträge richtet sich dieses Instrumental-Album vielleicht etwas mehr an die Aktiven unter den Musikkonsumenten. Denn Jeff-Beck-Platten sind immer ein Ereignis, vor allem für die Gitarristen-Szene.

Und trotzdem ist das hohe musikalische Potential der neun Stücke auch heute nach wie vor spannend, lehrreich oder einfach doch nur ein Genuss. Dies schien damals auch anderen aufzufallen, denn immerhin erreichte der Longplayer Rang 49 in den amerikanischen Billboard-Charts, und das Trio konnte für seine Arbeit in der Kategorie „Best Rock Instrumental Performance“ sogar einen Grammy einheimsen.

1989 war überhaupt so etwas wie das Jahr des Jeff Beck: Nach dem Album gab es eine gemeinsame Tour mit einem anderen Strat-Spieler, dem Texas-Blueser Stevie Ray Vaughan.

Stevie Ray Vaughan und Jeff Beck sprachen im November 1989 mit MTV über ihre Tour: 

https://www.youtube.com/watch?v=uRN52gVyrEc

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Das Equipment von Jeff Beck

Beck hat durchaus eine spannende Entwicklung durchgemacht, was sein Hauptarbeitsgerät betrifft. Er spielte zu Beginn seiner Karriere bei den Yardbirds eine ’54er Fender Esquire (Telecaster ohne Hals-Pickup) über Vox-AC30-Röhren-Combos.

In den 70ern wechselte er dann zwischen Tele, Gibson Les Paul und der Fender Stratocaster. In erster Linie wird Beck seit den 80er-Jahren mit der Strat in Verbindung gebracht, was auch das Cover-Bild noch einmal versinnbildlicht. Und dies gleich in zweifacher Weise: Denn zum einen weist es auf Becks Vorliebe für das Tunen vornehmlich alter Autos (Hot Rods) hin, zum anderen darauf, dass Fender und er 1989 mit der Arbeit an seinem Signature-Modell begannen.

(Bild: Warner)

Seit längerem existiert die „Jeff Beck Stratocaster“, im auffälligen „Surf Green“. Daneben gibt’s aus Fenders Custom-Shop eine „Jeff Beck Signature Stratocaster”, und sogar die „Tribute Series Jeff Beck Esquire“ wurde wieder aufgelegt.

Allerdings behauptete Beck in Gitarre & Bass (12/1989), dass er bei ,Guitar Shop‘ eine Gretsch-Gitarre benutzt habe, dies übrigens zu Ehren seines Idols Cliff Gallup (der legendäre Rock-&-Roll-Gitarrist spielte in den 50er-Jahren bei Gene Vincent And The Blue Caps). Da im weiteren Verlauf des Albums einige Gitarren-Sounds, z. B. in der Nummer ,Savoy‘, doch stark in Richtung Strat tendieren, ist anzunehmen, dass Beck sich mit dieser Äußerung explizit auf das Stück ,Guitar Shop‘ bezog und für den Rest des Albums wohl überwiegend eine Stratocaster einsetzte.

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Die Spieltechnik von Jeff Beck

Jeff Beck braucht beim Spielen durchaus Widerstand, er zieht relativ dicke Saiten auf, in den Stärken .011, .013, .017, .028, .038, und .049, wie er in einem Interview einmal erwähnte.

Bemerkenswert, dass er die Saiten seltener mit einem Plektrum sondern größtenteils mit Fingern und Daumen anschlägt, und so wirklich viele interessante Sounds erzielt, z. B. durch eine Art Slapping, oder auch durch das Anschlagen mit dem Fingernagel.

Daneben realisiert er mit der rechten Hand auch schnelle Rhythmus-Pickings – da macht sich dann wohl bemerkbar, dass er, wie er selbst einmal sagte, im Alter von 15 Jahren Country-Picker-Legende Chet Atkins perfekt imitieren konnte. Besonders fette Töne entstehen auch mit dem Bottleneck.

Mit dem Vibrato-System seiner Strat zaubert er auch gerne die unmöglichsten Klanggebilde, wobei hierzu nicht nur der Vibrato-Hebel bemüht wird. Jeff benutzt dafür zusätzlich den Handballen seiner rechten Hand, der auf den Saitenreitern des Vibratosystems aufliegt, sodass die Tonhöhe durch den entsprechenden Druck der Hand auf das System verändert wird.

