Eine Tabulatur (Kurz: Tab) ist eine vereinfachte Form der grafischen Notendarstellung, die für Gitarristen und Bassisten entwickelt wurde. In ihrer einfachsten Form fehlt die zeitliche Ebene, man hat also keine Notenwerte. Auch werden die Akkorde oder Tonfolgen nicht auf die klassische Art und Weise in einem 5-Linien-Notensystem notiert.
Stattdessen repräsentieren sechs Linien die einzelnen Saiten des Instruments (bei 4-, 5-, 7-Saitern etc. entsprechend viele Linien). Die Zahlen auf der jeweiligen Linie stehen für den Bund, an dem die Saite gegriffen werden soll. Saite und Bund definieren also eine Note ohne Notenwert.
Meist fehlt auch die Angabe der zu benutzenden Finger. Bei einem Akkord stehen die Zahlen direkt untereinander, bei einem Lick von links nach rechts verlaufend versetzt. Tabulaturen sind für E-Gitarre, Gitarre und Bass gleichermaßen gebräuchlich.
Es gibt bei vielen Tabs auch etliche Sonderzeichen, die beispielsweise Palm Mutes, Vibratos oder Pitched Harmonics kennzeichnen.
Es obliegt oft den Spielern selbst herauszufinden, mit welchen Fingern und in welcher Geschwindigkeit die Tabs gespielt werden müssen. Der Grundgedanke bei dieser Form der Notation ist, dass man nicht Noten lesen können muss. Die Saitenstriche und Zahlen erfordern dies nicht.
Jedoch ist damit auch keine genaue Form der Notation möglich und oft muss der Spieler das Stück bereits kennen, um herauszufinden, wie genau es gespielt werden soll.
Die einfachste Form des Tabs besteht aus 6 Linien, die die Saiten der Gitarre darstellen, wobei Buchstaben am linken Rand des Tabs das Tuning angeben, wie dieses Beispiel des Main Riffs von Metallicas Enter Sandmann zeigt:
Die Zahlen auf den Zeilen geben an, in welchem Bund der Gitarre ein Finger aufgelegt werden soll, um den gewünschten Ton zu erzeugen. Was hier nicht ersichtlich wird, ist der Rhythmus des Licks. Tonlängen und Pausen sind nicht angegeben, Taktstriche ebensowenig.
Abhilfe schafft hier ein Tab, der den ihm zugrundeliegenden Takt und die Notenwerte berücksichtigt:
Dieser Tab stellt genau einen 6/8-Takt dar, in dem sechs Achtelnoten auf leeren Saiten gespielt werden.
Es ist klar, dass die Grenzen einer solch einfachen Tabulatur schnell erreicht sind. Um komplexere Rhythmen, besondere Spieltechnik und dergleichen adäquat darzustellen, bedarf es weiterer Notationstechniken.
Diese nutzen aufwändigere Tabs, indem den gespielten Tönen innerhalb der Taktstriche Notenwerte zugeordnet werden:
Hier sehen wir mithilfe der angedeuteten Notenschrift über der eigentlichen Tabulatur, dass die Melodie das anfängliche Schlagmuster durch zwei Sechzehntelnoten erweitert.
Weitere Besonderheiten eines Licks, wie Artikulation (Hammer On, Pull Off, etc.), Dynamik oder auch Effektgebrauch können auf ähnliche Weise in die Tabulatur eingebracht werden:
Gitarren Tabs kennen, so viel ist abschließend zu sagen, keine Standardnotation. Die Art, wie und ob Notenwerte, Arktikulation und dergleichen im Tab angegeben werden, variiert stark.
Von den hier angezeigten einfachen ASCII-Tabs bis hin zu profesionellen Tabs, die Notenhälse- und Fähnchen sowie vielerlei Kommentare enthalten, ist alles möglich.
Gleichbleibend ist jedoch der grundlegende Gedanke, eine für Gitarristen und Bassisten gut lesbare Alternative zur klassischen Notenschrift anzubieten.
Ein Programm, welches vermutlich jeder Gitarrist auf dieser Welt kennt, ist Guitar Pro (entwickelt von dem französischen Softwarehersteller Arobas Music). Mit Sicherheit hätte es in der jüngeren Geschichte etliche Bands ohne dieses Tool gar nicht erst gegeben.
Dort können die Gitarren-Tabs gleichzeitig in der klassischen Notation dargestellt werden. Auch spielt es die Töne via Midi-Sounds ab – damit können die Spieler via Tabs das genaue Spieltempo und die Notenlängen erkennen.
Benutzt wird Guitar Pro sowohl zur Transkription von bereits geschriebenen Stücken, als auch zum Komponieren von neuen. Wer schon mal ein Solo “eingetabt” hat, welches er niemals hat spielen können, weiß was gemeint ist.
Auch die Programme Power-Tab und TuxGuitar liefern ähnliche Methoden und Möglichkeiten.
Die Meinungen über Tabs und deren Sinn gehen natürlich auseinander. Hier eine etwas kritischere Stimme, die vielleicht nicht in jedem Punkt ernstzunehmen ist: