Dass Gitarre nicht gleich Gitarre ist, beweist schon ein Blick auf die Vielzahl der Gitarrentypen. Hier wird zwischen Westerngitarre, Bassgitarre, E-Gitarre und vielen mehr unterschieden. Damit du dich beim Gitarre lernen direkt für die richtige Gitarre entscheidest, solltest du dir über die gröbsten Unterschiede im Klaren sein.
In erster Linie wird zwischen akustischen und elektrischen Gitarren differenziert. Innerhalb der akustischen Gitarren unterscheidet man zudem zwischen:
Elektrische Gitarren werden unterteilt in:
Außerdem wird bei E-Gitarren noch zwischen verschiedenen Hals-Konstruktionen unterschieden: Es gibt Gitarren mit eingeleimten Hälsen (z. B. Gibson Les Paul) und welche mit geschraubten Hälsen (z. B. Fender Stratocaster).
Ohne Elektrik liegt der Fokus stärker auf der richtigen Technik. Eine klassische Anfängergitarre ist die Konzertgitarre. Diese hat ein breites Griffbrett und ist in unterschiedlichen Größen erhältlich.
Beim Instrumentenkauf solltest du unbedingt darauf achten, dass die Gitarre eine gute – meint meist flache – Saitenlage hat, was eine gute Bespielbarkeit ermöglicht.
Auch die Saiten haben Einfluss auf das Spielgefühl. Hier kann es helfen, verschiedene Stärken auszuprobieren und mit einem nicht zu hartem Satz zu beginnen. Außerdem ist es natürlich wichtig, dass dir die Gitarre akustisch und optisch zusagt.
Falls du schon jetzt von einem Leben als Rockstar träumst und für dich nur eine E-Gitarre infrage kommt, kannst du natürlich auch direkt auf einer E-Gitarre lernen. Sehr beliebte Modelle sind Klassiker wie die Stratocaster von Fender und die Les Paul von Gibson. „The day I got my Strat, I had everything I’d ever wanted“, gestand schon Bryan Adams.
Überhaupt ist es oft sinnvoll, sich an den Gitarren deiner Vorbilder oder Helden zu orientieren. Du kannst dann auch schon ganz gut abschätzen, welche Gitarre sich für welche Musik am besten eignet. Als Anfänger solltest du jedoch beim Gitarre lernen regelmäßig den Verstärker ausstellen – nur dann hörst du, ob du wirklich sauber spielst.
Ein Start auf dem Motivationsobjekt E-Gitarre hat jedoch seine Tücken:
Umgekehrt wird die Umstellung von A- auf E-Gitarre als extreme Erleichterung empfunden. Der Faktor „zu feste greifen“ (ganz besonders bei Jumbo-Bünden) ist im Gegensatz zum „fester drücken müssen“ schnell kontrolliert. Ich persönlich weigere mich prinzipiell, besonders junge Schüler, an zu großem Instrument (oder am falschen) auszubilden. Die hören sowieso aus Frust innerhalb eines Jahres auf und die Begründung liegt dann oft im Unvermögen des Lehrers. Stimmt ja auch irgendwie.
Nachdem du dich für eine Gitarre entschieden hast, kannst du dich ans eigentliche Gitarre lernen machen. Früher hattest du die Wahl zwischen zwei Optionen:
Heutzutage gibt es neben den klassischen Lernmethoden noch weitere:
Wer jedoch bei „Guitar Hero“ ein wahrer Held ist, muss im wahren Leben noch lange nicht Gitarre spielen können. Eine echte Gitarre ist deutlich schwerer und komplexer als ein Plastik-Controller.
Anders verhält es sich mit anderen Computerspielen: „Rocksmith“ beispielsweise ist ein Videogame, das auf spielerische Weise das Gitarre lernen unterstützen kann. Hier bekommt der Spieler eine echte Gitarre in die Hand und muss – anstatt Knöpfe zu drücken – die Saiten anspielen. Wenn du bereits eine Gitarre besitzt, kannst du diese einfach an die Konsole anschließen. Videospiele eigenen sich jedoch nur als ergänzendes Medium zum Gitarre lernen.
