Was ist eine E-Gitarre?

Im Unterschied zu der Akustik Gitarre wird bei der E-Gitarre ein oder mehrere Tonabnehmer – engl. Pickups – sowie weitere Elektronik wie Lautstärke- und Ton-Regler auf den Korpus installiert, die den Klang elektrisch verstärken.

Für den Sound benötigt man zusätzlich einen Verstärker, der mittels eines Kabels mit der E-Gitarre verbunden wird und das Signal hörbar werden lässt.

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Welche E-Gitarren Typen gibt es?

Es gibt grundsätzlich rein akustische Gitarren, rein elektrische Gitarren – und natürlich alles dazwischen, so wie z.B. eine simple akustische Gitarre mit Tonabnehmer, die ja so auch schon quasi „elektrifiziert“ ist. Nähern wir uns dem Thema an, indem wir die Grundtypen definieren:

Solidbody Gitarren

Eine braune Gibson Les Paul
Die Solidbody Gitarre: Gibson Les Paul

Solidbody nennt man die klassische Brettgitarre, deren Korpus also in der Regel aus massivem Holz besteht. Klassische Beispiele sind die Fender Telecaster und Stratocaster oder die Gibson-Modelle Les Paul, Gibson SG (Solid Guitar) und Firebird. Solidbody-E-Gitarren sind die am häufigsten zu findenden elektrischen Instrumente.

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Semiacoustic Gitarren

Semiacoustic Gitarren werden auch Semiakustik- oder Halbresonanz-Gitarre genannt. Diese Instrumente verfügen über einen Hohlkorpus mit Resonanzöffnungen (F-Löcher), in den ein massiver Block eingelassen wurde, der meist vom Halsansatz bis zum hinteren Gurtknopf reicht.

Eine Semiacoustic Gitarre
Eine Semiacoustic Gitarre

Der Resonanzkörper ist also nur noch halb vorhanden, daher rührt der Name Halbresonanz. Gibsons ES-335, die man von Jam-Rocker Warren Haynes, Fusion-Player Larry Carlton oder Rock & Roller Chuck Berry kennt, oder Jazz-Gitarrist John Scofields Ibanez AS-200 sind typische Semiacoustic-E-Gitarren. Sehr viele Blues- und Rock-Gitarristen, wie B.B. King, Alvin Lee, Eric Clapton und Freddie King spielten Semiacoustics.

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Archtop Gitarren

Archtop bedeutet eigentlich „gewölbte Decke“, hat sich aber als Synonym für die dicke Jazz-Gitarre mit den klassischen F-Löchern als Resonanzöffnungen eingeschlichen: eine Vollresonanzgitarre, die also auch rein akustisch gespielt funktioniert, aber zusätzlich mit einem oder mehreren Tonabnehmern plus Reglern ausgestattet ist.

Der Körper einer Archtop Gitarre
Der Körper einer Archtop Gitarre (Bild: Josef Urbanek, Archiv)

Alle großen Jazz-Gitarristen wie Wes Montgomery, George Benson, Attila Zoller, Joe Pass, aber auch Blues-Musiker wie Eric Clapton oder Rock & Roller und Volksmusiker haben schon immer auch Archtops eingesetzt.

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Thinline Gitarren

Thinline-E-Gitarren sind ein Kapitel für sich, denn für diesen Begriff gibt es mehrere, sich teils widersprechende Definitionen:

  1. Thinline-E-Gitarren sind mit Tonabnehmern ausgestattete, vollakustische Instrumente, nur eben mit einer Zargenhöhe (= Korpusdicke) von ca. 5 cm. Sie haben keinen durchgehenden Block o.ä. im Korpusinneren, womit sie sich von den Semiacoustics klar unterscheiden. Die klassische Thinline-E-Gitarre ist die Gibson ES-330, die u.a. vom Jazz-Gitarristen Grant Green gespielt wurde. Aber auch Rocker wie Ted Nugent mit seiner Byrdland oder Pop-Stars wie der Italiener Zucchero (er spielt u.a. eine ES-120) konnten schon mit Thinline-Gitarren gute Musik machen.
  2. Das Fender-Modell Telecaster-Thinline wäre nach dieser Definition natürlich keine Thinline; sie wurde oft als SEMISOLID-Typ bezeichnet. Bei diesem Gitarrentyp (wie auch bei der Framus Jan Akkerman) wurden aus dem massiven Body mehr oder weniger große Hohlkammern ausgefräst.
  3. Hier ist der andere, ebenfalls verbreitete Thinline-Definitionsansatz: Demzufolge ist „Thinline“ ein Oberbegriff für alle hohlen und halbhohlen Gitarren, die eine Zargentiefe von ca. 5 cm nicht überschreiten. Eine semiakustische ES-335 ist demnach genau so eine Thinline wie eine vollresonante ES-330. In Bezug auf die Fender Thinline Telecaster bedeutet das: Letztendlich definieren sich die Unterschiede zwischen semiakustisch und halbmassiv (semisolid) aus dem Verhältnis von umbauter Luft zum Holzanteil. Ist da mehr Luft (z.B. ES-335), dann ist sie semiakustisch; bei mehr Holz (z.B. Tele Thinline) ist es eine halbmassive Gitarre.

    American Elite Telecaster Thinline in Natural
    American Elite Telecaster Thinline in Natural

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Egal für welchen E-Gitarren-Typ du dich entscheidest: Es kommt immer auch auf die richtige “Einstellung” an. Und wie du deine E-Gitarre richtig einstellst, zeigen wir dir in dieser Step-by-Step-Anleitung.

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Was sind die bekanntesten E-Gitarren Modelle?

8 Les Paul Modelle
Acht verschiedene Les Paul Modelle

Gibson Les Paul

Zu der wichtigsten E-Gitarre in diesem Bereich zählt zweifellos auch die Gibson Les Paul. Ihr Sound wird gerne als fett und sustainreich bezeichnet. Dieser entsteht u. a. durch den eingeleimten Hals. Zu den populärsten Usern gehören Led-Zeppelin-Musiker Jimmy Page und Slash, ehemals bei Guns N’ Roses.

Gibson Les Paul Classic
Einige Gibson Paulas

Wie hören sich die Unterschiedlichen Gitarrensounds einer Gibson Les Paul an?

Dirty Rhythm

Wie ist eine Gibson Les Paul aufgebaut?

Gibson Les Paul Gitarre

 01. eingeleimter Hals mit aufgeleimtem Griffbrett
02. Kopfplatte
03. Mechaniken
04. Saiten
05. Schrauben, Montagezubehör
06. Abdeckplatte für Stahlstabmutter
07. Gurthalter
08. Abdeckplatte für Schalterfräsung
09. Hals-Tonabnehmer
10. Steg-Tonabnehmer
11. Potis und Kondensator, auf Montageplatte
12. 3-Weg-Schalter mit Unterlegscheibe
13. Potiknöpfe
14. Abdeckplatte für Elektronikfach
15. Montageplatte für Klinkenbuchse
16. Klinkenbuchse
17. Halseinstellmutter
18. Unterlegscheiben, Montagezubehör
19. Schlagbrett
20. Saitenhalter (Top-Tailpiece)
21. Steg
22. Standschrauben f. Saitenhalter
23. Gewindeschrauben f. Steg
24. Sattel
25. Bundstäbchen
26. Griffbretteinlagen
27. Gewindebuchsen f. Standschrauben

Erfahre mehr über Gibson Gitarren wie die Les Paul oder die Gibson Flying V auf der Gibson Themenseite!

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Fender Stratocaster

Fender American Standard Stratocaster
Die Fender American Standard Stratocaster

Der Inbegriff der E-Gitarre schlechthin ist die Fender Stratocaster. Eine Besonderheit der „Strat“, wie sie auch genannt wird, ist der an den massiven Korpus angeschraubte Hals. Weltweit ist diese E-Gitarre für ihren eher drahtigen Sound und ihre direkte Ansprache beliebt. Vor allem Jimi Hendrix hat mit seiner virtuosen Spielweise Ende der 60er Jahre für die Popularität der Stratocaster gesorgt.

Fender Gold Stratocaster
50th Anniv. Golden Strat

Und so hört sich eine Classic Stratocaster an:

Versch. Pickup-Einstellungen (1)

Der Typische Aufbau einer Fender Stratocaster

Fender Stratocaster im Deatail

 01. Hals mit aufgeleimtem Griffbrett
02. Kopfplatte
03. Mechaniken
04. Saiten
05. Schrauben, Montagezubehör
06. Halsankerplatte
07. Gurthalter
08. Halsausfräsung
09. Tonabnehmer
10. Tonabnehmerkappen
11. Potis
12. 5-Weg-Schalter
13. Potiknöpfe
14. Montageblech f. Buchse
15. Vibratosystem
16. Klinkenbuchse
17. Halseinstellmutter
18. Vibratoarm
19. Schlagbrett
20. Abschirmung
21. Abdeckplatte f. Vibratofräsung
22. Vibratofedern
23. Halteblech f. Vibratofedern
24. Saitenniederhalter
25. Sattel
26. Bundstäbchen
27. Positionsmarkierung
28. Korpus

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Auf dem Guitar Summit hast du die Möglichkeit die beliebtesten Fender Gitarrenmodelle Strato- und Telecaster live zu testen! Der Fender Custom Shop (presented by Guitar Place) stellt die Marke im Rahmen des großen Gitarren- und Bass-Events aus. Mehr Infos zu der Guitar Summit erhältst du hier!

Fender Telecaster

Ebenfalls aus dem Hause Fender stammt die Telecaster, die zunächst unter dem Namen Broadcaster und dann Esquire veröffentlicht wurde. Ihr heller, höhenreicher Klang taucht vor allem in der Country-Musik auf. Die „Tele“ hielt aber auch in Blues, Rock, Jazz und Pop ihren Einzug. Wie die Stratocaster ist auch die Telecaster eine Schraubhals-Gitarre.

 

Deluxe Nashville Telecaster in Fiesta Red

So hört sich die Telecaster an:

Telecaster 1

Fender Telecaster

 01. Hals mit aufgeleimtem Griffbrett
02. Kopfplatte
03. Mechaniken
04. Saiten
05. Schrauben, Montagezubehör
06. Halsankerplatte
07. Gurthalter
08. Halsausfräsung
09. Hals-Tonabnehmer
10. Steg-Tonabnehmer
11. Potis
12. 3-Weg-Schalter
13. Potiknöpfe
14. Kontrollplatte
15. Brücke (Steg/Saitenhalter/Tonabnehmer-Rahmen)
16. Klinkenbuchsen
17. Halseinstellmutter
18. Unterlegscheiben
19. Schlagbrett
20. Kondensator
21. Sattel
22. Bundstäbchen
23. Positionsmarkierungen
24. Saitenniederhater
25. Korpusfassung
26. Korpus

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Gibson ES-335

ES-335 im 1958er Stil
ES-335 im 1958er Stil

Neben den Solid-Body-Instrumenten bilden die Semiakustischen (engl. Semi-Acoustics) einen weiteren Zweig in der Vielfalt der E-Gitarren. Diese Gitarren sehen mit ihren F-Löchern wie akustische Modelle aus und sind es größtenteils auch. Allerdings sind sie im Gegensatz zu richtigen Akustikgitarren insgesamt schmaler und besitzen in der Mitte einen massiven durchgängigen länglichen Holzblock, auf den die Tonabnehmer montiert werden. Diese halbakustischen Modelle liefern andere Resonanzeigenschaften, die man mit warm und fett umschreiben kann.

Zu den wichtigsten Herstellern gehört wieder einmal Gibson, allen voran mit seiner ES-335, die neben anderen E-Gitarristen auch Rock-&-Roll-Star Chuck Berry in den 50er Jahren spielte. Weiterhin produzierten u. v. a. auch Rickenbacker, Gretsch, Fender und der deutsche Produzent Höfner (international bekannt als Hofner) legendäre semiakustische Instrumente.

So hört sich die Gibson an:

 Rhythm Overdrive

In unserer Aufzählung der klassischen Modelle der E-Gitarre fehlt nur noch die Jazz-Gitarre. Sie besitzt einen vollakustischen Korpus, auf den ein oder mehrere Tonabnehmer angebracht werden. Bekannte und stilbildende Modelle dieser E-Gitarre sind etwa die Gibson ES-175 mit ihrem spitzen Ausschnitt im Korpus (engl. Cutaway), der dazu dient, die oberen Griffbrettlagen besser erreichen zu können.

Gibson ES-175
Gibson ES-175

Eine weitere Jazz-Gitarre mit spitzem Cutaway ist die AZ-10 des deutschen Herstellers Framus. Die E-Gitarre von Framus trägt die Initialen des ungarischen Jazz-Musikers Attila Zoller. Die Amerikaner Wes Montgomery (Gibson L-5CES) und George Benson (Gibson Super 400 CN) spielten hingegen Jazz-Gitarren mit einem runden Cutaway.

Von den Jazzgitarren leiten sich auch die ebenfalls vollkommen hohlen Thinline-Gitarren ab, wie z. B. die Gibson ES-225. Die Zargenstärke wurde um 50% verkleinert, sodass diese Gitarren etwas leichter in der Handhabung waren als die dicken “Jazz-Mamas”…

Diese legendären E-Gitarren-Modelle entwickelten sich etwa seit Mitte der 1930er Jahre. Solid-Body-Instrumente, wie die Telecaster, Les Paul und die Stratocaster eroberten in den 50er Jahren den Markt.