Oft lässt Beck nach dem Anschlag einen stakkatoartigen, schnell vibrierenden Effekt entstehen, den z. B. Steve Vai später extremer angewendet hat, und der auch bekannt ist als sogenannte „Cat Growls“. Damit Jeff seinen Handballen sauber auflegen kann, wurden seine Signature-Modelle diesbezüglich optimiert und die Saitenreiter abgeflacht. Außerdem besitzen sie eine LSR-Roller-Nut, die Becks Bending-Attacken ebenfalls entgegenkommt.

Die Technik von Beck lässt sich gut in dem Video beobachten: 

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Die genannten Finger-Sound-Qualitäten unterscheiden Beck sehr deutlich von den damals zeitgenössischen Guitarslingern der 80er, die ihm in spieltechnischer Hinsicht sicher gelegentlich überlegen sind/waren.

Obwohl auch Jeff Beck immer mal viele Töne spielt, lässt er doch an einigen markanten Stellen weniger mehr sein. Und in diesen Momenten wird der Blues-Einfluss des Musikers, der die British Invasion der Sixties mit angeführt hat, sehr deutlich. Beck ist ein Ton-Freak, der mit seinen Fingern deutliche, fette Noten entstehen lassen kann. Eric Clapton bemerkte zu diesem Thema einmal: „Bei Jeff kommt alles aus seinen Händen.“

(Bild: Warner)

Ein weiteres Beck-Markenzeichen sind die Violining-Noten, bei denen der Ton per Lautstärke-Regler der Gitarre eingeblendet wird und so diese geigenartige, anschlagfreie Intonationsqualität erhält. Weiterhin sind auf ,Guitar Shop‘ diverse geschmackvolle Delay-Sounds zu hören, mit denen Beck oft und gerne arbeitet. Jeff Beck spielt viel mit Verzerrung, er setzt hierfür u. a. ein Rat-Pedal von Pro Co ein.

Welche Amps für die damaligen Aufnahmen benutzt wurden, darüber kann man nur spekulieren. Der Masterbender bemerkte einmal, dass er bei der Tour mit Stevie Ray Vaughan Fender-Twin-Amps auf der Bühne stehen hatte. Dass er also Röhren-Verstärker dieser Marke oder vielleicht von Marshall (für deftigere Sounds) eingesetzt hat, ist denkbar. Dass allerdings die ein oder andere Gitarre auch mal direkt ins Misch-Pult gespielt wurde, ist diesem offenen und technikbegeisterten Musiker dabei durchaus zuzutrauen.

Jeff Beck

Der Einfluss von Jeff Beck auf die Gitarrenwelt

Auf ,Guitar Shop‘ gelingt Beck auch das Kunststück seine Sechsaitige an einigen Stellen wie einen Synthie oder ein Keyboard klingen zu lassen.

Letztlich hat er die Grenzen des Instruments in vielerlei Hinsicht erweitert, und dies mit einer Kombination aus vielen spielerischen und relativ wenigen technischen Mitteln. Auf www.jeffbeck.com äußert er sich zu diesem Thema wie folgt:

„Ich verstehe nicht, warum einige Leute eine Gitarre nur akzeptieren, wenn sie einen sofort erkennbaren Gitarren-Sound besitzt. Es gibt mir wirklich einen Kick, Wege zu finden, dieselbe Gitarre, die die Leute seit 50 Jahren benutzen so wie niemals zuvor klingen zu lassen. Ich mag es, wenn die Leute meine Musik hören aber nicht herausfinden können, welches Instrument ich spiele. Was für ein starkes Kompliment.“

Die Alben von Jeff Beck besitzen seit den 70er Jahren bis hin zu den aktuelleren Veröffentlichungen, wie etwa ,You Had It Coming‘ von 2001, eine große Kontinuität, nämlich das Interesse an den jeweiligen aktuellen elektronischen Sounds und Strömungen, die sowohl seine Musik an sich als auch sein Gitarrenspiel selbst beeinflussen. ,Guitar Shop‘ spiegelt dies par excellence wieder. Zudem unterstreicht das Album deutlich: Wer Jimi Hendrix und Jimmy Page als innovative Instrumentalisten begreift, oder Eric Clapton auf seine Art als virtuosen Solisten, der darf in dieser Aufzählung, auch wenn ihm die ganz großen Hits fehlen mögen, Jeff Beck definitiv nicht vergessen. ,Guitar Shop‘ zeigt Beck eigentlich als „stillosen“ Gitarristen: Rock, Funk, Blues, Jazz, Metal, aus all diesen Zutaten mixt er seine eigene Musik.

Und zum Abschluss gibt es noch ein Live Konzert Highlight: