Danelectro

Gitarren, Bässe und FX: Erfahre alles über die Erfolgs-Story von Danelectro und das Equipment des US-Herstellers!

Das Logo von Danelectro
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Wie viele andere Gitarren-Marken feierte auch Danelectro kräftig mit, als in den Fünfzigern und Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts der E-Gitarren-Boom einsetzte und sich der Sound dieses neuen, revolutionären Instruments in die Gehörgänge der jungen Leute in aller Welt schraubte.

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>>> Inhaltsverzeichnis <<<

Das Vermächtnis des E-Gitarren-Booms in den 50ern und 60ern

Der Beginn von Danelectro 

Innovationen und Versandhaushandel

Danelectro Gitarren

Vinnie Bell

Wer spielt Danelectro?

MCA und das Ende

Danelectro heute

Das Vermächtnis des E-Gitarren-Booms in den 50ern und 60ern

Viele der Firmen, die nach dem E-Gitarren-Boom in den 1950er und 1960er Jahren wieder untergegangen waren, sind in der Zwischenzeit wiederbelebt worden; bei den einen wurde nur der geschichtsträchtige Name verwendet, um Billig-Importe aus dem fernen Osten einfacher auf dem Markt platzieren zu können; bei den anderen geben sich die neuen Macher viel Mühe, respektvoll mit dem Erbe umzugehen, wenn auch die meisten dieser Produkte in Korea, China oder Vietnam gefertigt werden.

Als vorbildliches Beispiel muss hier neben Danelectro auch Hagström erwähnt werden, denn unter diesem Namen und der Schirmherrschaft des ursprünglichen Besitzers ist ein komplettes Programm ins Leben gerufen worden, das nahtlos an die Faszination dieser großen, europäischen Marke anknüpfen kann.

Doch keine dieser alten, ehemals untergegangenen Marken scheint so lebendig zu sein wie die, deren Ruf von Neptune, New Jersey, einst um die ganze Welt ging. Danelectro war damals und ist heute immer noch mit Attributen wie schräg, charakterstark, bunt, innovativ, eigenständig und im besten Sinne billig gleichzusetzen.

(Bild: Dieter Stork)

Also ein Instrument für den Otto Normalverbraucher, schon allein des Preises wegen? Eher wohl nicht, denn heute, im Zeitalter der vielen sehr günstigen Gitarren, reicht es nicht mehr aus, nur günstig zu sein. Danelectro kann dagegen mit dem glänzen, was die meisten der Billig-Importe eben nicht haben: Stil! Und zwar einen eigenen!

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Der Beginn von Danelectro

Nathan Daniel (1912 – 1994) wuchs in der New Yorker Bronx auf. Schon als Jugendlicher faszinierten ihn elektrische Schaltungen, insbesondere die, mit denen man Verstärker bauen konnte. Diese Besessenheit wuchs zu seiner Profession, als er seinen ersten Gitarren-Verstärker gebaut hatte. Er arbeitete damals für Thor’s Bargain Basement, ein Musikladen, der ihm die Bauteile für seine Projekte zur Verfügung stellte.

Im Gegenzug baute Nathan die Verstärker exklusiv für Thor, pro Amp bekam er $ 2. Die Qualität seiner Verstärker, die offener und natürlicher als alles andere klangen, was sich damals auf dem Markt befand, sprach sich schnell unter den Musikern von New York herum. 1933 machte Epiphone ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte, und er begann, Verstärker für diesen wichtigen Hersteller zu bauen.

Mit den ersten Erlösen richtete Nathan sich in der 46. Straße eine Werkstatt ein und gründete seine Firma Daniel Electric Laboratories, in der er weiterhin hauptsächlich für Epiphone Verstärker entwickelte und baute.

Der 2. Weltkrieg legte auch Daniel Electric aufgrund der allgemeinen Materialknappheit lahm, doch gleich nach dem Krieg wurde die Zusammenarbeit mit Epiphone fortgeführt. Diese dauerte aber nur noch knapp ein Jahr; denn als Epiphone von ihm forderte, nur noch exklusiv für sie zu arbeiten, entschloss sich Nathan, sich gänzlich auf eigene Füße zu stellen und nicht nur die Herstellung sondern auch den Verkauf seiner Produkte selbst in die Hand zu nehmen. Das war 1947 – und Danelectro war geboren!