Allesamt zählen sie heute zu den Klassikern des Gitarrenmarktes. Andere Hersteller orientierten sich meist an den erfolgreichen US-Originalen, oder kopierten dreist deren Merkmale. Oder sie schufen Varianten, die neue, flexible Sound-Möglichkeiten boten. Zu ihnen gehörte in den 80er Jahren die sogenannte „Super-Strat“ – ein Typus, der sich optisch und von der Konstruktion her im Wesentlichen an der Fender Stratocaster orientierte, aber durch den Einbau eines Humbucker-Tonabnehmers auch ähnlich fett wie eine Les Paul klingen konnte.

Vor allem der japanische Hersteller Ibanez entwickelte aus diesem Trend  eigene Produktlinien, nachdem er anfangs nah an den Originalen kopiert hatte. Zu ihren bekanntesten Modellen gehören die Signature-Gitarren – darunter versteht man die für bestimmte Künstler gefertigte Instrumente – der Musiker Joe Satriani (JS-Serie) und Steve Vai (JEM-Reihe).

Ibanez JEM77P Blue Floral Pattern
Alles andere als Standard: Ibanez JEM77P Blue Floral Pattern

Ebenfalls modernere Super-Strats, die auf die Bedürfnisse der virtuos spielenden Metal-Gitarristen der 80er ausgerichtet waren, boten u. a. die Hersteller Jackson, Aria, Charvel oder B. C. Rich.

Klassische Ibanez RG 7-Saiter mit Lindekorpus und Ahornhals
Ein Modell von 1991, bis auf Lackierung und Pickup-Farben identisch mit den neuen Modellen

Das Sortiment der Hersteller Ibanez, Jackson und Aria kannst du auf dem Guitar Summit in Mannheim live bestaunen. Informiere dich jetzt hier über das große Gitarren- und Bass-Event und sichere dir die begehrten Tickets!

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Viele größere Hersteller wie etwa Paul Reed Smith (PRS) bauen heutzutage Instrumente, die sich meist an der Tradition orientieren. Wobei dem amerikanischen Gitarrenbauer unter anderem mit der C(lassic)E(lectric)-Serie selbst schon Instrumente gelungen sind, die mittlerweile ebenfalls als moderne Klassiker der E-Gitarre gelten.

Die Entwicklung der E-Gitarre ist jedoch keineswegs in den 50er Jahren stehen geblieben – nur ihre Varianten erschöpften sich. Immer wieder haben sich Gitarrenbauer auch mit neuartigen Materialien und Konstruktionen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind sehr vielseitig.

Zu den ausgefallenen Designs zählt etwa die Birdfish des deutschen Herstellers Teuffel. Diese futuristisch anmutende E-Gitarre besitzt u. a. statt eines Holzkorpus zwei zylinderförmige Resonanzkörper.

Birdfish von Ulrich Teuffel
Birdfish von Ulrich Teuffel

Bahnbrechend war in den 80er Jahren die Entwicklung der so genannten MIDI-Gitarren (MIDI steht für „Musical Instrument Digital Interface“). Diese E-Gitarren eröffneten den Gitarristen eine Klangwelt, die bis dahin den Keyboardern vorbehalten war.

Die Variax von Line6 ist ebenfalls ein Modell mit neuer Technik. Diese so genannte „Modeling-Gitarre“ kann dank digitaler Technik die Klang-Eigenschaften verschiedener klassischer E-Gitarren-Modelle durch Verstellen eines Potiknopfes abrufen. Vereinfacht gesagt finden sich in einem einzigen Instrument die Sounds einer Stratocaster, einer Les Paul, einer Tele etc. und sogar von akustischen Instrumenten. Wobei nicht alle Gitarristen sich soviel Technik in einer Gitarre wünschen…

Hier gibt’s im Video die  Line 6 James Tyler Variax JTV-59 und JTV-69 im Test:

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Die Geschichte der E-Gitarre

Musiker, Gitarren & laute Klängen, die das 20. Jahrhundert veränderten

Beifall brandet auf! Ans Mikrophon tritt der Bandleader und stellt sein Sextett vor, dem so bekannte Musiker wie Lionel Hampton am Vibraphon oder Fletcher Henderson am Piano angehören. Zuletzt kommt er auf einen Neuling zu sprechen: „And our new discovery: Charles Christian at the electric guitar!“

Konzertausschnitt einer Blues-Band
T-Bone Walker in Aktion, ca. 1955. [Aus CDBooklet
zu The Very Best Of T-Bone Walker,
Rhino Records 2000]
Der Mann am Mikrophon ist Benny Goodman und derjenige, den er im folgenden mit überschwänglichem Lob überschüttet, ist gerade Anfang Zwanzig und erst seit wenigen Wochen Musiker dieser Band: „Charlie, I really think is one of the most terrific musicians who’s been produced in years …“ Und im darauf folgenden Eröffnungsstück ,Flying Home‘ demonstriert Christian eindrucksvoll, dass in diesem Moment den Saxophonen und Trompeten im Jazz ein ebenbürtiger Konkurrent erwachsen ist: Die elektrische Gitarre. Wir schreiben den 09. Oktober 1939. Die akustische Gitarre war nicht unbedingt das Instrument, das sich für die Arrangements der Jazz-Bands früher Jahre aufdrängte. Sie war schlichtweg zu leise, um sich gegen Bläser und Schlagzeug durchsetzen zu können.

Hier eine kleine Hörprobe von Charles Christians E-Gittarrenspiel aus den frühen 40ern…

Es blieb daher Blues-Sängern wie Blind Lemon Jefferson oder Robert Johnson vorbehalten, sie vom nützlichen Begleitinstrument zu einem eigenständigen Teil ihrer ausdrucksstarken Aufnahmen zu machen. Und dabei brauchte sie sich nur gegen die Singstimme zu behaupten. Dass Gitarren im frühen Jazz doch eine Rolle spielten, war Virtuosen wie Eddie Lang zuzuschreiben, der von der Violine zur Gitarre kam und sich schnell zu einem Jazz-Gitarristen von Rang entwickelte. Sein Instrument war eine L-5 mit gewölbter Decke und großem Korpus, eine Entwicklung von Gibsons genialem Chefkonstrukteur Lloyd Loar, das 1923 auf den Markt gekommen war. Eddie Lang war damit ein gefragter Mann als Begleitmusiker in größeren Besetzungen, aber auch als Solist in kleinen Sets wie mit dem Geiger Joe Venuti oder dem Blues-Mann Lonnie Johnson.

Charlie Christian, Arnold Covay und Benny Goodman
Charlie Christian mit Gibson ES-150,
Arnold Covay mit Gibson Super 400 und
in der Mitte Benny Goodman. [Mit freundlicher
Genehmigung von Leo Valdes,
Solo Flight/Charlie Christian Webpage]

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Dobro, Lap-Steel & Hawaii: Die ersten E-Gitarren

Das Durchsetzungsproblem für die Gitarre im Jazz-Orchester konnte aber auch er natürlich nicht lösen. Seine Rhythmusarbeit war bestechend, an ein Solospiel war allerdings gar nicht zu denken, es wäre hoffnungslos untergegangen. Was lag näher, als mit den neuen Möglichkeiten, die die Elektrotechnik bot, zu experimentieren? Lloyd Loar hatte schon 1923 Versuche mit einem elektrostatischen Pickup-System für einen Bass unternommen, und Les Paul, der damals noch Lester Polfus hieß, benutzte 1928 nach eigenen Angaben einen Grammophon-Tonabnehmer und den Lautsprecher eines Telefons, um seine Gitarre lauter zu machen. Und in der berühmten, mehr als 1000 Gitarren umfassenden, Sammlung des verstorbenen Amerikaners Scott Chinery befindet sich eine L-5 „electric“, eine Versuchsgitarre aus dem Jahr 1929.

Es konnte also nur eine Frage der Zeit sein, bis ein Hersteller auf die Idee kommen würde, serienmäßig elektrisch verstärkte Gitarren anzubieten. Wem diese Ehre wirklich gebührt, bleibt eine spannende Frage, die wohl auch so lange nicht endgültig beantwortet werden wird, wie sich Autoren mit Artikeln zu diesem Thema ein Honorar verdienen können. Die Firma Stromberg-Voisinet in Chicago, die einfache Instrumente für den Versandhausbetrieb herstellte (und nicht mit Stromberg in Boston zu verwechseln ist) veröffentlichte jedenfalls 1928 in einem Katalog ihr Angebot an „Stromberg Electro Instruments“. Annonciert wurden Gitarren, Tenorgitarren, Banjos und Mandolinen, alle gleich mit einem „tone amplifier“. Diese Kombination machte Schule. Auch in den dreißiger Jahren wurden Gitarren stets mit einem Verstärker im Set verkauft.

Anzeige von Stromberg aus dem Jahr 1928
Anzeige von Stromberg aus dem Jahr 1928

Warum 1928 der Verkaufserfolg ausblieb, ist nicht geklärt. Stimmte die Qualität nicht, gab es noch keinen Markt oder war es einfach schlechtes Timing? Der „Schwarze Freitag“ an der Wallstreet am 25. Oktober 1929 und die anschließende Weltwirtschaftskrise zerstörten manchen Traum, vielleicht auch diesen. Jazz und Blues blieben also akustische Angelegenheiten. Und das gilt auch für die seinerzeit in den USA populäre Hawaii-Musik. Die Gitarren wurden dabei in der Slide-Technik gespielt, und die wehmütigen Texte und der meist mehrstimmige Gesang waren offenbar geeignete Mittel, um Träume von Südseestränden und ewigem Sonnenschein zu beflügeln. Der Star dieser Unterhaltungsmusik war Sol Hoopii, der 1919 aus Honolulu nach San Francisco gekommen war, und er setzte in den zwanziger Jahren eine metallene Resonator-Gitarre ein, die als „Lap Steel“ waagerecht auf den Knien des Spieler ruhte.

Die Resonator-Gitarren, die nach einem der Hersteller oft auch als Dobros bezeichneten Instrumente, verfügten über kegelförmige Metalleinsätze zur Lautverstärkung und waren damit den hölzernen Konkurrenten an Durchsetzungskraft überlegen. Die Popularität dieser Musik erklärt, dass die definitiv erste elektrische Gitarre, die in Serie gebaut wurde und obendrein auch noch Verkaufserfolge aufweisen konnte, eine Lap-Steel-Gitarre war. Sie verfügte über einen breiten Hals, einen gedrungenen runden Korpus aus Guss-Aluminium und ein elektromagnetisches Pickup-System mit zwei mächtigen Hufeisenmagneten, die die darunter geführten Saiten förmlich umschlangen. Die Korpusform sorgte für den Spitznamen „Frying Pan“ – die Bratpfanne. 1932 brachte sie der in Los Angeles lebende Schweizer Immigrant Adolph Rickenbacher, der seinen Namen später zu Rickenbacker amerikanisierte, auf den Markt.

Sol Hoopii
Sol Hoopii, Star der Hawaii-Gitarre,
ca. 1930 [Aus: CD-Booklet Hawaiian
Steel Guitar Classics 1927
Sie wurde zwar kein Massenartikel, blieb aber bis in die 50er Jahre in den Katalogen. Und was den Hawaii-Musikern recht war, sollte auch den Country-Pickern billig sein.

Der erste Lap-Steeler, der überhaupt mit einem elektrisch verstärkten Instrument auf einer Schallplattenaufnahme zu hören war, ist wohl Bob Dunn, der in den frühen dreißiger Jahren bei Milton Brown And His Musical Brownies einstieg und dort bis 1936 spielte. Stilistisch erinnerte dort nichts mehr an den Waikiki-Beach. Dunn war ein großer Bewunderer des Jazz-Posaunisten Jack Teagarden und bemühte sich mit verblüffendem Erfolg, dessen Stil und Phrasierung auf seine Resonator-Gitarre zu übertragen. Und das bringt uns zurück zum 09. Oktober 1939 und auf die Bühne mit Charlie Christian und Benny Goodman. Auf Fotos aus jenen Tagen sieht man, wie eng es dort zuging. Bewegungsfreiheit hatte eigentlich nur der Bandleader, der mit der Klarinette vor seinen Musikern unbedrängt agieren konnte.

Blues-Konzert 1939 mit dem Benni Goodman Sixtett
Das Benny Goodman Sextett mit Charlie
Christian an der elektrischen Gitarre & Lionel
Hampton am Vibraphon [Mit freundlicher
Genehmigung von Leo Valdes, Solo
Flight/Charlie Christian Webpage]
Der Gitarrist saß auf einem Hocker eingezwängt zwischen Piano und Vibraphon. Der kleine Gibson-Amp ruhte unauffällig zwischen Bass und Schlagzeug. Er firmierte als „High Fidelity Ultrasonic Reproducer“ und wurde nicht von Gibson selber gebaut, sondern von Lyon & Healy in Chicago.

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Charlie Christian und seine Gibson ES-150

Charlie Christians Gitarre war die 1936 von Gibson herausgebrachte ES-150 (ES = Electric Spanish), wobei die Zahl gleich einen Hinweis auf den Preis gab. Mit Kabel und Verstärker waren $ 150 fällig, beides gab es allerdings auch separat und dann je weils für die Hälfte. Die ES-150 nimmt eine Sonderstellung in der Geschichte ein, sie war das erste elektrifizierte „spanische“ Modell des größten Herstellers, mit gewölbter Decke, flachem Boden und einem groß dimensionierten Tonabnehmer. Insgesamt eine recht einfache Jazz-Gitarre, leicht und mit einem fast dreieckigen Halsprofil. Charlie Christian spielte in den folgenden Monaten auch noch eine größere, aufwändiger gebaute und entsprechend teurere ES-250.

