Der Blues liegt im Prinzip immer im Trend, wenn man ihn ganz puristisch definiert: Als eine Musik von Minderheiten, von Benachteiligten, die ihre Musik als Ventil brauchen – sei es, um diese Missstände anzuprangern, sei es, um sie für ein paar Momente vergessen zu können.
Da Missstände zum Leben dazu gehören zu scheinen, ist der Blues eben immer allgegenwärtig, erscheint aber je nach Zeit in einem anderen Gewand. Ich habe im Folgenden die meiner Meinung nach wichtigsten Sounds des Blues in einer halbwegs chronologischen Reihenfolge aufgezeichnet.
Dabei spielte der historische Stellenwert des jeweiligen Musikers keine Rolle, sondern in erster Linie die Sounds und Spielweisen der Gitarristen, die zu ihren Zeiten innovativ gewesen waren und damit viele, zum Teil auch deutlich erfolgreichere Musiker, beeinflusst haben. Die Blues-Geschichte wurde und wird von schrägen oder tragischen Typen geschrieben.
Die meisten genossen ihr Leben in vollsten Zügen, und viele sind mit diesem Lifestyle nicht sehr weit gekommen, nimmt man das erreichte Alter als Maßstab. Denn wer den Blues lebt, der lebt intensiv. Und so sicher wie die Tatsache, dass nahezu jeder Blues-Musiker einen Spitznamen trägt, ist die Vernunft im Blues ein äußerst selten in Anspruch genommener Ratgeber.
Als Ersatz für die auf dem Blues-Altar geopferte Lebenszeit werden die meisten Protagonisten zumindest durch ihre Kunst unsterblich. Ist dieser Deal vielleicht der, der symbolisch in ‚Crossroads‘, dem Roadmovie, das den Weg zur Seele des Blues beschreibt, thematisiert wurde? Du verkaufst dem Teufel deine Seele, und er gibt dir dafür die musikalische Genialität, die dich für immer untersterblich macht?
Einige grundlegende Blues-Skalen zum Nachspielen und Improvisieren findest du im Blues-Workshop von Peter Fischer!
Kaum eine Musikerfigur ist dermaßen geheimnisumwittert wie dieser Delta-BluesMan, der im Alter von nur 27 Jahren starb – entweder an Syphillis oder als Folge einer heimtückisch in einer Whiskey-Flasche eingefüllten Strychnin-Dosis, verabreicht von einem eifersüchtigen Mitmenschen. Die Größen des Blues und des Rock’n’Roll auf beiden Seiten des Atlantiks zitieren bis heute immer wieder Robert Johnson als ihren ursprünglichsten und wichtigsten Einfluss. Robert Leroy Johnson hat eine Vielzahl von Gitarren gespielt. Aber ausgerechnet die nicht, mit der er meistens assoziiert wird!
Die Gibson L-1 Flattop, die er auf einem der wenigen existierenden Fotos hält, gehörte wahrscheinlich zum Fotostudio, in dem das Shooting stattfand. Oder sie war eine Leihgabe eines befreundeten Musikers. Eine Gibson-Gitarre wäre für Johnson damals schlichtweg viel zu teuer gewesen. Die wenigen Musiker, die ihn zu Lebzeiten kannten, erzählten, dass er normalerweise billige Gitarren von Stella oder Kalamazoo spielte.
Anscheinend hat Johnson bei seinen heute legendären Aufnahmen von 1936 und 1937, in denen in zwei Sessions mit 29 Songs sein musikalisches Vermächtnis aufgenommen worden war, tatsächlich eine Kalamazoo KG-14 gespielt, die damals nicht mehr als $ 12,50 kostete. Kalamazoo war eine Billigmarke, die Gibson in den Zeiten der Depression auf den Markt gebracht hatte.