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Innovationen und Versandhaushandel

Nathan Daniels eigener Betrieb war auf Anhieb ein Erfolg. Bereits im ersten Jahr begann die Zusammenarbeit mit den großen Versandhäusern Montgomery Ward und vor allem Sears & Roebuck, vergleichbar mit den deutschen Giganten Neckermann, Quelle und Otto.

Das Versandhausgeschäft boomte in der Nachkriegszeit und war wie geschaffen, auch die neuen, innovativen Errungenschaften rund um die moderne Musik unters Volk zu bringen. Denn es gab kaum Hersteller-Prospekte und natürlich auch noch keine Fachzeitschriften, um auf die neuen Produkte aufmerksam zu machen. Neben Sears und Montgomery Ward arbeitete Danelectro gleichzeitig mit Vertriebsgesellschaften wie Targ & Dinner aus Chicago zusammen, um seine Verstärker – damals baute Danelectro noch keine Instrumente – auch in den üblichen Musikläden anbieten zu können.

Nathan baute praktisch zwei parallel laufende Schienen; zum einen hauptsächlich das Sortiment für Sears & Roebuck, das dort unter deren Markennamen Silvertone angeboten wurde, zum anderen seine eigenen Serien unter dem Danelectro-Banner. In den Anfangstagen entsprachen sich viele Danelectro- und Versandhaus-Produkte, gegen Ende der Fünfzigerjahre und in den Sechzigerjahren, als Sears, sein Hauptabnehmer, andere Hersteller wie Harmony und Kay damit beauftrage, ebenfalls Solidbody-Gitarren für ihr Silvertone-Label zu bauen, kamen die wichtigen neuen Entwicklungen eigentlich nur noch dem eigenen Label Danelectro und später Coral zugute.

Nathan Daniel konnte von Anfang an mit bahnbrechenden Ideen aufwarten. Er war der erste, der 1948 einen Serien-Verstärker mit eingebautem Vibrato-Effekt vorstellte!

Gleichermaßen innovativ, manchmal sogar visionär, waren sein sechssaitiger Gitarrenbass, die 12-saitige E-Gitarre, spektakuläre Doubleneck-Instrumente, die elektrische Sitar, die Hybridgitarre für elektrische und akustische Sounds sowie der Gitarrenkoffer mit eingebautem (Übungs-)Verstärker. Und als Gitarrenbauer setzte er als einziger auf ein billiges Material als „Tonholz“, das ansonsten eher für den Bau von Einbauküchen oder Booten verwendet wurde: ein Hartfaserprodukt namens Masonite.

Hier im Video siehst du eine Danelectro Doubleneck 612 Black Burst: 

Joseph Fisher, 1959 bis 1968 der Chef-Einkäufer von Sears & Roebuck, bestätigte: „Nat war ein Innovator, auch wenn es darum ging, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Zum Beispiel seine Tonabnehmer: Er baute die Spulen in Lippenstift-Hülsen ein, die er von einem Kosmetik-Lieferanten billig beziehen konnte, und schuf damit den billigsten Pickup der Gitarrengeschichte“. Dennoch war Danelectro bzw. Silvertone in den Fünfzigern durchaus noch kein Billig-Hersteller, Sears gab damals sogar den günstigsten Produkten von Nathan Daniel einen anderen Verkaufs-Namen: S. S. Maxwell.

Die preisliche Schere klappte erst dann auf, als die Instrumente der anderen Hersteller im Laufe der Zeit immer teurer wurden, Danelectro seinem Preislevel im Großen und Ganzen aber treu blieb.

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Danelectro Gitarren

Ab 1954 kamen Danelectro-Gitarren ins Spiel. Zum einen für Sears und Montgomery Ward, aber auch für sein eigenes Geschäft wurden nun Solidbodys hergestellt – der Trend der Zukunft, den Leo Fender mit der Telecaster und Gibson mit der Les Paul bereits eingeleitet hatten. Nathan selbst war kein Musiker, sondern „nur“ Elektrotechniker – nicht die einzige Parallele zu Leo Fender, der zu dieser Zeit bereits an der Westküste einige Standards gesetzt hatte, die auch heute noch das Maß fast aller Dinge sind.