Der Gitarrist, der 1916 oder 1919 zur Welt kam – die Quellen widersprechen sich da – stammte aus einer schwarzen Musikerfamilie. Mitte der dreißiger Jahre trat er als Kontrabassist auf, 1937 kam er zur elektrischen Gitarre, nicht als erster Jazz-Musiker, aber ohne Zweifel als der einflussreichste. Für die folgenden 30 Jahre bezogen sich beinahe alle Jazz-Gitarristen auf seine Formensprache und seine Melodielinien, die wiederum stark am Saxophonstil Lester Youngs orientiert waren.

Zu Charlie Christians Glück war zudem Benny Goodman die Hautfarbe seiner Musiker einerlei. In einer Zeit, in der Schwarze zwar beinahe alle Innovationen zur Entwicklung der populären Musik beisteuerten, in Bands, bei Plattenverlagen und in den Charts aber unter sich zu bleiben hatten, beileibe keine Selbstverständlichkeit. Charlie Christian nutzte seine gerade gewonnene Popularität zu einem Statement von erstaunlicher Weitsicht. In der „Down Beat“-Ausgabe vom 01. Dezember 1939 schrieb er die oft zitierten Sätze, die auch ein politisches Manifest und ein Kampfaufruf waren.

Ausgangspunkt war die schlechte wirtschaftliche Situation von schwarzen Gitarristen, die „für nichts als ein paar Kuchenkrümel oder einfach nichts weiter als ihren eigenen Spaß“ spielten:

„Die elektrische Verstärkung bietet den Gitarristen eine völlig neue Lebensperspektive … Gitarristen, wacht auf und spielt! – Verkabelt den Klang, damit sie euch spielen hören.“

Eine Botschaft, die aufgenommen wurde, die Charlie Christian selbst allerdings nicht mehr erleben sollte; er starb 1941 an Tuberkulose.

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Aaron T-Bone Walker

Zu denen, die den Klang verkabelten, gehörten zunächst schwarze Blues- und Rhythm & Blues-Musiker, allen voran der vielseitig talentierte Aaron T-Bone Walker. Auch er war sicher nicht der erste in diesem Genre, der zur elektrischen Gitarre griff, aber dafür konnte er schon 1942 mit Plattenaufnahmen aufwarten. 1947 erschien mit ,Call It Stormy Monday (But Tuesday’s Just As Bad)‘ sein heute bekanntester Titel.

https://www.youtube.com/watch?v=JTIvQNDNJJk

T-Bone Walker hatte wohl intuitiv erfasst, dass die hergebrachte Art, den Blues auf der Gitarre zu spielen, den neuen Möglichkeiten nicht gerecht wurde. Singlenote-Melodien oder Akkorde, die nicht zum Halten des Rhythmus dienten, sondern als Antwort auf den Gesang gespielt wurden, das waren neue Ausdrucksmittel im alten Genre. Der 1910 geborene Texaner machte sie populär und inspirierte damit viele Nachfolger, nicht zuletzt B.B. King. Die Gitarren, die T-Bone Walker einsetzte, waren elektrische Gibson-Hollowbodies, wie sie auch die Jazzer verwendeten.

Zunächst eine ES-250, später die zuerst 1949 ausgelieferte ES-5 mit 3 Tonabnehmern oder nach 1961 gelegentlich eine Barney Kessel mit zwei sehr markanten, spitz zulaufenden Cutaways. Seinen zweitwichtigsten Beitrag zur Musikgeschichte leistete der als Entertainer und Tänzer gestartete T-Bone aber auf einem anderen Gebiet. Wer Spagat auf der Bühne, Gitarre im Nacken spielen und ähnliche Einlagen einem Chuck Berry oder Jimi Hendrix zuordnet, irrt sich.

Auch hier entwickelte er sich zu einem Meister seines Faches und Vorbild für zukünftige Bühnen-Stars. Dies alles passierte in den USA während des Zweiten Weltkriegs. Die amerikanische Gitarrenproduktion war in den letzten Jahren dieser Katastrophe allerdings als nicht kriegswichtig eingestellt worden und startete nach 1945 mit Verzögerungen. Dabei machten sich nun einige tatkräftige Männer ans Werk und sägten zunächst vorsichtig, dann aber immer heftiger am Thron des großen Herrschers Gibson. Leo Fender wurde der Prominenteste.

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Leo Fender geht mit der Esquire & Telecaster in Serie

Die Aufforderung, „den Klang zu verkabeln“, hatte so eine sicher gar nicht beabsichtigte Nebenwirkung. Sie rief die Elektrotechniker auf den Plan, solche wie eben Leo Fender. Der war weder Gitarrist noch Instrumentenbauer. Er reparierte Radios, Plattenspieler, Verstärker und immer öfter auch die Tonabnehmer der elektrischen Gitarren seiner Kunden. Offensichtlich sah er in diesem Bereich die Basis für ein Geschäft, denn nach Anfängen mit Gitarrenverstärkern und Lap-Steels kam er schließlich 1948/49 mit etwas auf den Markt, was als erste in Serie gebaute elektrische Solidbody-Gitarre Geschichte machte und Fender den Ruf eines „Henry Ford der Gitarre“ einbrachte.

Allerdings produzierte er nicht die erste Solidbody überhaupt, da gab es zuvor Experimente von Les Paul und Einzelstücke von Paul Bigsby und anderen. Fender fertigte aber das erste reinrassige Fabrikprodukt in einem Metier, in dem Produzenten wie Anwender doch so viel Wert auf das Handwerk, das liebe- und mühevoll aus dem Vollen Gearbeitete legten. Zunächst kam die mit einem Pickup versehene Esquire, es folgte die mit zwei Pickups aufwartende Broadcaster, die sich nach einigen Wirren um die Namensgebung inklusive einer kurzen No-Name-Phase schließlich als Telecaster etablierte. Es waren nicht gerade Schönheitsköniginnen: Kantiger Korpus mit einem Cutaway, Kopfplatte nicht gekröpft, der Hals mit vier Schrauben verankert und keinerlei Zierrat, problemlos allein mit Schraubenzieher und Lötkolben zu zerlegen.

Jimmy Bryant an der Telecaster und Speedy West an einer Bigsby Steel-Guitar
Jimmy Bryant an der Telecaster und Speedy
West an einer Bigsby Steel-Guitar, ca.
1952. [Cover der CD Stratosphere Boogie.
The Flaming Guitars Of Speedy West &
Jimmy Bryant. Razor & Tie Records 1995]

Seine Meinung über solche Produkte brachte Fred Gretsch Jr., ein anderer Großer aus der Branche, mit der knappen Bemerkung zum Ausdruck, dass ja wohl jeder mit einer Bandsäge und einer Oberfräse solch eine Solidbody bauen könne. Fender hatte also ein robustes Arbeitsgerät auf den Markt gebracht, und die Verkaufzahlen waren zunächst einmal bescheiden. Dass es aufwärts ging, verdankte er unter anderem dem begnadeten Jimmy Bryant, einem vom Jazz inspirierten Gitarristen, der als Studiomusiker mit so ziemlich allen von Roy Rogers oder Tennessee Ernie Ford bis Bing Crosby oder später den Monkees spielte. Bryant, angeblich damals Besitzer der Broadcaster mit der Seriennummer 1, nahm zudem Platten mit dem Pedal-Steeler Speedy West auf und half durch regelmäßige TV-Präsens, die Telecaster in Musikerkreisen vertraut zu machen.

 

Vor allem im Western-Swing-Geschäft war sie bald eine feste Größe, und ihren späteren Platz im Rock behauptete sie durch viele Jahrzehnte, auch wenn Jimi Hendrix sich nicht recht mit ihr anfreunden konnte: „Sie hat nur zwei Sounds: einen guten und einen schlechten, und ein sehr schmales Klangspektrum.“ 1951 gelang Leo Fender ein zweiter Geniestreich. Er übertrug den Aufbau und das Produktionssystem der Telecaster auf eine viersaitige, mit Bünden versehene Bass-Gitarre, die als Zugabe noch den ersten doppelten Cutaway der Geschichte bekam. Problemlos, das heißt ohne das Spiel auf dem bundlosen Kontrabass lernen zu müssen, konnten damit Gitarristen auf Bass umsteigen. Dies war auch der Beginn der Entwicklung zur Standardformation vieler Bands ab den späten fünfziger Jahren: zwei Gitarren, E-Bass und Schlagzeug.

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Gibson & Les Paul

Les Paul, damals einer der erfolgreichsten Gitarristen in den USA und zudem innovativer Aufnahmetechniker und Tüftler, diente wohl schon 1946 Gibson seine Idee an, eine Solidbody-Gitarre zu bauen, mit der er alle unerwünschten Nebengeräusche der Hollowbodies und deren Neigung zur Rückkopplung bei laut aufgedrehtem Verstärker vermeiden wollte. Sein Ziel war es, „dass der Sound ganz allein von der Saite gemacht wird.“ Die Nummer 1 der Produzenten wies ihn schnöde ab.

Mary Ford mit Ehemann
Trautes Eheglück mit Gitarren. Les Paul & Mary Ford, ca. 1955.
[Rückseite der CD On The Jukebox, Back Biter Records 1995]

1952, nachdem es unübersehbar und vor allem unüberhörbar wurde, dass Fenders Gitarren mehr und mehr Anhänger fanden, sah die Sache auch für Gibson anders aus. Man erinnerte sich an Les Paul, der schließlich zu Gibsons erster Solidbody mit einem Korpus aus je einer Mahagoniund Ahornlage sowie einer gewölbten Decke noch einen trapezförmigen Saitenhalter und eine auffällige goldene Lackierung besteuerte. Abgesehen von einigen Problemen mit eben jenem Saitenhalter und der Saitenführung an der Brücke wurde die Les Paul Gold Top schnell ein Verkaufserfolg. Sie fand ihre Anhänger bei Blues-Musikern wie Muddy Waters, Freddie King oder John Lee Hooker, aber auch der Rockabilly-Mann Carl Perkins tauchte mit Blue Suede Shoes und Gold Top in der Szene auf. Neben anderen Les-Paul-Varianten produzierte Gibson in den Jahren zwischen 1958 und 1960 dann um die 1700 Gitarren in Sunburst-Lackierung, die seit 1960 als „Standards“ firmierten, aber zunächst kein ganz großer Verkaufserfolg waren.

John Lee Hooker
John Lee Hooker und sein Goldstück, ca. 1955. [Aus CD-Booklet
The Very Best Of John Lee Hooker, Rhino Records 1995]
1961 stellte man die Produktion zugunsten der neuen SG mit Doppel-Cutaway ganz ein. Vielleicht wäre es dabei geblieben, hätten sich in England nicht einige junge Gitarristen dem in den USA aus der Mode gekommenen Blues verschrieben und damit ein überraschendes Revival dieser Musik eingeleitet. Ohne Zweifel der Held der Bewegung war Eric Clapton, der über die legendären Yardbirds den Weg zu dem umtriebigen Blues-Wiederbeleber John Mayall fand. Die Rückseite der LP ,John Mayall Blues Breakers With Eric Clapton‘ von 1966 zeigte den Gitarristen mit seiner Second-Hand-Les-Paul und einem Marshall-Verstärker. Claptons Spiel, seine Ausrüstung und sein Sound lösten eine derartige Nachfrage nach den Les Pauls der Jahrgänge 1958 bis 1960 aus, dass zum einen die Preise auf dem Gebrauchtmarkt in die Höhe schossen, zum anderen Gibson sich gemüßigt fühlte, dieses Gitarrenmodell wieder ins Programm zu nehmen.

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Die Geburt der Fender Stratocaster

Doch nach diesem Ausflug in die 60er Jahre nun wieder zurück zum Ausgangspunkt mehr als 10 Jahre zuvor. Hier hatte nämlich Leo Fender sein Pulver noch keineswegs verschossen. Denn statt nur Modellpflege bei der Telecaster und dem Precission-Bass zu betreiben, holte er lieber zum nächsten Schlag aus. 1954 stellte er die Stratocaster vor, die vielseitigste, einflussreichste, meistverkaufte und meistkopierte E-Gitarre bis heute. Der Erfolg kam erst Ende der 50er Jahre, und er beruhte, neben allen anderen Qualitäten dieser Gitarre, in ihrer Tauglichkeit für nahezu alle Stile der populären Musik. Ein Blues-Musiker wie Buddy Guy verwendete sie ebenso wie der sanfte Rock & Roller Buddy Holly oder der populärste englische Gitarrist jener Tage, Shadows-Musiker Hank Marvin. Es dürfte schwer sein, einen Gitarren-Helden aufzuspüren, der nicht auch eine Stratocaster gespielt hat, von Clapton über Hendrix, Harrison, Jeff Beck, Gallagher bis zu den späteren High-Speed-Virtuosen vom Schlage eines Yngwie Malmsteen.

Alle bedienten sich Fenders dritten Geniestreichs, und nicht von ungefähr war es eine Stratocaster, die am Ende von Jimi Hendrix’ akustischer Demontage des Beat-Hits ,Wild Thing‘ mit Benzin, Feuerzeug und Prügelattacken in Monterey 1967 geopfert wurde. Trotz dieses in die Geschichte eingegangenen Gewaltaktes schätzte Hendrix das Modell aber außerordentlich: „Die Stratocaster ist die beste Allround-Gitarre für die Sachen, die wir machen. Man kann mit ihr die scharfen Höhen und diesen tiefen Bass-Sound hinkriegen.“ 1954 standen also schon eine ganze Reihe von Solidbody-Gitarren zur Verfügung. Nach Gibson hatte auch Gretsch 1953 mit der Duo Jet und Rickenbacker 1954 mit der Combo nachgezogen, dazu gab es preiswerte Alternativen von Firmen wie Valco, Kay oder Harmony. Es war alles vorbereitet für den großen Knall.

Arthur Big Boy
Arthur Big Boy Crudup mit einer Nachkriegs-Kay

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E-Gitarren für den Rock & Roll

Und tatsächlich kamen 1954 Elvis Presleys Versionen von Arthur „Big Boy“ Crudups Rhythm & Blues-Titel ,That’s All Right‘ und von Bill Monroes Bluegrass-Komposition ,Blue Moon Of Kentucky‘ in die Plattenläden. Eine solche Melange aus Schwarz und Weiß, aus Blues, Swing, Gospel und Country hatte es zuvor nicht gegeben, und es war der Beginn der weltweiten Erfolgs-Story einer Musik, für die wenig später der Begriff Rock & Roll geprägt werden sollte. Solidbody-Gitarren spielten dabei jedoch keine Rolle. Scotty Moore, Gitarrist in der dreiköpfigen Begleitcombo von Elvis, hatte sich zwar zu Beginn seiner Musikerlaufbahn 1952 eine Fender Esquire mit Fender-Champ-Verstärker zugelegt, mittlerweile war er aber auf eine Hollowbody-Gibson ES- 295 umgestiegen. Später spielte er andere elektrische Gitarren ähnlicher Bauart, so eine L-5 oder die Super 400, mit der auch 1965 sein einziges Soloalbum aufnahm: ,The Guitar That Changed The World‘.

Gibsons Super 400, mal in der akustischen Version, mal elektrisch verstärkt, waren auch die bevorzugten Gitarren eines anderen Heroen in der weißen Welt des Rock & Roll, Bill Haley. Sein 1954 aufgenommenes und zunächst erfolgloses ,Rock Around The Clock‘ wurde ein Jahr später, nachdem es als Titel-Song des Films „The Blackboard Jungle“ („Saat der Gewalt“) Verwendung fand, einer der größten Schallplattenerfolge in den USA, in England und im restlichen Europa. Haley war kein großer Gitarrist. Seine Songs waren gelegentlich schwache Plagiate von Aufnahmen, die in der schwarzen Musikszene schon Erfolge aufzuweisen hatten. ,Shake, Rattle And Roll‘ war 1954 ein Rhythm & Blues-Hit für Big Joe Turner, mit stampfendem Beat und einem Text voller sexueller Anspielungen. Haley verzichtete auf alles, was er für „suggestiv“ hielt und machte ein nichtssagendes Etwas daraus, dass aber durch die weißen Radiostationen und die kaufkräftigen weißen Jugendlichen, die diese Sender hörten, ein Riesenerfolg wurde.

Im Oktober 1958 gaben Billy Haley & The Comets in Berlin und Hamburg Konzerte, die in Tumulten untergingen. Viel passierte nicht, schon gar nicht musikalisch, aber einige hundert über die Stränge schlagende Jugendliche reichten aus, in den Medien eine ausgewachsene Republikuntergangsstimmung zu erzeugen. Für alle Unbeteiligten im restlichen Deutschland versank derweil wie gehabt allabendlich über Capri und dem heimischen Musikschrank die rote Sonne im Meer.

 

Chuck Berry und die Gibson ES-335

Von einem ganz anderem Kaliber als Bill Haley war Chuck Berry. Dessen schöpferische Kraft als Musiker und Autor reichte für die Prägung ganzer Generationen von Rock-Musikern. Chuck Berry schuf unverkennbare Gitarren-Riffs und verpackte mit leichter Hand in drei Strophen alles, was Rock & Roll ausmacht: Untreue Frauen und gefährliche Nebenbuhler, tolle Autos und halsbrecherische Rennen. Allerdings war Chuck Berry schwarz. Also verzeichnete sein zweiter Hit ,Maybellene‘ im Sommer 1955 zwar einen beachtlichen 5. Platz in der Billboard-Hitparade, in den R&B-Charts kamen dagegen stattliche 11 Wochen auf Nummer 1 zusammen. Seine bevorzugte Gitarre war eine Gibson ES-350T, die 1955 auf dem Markt erschien. Dabei stand T für „thin body“. Die Zargenhöhe betrug 5,7 cm, die der „fulldepth hollowbodies“ dagegen 9,5 cm. Ausgestattet war die ES-350T mit einem Cutaway und zwei Pickups, und sie vereinte die Vorzüge der neuen Solidbodies mit denen der traditionellen elektrischen Gitarren.

Chuck Berry
Gute Gitarre! Chuck Berry mit seiner
ES-350T. [Foto: Ulf Krüger oHG]
Sie kam Chuck Berry sicher auch wegen ihrer Handlichkeit bei der Bühnen-Show entgegen, jedenfalls störte sie beim „duck walk“, seinem Markenzeichen, dem Entengang, in keiner Weise. Gibsons Weiterentwicklung aus dem Jahr 1958, die mit 4,1 cm Zargenhöhe noch flachere und mit zwei Cutaways ausgestattete ES-335, fand ebenfalls Chuck Berrys Wohlwollen. Zumal sie mit einem zur Stabilisierung der Decke eingebauten Holzblock mehr Sustain auswies als die Vorgänger und weniger anfällig für Rückkopplungen war. Damit war im Übrigen nach Telecaster, Les Paul und Stratocaster der vierte klassische und oft kopierte E-Gitarrentyp auf dem Markt.

Festzuhalten bleibt, dass der Rock & Roll, die modernste, energie- und erfolgreichste Musik der 50er Jahre in der Regel auf Gitarren gespielt wurde, die von der Konstruktion schon etliche Jahre auf dem Buckel hatten. Solidbodies waren weitgehend Fehlanzeige.

Und schon damals zeichnete sich eine Entwicklung ab, die Bestand haben sollte. Die wildeste, hippeste, schrägste und seniorengefährdendste Musik wird gerne auf Instrumenten gemacht, die beinahe so alt sind wie die Spieler selbst. Neu auf der Bildfläche erschienen um die Dekaden-Wende der 50er zu den 60er Jahren dagegen Interpreten und Bands, die mit auf E-Gitarren eingespielten Instrumental-Hits Erfolg hatten. Duane Eddy benutzte für seine mit viel Hall aufgenommenen und die Bass-Saiten strapazierenden Hits wie ,Rebel Rouser‘ eine Gretsch-Chet-Atkins-Hollowbody, die er wegen ihres Klangs und des serienmäßigen Bigsby-Vibratos schätzte. Der Namensgeber, Chet Atkins, war neben Les Paul der wohl populärste amerikanische Gitarrist. Sein Engagement als Gitarrenentwickler und Werbeträger für Gretsch begann 1954.

Albert King
Albert King an der Flying V. [Aus: CD-Booklet The Very Best
Of Albert King. Rhino Records 1999]
Während Duane Eddy durch exzessiven Einsatz der Halleffekte auffiel, ging Link Wray einen ganz anderen Weg. Ihm stand der Sinn nicht danach, die Töne sauber klingen zu lassen, wie es alle Musiker seit jeher gelernt hatten, sondern er bevorzugte verwaschene und verzerrte Klänge. Und hatte das Problem vieler Pioniere: Was ihm vorschwebte, gab es noch gar nicht, da bislang noch keiner einen Verzerr-Effekt vermisst hatte. Die Legende berichtet, dass er dann für seinen Hit ,Rumble‘ eigens mit einem Stift die Membran seines Lautsprechers perforierte, um den gewünschten Fuzz-Sound zu erhalten. Sein bevorzugtes Arbeitsgerät beim Spielen war nun allerdings eine Solidbody-Gitarre, eine Supro Dual Tone mit zwei Pickups und einem sogenannten „Kord Kling“-Hals, laut Werbung „the slender neck with the satin action“.

Der Body dieser 1954 erstmals angebotenen Gitarre wurde übrigens aus einem Kunststoffmaterial gefertigt. So allmählich setzten sich die Solidbodies durch, und Formationen, die aus Lead- und Rhythmusgitarre, Bass-Gitarre und Schlagzeug bestanden. In dieser Besetzung agierten auch zwei populäre Instrumentalgruppen. In den USA waren die Ventures mit ,Walk Don’t Run‘ 1960 erfolgreich, in England im gleichen Jahr Hank Marvins Shadows mit ,Apache‘. Die zu dieser Zeit bevorzugten Instrumente beider Bands kamen von Fender, Hank Marvin spielte angeblich sogar die erste Stratocaster in England überhaupt.

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Die E-Gitarren von Höfner

Importeinschränkungen und sehr hohe Preise machten amerikanische Gitarren allerdings zunächst einmal im Mutterland von Fußball und Beat zu beinahe unerreichbaren Luxusgütern. Auch der heimische Markt gab nicht viel her, also mussten sich die in großer Zahl neu gegründeten Bands zunächst einmal anderweitig umsehen.

Eine Alternative war die Firma Höfner im fränkischen Bubenreuth, die seit Anfang der 50er Jahre elektrische Gitarren anbot, zunächst Jazz-Gitarren mit Resonanzkörper, bald aber auch solche, die wohl als halbakustisch zu bezeichnen sind, hohl aufgebaut, relativ flach, aber ohne Schallöcher. Weitere Alternativen waren Gitarren aus Italien oder den Ostblockländern. Das Instrumentarium einer englischen Viererformation, die allerdings zu fünft startete und in der Folgezeit recht beliebt wurde, sah 1960 beispielsweise so aus: Paul McCartney spielte eine auf Linkshand umgebauten Höfner-Club-Gitarre, John Lennon war deutlich privilegiert mit einer in Hamburg gekauften Rickenbacker 325, George Harrison mühte sich mit einer tschechischen Futurama-Solidbody ab, Stu Sutcliff bediente Höfners 500/5-Bass mit hohlem Korpus und F-Löchern und Pete Best trommelte auf Premier-Produkten.

1961, mittlerweile zum Quartett geschrumpft, hatte sich der zum Bassisten umgeschulte McCartney den Höfner 500/1 oder Violinen-Bass zugelegt, und Harrison war mit einer Gretsch Duo Jet deutlich besser ausgerüstet als zuvor. Das Erstaunliche an den Beatles war eigentlich, dass sie auch in den Folgejahren nur selten mit den E-Gitarren-Klassikern von Gibson und Fender gesichtet wurden. Gretsch Country Gentleman und Rickenbackers 360 12-Saiter sowie die Epiphone Casino kamen unter anderem zum Einsatz, aber erst 1965 legte Lennon sich eine Stratocaster zu, und nicht vor 1968 tauchten Les Pauls bei den Liverpoolern auf.

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Telecaster, Stratocaster, Les Paul und ein wenig ES-335

Mit dem Aufstieg der Rock-Musik nach der Mitte der 60er Jahre bleibt es beim alten Bild. Es gab die vier „klassischen“ E-Gitarren, Telecaster, Stratocaster, Les Paul und ein wenig ES-335, dann lange nichts und dann viele andere, Amerikaner wie Europäer, Bekannte und Exoten. Und im Grunde änderte sich auch im Hard- und Heavyrock bei den eingesetzten Gitarren nicht viel. Natürlich gab es immer neue oder wieder entdeckte Ideen, Doppelhals-Gitarren, Alu-Hälse, Fiberglas und andere synthetische Stoffe als Korpusmaterial oder zum Beispiel die innovativen kopflosen Gitarren.

Es blieb aber dabei, auch die experimentierfreudigsten Musiker sind im Grunde Traditionalisten. Oder anders gesehen, die Entwicklungen der 50er Jahre erfüllten schon viele Ansprüche, die in den nächsten Jahrzehnten gestellt wurden. Seit den 60ern etablierte sich aber der Trend, die vier Erfolgsmodelle zu kopieren und weitaus billiger anzubieten, als die Originale. Deutsche und zunehmend japanische Hersteller beteiligten sich daran, aber auch die großen Firmen selber brachten, oft unter anderem Namen von Tochterfirmen gefertigte, Kopien auf den Markt. Einige, die mit Kopien erfolgreich waren wie zum Beispiel Ibanez, mauserten sich zu High-End-Produzenten, deren Instrumente von Virtuosen wie Joe Satriani oder Steve Vai bei ihren Reisen durch die Welt des Gitarrenspiels auf der Überholspur eingesetzt werden.

Daneben etablierten sich auch neue Marken mit neuen Typen, die in bestimmten Genres Fuß fassten. Ein Beispiel sind Jacksons Superstrats in den 80er Jahren, die die Stratocaster-Form aufgriffen, mit schnittiger Kopfplatte, tiefen Cutaways und einem um drei Bünde verlängerten Hals aufwarteten und dann ebenfalls von vielen anderen Herstellern kopiert wurden. Gitarren-Synthesizer und Instrumente voller vielseitig einsetzbarer Elektronik tauchten auf und verschwanden wieder. Heavy-Metal-Äxte und kühnste Design-Variationen bereichern die Szenerie. Der Besuch eines beliebigen Talentwettbewerbs für Bands zeigt auch, dass dieses und vieles mehr nachgefragt und gespielt wird, von einigen jedenfalls. Und der Rest? Der vertraut, in Original oder Kopie, auf die guten alten Veteranen, und nicht wenige dieser Gitarren sehen so aus, als hätte sie der Vater des Nachwuchsstars zur Konfirmation bekommen.

Autor: Thomas Kosche

Die Geschichte des E-Gitarren-Designs

Mit zunehmender Industrialisierung in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war es mit der Ruhe dahin: Das Schlagzeug trat seinen Siegeszug an und die Gitarre musste lauter werden. Traditionsfirmen wie Gibson oder Epiphone reagierten auf die neuen Ansprüche mit Tonabnehmern, die sie auf ihre akustischen Archtops setzten. Schnell stieß man an Grenzen und Gibson etwa miniaturisierte dann im Gunde nur sein Archtop-Design, nahm das bewährte Tonholz auch für die neuen Solidbodies und schon erblickte die Les Paul das Licht der Welt.

Aber das junge Genre E-Gitarre barg natürlich ungeahnte neue Möglichkeiten, in die Leo Fender schon mutiger und erfindungsreicher vorstieß. Er landete mit seinem modularen Konzept auch gleich den wohl größten Coup in der Geschichte des Gitarrenbaus. Klar – alter Hut auch das inzwischen, aber es gab immer und gibt heute wieder mehr denn je Versuche, mit alternativen Konzepten und Materialien die überkommene Bauweise und Funktion zeitgemäß zu gestalten. Also: Geht da noch was? Oder ist die Kuh gemolken, das Potential bereits erschöpft?

In the Beginning

Den Anfang unserer guten alten E-Gitarrengeschichte markiert gleich schon ein höchst merkwürdiger Vogel, der seiner entsprechenden Formgebung wegen auch sofort den Spitznamen Frying Pan weg hatte. George Beauchamps, in vieler Hinsicht Mann der ersten Stunde, erfand 1931/1932 diese erste Electric Lap Steel Guitar, die von der Ro-Pat-In Company, später Rickenbacker, angeboten und immerhin bis 1939 gebaut wurde.

Die Aluguss-Konstruktion verfügte über einen mächtigen Horseshoe-Pickup, dessen zwei Magnete sich über die Saiten wölbten. Beauchamps hatte für die Prototypen seiner ersten Pickups die häusliche Waschmaschine geschlachtet und den Draht aus deren Motor für die Wicklung der Spulen verwendet. Mit dem Tonabnehmer eines Brunswick-Plattenspielers hatte er zuvor schon die Elektrifizierung der Gitarre erprobt. Das von Rickenbacker 1935 vorgestellte, gänzlich aus Bakelit gefertigte Electro Spanish-Modell hatte da schon eher die Form einer konventionellen Gitarre. Auf Wunsch wurde sogar bereits ein Vibrato von Doc Kaufmann eingebaut, einem weiteren genialen Erfinder seiner Zeit.

Future-Gitarren
Schon ab 1935 gab es die Electro Spanish Guitar aus
Bakelit und Metall von Rickenbacker, hier mit Vibrola

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Aufbruchstimmung

In den 50er-Jahren etablierte sich die E-Gitarre dann in den quasi klassischen Ausprägungen, wie wir sie heute kennen. Gegen Ende des Jahrzehnts wurde die Welt bunter, Straßenkreuzer beeinflussten das Gitarren-Design und neue, moderne Materialien fanden ihren Weg in die Produktion der zunehmend hipper werdenden Instrumente. Gibson erfand Ende der 50er seine Modernistic Guitar Designs Flying V und Explorer, formal gewagt, aber inhaltlich konventionelle E-Gitarren. Nat Daniel hatte Mitte der 50er Jahre bereits bewiesen, dass originelle Instrumente nicht teuer sein müssen. In semi-solider Leichtbauweise mit einem Korpus aus Masonite (Hartfaserplatte) und in Lipstick-Hüllen verpackten Pickups konnte er bis 1969 seine günstigen Danelectro-Gitarren an den Spieler bringen. Remakes sind auch heute noch zu haben und der US-Hersteller Reverend kann mit ähnlicher Bauweise ebenfalls Erfolge verzeichnen.

Future-Gitarren
Die Wandre Guitars des Italieners Antonio Pioli sind berühmt für ihre originellen Formgebungen

National trat Anfang der 60er-Jahre mit seinen Res-O-Glas Map Shape-Guitars an die Öffentlichkeit. Modelle wie Glenwood oder Newport verfügten über einen Korpus aus Fiberglas, der die Silhouette der USA stilisierte. Neben den Amerikanern machten auch italienische Firmen wie Wandre oder Davoli mit Gitarren-Designs von sich reden, die keine formale Abstraktion scheuten.

Future-Gitarren
Auch die Davoli Scarabeo ist ein Design von Pioli

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Ovation: Oftmals sorgen Übersprünge für Neuerungen. Der Geschäftsmann und Hobbymusiker Charles Kaman, von Haus aus Hubschrauberkonstrukteur, hatte in den 60er-Jahren die Idee, die Holzdecke einer Gitarre mit einem Korpus aus Verbundstoffen zu kombinieren. Ergebnis seiner Anstrengungen, die er mit einigen seiner Luftfahrtingenieure beharrlich vorantrieb, waren die höchst erfolgreichen Ovation-Gitarren mit ihren Roundbacks aus Kunststoff. Acoustics, die auch erstmals mit piezoelektrischen Tonabnehmern ausgestattet wurden.

Dan Armstrong erregte einiges Aufsehen, als er 1968 mit seiner für die Ampeg Company entworfenen Plexi Guitar an die Öffentlichkeit trat. Das durchscheinende Instrument war natürlich von einigem Schauwert, hatte aber auch schon austauschbare Pickups, die vom gebürtigen Kölner Bill Lawrence aka Billy Lorento, bürgerlich Willi Lorenz Stich gefertigt wurden. Nicht nur Keith Richards spielte die Plexi Guitar – von einem durchschlagenden Erfolg konnte dennoch kaum die Rede sein. Die Gitarre verfügte des massiven Plexiglass-Bodys wegen zwar über langes Sustain, war aber genau deshalb auch richtig schwer.

Future-Gitarren
Reissue-Modell der Dan Armstrong Plexi Guitar von Ampeg

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1974 gründete Gary Kramer zusammen mit Travis Bean in Sun Valley, Kalifornien die Travis Bean Guitar Company. Travis hatte zuvor schon damit begonnen, Gitarren mit Aluhälsen zu bauen, verlor nach einiger Zeit aber das Interesse. Gary setzte den Weg mit Kramer Guitars allein fort. Beans Hälse fühlten sich kalt an, deshalb modifizierte Kramer die Konzeption mit zwei am Halsrücken eingesetzten Holzstreifen.

Future-Gitarren
1979er Kramer DMZ 6000 G mit Aluhals samt Tuning-Fork-Head

Ab 1976 erschienen die berühmten Aluhals-Modelle, deren frühe Versionen über den charakteristischen „Tuning Fork Head“ verfügten. Die Griffbretter bestanden aus einem Verbundmaterial, das dem von Bowlingkugeln ähnelte. Kramers „alumi-neck“-Gitarren wurden bis etwa 1981 gebaut, dann wechselte man − nicht zuletzt aus Kostengründen, aber auch um mehr traditionell denkende Musiker zu erreichen − zur Produktion mit Holzhälsen. EGC, die Electrical Guitar Company in Florida hat sich auch heute noch dem Aluminium verschrieben und fertigt u. a. Remakes von Travis Bean-Modellen.

Ein großes Beispiel für Innovationsgeist ist der Chapman Stick. Emmett Chapman, Jazzgitarrist und Pionier des Two Hand Tapping, entwickelte das polyphone elektrische Saiteninstrument in seiner Grundform schon Anfang der 70er-Jahre. Der mit 10 oder 12 Saiten bespannte Stick lässt das simultane Spiel von Basslinien und Akkorden oder Melodien zu. Spieler wie Tony Levin brachten den Stick zu einiger Prominenz. Markus Reuter, heute zusammen mit Tony bei den Stick Men zu sehen, erregt daselbst mit seiner achtsaitigen, in Quinten gestimmten Touch Guitar Aufsehen. Die Touch Guitar wird ebenfalls mit den Fingern beider Hände sozusagen full range gespielt, lässt aber mehr gitarristische Aspekte zu.

Future-Gitarren
Tony Levin, der Tapping-Meister des 12-saitigen Chapman Stick

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Der Steinberger L2 Headless Bass, eine radikale ganzheitliche Konstruktion mit kleinem Korpus aus Epoxydharz/Graphit-Material war sofort nach Markteinführung auf der NAMM Show 1980 in aller Munde. Ned Steinberger, Sohn des amerikanischen Physiknobelpreisträgers Jack Steinberger, gewann damit umgehend Preise und brachte mit der GL kurz darauf auch sein erstes Gitarrenmodell heraus. Für eine kurze Zeit setzte ein regelrechter Steinberger-Hype ein, Stars wie Sting, Mike Rutherford, David Bowie, Eddie Van Halen u. v. m. ließen sich mit Steinbergers auf der Bühne sehen, Steinbergers zierten die Titelseiten der Fachmagazine. Das radikale Konzept war seiner Zeit voraus, unterlag aber auch der Mode und die ist im nervösen Musikgeschäft bekanntlich von wechselhafter Natur.

Ned, mehr genialer Erfinder als Geschäftsmann, gelang es nie, Geld mit seiner Firma zu verdienen und verkaufte sie Ende der 80er-Jahre an Gibson, Mitte der 90er-Jahre wurde die rückläufige Produktion dann ganz eingestellt.

Obwohl ihrer Zeit in mancher Hinsicht voraus, war die 1985/86 in Schottland gebaute Bond Electraglide ein Flop. Die frühe Carbon/Fiber-Konstruktion war mit digitaler Schalt- und Regeltechnik samt großem internem Motherboard ausgestattet, das allerdings nach einer damals noch recht klobigen externen Stromversorgung verlangte.

Nachteilig wirkte sich vor allem aber das Griffbrett aus Phenolharz aus, das anstelle von Bünden lediglich eine schuppenartige Stufenstruktur besaß, was sich für Bendings als nicht optimal erwies. Die Produktion kam nie richtig in Gang, weil das Kunststoffgriffbrett nicht in den Toleranzen gefertigt werden konnte wie die aus Alu geformten Prototypen.

Future-Gitarren
War ihrer Zeit voraus: die Carbon Fiber Electraglide von Bond Guitars aus Schottland

Einführung eines Mega Tools: Ende der 1970er erfand Floyd D. Rose das Floyd Rose Vibrato und damit ein Werkzeug, das im Gegensatz zu den herkömmlichen Bigsbys und Fender Tremolos auch extreme Bendings ohne Verstimmungen ermöglichte. Der Sound von Saitenvirtuosen wie van Halen, Vai oder Satriani wäre ohne dieses System nicht denkbar, das bis heute vor allem in der Metal-Szene eine große Rolle spielt.

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Synthesize me

Bei Gitarren-Synthesizern, einer Nischenentwicklung im Bereich der E-Gitarre, wird das Instrument lediglich zur Steuereinheit für eine externe Klangerzeugung. Die japanische Firma Roland brachte in den 80er-Jahren mit der Steuergitarre G-707 und dem Klangerzeuger GR-700 den vielbeachteten Roland Guitar Synth heraus. Etwas später entwickelte man das Guitar-to-MIDI-Interface. Ein spezieller Pickup, auf eine beliebige Gitarre montiert, tastet dabei die Schwingungen ab, die per zusätzlich am Korpus angebrachten Konverter in MIDI-Signale gewandelt werden. Damit lassen sich, analog zum Keyboard, beliebige Synthesizer-Sounds in Szene setzen.

Future-Gitarren
Ein Hingucker der 80er-Jahre: Rolands GR Guitar Synth mit G707-Steuergitarre

Allan Holdsworth machte Anfang der 90er-Jahre die Synth-Axe bekannt. Ein Instrument, das sich wie eine mit Saiten bespannte Gitarre spielen lässt, deren gegriffene Tonhöhe aber durch elektrisch leitfähige Bünde in MIDI-Signale gewandelt werden. Diese und die von der rechten Hand am Korpus angeschlagenen und von Sensoren in ihren Schwingungen erfassten zusätzlichen Trigger-Saitensignale wurden als gemeinsame Toninformation einem Synthesizer zugeführt.

Das Ergebnis waren Keyboardähnliche Sounds, die kaum mehr an Gitarre erinnerten. Wegen geringer Stückzahlen und entsprechend hoher Preise konnte die Produktion der Synthaxe nicht lange aufrecht erhalten.

Future-Gitarren
SynthAxe ist ein Synthesizer, der sich mehr oder weniger wie eine Gitarre spielen lässt.

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Hier & Jetzt

Ken Parker gehört zu den wenigen Gitarren-Designern, denen es gelang, ein von Grund auf modernisiertes Baukonzept am Markt durchzusetzen. Sein 1993 erstmals vorgestelltes Fly-Design bringt die E-Gitarrenkonzeption in vielen Aspekten auf den Punkt, verbessert sie in ihrer Handhabung und Funktion. Nach Experimenten mit Verbundmaterialien gestaltete Ken seine Designs mit Außenhüllen aus Carbon/Fiber.