Dennoch hindert dieses Wissen Gibson nicht daran, die L-1 Flattop, die zwischen 1927 und 1936 gebaut wurde, als Robert-Johnson-Gitarre neu aufzulegen – einmal unter eigenem Namen, aber auch mit dem Label von Valley Arts, einer Marke, die Gibson um das Jahr 2000 herum erworben hat.
Nahezu jeder wichtige Slide-Spieler nennt Elmore James als größte Inspiration. Als James 1951 eine Version des Robert-Johnson-Songs ‚Dust My Broom‘ aufnahm, erschütterte er die Blues-Welt mit seinem aggressiven Slide-Spiel und einem Sound, der nicht nur unter die Haut ging, sondern als einer der bemerkenswertesten überhaupt in die Blues-Geschichte eingehen sollte. 1980 ehrte die Blues-Szene ihn durch die posthume Aufnahme in die Blues Hall of Fame.
Elmore James spielte eine Akustikgitarre von Kay, die er mit einem und manchmal zwei DeArmond-Pickups bestückt hatte. Wichtig für seinen E-Gitarren ähnlichen Sound war vor allem der Rhythm-Chief-Pickup, der zwischen Steg und Schallloch montiert war.
Manchmal setzte er auch eine Kay-E-Gitarre ein, eine hohle Thinline mit einem DeArmond-Pickup. Verstärkt wurden diese Gitarren über Gibson-GA-30- und Magnatone-280-Amps.
Aaron Thibeaux Walker arbeitete als eine Art Assistent für Blind Lemon Jefferson, ein anderer großer Mann des Blues, der ihn mit Gitarrenstunden bezahlte. T-Bone war einer der ersten überhaupt, die auf einer E-Gitarre den Blues spielten und wurde damit zum großen Einfluss für B.B. King, Chuck Berry und auch Jimi Hendrix, der später Walkers gelegentliches Gitarrenspiel mit den Zähnen in seine eigenen Shows integrierte.
https://www.youtube.com/watch?v=V1xvx0UHa0A
Seine spektakulären Sounds erzielte T-Bone Walker mit dicken Vollresonanz-Gibson-Gitarren, darunter die ES250 (1930er bis 50er Jahre), die ES-5 und eine Barney Kessel Signature (1950er bis 1970er Jahre) und zuletzt eine ES-335 (frühe 1970er Jahre). Verstärkt wurde in den alten Tagen mit einem Gibson EH-150, später dann mit einem Fender 4×10“ Bassman.
Dieser Name ist Programm! B.B. King wird immer als einer der ersten genannt werden müssen, wenn es darum geht, die wahren Könige des Blues zu benennen. B.B., der von T-Bone Walker zum Kauf einer E-Gitarre inspiriert wurde, ist der wichtigste der drei Blues-Männer mit dem Namen King. Sein Sound ist groß, rund und warm, sein Spiel weitaus lyrischer als das seiner Kollegen aus dem Mississippi-Delta, und sein Vibrato ein Gedicht.
Ein Ton wiegt hier mehr als eine Tonne Töne anderer Gitarristen. King war nicht nur zweimal verheiratet und ist Vater von 15 Kindern, er spielte in den sechs Dekaden seiner Karriere bisher auch noch mehr als 15.000 Konzerte – und letzteres tut er mit knapp 90 Jahren heute immer noch, und zwar immer mit Lucille! In den frühen 1950ern sah man B.B. King zwar noch mit Fender-Telecaster– und Esquire-Modellen, doch das sollte sich dann ändern, als er eine Gibson ES-355 in die Hand bekam.
Diese Gitarre war später die Basis seines Signature-Modells „Lucille“, bei der auf F-Löcher verzichtet wurde, um die Gefahr von Rückkopplungen zu verringern. Lucille ist außerdem mit der Varitone-Schaltung ausgestattet, einem Sechsfach-Kondensator-Tonschalter.
Kings erste Wahl, was Verstärker angeht, sind Transistor-Amps der amerikanischen Marke Lab-Series, die vom ehemaligen Gibson-Besitzer, dem Norlin-Konzern, auf den Markt gebracht wurde. Der Lab L5, ein 2×12“-Combo, aber auch ein L7-Topteil mit Lab-Boxen, liefern King den Sound, den er mag. Nur im Notfall griff bzw. greift er auf Fender Twin Reverbs zurück.
Erfahre mehr über B.B. King und sein legendäres Gitarrenspiel!
Der Ice Man aus Texas gilt ohne Zweifel als einer der Telecaster-Legenden des Blues. Seine Musik ist von Texas-, Chicago- und Mississippi-Blues-Elementen geprägt, später kamen noch funky Soul-Elemente hinzu und kolorierten seinen Blues mit interessanten Effekten. Mit diesem offenen Stil beeinflusste er viele moderne Blues-Musiker wie Stevie Ray Vaughan oder Gary Moore und wurde, nachdem er etliche Jahre ohne große Anerkennung durch die Lande tourte, in den 80er-Jahren sogar mit Grammy Awards belohnt. Collins Fingerstyle-Spiel ohne Plektrum oder Daumen-Pick prägte seinen speziellen Sound.
https://www.youtube.com/watch?v=339N6hkoqfo
Seine Gitarre, eine Fender Telecaster mit naturfarbenem Esche-Korpus und einem Humbucker am Hals, war dabei immer auf einen offenen F-Moll-Akkord gestimmt und meistens am siebten Bund mit einem Capo versehen. Collins hatte nicht nur einen einzigartigen, eisklaren Ton, sondern er hat vor allem eins etabliert – die spannungsgeladenen, atmenden Pausen zwischen diesen wie Nadelstiche hervorstechenden Töne.
Zur Verstärkung nutzte Albert Collins, der sich auch mal gerne während eines Solos von seinem Roadie geschultert durch den Saal tragen ließ oder in kleinen Clubs draußen auf der Straße weiter spielte, am liebsten den schwersten Fender-Combo aller Zeiten, den Quad Reverb.
Ein Monster mit Fender-Twin-Chassis und einer 4×12“-Bestückung. Seine Amps waren stets bis zum Anschlag aufgerissen, das nötige Stage-Volume wurde an der Gitarre bestimmt. Übrigens eine Art von Sound und Lautstärke-Regelung, die von vielen Bluesern auch heute noch bevorzugt wird. Ausprobieren!
Die Liste der Bands, in denen der englische Vorzeige-Gitarrist seine Spuren hinterließ, ist lang: The Yardbirds, John Mayall & The Bluesbreakers, Cream, Blind Faith, Derek And The Dominos … Dann begann seine bis heute andauernde, sehr erfolgreiche Solo-Karriere, aber auch die Hinwendung zu populäreren Musikformaten. Wobei – immer mal wieder hat sich Slowhand im Laufe seiner Karriere auf das besonnen, was ihm den Platz an der Sonne beschert hat: den Blues. Er, der Robert Johnson als seinen größten Einfluss zitierte, hatte sich schon am Anfang seiner Karriere unsterblich gemacht – als Gitarrist von John Mayall & the Bluesbreakers.
Mit dem 1966 erschienenen Album, das als ‚Beano‘-Album in die Geschichte eingegangen ist, schuf Clapton einen eigenen Gitarren-Sound, der Dutzende anderer Gitarristen beeinflusste und bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren hat. Es war reine Magie, die Clapton mit seiner 1959er Gibson Les Paul und einem Marshall-JTM45-Kofferverstärker, der später den geschichtsträchtigen Namen „Bluesbreaker-Combo“ bekam, entstehen ließ.
Erstmals wurde ein Gitarren-Amp absichtlich bis zum Stehkragen aufgerissen, um einen singenden, verzerrten Sound zu erhalten, der in einzigartiger Wechselwirkung mit der Gibson Les Paul zu einem Wahrzeichen des neuen Blues wurde. Dieser Klang und Claptons einzigartig expressives Spiel markierten damals den Beginn einer neuen Ära, sowohl klanglich als auch musikalisch. Der moderne, weiße Blues war geboren.
Heute spielt Eric Clapton eine Fender Stratocaster mit integriertem Booster und Fender-Tweed-Twin-Verstärker – aber das ist eine andere Geschichte.
Erfahre mehr über Mr Slowhand auf der Eric Clapton Themenseite. Die größten Hits zum Mitjammen findest du in unserem Playalong Shop: Zum Shop
Peter Allan Greenbaum, so sein bürgerlicher Name, ersetzte Eric Clapton bei den Bluesbreakers, als dieser sich anschickte, mit Cream ein anderes Kapitel der Musikgeschichte zu schreiben.
Bis heute gibt es wohl keinen Blues-Gitarristen, der einen ähnlich süßen, gefühlvollen und einfach nur schönen Sound zelebriert wie Green damals bei Johny Mayall und später in seiner eigenen Band Fleetwood Mac. Auch Peter Green spielte eine 1959er Gibson Les Paul, wie alle großen englischen Gitarristen, die vom Erfolg Claptons angestachelt worden waren und es ihm, auch was das Equipment anging, gleichtun wollten.
Verstärkt wurde diese Gitarre, die Green bekanntlich für wenig Geld später Gary Moore verkaufte, über Orange-Tops samt Orange-Boxen und dem externen Orange-Röhren federhall, aber auch gerne mit großen Fender-Dual-Showman-Anlagen. Essentiell wichtig für den Green-Sound war der dünne Out-ofphase-Sound, der zufällig während einer Reparatur durch das Drehen eines der Magneten des Hals-Humbuckers seiner Les Paul entstanden war.
Was soll man über diesen Mann sagen, den viele als den vielleicht besten Gitarristen aller Zeiten bezeichnen? Außer, dass seine Wurzeln tief in der schwarzen Musik und da besonders im Blues geerdet waren.
Klar, Hendrix war einer der ersten Rock-Musiker und auch der Psychedelic-Music nicht abgeneigt, aber sein Blues ist mit der beste, der jemals aufgenommen oder je in Konzerten gespielt wurde. Jimi Hendrix und seine Gitarre, das war Feeling pur, und Blues ist vor allem eins – Feeling. James Marshall Hendrix spielte dann, als er es sich leisten konnte, zeitgenössische Spätsechziger Fender Strats von der Stange – Rechtshänder-Modelle, die er umdrehte und die Saiten entsprechend anders herum aufspannte.
Also nicht wie der große Albert King, der einfach eine Rechtshänder-FlyingV umdrehte und die Saiten so beließ, wie sie waren. Für den Hendrix-Sound ist diese Tatsache, dass es sich um Rechtshänder-Gitarren handelte, essentiell wichtig, meint Roger Mayer, Hendrix’ Gitarrentechniker. Denn da würden die tiefen Saiten nach dem Sattel die langen Strecken zu den Mechaniken zurücklegen, und nicht wie sonst die hohen.
Außerdem hätte die Gitarre auf der Bassseite mehr Korpusausfräsungen, was ebenfalls zu einem anderen Sound-Verhalten als gewohnt beiträgt … Wie auch immer – diese Strat wurde von ein bis zwei Marshall Super Lead 100 und je zwei 4×12“-Marshall-Boxen, die meistens mit Celestions Blue-Alnico-Speakern bestückt waren, auf eine mörderische Bühnenlautstärke hochverstärkt. Genauso legendär wie dieses Besteck sind die Effekte, die Hendrix nutzte: Dallas Arbiter Fuzz Face, Roger Mayer Axis Fuzz, Unicord Uni-Vibe, Roger Mayer Ocatvia und ein Vox Wah.
Spiele Hendrix-Hits mit unseren JAM Playlongs – Anleitung, Sound und Tabs inklusive!
Mehr Infos zu dem Equipment und Sound von Hendrix bekommst du in unserem großen Hendrix Special.
Kaum einer der populären Gitarristen der modernen Rock- und BluesWelt konnte so charaktervoll und elegant mit dem Slide-Rohr umgehen wie Duane Allman, der 1971 im Alter von nur 24 Jahren bei einem Motorradunfall starb.
Sein Vermächtnis sind nicht nur einige Alben seiner eigenen The Allman Brothers Band, sondern auch unvergessliche Beiträge in den Songs anderer Musiker, so wie das von Drogen geschwängerte Slide-Solo in ‚Layla‘ von Derek & the Dominos, hier an der Seite von Eric Clapton, aber auch sein Beitrag in Wilson Picketts ‚Hey Jude‘ – das erste Gitarren-Solo, das ein weißer Gitarrist auf der Aufnahme eines schwarzen Musikers eingespielt hat.
Duane erreichte seinen Trademark-Slide-Sound mit Gibson-Gitarren – einer 1957er Les Paul Goldtop, aber vor allem mit einer 1958er Les Paul Darkburst, Vorbesitzer: Billy Gibbons. Außerdem spielte er häufig eine 1961/62er Gibson SG Standard, die ihm sein Kollege Dickie Betts geschenkt hatte. Meistens nutzte er ein Marshall-Super-Bass50-Topteil und Marshall-Boxen, die mit JBLD-120-Speakern bestückt waren. Genauso wichtig für seinen Sound waren aber auch die Coricidin-Flaschen, die er als Bottleneck benutzte.
Derek Trucks, einer seiner Nachfolger bei den Allman Brothers, hat den Sound und die Technik von Duane Allman mit der Muttermilch aufgesogen und in seinem Geiste auf großartige Weise weiterentwickelt.
Einer der größten, weißen Blues-Gitarristen ist der texanische Albino Johnny Winter, der seit 1968 Erfolge feierte und damals mit $ 600.000 den bis dato größten Vorschuss einer Plattenfirma für die Veröffentlichung eines Albums erhielt.
Seine Karriere war wie die vieler seiner Kollegen von Ups and Downs geprägt, auch ausgelöst durch seine Drogen-Exzesse. Aber er hat viele Mitmusiker dieser alten Zeiten lange überlebt und war immer noch, wenn auch sichtlich gezeichnet, bis gestern on the road. Denn gerade während ich diese Zeilen schreibe, ereilt mich die Nachricht, dass Winter am 16. Juli 2014 in einem Schweizer Hotel gestorben ist …
https://www.youtube.com/watch?v=_mPa_6c87gE
Johnny Winters gitarristisches Markenzeichen war seine 1964er Gibson Firebird V, die riesenhaft an seinem schmächtigen, ausgemergelten Körper hing. Er verstärkte sie durch MusicMan-HD130-Combos, manchmal auch durch Fender Twin Reverbs. Manchmal kam ein MXR Phase 90 zum Einsatz.
In den letzten Jahren setzte er die alte Firebird nur noch für Slide-Songs und Open-Tunings ein; seine Hauptgitarre war eine futuristisch aussehende Erlewine Lazer, eine kleine und leichte Gitarre, die den eher feinen, filigranen Winter-Sound aber klanglich so ähnlich rüber bringt wie seine Firebird.
Natürlich darf in dieser Aufstellung Stevie Ray Vaughan nicht fehlen. Der Texaner, von Koryphäen wie Jimi Hendrix, Otis Rush, Buddy Guy, Albert King und anderen geprägt, beeinflusste selbst Heerscharen von Gitarristen mit seinem explosiven, kraftvollen Stil, der sich aber immer auf den Blues als stetig sprudelnde Quelle stützte – auch wenn seine Ausflüge als Gastmusiker u.a. bei David Bowie (‚China Girl‘) und Jennifer Warnes (‚First We Take Manhattan‘) eindrucksvoll bewiesen, wie der Blues die Pop-Musik veredeln kann.