Fender wie auch Daniel gingen das Thema E-Gitarre so pragmatisch an, wie es nur ein Außenstehender der Materie konnte. Beide analysierten dieses neue Instrument unter rein konstruktionstechnischen Gesichtspunkten. Einfach, praktisch und laut sollte es sein – letzteres durch die eingebaute Elektronik. Von Nathan Daniel stammt das bemerkenswerte Zitat: „Firmen wie Epiphone und Gibson versuchen, ihre elektrischen Gitarren wie akustische klingen zu lassen. Sie können die elektrische Gitarre wohl nicht als eigenständiges Instrument akzeptieren.“

Die ersten Silvertone- und Danelectro-Solidbodys unterschieden sich noch grundsätzlich von denen, die Nathan Daniel dann ab 1956 baute und mit denen er berühmt werden sollte. So war z. B. der Hals rund um ein stabiles, knapp zwei cm dickes Alu-Rohr aufgebaut, das von der Kopfplatte durch den Korpus bis hin zur Brücke reichte.

Daniel war der Meinung, so auf einen (teuren) Stahlstab verzichten zu können. Der Korpus dieser ersten Instrumente hatte die kleine, sogenannte Peanut-Form und war aus Holz gefertigt, meist aus Pappel, aber auch mal aus Kiefer. Es gab Modelle mit ein oder zwei unter dem Schlagbrett eingebauten und damit unsichtbaren Pickups; Sears bot sie als Silvertone mit rotbraunem Vinyl bezogen an, während die Danelectro helles, Tweed-ähnliches Vinyl bekam.

Waren zwei Pickups an Bord, waren sie in der Kombinationsstellung nicht – wie heute üblich – parallel, sondern seriell verschaltet, was mehr Output und einen druckvolleren, mittigeren Sound brachte. 1956 wurden die Instrumente aus der Taufe gehoben, die heute als die klassischen Danelectro-Instrumente gelten, die der Cund die U-Serie. Die C-Serie hatte nun ein neues Stahlstab-Design: ein Paradebeispiel für Daniels Geschäftsphilosophie, Qualität, Innovation und kostengünstige Herstellung unter einem Hut zusammenzufassen.

Den einstellbaren Stahlstab, den andere Hersteller verwendeten, bezeichnete er als halbherzige Lösung und installierte in seine Hälse von vornherein kräftige, günstig zu beziehende T-Träger aus Metall, die erfolgreich das Verziehen des Halses verhinderten und zudem den Vorteil brachten, dass die Hälse insgesamt dünner gehalten werden konnten und damit einfacher zu spielen waren.

Natürlich musste damals jede Maschine für die Produktion der E-Gitarren selbst konstruiert und teilweise auch selbst gebaut werden. Gerade am Maschinenpark, den Daniel in den Fünfzigern erfand, lässt sich sein Genie und seine Produktionsphilosophie „Qualität zum günstigen Preis“ erkennen. Denn diesen Maschinen stand immer die Idee voran, möglichst einfach möglichst viele Bauteile herstellen oder bearbeiten zu können.

Auch an der Optik der neuen Gitarren war in der Zwischenzeit gearbeitet worden – der nun helle Vinyl-Bezug („ginger“) ergänzte sich prima mit dem bräunlichen Seitenstreifen rund um die Zargen. Außerdem wurden erstmals etliche bunte Custom-Farben angeboten. Die U-Serie mit einem Cutaway war die erste, die die für Danelectro typische Konstruktion aufwies: Auf einem Rahmen aus Pappelholz saßen Decke und Boden aus dem etwa 3 mm starken Masonite, dem billigen, aber soliden Holzfaser-Produkt.

Die Tonabnehmer, bei der ersten Generation der Gitarren noch unter dem Melamin-Schlagbrett verborgen, wurden nun gezeigt; anfangs waren die Spulen mit braunem Vinyl-Klebeband umwickelt, wurden dann später in bräunliche Lippenstift-Hülsen gesteckt, welche man noch etwas später der glänzenden Optik wegen verchromte. Der Lipstick war geboren – der billigste, aber gleichzeitig einer der legendärsten und charaktervollsten Pickups der Geschichte!

Dieser Pickup wurde auch für den ersten Sechssaiter-Gitarrenbass der Gitarrengeschichte verwendet, der im gleichen Jahr die am Bassspiel interessierte Gitarristenschar in Verzückung versetzte.

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Vinnie Bell

1958 lernte Nathan Daniel auf der NAMM-Show den Studiogitarristen Vincent „Vinnie“ Bell kennen – eine Begegnung, aus der nicht nur eine freundschaftliche, sondern auch eine erfolgreiche geschäftliche Beziehung erwuchs. Im gleichen Jahr zog die Firma nach Neptune City, New Jersey, um – und mit dem kreativen Input Vinnie Bells gediehen die Geschäfte prächtig.

Er lieferte die Konzepte und Nathan Daniel und seine Leute setzten sie um. Spektakuläre Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit waren z. B. die Bellzouki, die 12-saitige E-Gitarre, und später (1967) die Coral Electric Sitar, die weltweites Aufsehen erregte, als sie in Hits wie “Green Tambourine” oder “Games People Play” erklang. Genauso interessant versprach die Vincent Bell Combo zu werden, eine Akustik-Gitarre mit einstellbarem Center-Block. Bei verstärktem Spiel über den eingebauten Tonabnehmer verband dieser Block Decke und Rücken und verhinderte somit Resonanzen, die zu Rückkopplungen hätten führen können.

Für unverstärktes, akustisches Spiel konnte der Block jedoch über einen kleinen Hebel wieder gelöst werden. Für diese Gitarre erfand Vinnie Bell die Anordnung der Regler auf der oberen Zarge – ein paar Jahre später sah man die ersten Ovation-Gitarren, die dieses Prinzip zum neuen Standard erhoben.

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Wer spielt Danelectro?

In Neptune, New Jersey, arbeiteten in der Belegschaft, die Mitte der Sechzigerjahre aus immerhin 500 Leuten bestand, viele aktive Musiker, die Daniel wichtige Inputs hinsichtlich der Entwicklung neuer Produkte lieferten. Unter anderen auch die komplette Besetzung der damals regional sehr angesagten Band Jay Shaw and the Jaywalkers.

Deren Bassist Gerry Tallent und Gitarrist Steve van Zandt sollten später zusammen mit einem gewissen Bruce Springsteen in der E-Street-Band aufregende Musik spielen. Natürlich hat jeder bekannte Gitarrist eine Stratocaster, eine Les Paul, selbst Neil Young hat ein paar Telecasters und sogar eine Flying V im Gitarrenhaushalt. Dass aber auch nahezu jeder bekannte Gitarrist Danelectro-Instrumente besitzt, ist bei solch einer Billig & Schräg-Marke eher ungewöhnlich – aber wiederum ein Zeichen dafür, dass diese Instrumente nicht nur interessant aussehen, sondern auch musikalisch gut zu gebrauchen sind.

Die im Folgenden aufgeführten Musiker sind nur die Spitze des Eisbergs, wurden aber alle mit einer Danelectro gesichtet:

  • Jimi Hendrix bekam die einzige Lefthand Electric Sitar, die Danelectro jemals gebaut hat, spielte aber auch eine U-3.
  • David Lindley hat ein gutes Dutzend Coral-Instrumente.
  • Jimmy Page ist vielleicht der berühmteste Dano-Spieler; er spielt auch heute noch das Shorthorn-Modell.
  • Tom Petty und George Harrison spielten in frühen Stadien ihrer Karriere Danelectros und brachten dann später gemeinsam die Danelectro Travelling-Wilburys-Gitarre heraus.
  • Eric Clapton bearbeitete zu seiner Blind-Faith-Zeit eine psychedelisch angemalte Shorthorn.
  • Dave Bronze, seines Zeichens Bassist bei Robin Trower, Procol Harum, Eric Clapton, Dr. Feelgood, Be Sharp, Paul Carrack u. a. spielt mit Vorliebe einen Danelectro Shorthorn Bass.
  • John Entwistle rupfte nicht nur die Roundwound-Saiten (die es damals nur von Danelectro gab) von einem Dano-Bass, um sie auf seinem Bass zu benutzen, sondern spielte auch einen Coral-Bass.

Auch von Bob Dylan, Keith Richards, Elvis Presley, Joe Perry, Billy F. Gibbons und John Fogerty weiß man, dass sie Danelectro-Gitarren benutz(t)en.

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MCA und das Ende

Nathan Daniel verkaufte 1966 seine Firma an den Konzern MCA, der vor allem durch seine Tätigkeit in der Musikszene bekannt geworden ist, er blieb der Firma aber als freier Mitarbeiter erhalten. Zu dieser Zeit verkaufte Danelectro immer noch satte 85 % seiner Produktion an Sears, sodass MCA eine neue Produktreihe unter dem Namen Coral ins Leben rief, um neue Vertriebswege nutzen zu können.