Die Gitarren wurden dadurch besonders leichtgewichtig. Für das Griffbrett der Flys fand ebenfalls Composite-Material Verwendung und Edelstahlbünde sorgten für quasi verschleißfreien Gebrauch. Auch war Parker einer der ersten, die magnetische und piezokeramische Tonabnehmer in einem Instrument kombinierten und obendrauf setzte er noch ein funktional verbessertes, elegant zu handhabendes Vibratosystem.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges verkaufte Ken seine Firma. Heute baut er nur noch exquisite ultraleichte Archtops, für die er in Teilaspekten immer noch moderne Verbundmaterialien einsetzt und die über Stilelemente wie die charakteristische Fly-Kopfplatte noch stets seine eindeutige Signatur tragen.

Future-Gitarren
Ken Parkers Fly gilt als erfolgreichstes modernistisches Gitarren-Design

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In jüngerer Zeit wurden auch in Europa höchst interessante Konstruktionen auf der Grundlage alternativer Materialien realisiert. In Finnland etwa erfand Flexwood ein neuartiges holzbasiertes Klangmaterial, für das Holzfasern aufgebrochen und mit akustisch reaktionsfähigen Bindemitteln im Spritzgussverfahren ausgeformt werden. Die funktionsstarken Modelle zeichnen sich durch außerordentliche Konstistenz, besondere akustische Eigenschaften und gleichbleibende Spieleigenschaften aus.

Future-Gitarren
Flexwood aus Finnland fertigt Gitarren aus holzbasierten Verbundstoffen im Spritzgussverfahren

Aristides aus Haarlem/NL setzt auf eine Carbon/Glasfiberkonstruktion, in der das in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Delft entwickelte und per Druckluft in die zuvor erstellte Form eingefüllte Verbundmaterial Arium für optimales Schwingverhalten sorgt. Die in Handarbeit perfektionierten Gitarren sind mit Holzgriffbrettern ausgestattet und fühlen sich perfekt an.

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Aristides aus Holland verwenden mit dem Verbundstoff Arium gefüllte Fiber/Carbon-Hüllen.

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Auch die deutsche Firma Bass Lab aus Kassel gehört zur Avantgarde in Sachen Konstruktion und Bau von Gitarren und Bässen aus synthetischen Materialien, was Kooperationen mit Steinberger und Chapman nur belegen. Die vollresonanten, also einschließlich Hals vollkommen hohlen Instrumente des Heiko Höpfinger gehören zu den radikalsten, dabei aber funktional effektivsten Designs.

Future-Gitarren
Einteilig, vollkommen hohl, höchst stabil und leicht: die BassLab-Designs des Heiko Höpfinger

Einige Gitarrenbauer setzen auf Metalle für die Konstruktion ihrer Gitarren. Natürlich gab es schon ab Mitte der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts die berühmten Resonatorgitarren von National mit ihren German Silver-Bodies und den integrierten Aluminium-Cones zur akustischen Verstärkung der Saitenschwingungen.

James Trussart ist heute bekannt für seine ultracoolen Telecaster-Variationen mit Metall-Body. Obwohl als Gitarrenbauer vieler Gitarren-Stars höchst erfolgreich, ist seine Konzeption aber eher als streng Retro oder Vintage-orientiert einzustufen.

Future-Gitarren
James Trussart ist bekannt für seine ultracoolen Tele-Variationen mit Metall-Body.

Die gänzlich aus Edelstahl/Titanium gefertigte kopflose Gittler Guitar gehört dagegen zu den radikalsten Neuschöpfungen im Rahmen der E-Gitarrenkonstruktion. Neu ist in diesem Falle relativ, denn Allan Gittler stellte bereits von Mitte der 70er- bis Anfang der 80er-Jahre in New York etwa 60 dieser experimentell minimalistischen Instrumente her.

Das konsequent reduzierte Design besteht aus einem zentralen Halselement, an dem die zylindrischen Bünde, der Steg und die Elektrik (sechs Piezo-Pickups) befestigt sind. Ab 1985 erschienen Gittler-Gitarren mit zugefügtem kleinem Korpuselement noch einmal in Lizenz; seit 2014 ist eine Neuauflage wieder verfügbar. Das MOMA erwarb eine Gittler Gitarre der New York-Phase für seine Ausstellung.

Future-Gitarren
Design follows function: Ulrich Teuffel mit seinen Designs Birdfish und Tesla

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Schauen wir wieder nach Europa, denn auch dort bauen bekannte Luthiers wie Ulrich Teuffel besondere elektrische Modelle mit Rahmenkonstruktionen aus Metall. Das extravagante Modell Birdfish etwa setzt Holz nur noch als Material für den Hals und die an den Metallrahmen angeschraubten, also austauschbaren Klangzylinder ein.

Future-Gitarren
Holz und Aluminium kennzeichnen dieses
zugespitzte Design von Michael Spalt.

Das exklusive Modell Apex Q601 des Wiener Designers Michael Spalt baut ebenfalls auf eine Skelettstruktur aus Aluminium mit Hals und angesetzten Korpusflügeln aus Holz. Wie auch der italienische Hersteller Di Donato für seine optisch recht barock gestalteten Gitarren Aluminium als Träger für angedockte Holzelemente und einen aufgeschraubten Hals aus Holz nimmt. Aus der Schweiz kommen neue Gitarren mit Alu-Rahmenkonstruktion von Relish Guitars.

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Auch Di Donato aus Italien setzt auf Aluminium mit angedockten Holzflügeln.

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Der immer für Überraschungen gute Gitarren-Designer Claudio Pagelli, bekannt für seine exquisiten Archtops, überraschte die Szene kürzlich mit einer Gitarre, deren Decke er aus Quarzit gefertigt hatte. Nicht, dass das irgendeine Zukunft im Gitarrenbau hätte, aber eine Gitarre aus diesem ultraharten kristallinen Gestein zu fertigen und sogar zum Klingen zu bringen, war ein höchst ambitioniertes und aufwendiges Projekt, das in seiner grundsätzlichen Möglichkeit einfach einmal zu beweisen war.

Future-Gitarren
Ein Instrument für Fred Feuerstein: Claudio Pagellis
Quarzit-Gitarre

Günther Eyb greift weit zurück, wenn er mit seiner Fox Elyra an das Urinstrument Lyra erinnert. Bei Eyb bleibt es lediglich beim Zitat, denn seine Elyra ist frisch gedacht und durch ihre Konstruktion mit angesetzten Parts um einen dominanten Hals herum auf langes Sustain ausgelegt. Durch verschiedene, wahlweise zum System angebotene Schwingungsscheiben lässt sich das Sustain vom Spieler selbst nach seinen Ansprüchen modellieren.

Jerry Auerswald vom Bodensee, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Prince (Symbol Guitar), realisiert in seinen Designs konstruktive Aspekte wie den Sustain Bow zur Verbesserung des Schwingverhaltens und zur Harmonisierung der Obertöne. Auch arbeitet er mit verschieden großen, offenen Resonanzkammern, die den Klang in jeder Hinsicht bereichern sollen.

Future-Gitarren
Eine Spezialität von Jerry Auerswald ist der Sustain Bow.

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Natürlich sind auch in Japan Gitarren-Designer in neue Fertigungsmethoden involviert. Yamaha etwa stellte mit dem Modell RGX A2 eine Gitarre vor, deren Hauptkonstruktionmerkmal der in A.I.R.-Methode (Alternative Internal Resonance) hergestellte Korpus darstellt. Drei unter dem Steg eingebaute Metallröhren (Klangröhren) übertragen die Saitenvibration auf den Korpus und führen die Korpusvibration zum Steg zurück. Spezielle Klangröhren, die durch den Korpus verlaufen, erzeugen Resonanzen im Kernmaterial. Natürlich sind da auch noch kleine Luthiers wie Michihiro Matsuda, die mit frischen Ideen und eigenwilligen Konstruktionsdetails aufwarten.

Future-Gitarren
Michihiro Matsuda, ein Meister exklusiver Designs,
verbindet konstruktive Delikatesse mit pfiffigen Details.

Wo wir gerade in Japan weilen: wie sich eine Gitarre im Brückenschlag von der Tradition in die Moderne aufregend gestalten lässt, beweisen die belgischen Gitarrenbauer von TAO Guitars mit ihrem gleichnamigen Modell, in welchem japanische Stilelemente dem delikaten Design seine ästhetische Kraft verleihen.

Future-Gitarren
Geschmack und Stil vereinen die Jungs von Tao Guitars in ihrem gleichnamigen Modell.

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Abgefahrenes

Auch an skurrilen Versuchen mangelt es nicht. Erstaunlich in diesem Sinne ist etwa die voll modulare Ridgewing Guitar, deren von einem Libellenflügel inspirierter gitterartiger Korpus aus Carbon-Fiber gefertigt wird.

Future-Gitarren
Inspiriert vom Libellenflügel: Ridgewing Guitars
fertigt filigrane modulare Gitarren aus Carbon/Fiber

Von Starr Labs gibt es den Ztar MIDI Guitar Controller mit Touch Sensitive Fretboard. Die Touch Sensitive Guitar von Formquadrat arbeitet ebenfalls mit „Touch Skin“-Oberfläche, wie auch die DiGuitar von Anton Weichselbraun oder die Kitara des australischen Herstellers Misa Digital vollkommen digital ausgelegt sind und dabei ohne Saiten auskommen.

Und was macht die Digitalisierung möglich? Die Nachbildung jeder Gitarre oder eines beliebigen Amp-Setups. Klar lässt sich jede Quelle damit antriggern, aber oft genug begegnet uns auch bei den futuristischen Konzepten die Option, Altbewährtes nachzubauen, nur halt in großer Flexibilität und Breite.

Und auch das gibt es bereits: ODD Guitars bietet Instrumente in 3D Printing Technology an. Der Korpus der ODD-Modelle kommt also aus dem Drucker. Per Selective Laser Sintering-Methode (SLS) werden dünne Lagen Nylonpulver von 0,1 mm Stärke Schicht für Schicht in Präzision aufgebaut, bis das Werkstück fertiggestellt ist. Für die Anwendung bei Gitarren hat dieses Verfahren ein Professor für Produktentwicklung und Design-Forschung an der Fakultät für Ingenieurswesen der Lund Universität in Schweden entwickelt.

Future-Gitarren
Kommt aus dem Drucker: Modell Atom von ODD Guitars

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Design oder nur schöner Schein?

Wir können natürlich nur beispielhaft darlegen, was war und was inzwischen alles möglich ist, denn das Design von E-Gitarren ist heute so vielgestaltig wie nie. Kommen wir lieber zu den wichtigen Fragen: Was ist lediglich Design und was braucht der Musiker wirklich? Selbst ein Ulrich Teuffel sieht seine futuristisch anmutende Birdfish in der Nähe der modular gebauten Stratocaster. Wo bei der Letzteren durch die Pickup-Fräsungen die Holzfasern des Korpus durchbrochen sind, also letztlich auch nur ein äußerer durchgehender Ring bleibt, setzt Ulrich bei der Birdfish seine austauschbaren hölzernen Tonzylinder einfach außen an.

E-Gitarre ist und war auch immer schon Mode. Was ziehe ich auf der Bühne an, wie will ich mich präsentieren, was ist cool? Manch exklusives Design bietet mehr Schauwert, als vorgeblich progressive Konstruktion. Wir haben natürlich auch nur diese zwei Hände und wollen ein Werkzeug das sich gut anfühlt, unkompliziert zu handhaben und nicht zu schwer ist, aber vor allem wollen wir eines: dass es großartig klingt!

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Material – Ressourcen

Holz, Bakelit, Aluminium, Plastik, Glasfiber, Carbon und Verbundstoffe aller Art lassen sich für den Bau von E-Gitarren einsetzen und alternative Materialien spielten von Anfang an eine nicht unwesentliche Rolle. Nach Klangoptimierungen sucht man in jüngerer Zeit mit einigem Erfolg auch durch spezielle Methoden in der Materialbehandlung aller Komponenten wie etwa Cyro Tuning (Kälte) oder Thermo Treatments (Hitze).

Oliver Baron von Helliver Guitars, der selbst auch Aluminium verarbeitet, merkt mit einigem Recht an, dass mit Blick auf Ressourcen und Verfügbarkeit im allgemeinen, aber auch auf den nötigen Energieaufwand zur Materialerstellung im Besonderen, die Effizienz, Variabilität und Haltbarkeit des Werkstoffs Holz eigentlich nicht zu schlagen sind. In der Ökobilanz steht das Holz sowieso gut da, Materialien wie Aluminium sind dagegen höchstgradig energieverzehrend in der Herstellung. Dann ist auch der Aspekt der Originalität, des Unikalen und Einzigartigen bei künstlichen Werkstoffen nicht so ohne Weiteres gegeben. Zumindest heutzutage. Jim Marshall lachte einmal bei der Frage, warum seine alten Amps von ihren Besitzern denn so innig geliebt würden.

Seine Antwort: Weil sie alle anders klingen und jeder den für sich richtigen finden könne! Was in den großen Fertigungstoleranzen der damals verwendeten Bauteile seinen Grund hätte. Das hat sich natürlich grundlegend geändert und wirft die Frage auf: Ist es jetzt ein Vorteil, dass heute alles verlässlich gleich klingt, oder grenzt hektografierte Qualität an Langeweile?

Im Rück- und Überblick ist es jedenfalls nicht gewagt zu behaupten: die Tradition regiert geradezu unerschütterlich. Der Anspruch auf Bewährtes, die Absicherung durch von Vorbildern Geprägtes hat uns Gitarrenspieler quasi als Geiseln genommen, was bei den Großen der Branche für anhaltend sensationellen Erfolg ihrer Modellklassiker sorgt.

Das ist, wie es ist, kann wohl als klassische Moderne gelten, aber war da am Anfang nicht so etwas wie Aufbruch, wie Protest gegen allzu Traditionelles? War der von diesen Instrumenten getragene Rock ‘n‘ Roll nicht frisch, wild, frech und möglichst anders? Ist da nicht etwas konservativ verkrustet? Über die E-Gitarre nahm früher doch einmal gesellschaftlicher Umbruch aggressiv klingende Gestalt an. Ein jugendlicher Protest gegen Unterdrückung, Krieg und Ungerechtigkeit artikulierte seine Wut in elektrischen Explosionen, die von Pete Townshends wilden Zerstörungsorgien über die Nationalhymnendekonstruktion des Jimi Hendrix in Woodstock bis hin zu Kurt Cobains frustrierter Generation-X-Hymne ,Smells Like Teen Spirit‘ reichte. Hm ja, früher – vielleicht ist die E-Gitarre einfach nur in die Jahre gekommen?

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Coda

Aber sehen wir es doch positiv! Die E-Gitarre lässt sich natürlich nicht neu erfinden, ihre Form und Funktion aber immer weiter diversifizieren.

Auch wurden mit den bereits existierenden Modellen wohl schon die richtigen Herznoten getroffen, aber soll das denn eine weitere Entwicklung ausschließen? Wir wollen den Anspruch auf Zukunft doch wohl nicht vorschnell aus der Hand geben und uns vor der Zeit ins Museum verabschieden. Loben wir also wieder mehr den Versuch, etwas zu wagen, Neues zu entdecken.

Aber Moment mal: dass die Gitarre wendig und anpassungsfähig ist, hat sie ja schon oft genug bewiesen. Tut sich ein neuer Anspruch auf, will ein Spieler etwas Besonderes, hat er eine definierte Vorstellung, dann ist die gute Nachricht: es gibt sie ja, die freien Denker, die innovativen Geister des Gitarrenbaus − und in Zeiten der digitalen Kommunikation ist es leichter denn je, sie auch zu finden, Kontakte zu knüpfen und sich in enger Kooperation sein perfektes Handwerkszeug auf den Leib schneidern zu lassen. Es liegt also definitiv bei uns!

Aus den Reihen der Spieler muss sich der Anspruch formulieren. Natürlich wäre ein prägender neuer Spieler hilfreich. Einer von Bedeutung, der mit ganz eigener Herangehensweise wieder einmal alles auf links ziehen würde.

(Text: Franz Holtmann)

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Der Korpus der E-Gitarre

Auf dem Korpus der E-Gitarre sind die Tonabnehmer, weitere Elektronik wie z. B. der Pickup-Wahlschalter und die Vorrichtung für die Saitenhalterung, also der Steg angebracht. Obwohl man nun meinen könnte, dass die E-Gitarre lediglich ein Stück Brett mit Tonabnehmern ist, sollten der Einfluss der Korpus-Hölzer und deren Konstruktion auf den Klang nicht unterschätzt werden. Dies erklärt zum Teil auch die erheblichen Preisunterschiede fast identischer Instrumente, die leider nur von Musikern zu beurteilen sind, die sich schon jahrelang mit dieser Materie auseinander setzen und über das entsprechend geschulte Gehör verfügen.

Schwarzweiße Gitarren

Welche Hölzer werden für die E-Gitarre verwendet?

Zu den im E-Gitarrenbau verwendeten Hölzern zählen: Erle, Esche, Ahorn, Pappel, Linde, Mahagoni. Beleuchten wir die Klangeigenschaften der verschiedenen Hölzer.

  • Erle (engl. Alder): Diese Holzart ist vor allem durch die Produkte der Firma Fender bekannt geworden. Erle ist leicht und liefert einen ausgeglichenen, vollen Klang. Durch die kaum erkennbare Maserung lässt sie sich zudem hervorragend lackieren.
  • Esche (engl. Ash) ist der andere Werkstoff, den Fender bekannt machte. Es gibt verschiedene Eschesorten, die durch unterschiedliches Gewicht und unterschiedliche Klangcharakteristik auffallen. Im Gitarrenbau wird harte Esche, die schwere Version, und die leichte Sumpfesche (engl. Swamp Ash) verwendet. Klanglich liefert die harte Esche einen sehr brillanten Ton mit langem Sustain, während die Sumpfesche durch die perfekte Balance von Brillanz und Wärme gefällt. Zudem ist Sumpfesche meist sehr ansprechend gemasert.
  • Ahorn (engl. Maple) kennt man meist nur als Halsmaterial oder Deckenbelag (siehe Gibson Les Paul), doch verwenden ihn einige wenige Hersteller für den gesamten Korpus. Das Resultat ist eine schwere Gitarre mit viel Brillanz und Sustain, wobei es ein wenig an Wärme fehlt. Sehr schöne Varianten sind Wölkchenahorn (engl. Quilted Maple), Riegelahorn (engl. Flamed Maple oder Tigerstripe Maple) und Vogelaugenahorn (engl. Birdseye Maple), die fast ausschließlich als Deckenbelag Verwendung finden.
  • Pappel (engl. Poplar): Anfangs nur in unteren Preisregionen zu finden, werden immer mehr Instrumente der Mittel- und Oberklasse (auch Signature-Modelle, also für bestimmte Musiker gefertigte Gitarren) aus Pappel gebaut. Und da es hier nicht ums Sparen geht, scheint der zwiespältige Ruf dieser Holzsorte nicht begründbar. Pappel hat allerdings den Nachteil, dass sie sehr weich ist. Klanglich ist dieses Holz im weitesten Sinne mit Erle zu vergleichen, allerdings fehlt ihm sowohl die ausgesprochene Brillanz als auch Wärme.
  • Linde (engl. Basswood) hat einen ähnlichen Ruf wie die Pappel. Vom Gewicht noch etwas leichter, ist Linde nicht für Transparentlackierungen geeignet, dagegen sprechen die häufig auftretenden grünen Verfärbungen des fast weißen Holzes. Linde ist ebenfalls weich, kann allerdings durch einen angenehm warmen Ton gefallen, dem es etwas an Spritzigkeit fehlt.
  • Mahagoni (engl. Mahogany): Diese Holzsorte ist im Gitarrenbau eine feste Größe und unverrückbar mit dem Namen Gibson verbunden. Mahagoni liefert einen warmen Klang ohne Ecken und Kanten, weshalb man es sehr oft (siehe Gibson Les Paul) mit einer Ahorndecke kombiniert, um dem Ganzen mehr Brillanz zu geben.
Epiphone Les Paul Standard mit Mahagoni Korpus und Palisander Griffbrett
Epiphone Les Paul Standard mit Mahagoni Korpus und Palisander Griffbrett

Die hier getroffenen Aussagen zum Klang beziehen sich auf die rein akustischen Charakteristika, denn noch ist ja kein Tonabnehmer montiert. Das Wissen um die akustische Klangcharakteristik der Gitarre ist nicht nur für den Hersteller wichtig, sondern auch für den Gitarristen selbst. Wenn ein Tonabnehmer ausgetauscht werden soll, um der Gitarre ein anderes (elektrisches) Klangbild zu verschaffen, ist die Auswahl so sehr viel leichter und erspart manche unnötige Geldausgabe.

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Hals & Griffbrett der E-Gitarre

Nicht nur Korpus und Tonabnehmer (s. u.) haben Einfluss auf den Klang, sondern vor allem der Hals (engl. Neck). Drei Arten der Befestigung des Halses mit dem Korpus haben sich etabliert:

  • Hals und Korpus miteinander verleimt (engl. Set In Neck).
  • Hals und Korpus werden miteinander verschraubt (engl. Bolt On Neck).
  • Der Hals ist so lang wie der ganze Korpus und es werden zur Formgebung nur Seitenteile angeleimt; dies nennt man durchgehender Hals (engl. Neck Trough Body).

Weit verbreitet ist die verschraubte Methode, sie ist in allen Preisregionen anzutreffen. Der größte Vorteil des geschraubten Hals ist, dass man ihn ohne weiteres gegen einen anderen (besseren) austauschen kann. Wenn die Holzkonstruktion von Korpus und Hals stimmig ist, sind durchaus gleichwertige Ausklingzeiten der Töne wie bei einem eingeleimten Hals zu erwarten.

Ebenholzgriffbrett mit „Offset Block Inlays“
Ebenholzgriffbrett mit „Offset Block Inlays“ (Bild: Dieter Stork)

Als Holzsorten haben sich für den Hals eigentlich nur zwei Varianten etabliert: Ahorn sowie Mahagoni.

Um den Hals vor dem Verziehen bei Temperaturwechseln oder Ändern des Saitenzugs (dickere oder dünnere Saiten) zu schützen, verfügt jeder hölzerne Gitarrenhals über einen so genannten Halsverstellstab (engl. Trussrod) aus Metall. Dieser von außen zugängliche Mechanismus ermöglicht es, je nach Bedarf, die Halskrümmung konkav (nach innen gewölbt) oder konvex (nach außen gewölbt) zu beeinflussen. Die Verstellschraube kann vom Korpus her oder der Kopfplatte zugänglich sein.

Diese HSS-Strat aus der American-Elite-Serie wird mit Ebenholz-Griffbrett ausgestattet werden.
Diese HSS-Strat aus der American-Elite-Serie wird mit Ebenholz-Griffbrett ausgestattet werden.

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Auf dem Hals der E-Gitarre befindet sich das Griffbrett (engl. Fingerboard oder Fretboard). Es wird aufgeleimt, und man verwendet Ahorn, Palisander (engl. Rosewood) und in seltenen Fällen Ebenholz (engl. Ebony). Besonders preisgünstige Gitarren können auch ein Griffbrett aus nicht weiter identifizierbarem Holz besitzen, das für die Optik z. B. dunkelbraun gebeizt wird.

In das Griffbrett werden Schlitze gesägt und die Bundstäbchen (engl. Frets) eingesetzt. Diese Metallteile gibt es mittlerweile in allen möglichen Dimensionen, wobei die als Jumbo-Bund bezeichnete Variante gerne bevorzugt wird. Diese Bünde haben auf Grund ihrer „elefantösen“ Bauhöhe den Vorteil, dass die Finger beim Saitenziehen (engl. Stringbending), keinen bzw. recht wenig Kontakt zum Griffbrett haben, was diese Spieltechnik enorm erleichtert.

Damit man immer informiert ist, wo sich die Greifhand gerade befindet, sind fast auf jedem Griffbrett Positionsmarkierungen (engl. Position Markers) eingelegt. Das können einfache Punkte (engl. Dots) sein oder mehr oder weniger aufwendige Einlagen (engl. Inlays). Einfache Punkte (bzw. zwei Punkte für die Oktave am zwölften Bund) sind in jedem Fall in der dem Spieler zugewendeten Griffbrettflanke angebracht.

Mit Gotoh-Hardware, 43mm Sattelbreite, 628-mm-Mensur, Perloid-Trapez-Einlagen und CFS Bundierung.
Mit Gotoh-Hardware, 43mm Sattelbreite, 628-mm-Mensur, Perloid-Trapez-Einlagen und CFS Bundierung.

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Vor dem Griffbrett finden wir den Sattel (engl. Nut), dem zwei Aufgaben zukommen: erstens muss er die Saiten in ihrer entsprechenden Position führen, ohne dass sie, z. B. beim Stimmen, in den Kerben (engl. Slots) festhängen, und zweitens sollen die Leersaiten wie gegriffene Töne klingen. Beide Anforderungen lassen die Hersteller immer wieder mit verschiedenen Materialien experimentieren. In der Vergangenheit verwendete man meist Knochen, heutzutage kommt an dieser Stelle oft Kunststoff zum Einsatz.

Es wurden jedoch auch schon Sättel aus Metall verwendet, sie sind jedoch eher selten zu finden. Reibung reduzierende, graphithaltige Sättel zur Verbesserung der Stimmstabilität bei Gitarren mit Vibratosystemen sind ebenfalls kaum noch serienmäßig anzutreffen. Eine wichtige Innovation war bei Vibrato-Gitarren der statt eines konventionellen Sattels gerne eingesetzte Klemmsattel aus Metall, der durch Fixieren der Saiten per Schrauben ebenfalls zu mehr Stimmstabilität beitragen sollte.

Die Saitenlänge zwischen Sattel und Saitenauflage am Steg (s. u.) der E-Gitarre nennt man Mensur, die meist in Millimetern angegeben ist (z. B. Stratocaster 648 mm).

Leicht größer als bei
einer Stratocaster:
die Kopfplatte der
Jazzmaster.
(Bild: Archiv, Fender, Sony bmg)

Jetzt sind wir am obersten Teil des Halses angelangt, der Kopfplatte (engl. Headstock). Hier befinden sich die Mechaniken (engl. Tuner, auch Machine Head oder veraltet Peg Head), die die Saiten, nachdem sie über den Sattel geführt sind, festhalten und mit deren Hilfe man die Tonhöhe jeder einzelnen Saite verstellen kann.

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Die Hardware der E-Gitarre

Als Hardware (dt. Eisenwaren) bezeichnet man die Einzelteile, die sich auf einer E-Gitarre gemeinhin befinden, und die meist aus Metall gefertigt sind. Hierzu zählt man den Steg, Saitenhalter, den Sattel (s. o.), Vibratosystem, Saitenniederhalter und auch die Mechaniken.

Danelectro The ‘66 Kopfplatte
Danelectro The ‘66 Kopfplatte

Mit den Mechaniken bringt man die Gitarre in die richtige Stimmung. Bei den E-Gitarren unterscheidet man zwei Mechanik-Typen: Die erste Version besitzt zum Schutz vor Staub usw. ein aufgestülptes Gehäuse, die zweite ist vollkommen verkapselt und mit Schmiermittel gefüllt, also wartungsfrei.

Um das Saitenaufziehen zu vereinfachen und die Stimmstabilität bei Gitarren zu erhöhen, gibt es noch so genannte Klemm-Mechaniken (engl. Locking Tuner), die in beiden oben erwähnten Varianten angeboten werden. Die Saite wird eingefädelt, strammgezogen und mit dem Klemm-Mechanismus fixiert, maximal eine halbe Drehung an der Mechanik bringt sie dann auf die richtige Tonhöhe.

Die Mechaniken sind üblicherweise folgendermaßen auf der Kopfplatte angeordnet: entweder alle sechs auf einer Seite, wie z. B. bei der Fender Stratocaster, oder drei rechts oder drei links, wie etwa bei der Gibson Les Paul. Eine Ausnahme bilden z. B. die Instrumente des Herstellers Music Man: Hier gibt es eine 4/2-Anordnung.

Um die Saiten überhaupt zu befestigen und deren Schwingungen auf den Korpus zu übertragen, wird ein Metallteil, das Steg oder auch Brücke (engl. Bridge) genannt wird, montiert. Wir unterscheiden folgende Steg-Typen:

  • Einteiler-Steg: Steg und Saitenhalter in einem.
  • Tune-o-matic/Stop-Tailpiece: Eine andere Variante ist die Stegkonstruktion der Gibson Les Paul. Sie besteht aus zwei Teilen, einem speziellen Steg (engl. Tune-o-matic), über den die Saiten laufen, und einem Saitenhalter (engl. Stop-Tailpiece).
  • Vibrato-System: Neben den feststehenden Stegen gibt es auch beweglich gelagerte, die allgemein mit Vibrato-System, oder verkürzt einfach nur mit Vibrato bezeichnet werden. Im Englischen hat sich der Gebrauch des Wortes „Tremolo“ hierfür etabliert. Er ist nicht korrekt, man sollte ihn jedoch trotzdem kennen, da er fälschlicherweise immer wieder verwendet wird. Die Funktionsweise des Stratocaster-Vibrato ist seit 1954 die am meisten verbreitete. Das in Stützschrauben bewegliche System verfügt an der Unterseite über einen Metallklotz, Vibratoblock genannt, in den die Saiten und mehrere an einem Halteblech befestigte Spiralfedern eingehängt sind. Mit einem Hebel wird das gesamte System nach vorne oder hinten gekippt, so dass sich die Tonhöhe der Saiten schlagartig ändert.

Ebenfalls oft anzutreffen ist das Floyd-Rose-Vibrato, das neben dem Vibrato-System aus einem speziellen Klemmsattel besteht (s. o.).

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E-Gitarren Tonabnehmer

Der Tonabnehmer (engl. Pickup) ist das Konstruktionsmerkmal der E-Gitarre schlechthin. Wie funktioniert so ein Tonabnehmer?

In unserem Fall haben wir es mit der magnetischen Version zu tun, die prinzipiell aus zwei Elementen besteht: einem Magneten und einer Spule, die um den Magneten gewickelt ist. Die Spule besteht aus mehreren Tausend Windungen hauchdünnen Drahts, wobei eine feine Lackisolation verhindert, dass es zwischen den einzelnen Windungen zu Kurzschlüssen kommt.

Schalterleiste für Pickups
Schalterleiste für umfassende Pickup-Wahl inkl.
Bass Cut und Kill Switch
(Bild: Dieter Stork)

Aus dem Physikunterricht wird der eine oder andere das Prinzip der Induktion noch kennen. Hierbei wirkt ein magnetisches Wechselfeld auf die Spule ein, und wenn das Magnetfeld in seiner Feldstärke schwankt, ändert sich auch die induzierte Spannung in der Spule.

Durch die Saitenschwingung entstehen ständige Veränderungen des Magnetfelds, was in der Tonabnehmerspule elektrische Spannung entstehen lässt, die entsprechend der mechanischen Schwingung in Frequenz und Lautstärke schwankt. Das funktioniert natürlich nur mit Metall-Saiten. Grundsätzlich unterschieden wird zwischen zwei Tonabnehmer-Typen: Singlecoil und Humbucker (s. u.).

Zur Lautstärke-Regelung besitzt jede Gitarre ein Volumen-Poti (engl. Volume) und auch ein Ton-Poti (engl. Tone). Außerdem gibt es noch Pickup-Wahlschalter, mit denen man die verschiedenen Tonabnehmer einer Gitarre einzeln oder auch zusammen anwählen kann. Wir unterscheiden vor allem den Dreiwegschalter (Fender Stratocaster) und den Toggle-Switch (Gibson Les Paul).

Mit diesen Reglern kann man den Klang des Gitarrensignals beeinflussen, Diese Variante nennt man passive Elektronik. Das lässt die Vermutung aufkommen, es gäbe auch eine aktive Elektronik – und richtig, es gibt sie, meistens zu erkennen an einer Batterie (mit zugehörigem Fach), die zum Betrieb des in die Gitarre integrierten Vorverstärkers notwendig ist.

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Wir unterscheiden folgende Tonabnehmer-Typen:

Singlecoil

Die einfachste Ausführung ist der einspulige Tonabnehmer, englisch „Singlecoil“. Die bekanntesten Gitarren mit diesem Pickup-Typ sind die Fender Stratocaster und die Fender Telecaster.

Jimi Hendrix Stratocaster
Fender J. Hendrix Stratocaster (Bild: Dieter Stork)

In der Regel liefert der einspulige Singlecoil einen durchsichtigeren, helleren Sound als Tonabnehmer mit mehreren Spulen. Das hat verschiedene Gründe. Da die schwingende Saite sich ja nicht als Ganze auf und ab bewegt, sondern selbst in wellenförmige Schwingungen gerät, macht es einen Unterschied, ob man die Saite nur an einem Punkt oder auf einer gewissen Strecke magnetisch abtastet.

Während man bei der punktförmigen Abtastung ein getreues elektrisches Abbild der momentanen Schwingungsphase der Saite erhält, entstehen bei der Abtastung einer Strecke gewisse Auslöschungen von Teilschwingungen, da ja gleichzeitig verschiedene Phasenlagen der Schwingung erfasst und in der Tonabnehmerspule zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst werden.

Entspricht die Wellenlänge bestimmter Obertonschwingungen der Saite der Länge des vom Pickup abgetasteten Saitenstücks, so wird vom Tonabnehmer eine ganze Schwingungsperiode gleichzeitig aufgenommen. Innerhalb dieser Schwingungsperiode vollzieht die Saite sowohl eine positive (z. B. zum Pickup hin) wie auch eine negative Auslenkung (vom Pickup weg). Da beide Auslenkungen bei einem entsprechend breitem magnetischen Fenster gleichzeitig aufgenommen werden, aber unterschiedliche Vorzeichen besitzen, kommt es für diese Schwingung zu einer Auslöschung; in der Tonabnehmerspule entsteht keine Spannung.

Single Coils besitzen einen gewissen Nachteil, da sie anfällig sind für Störgeräusche und ein Brummen wiedergeben können. Die Ursache: Magnetische Wechselfelder induzieren in der Tonabnehmerspule ja wie beschrieben eine elektrische Spannung. Dies gilt nicht nur für die schwingende Metallsaite, sondern auch für Magnetfelder, die frei durch den Raum „schwirren“. Solche magnetischen Störfelder werden zum Beispiel durch Transformatoren, wie sie in quasi jedem elektrischen Gerät vorhanden sind, erzeugt – unser braver Tonabnehmer fängt sie bei genügender Nähe zur Störquelle auf und gibt sie als hässliches Brummen wieder.

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Humbucker

Den Humbucker (dt. Entbrummspule) ließ sich Gibson in den 50er Jahren patentieren. Dieser Pickup ist u. a. bekannt von den Gibson-Modellen Les Paul oder SG. Humbucker liefern einen eher fetteren, dichteren Klang mit mehr Bässen.

Der Humbucker besteht im Gegensatz zum Singlecoil aus mindestens zwei Spulen und zeichnet sich durch seine geringe Anfälligkeit gegenüber externen Störfeldern aus, was mit einer speziellen Verschaltung der Spulen erreicht wird. Die beiden Spulen des Humbuckers werden dazu phasenverdreht (engl. Out Of Phase) hintereinander oder parallel geschaltet. Bei zwei gegenphasig miteinander verschalteten Spulen löschen sich die störenden Brummeinstreuungen, sofern sie identisch sind.

Gibson Les Paul Studio Faded
Gibson Les Paul Studio im Faded Design (Bild: Petia Chtarkova)

Damit sich nicht durch diese Out-of-Phase-Schaltung auch das Nutzsignal (sprich: der Klang der Saite) der beiden Spulen auslöscht, sorgt man dafür, dass die Saitenschwingung in den beiden Spulen Spannungen entgegengesetzter Polarität erzeugt. Dazu müssen nur die Magneten der beiden Spulen gegenpolig angeordnet werden.

Eine weitere, ausgeklügelte Humbucker-Bauweise stellt der so genannte Stack- oder Vertical-Humbucker dar. Hier liegen die beiden Spulen vertikal aufeinander, womit nur der Platz eines normalen einspuligen Tonabnehmers beansprucht wird. Man benutzt auch gerne die Formulierung vom „Humbucker im Singlecoil-Format“. Weiterhin besitzt dieser Tonabnehmer ein ähnlich enges magnetisches Fenster wie ein Singlecoil. Dass ein Stack-Humbucker dennoch nicht ganz so brillant wie ein einspuliger Tonabnehmer klingt, liegt auch an der höheren Windungszahl der beiden hintereinander geschalteten Stack-Spulen.

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Aktiv-Pickups

Aktive Tonabnehmer sind solche, bei denen eine elektronische Vorverstärkerschaltung baulich mit dem eigentlichen Tonabnehmer vereinigt ist. Dies ist vorwiegend bei niederohmigen Tonabnehmern mit geringer Spulen-Ausgangsspannung der Fall, um auch hier einen ausreichenden Ausgangspegel zum Aussteuern der Verstärkeranlage zu erhalten.

Man erkennt einen Aktiv-Tonabnehmer einfach daran, dass außer den Tonsignal-Anschlussdrähten noch weitere für die Versorgungsspannung (meistens 9-V-Batterie) der eingebauten Elektronik bei der E-Gitarre vorhanden sind.

Tonabnehmer ohne eingebaute Verstärker- und Impedanzwandler-Elektronik sind passive Bauteile und benötigen zum Betrieb keine Versorgungsspannung. Gleichwohl können sie im Instrument mit einer aktiven Elektronik kombiniert werden. Man spricht in einem solchen Fall von einer „aktiven Gitarre“, die Tonabnehmer als solche sind aber passiv. Bei der ins Instrument integrierten Aktivschaltung kann es sich um einen Vorverstärker (zur Steigerung des Ausgangspegels), um einen Impedanzwandler (für niederohmiges Ausgangssignal) oder um eine aktive Klangregelung handeln. Bei einer aktiven Klangregelung können im Gegensatz zur passiven Tonblende nicht nur gewisse Frequenzbereiche weggefiltert, sondern auch hervorgehoben werden. In aller Regel liefern sämtliche Aktivschaltungen, also auch Klangregelschaltungen, ein relativ niederohmiges Ausgangssignal.

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Piezo-Pickups

Pickups, die direkt die mechanischen Schwingungen des Instruments (oder der Saiten) aufnehmen, bezeichnet man als Körperschall-Tonabnehmer. Diese Spezies kommt vor allem bei akustischen Instrumenten zum Einsatz und hat dort eine Mischform hervorgebracht: die elektro-akustische Gitarre mit fest eingebautem Tonabnehmersystem.

Piezoelektrische Pickups (kurz: Piezos) sind reine Körperschall-Tonabnehmer, die nicht auf magnetische Felder oder Luftschall, sondern nur auf direkte mechanische Schwingungsübertragung reagieren. In der praktischen Anwendung werden sie also mechanisch mit schwingenden Teilen des Instruments gekoppelt, z. B. auf die Decke einer Akustik-Gitarre geklebt oder geklemmt. Populär sind auch Piezo-bestückte Steg-Systeme, bei denen der Auflagedruck der Saiten am Steg für die Erregung des PiezoElements ausgenutzt wird.

Manche E-Gitarren Hersteller benutzten solche Stege mit eingebauten Piezos auch bei der E-Gitarre, um zusätzlich einen brillanten und akustischen Klang anbieten zu können, einzeln oder mit magnetischen Pickups gemischt.

Da Piezos auch für jede Saite einzeln arbeiten können, werden sie für spezielle Tonabnehmer bei MIDI- bzw. Synthesizer-Gitarren verwendet, wo jede Saite individuell abgenommen werden muss, bevor ihr Signal über eine spezielle Elektronik weiterverarbeitet wird.

Keramische Piezos lassen sich in allen möglichen Formen herstellen, zumeist kommen sie als Plättchen, Scheiben oder kleine Würfel zum Einsatz. Generell ist das spröde, gelbliche Material mit den meist hauchfeinen Zuleitungs-Drähten recht empfindlich, weshalb der eigentliche Piezo fast immer in einem schützenden Gehäuse untergebracht ist, bzw. mit einem geeigneten Material ummantelt ist.

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