Wenn du deine musikalischen Ambitionen ernst nimmst, solltest du unbedingt auf eine klassische Methode zurückgreifen. Ein Gitarrenlehrer bringt dir das Gitarre spielen von Grund auf bei und stellt sich auf deine Entwicklung und deine Bedürfnisse ein. Falls es dir an Selbstdisziplin mangelt, ist es zudem von Vorteil, dass regelmäßiger Unterricht beim Gitarre lernen Lerndruck erzeugt.
Fehlt dir die Zeit oder der Antrieb, um regelmäßig Unterricht zu nehmen, kannst du mithilfe einer Reihe von Videos Gitarre spielen lernen.
Einen praktischen Kurs zum Lernen gibt’s zum Beispiel von GitarrenTunes – in dem ersten Video erfährst du mehr über die richtige Haltung und den Aufbau der Gitarre:
Im zweiten Kurs bekommst du die ersten Akkorde beigebracht:
Da Akkorde für Anfänger gar nicht so einfach zu greifen sind, gibt’s hier noch ein zweites Video zum Thema Akkorde:
Hier erfährst du mehr über Akkorde und das Akkord Spiel.
Der Anfänger Workshop „Gitarre lernen mit Basic Rock Guitar“ von Peter Fischer zeigt dir die ersten Schritte, bzw. Griffe auf der E-Gitarre:
In unserem Video-Workshop mit Jen Majura bringt dir die Musikerin Grundtechniken zum Spielen eines Rock Solos bei.
Jan Zehrfeld von Panzerballett zeigt dir zudem, wie du Stereo-Effekte und Co. richtig einsetzt – dieser Workshop ist jedoch schon für Fortgeschrittene.
Wenn du nicht nur Gitarre lernen möchtest, sondern auch Ukulele, solltest du dir den Workshop „Let’s play Ukulele“ anschauen. Hier bringt dir Daniel Schusterbaum, Buch-Autor und Gitarren-Spezialist, das Ukulelespielen Schritt für Schritt bei.
Zunächst weiß der Schüler nicht, ob er höher oder tiefer drehen muss. Daher also erst einmal hochdrehen. Dann ist es entweder besser oder ganz quer, die Drehrichtung (abwärts!) ist eindeutig.
Ein zweiter Weg hoch oder tief auszuloten, ist der des Ton-Nachsingens. Der Schüler soll den Ton, der erklingt, singen. Natürlich kommt in dem einen oder anderen Fall nur ein Gebrumme oder Gequieke. In diesem Fall gilt es für den Lehrer, den Schülerton zu singen und dann mittels eigener Stimme auf das Gitarrenton-Niveau abzusenken oder zu erhöhen.
Dann dasselbe für den anderen, richtigen Ton wiederholen. Auf diese Weise wird die Tonhöhe des falschen und richtigen Tons körpernaher und damit elementar erfahrbarer, leichter. Bei der ganzen Sache ist es wichtig, dass alle Saiten richtig in einer Richtung auf die Wirbel gespannt sind. Ein heilloses Gekurbel wäre sonst die Folge!
Ein weiterer Trick, ein Gefühl für richtig oder falsch gestimmte Saiten bei Schülern zu trainieren, lautet so: stimme alle Gitarren richtig (so es mehrere Schüler in der Stunde sind) bis auf eine. Bei dieser lasse ein oder zwei Saiten falsch. Lasse danach bei den richtig gestimmten jede Saite anschlagen, danach die bei den falsch gestimmten. Die Schüler werden nun selbst heraushören, wer der „Bösling“ ist.
Diese Vorgänge fördern im Gruppenunterricht obendrein noch die Interaktion und den Spaß. Danach gibt’s das Unisono-Stimmen und dann erst irgendwann mit Flageoletts. Übrigens ist die Einhaltung einer absoluten Stimmung als immer wieder gleiche Bezugsgröße Pflicht. Eine relative, in sich richtige Stimmung (bei nur in etwa richtiger Tonhöhe) wirkt auf die Dauer der Entwicklung eines sicheren Tonhöhengefühls entgegen.
Mehr Infos zum Thema “Gitarre stimmen” findest du auf unserer umfassenden Themenseite!
Ein weiteres dickes Ding ist das mit dem Timing. Metronom ja oder nein? Wenn ja, wann und welches? Ein gnadenloser Klick ist grundsätzlich immer erst dann angesagt, wenn die technischen Schwierigkeiten aus dem Weg sind.
Eine schnell und flüssig abzuliefernde Problematik muss zunächst immer sachlich, kognitiv und motorisch zerlegt vom Lernenden durchdrungen und verstanden sein. Neues lernen oder proben unter Klick ist total daneben! Die Übung als solches muss zunächst einmal in ihrem Bewegungsablauf erfasst sein.
Ich persönlich halte es immer so: Zu Anfang jeder Stunde wiederhole ich. Dabei setze ich ein durchgehendes Grundtempo mit dem Fuß fest und lasse es die ganze Stunde hindurch heimlich still und leise durchlaufen. Dies fällt zum einen nach wenigen Minuten überhaupt nicht mehr auf und wirkt zweitens fast hypnotisch-beruhigend.
Der Schüler weiß unterschwellig immer, in welchem Timing er sich zu bewegen hat. Ein richtiges durchgehendes Timing wird ihm sozusagen heimlich untergeschoben. Einmal langsames und mal schnelles Vorzählen bei derselben Übung bringt somit sehr wenig. Erst wenn ein Wechsel oder die Skala laufen, geht’s ran an den Klicker.
Dabei ist es schon sinnvoll, einen mit halbwegs angenehmem Sound auszugucken. Einige Maschinchen auf dem Markt machen auch 16tel, Triolen oder Akzente. Die Mehrkosten sind in der Regel recht gut angelegt. Der Schüler sollte sich grundsätzlich so früh wie möglich an das Metronom, ein durchgehendes Timing gewöhnen. Dabei heißt es von Anfang an: Grenztempo minus 10! Tempo proben mit Gewalt bringt dabei gar nichts.
Motivierend wirkt dabei das Notieren des jeweilig erreichten Tempos und dessen Kontrolle sowie das objektive Feststellen der eigenen Steigerung („positive Verstärkung“). So wird das verhasste Klicken psychologisch sogar zum Helfer. Ich hatte auf diese Weise schon Schüler, die gar nicht mehr ohne Metronom spielen wollten oder konnten.
Für die Fortgeschrittenen unter euch Lehrern oder Schülern: Versucht einmal den Klick nur auf „2“ oder „4“ laufen zu lassen. Wenn das läuft, gibt’s für die ganz Harten noch die Möglichkeit des nur auf die „4+“.
Eine immer wieder gern genommene Frage ist die nach der Art und Größe des Instruments. Insbesondere bei „absolute beginners“ mit noch nicht kompletter Körpergröße (Das kann ja auch bis ins hohe Alter so bleiben …).
Klares Statement dazu: Lieber zu klein als zu groß!
Wenn zu groß, führt es in jeder Stilistik zum Programmieren falscher Haltungs- und Bewegungsmuster. Muster, die hier eingeschliffen werden, sind später meist nur unvollständig und dann auch nur unter großem Arbeitsaufwand zu verändern.
Das tägliche Üben der Kinder (und im Grunde auch der Erwachsenen) ist in aller Regel eher kurzzeitig und wirkt sich daher nicht unmittelbar bedenklich auf den kindlichen (und auch erwachsenen) Organismus aus.
Wenn aber das Kind hierbei mit einer falsch proportionierten und zu großen Gitarre zurechtkommen muss, lernt es falsche Haltungs- und Bewegungsmuster, z. B.:
Diese Muster erweisen sich dem weiteren Vorankommen hinderlich, da sie der Ausbildung einer funktionalen und damit auf Dauer unproblematischen Spieltechnik entgegenstehen, auch wenn das Kind schließlich „in die Gitarre hineingewachsen ist“.
D. h. im Klartext eigentlich, dass ein Aufrechterhalten der erlernten falschen Muster besteht und diese gewohnheitsmäßig beibehalten werden. Darüber hinaus führt ein Beibehalten solch falscher Haltungs- und Bewegungsmuster über mehrere Jahre hinweg bei Gitarristen fast zwangsläufig zu Dauerschädigung im Bereich von Schultergürtel und Lendenwirbelsäule.
Es erscheint mir daher ausgesprochen hyperwichtig, der Größenanpassung des Instruments an den Körper des Spielers bereits beim ersten Unterricht größte Bedeutung zuzumessen.
Es gibt von der EGTA (European Guitar Teachers Association) eine mit einem Herrn Lind entwickelte, recht brauchbare Tabelle für Kinder- und Jugendgitarren. Diese findet ihr hier im Folgenden in Auszügen wieder.
Die 8tel-Gitarre ist dabei die richtige Größe ab dem fünften Lebensjahr. Danach gibt es aus meiner Erfahrung heraus alle zwei Jahre einen Wachstumsschub, der eine neue Gitarre erforderlich macht.
Ganz besonders zu Beginn sollte das Instrument nicht zur Barriere werden, es sollte allein schon vom Betrachten her einladend wirken und bei den ersten Berührungen müsste sich die aus sicherer visueller Distanz gewonnene Faszination verstärken.
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt bei der Auswahl von Kinder- und Jugendgitarren ist die sogenannte „Wachstumsschere“. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sich Jungen und Mädchen bis zum Alter von ca. sieben Jahren gleich entwickeln, was die „Zuwachsraten“ angeht. Ab dann geht’s bei den Mädels fixer voran (frühere Pubertät usw.).
Ein ganz aussagefähiger Test zur ersten Orientierung in Sachen Größenanpassung ist der „Ellenbogentest“. Der stammt ebenfalls von diesem Menschen namens Lind. Also: Ellenbogen am 12. Bund auf Zarge stützen. Unterarm an Gitarrenhals legen. Die Gitarre „passt“, wenn der Knöchel des Handgelenks zwischen erstem und zweitem Bund zu liegen kommt.
Eine zu große Gitarre mit zu großem Korpus, zu großer Halslänge und zu großer Zargenbreite führt zu echten Balanceakten und oftmals Verspannungen in der Schulter. Zudem sind die Bundabstände für die linke Hand zu weit. Das sieht meistens selbst der blindeste Lehrer.
Noch zwei weitere Anzeichen für eine zu kleine Gitarre, die allerdings nicht bei einer „ersten Anprobe“ beobachtet werden können, sondern erst dann, wenn der Spieler nach und nach auf seiner Gitarre „herauswächst“:
Prinzipiell sind Eltern bestrebt, schlichtweg um Knete zu sparen, leider so früh wie möglich ein großes Instrument zu kaufen. Dies geht fast immer nach hinten los.
Nur wenn folgende Voraussetzungen verstärkt vorliegen, ist daran zu denken:
Um diesem pekuniären elterlichen Ärgernis „Dann muss ich wohl alle zwei Jahre eine neue Gitarre kaufen?“ vorzubeugen, ist es als Lehrer sinnvoll, drei bis vier Geräte pro Größe als Leihinstrument zur Verfügung zu haben.
O.K.: Die Anschaffung erscheint zu Beginn ganz schön happig, amortisiert sich aber bei einem Leihpreis von etwa 10€ pro Monat und Instrument durch die Benutzung mehrerer Schülergenerationen allemal. Zudem kommt es als professionelle Kundendienstleistung supergut rüber und verstärkt das Vertrauen insbesondere der zahlenden Eltern (Deren Bedeutung wird von uns Unterrichtenden ohnehin permanent unterschätzt …).
Ganz clever ist es, jungen Schülern mit kleinen Gitarren bei deren Kauf eine Rücknahmegarantie zu etwa dem halben Preis zu geben. So spart jeder die Hälfte. Der Schüler bekommt für eine begrenzte Zeit das richtige Instrument zum halben Preis, und der Lehrer baut sich zu akzeptablen Konditionen einen Leih/Miet-Instrumentenfundus auf.
Ein Start auf so genannten Western-Gitarren halte ich aufgrund der zu schmalen Bünde (wegen erhöhten Risikos des Falschtreffens) und des großen Korpus bzw. damit zusammenhängend der zu langen Mensur und der zu Anfang schwerer zu greifenden Stahlsaiten für mindestens problematisch.
Autor: Dieter Stoppel
In den Ausgaben von Gitarre & Bass findest du jeden Monat eine Reihe hilfreicher Tipps für deine Praxis. Falls du dich für die E-Gitarre entschieden, ist auch Gitarren-ABC empfehlenswert, um dein Instrument besser zu verstehen!