Die meisten der Coral-Instrumente bezogen sich in ihrem Design auf Fender- und Gibson-Gitarren und dürften in dem Bemühen, hier Marktanteile erringen zu wollen, wohl als gescheitert angesehen werden. Viele CoralInstrumente hatten hohle Bodies, die in Japan hergestellt wurden, während die Hälse und die anderen Parts, sowie auch die kompletten Silvertone- und Danelectro-Serien, weiterhin in Neptune gebaut wurden.

1969 jedoch schloss MCA dort endgültig die Tore, der Einfluss der japanischen Instrumente auf dem Markt hatte zu einem Umsatzeinbruch geführt, dem die Firma nichts entgegenzusetzen hatte. Dan Armstrong kaufte einen Großteil des Bestandes auf und brachte unter dem Namen Ampeg einige Instrumente im gewohnten Dano-Design heraus, allerdings mit Humbucker-Bestückung und ohne Markennamen auf der Kopfplatte.

Und was machte Nathan Daniel nach der Firmenschließung? Sein Sohn, Howard Daniel, erzählte mir, dass er sich nach dem Ende von Danelectro von der Arbeit zurückzog und erst einmal das ruhige Leben in New Jersey genoss. Als jedoch seine Frau 1974 starb, gab es nichts mehr, was ihn an der Ostküste mit ihrem unsteten Klima hielt. Er zog um nach Hawaii, wo es Sonne genug gab und Raum für neue Ideen. So fand Daniel schon bald heraus, dass es kein Boot gab, das zwischen den verschiedenen Inseln Hawaiis verkehrte, das schnell und günstig war und das die Passagiere nicht seekrank machte.

So stellte er 1978 ein Konzept für eine Schnellfähre vor, die er Super-Outrigger nannte und in den USA und in 12 anderen Ländern patentieren ließ. Obwohl die von ihm selbst gebauten kleineren Prototypen sehr gut funktionierten und selbst hochrangige Politiker sich oft von ihm und seinem neuartigen Boot von einer Insel zur anderen schippern ließen, gelang es Daniel in den folgenden Jahren nicht, Investoren für die serienmäßige Produktion des Super-Outriggers zu gewinnen.

An Weihnachten 1994 erlitt Nathan Daniel einen Herzinfarkt, an dem er kurz darauf im Alter von 82 Jahren verstarb. Nathan Daniel war ein Konzeptualist, ein Innovator und ein amerikanisches Original, genau wie die vielen Produkte, die seinem Gehirn und Instinkt entsprangen. Howard Daniel erlebte in seiner Jugendzeit seinen Vater nicht als Geschäftsmann, sondern stets als Entwickler und erfindungsreichen Problemlöser.

Er war anscheinend alles andere als ein kühl kalkulierender Geschäftsmann, und seine einzige Marketing-Philosophie bestand darin, ein gutes Produkt zu einem günstigen Preis anbieten zu wollen. Sonst nichts. Um mehr Gewinn zu erzielen, vertraute er eher einer günstigen Massenherstellung als einer Preiserhöhung. Die Vielzahl seiner Erfindungen machen ihn zu einer der großen Figuren der amerikanischen Gitarrengeschichte – wie Ted McCarty, Leo Fender, Fred Gretsch, oder William Schultz, wenn er es auch verpasst hat, die meisten seiner Ideen patentieren zu lassen.

Viele seiner Erfindungen wurden später von großen Firmen kopiert – der sechssaitige Bass, die 12-saitige E-Gitarre, die abgeschirmte Elektronik in Gitarren und Verstärkern, die Neck-Tilt-Einstellmöglichkeit bei Gitarren – um nur einige zu nennen; an andere Erfindungen trauten sich bisher nur kleine Hersteller ran – wie die E-Sitar oder die 31-bündige Guitarlin; andere blieben gänzlich ohne Nachahmer, so wie das Amp-in-Case-Konzept.

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Danelectro heute

Wenn eine Marke fünf Jahre lang nicht genutzt wird, verliert der Inhaber die Rechte an dem Markennamen – und genau das geschah mit Danelectro, als sich MCA vom Gitarrengeschäft zurückgezogen hatte. Dennoch tauchten bis 1979 immer wieder Danelectro-Instrumente auf dem Markt auf, die von Leuten angeboten wurden, die sich beim Ausverkauf der Fabrik Bauteile sichern konnten. Insbesondere ein Mann, dessen Name wir hier leider nicht nennen dürfen, hat auf diese Art und Weise viele Danelectro-Instrumente in Umlauf gebracht.

Ein beliebter Danelectro Bass: Der Danelectro 58 Longhorn Electric Bass:

Er sicherte sich denn auch 1979 die Rechte an dem Namen Danelectro und brachte immer wieder kleine Stückzahlen der altbekannten Instrumente auf den Markt – bis 1995, als die Firma Evets Corp. Interesse an Danelectro zeigte und ihm den Namen und die damit verbundenen Rechte und Patente abkaufte. Unter der Führung von Steve Ridinger hauchte Evets Corp. der alten Marke neues Leben ein – und das ganz im Spirit von Nathan Daniel, der seine helle Freude an den neuen Danelectro-Produkten gehabt hätte. Denn wie seine alten, repräsentieren auch die neuen die Philosophie „great tone, great look, great price“!

Man begann zuerst mit Effektgeräten, die erst einmal durch ihr cooles Sixties-Design auffielen, aber dann auch meist den klanglichen Test bestehen konnten. Der Daddy O.-Overdrive ist bereits ein Klassiker, ebenso erfreut sich das Dan-Echo in der Rockabilly-Gemeinde großer Beliebtheit.

Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten Gitarren und Bässe vom Stapel liefen, nun in Korea und China gebaut, nach der alten Methode mit Masonite-Decken und -Böden sowie Lipstick-Pickups, aber mit kleinen Verbesserungen der Hardware, was die Spielbarkeit und die Einsatzmöglichkeiten auf einen modernen Stand hievte.

Die Danelectro 59 XT Black kostet rund 550 Euro.
Die Danelectro 59 XT Black kostet rund 550 Euro.

Nachdem man im Laufe der Zeit auch eigene Gitarren-Modelle wie z. B. die Hodad im Geist der alten Zeit designed hatte, verfolgt Steve Ridinger nun konsequentere Pläne: „Wir werden viele der alten Danelectro-Modelle neu auflegen, eins nach dem anderen. Die jeweiligen Modelle werden nur ein Jahr lang produziert, um dann Platz für neue zu machen. Das macht die Sache übersichtlich und man hat immer wieder etwas Neues auf dem Markt.

Die Hodad, unser eigenes Modell, hat sich nicht schlecht verkauft, doch die meisten Leute wollen eben die Wiederauflage eines alten, klassischen Modells. Und der Gitarrenkatalog von Nathan Daniel umfasst so viele Modelle, da können wir beruhigt jedes Jahr ein neues wieder auflegen und sind wahrscheinlich noch nicht damit durch, wenn wir in Rente gehen.“

Die Jungs von Andertons Music & Co. nehmen die Gitarren von Danelectro unter die Lupe: 

Die Palette der Effektgeräte wird ebenfalls ständig erweitert und Evets Corp. hat offensichtlich einige helle Köpfe in ihrem Stab, denn so manche dieser Effekte können nicht nur durch abgefahrene Namen und Designs, sondern auch durch sehr gute Sounds glänzen. Das wichtigste Merkmal des neuerlichen Erfolges von Danelectro ist jedoch die Tatsache, dass sie bei Evets Corp. genau wissen, wie man den Geist und den Vibe der alten Marke auch heute noch aufrecht erhält.

So entsprechen alle ihre Produkte konsequent den speziellen Retro-Design- und Sound-Qualitäten, die an Fifties, Sixties, Rock ´n´ Roll, Petticoats, Schmalztolle und an den puren Spaß an der Musik erinnern. Bierernst gilt auch heute nicht, hier twangt immer noch (oder: wieder) die Musik, und coole Gitarren produzieren schräge Sounds mit bunten Effektpedalen! 2017 feierte Danelectro 70-jähriges Bestehen.

Anfang 2018 kam mit dem Danelectro Billionaire Pedal ein neues Effektpedal auf den Markt. Derrell Braun testet die neuen Pedals, darunter auch Pride of Texas (Blues Overdrive) Big Spender (Rotating Speaker) Cash Cow (Distortion) Filthy Rich (Tremolo) und das Billion Dollar Boost (Clean Boost)

Text: Heinz Rebellius

Fotos: Klaus Schmitz, Moe’s Guitars