SRV ist einer der Gitarristen, die immer mit einer Fender Stratocaster in Verbindung gebracht werden. Insbesondere seine „No. 1“, eine Gitarre mit einem 1962er Hals, einem 1963er Korpus und vermutlich 1959er Pickups, ist zur Flagge des Texas-Blues-Rock stilisiert geworden. Zum SRV-Sound gehört neben seiner Strat, die mit hoher Saitenlagen, extrem großen Bünden und einer um einen Halbton tieferen Stimmung schon allein Klang prägend war, diverse Fender Combos wie z.B. zwei Vibro Verbs mit je einem 15“-Lautsprecher.
Dieses Duo ergänzte er später mit zwei Super Reverbs mit je 4×10“-Bestückung. Noch später kamen ein oder zwei Dumble-Verstärker hinzu und ein Fender Vibratone mit einem rotierenden Lautsprecher. Verzerrt wurde mit diversen Versionen des Ibanez Tube Screamers (TS-808, TS-9). Außerdem ließ Stevie sich vom Hendrix-Sound inspirieren und setzte ebenfalls ein Dallas Arbiter FuzzFace, ein Univibe und ein Octavia ein.
Hol Dir die Playalong-Versionen der größten Stevie Ray Vaughan Klassiker!
Blues lebt in seiner jeweiligen Zeit, wird von ihr beeinflusst, und wirkt zurück. John Anthony Gillis, besser bekannt als Jack White, der mit The White Stripes sehr erfolgreich wurde, ist unter diesen Aspekten ebenfalls ein Bluesman, auch wenn sein Ansatz ein ganz anderer ist als z.B. der seines Zeitgenossen Joe Bonamassa.
Joe sieht sich weit mehr in der Tradition der großen, weißen Blues-Gitarristen, während Jack musikalisch seinen eigenen Blues zu fahren scheint. Denn Whites Blues ist ein anderer als der, den wir viele Jahre gehört haben.
Aber er ist, wenn wir genau zuhören, dem eines Robert Johnson gar nicht so unähnlich. Geschichten werden hier erzählt, Geschichten von merkwürdigen Randgestalten, von übersinnlichen Ereignissen, von Voodoo, Besessenheiten und Leidenschaften. Schließt sich hier etwa auf wunderbare Weise ein Kreis?
Die Musik des Jack White ist roh, auf das Notwendigste reduziert und sehr intensiv. Und hinterlässt ihre Spuren. Schon heute beeinflusst White eine Vielzahl anderer erfolgreicher Musiker wie z.B. The Black Keys, die ähnlich innovativ den Blues spielen. Jack Whites Sound ist eine Sache für sich …
Er spielt neben einigen etablierten Gitarren wie einer 1968er Fender Bigsby Telecaster und einer neueren Gretsch White Penguin vor allem billige Trash-Instrumente wie die 1964er JB Hutton Montgomery Airline, eine Harmony Rocket, eine Kay Archtop u.a. Verstärkt wird gerne über Fender Twin Reverbs und Sears-Silvertone-6×10“-Combos, und Whites Effektboard beheimatet einen kruden Vintage/ Moderne-Mix: MXR Micro Amp, DigiTech Whammy IV, EHX Big Muff, EHX Holy Grail Nano, EHX Bassballs Nano, EHX POG, Boss CS-3, Voodoo Lab Tremolo, Z.Vex Wolly Mammooth und einiges andere mehr. Der Blues lebt!
Text: Heinz Rebellius
Du möchtest Blues Gitarre spielen lernen? Kein Problem: Peter Fischer zeigt dir die wichtigsten Blues Basics:
Oder warum nicht gleich vom Meister Joe Bonamassa höchstpersönlich lernen: