B.B. King wurde am 16. September 1925 auf einer Baumwollplantage in Mississippi geboren. Beruflich startete er als Erntehelfer. Als Teenager wurde Riley King – wie der Gitarrist mit bürgerlichem Namen hieß – dann Kneipen-Musiker, spielte ab 1949 diverse Singles ein und trotzte dem aufkommenden Rock & Roll mit urbanem Blues für ein überwiegend dunkelhäutiges Publikum.
Weit über 20 Longplayer-Alben plus diverse Compilations hatte B.B. King alleine seit 1957 veröffentlicht, darunter Klassiker wie ,Live At The Regal‘ (1965) und ,Live In Cook County Jail‘ (1971), als sich ein neuer Weg andeutete: Neben der Konkurrenz vom weißen Rock & Roll und der Rock- Szene der 60er-Jahre, raubte ihm auch die Bürgerrechtsbewegung viele Fans: Junge Afroamerikaner wollten keinen „Blues unterdrückter Sklaven“ mehr hören, sie konvertierten zu Funk, Soul und anderer Black Music.
Dafür kamen immer mehr weiße Kids zu den Blues-Konzerten von B.B. King, nicht zuletzt angeregt durch ein paar prominente Fans aus England: Eric Clapton, John Mayall, die Rolling Stones, Them, Jimi Hendrix, Brian Auger u.a. hatten im London der späten 60er-Jahre Begeisterung für die afroamerikanische Musik ausgelöst. Weitere Blues-Booms wurden dann durch Stevie Ray Vaughan Anfang der 80er-Jahre und durch Gary Moores Album ,Still Got The Blues‘, erschienen im Sommer 1990, ausgelöst.
Blues-Legenden unter sich: B.B. King 1987 in Los Angeles zusammen mit Albert King, Stevie Ray Vaughan, Eric Clapton und anderen Blues-Gitarristen auf einer Bühne:
B.B. King war immer unterwegs, mal in kleineren Hallen, mal in den größten. Ich habe B.B. King ein paar Mal live gesehen, zuerst 1979 in München auf einem großen Jazz-Festival in der Olympiahalle. Da spielte in dieser Nacht auch noch Muddy Waters – mit seinem damaligen Produzenten, dem Gitarristen Johnny Winter als Special Guest seiner Band. Unglaublich!
Was für ein cooler Auftritt: Der King spielt Blues Boys 1993 in Montreaux:
https://www.youtube.com/watch?v=S1upbgyd9lo
Diverse Nr.-1-Hits, unzählige Album-Veröffentlichungen, Tourneen durch die ganze Welt und Auszeichnungen ehren ihn als herausragende Persönlichkeit: King gehört zur Hall Of Fame, bekam den Polar Music Prize verliehen und erhielt 2006 mit der Presidential Medal Of Freedom die höchste zivile Auszeichnung der USA. Dass B.B. King aber ebenso schwierige Zeiten – wirtschaftlich wie privat – durchzustehen hatte, verschwieg der freundliche Musiker nicht.
Der Tod von B.B. King am 14. Mai 2015 erschütterte die Musikwelt. Einige Tage zuvor war zu lesen, dass der gesundheitlich angeschlagene Riley B. King, 89 Jahre alt und immer noch nicht wirklich im Ruhestand, in ein Hospiz umgezogen sei. Das klang nicht gut.
US-Medien berichteten, King sei zwischenzeitlich wegen Dehydrierung in ein Krankenhaus in Las Vegas eingeliefert worden. Sein Anwalt Brent Bryson teilte der Agentur The Associated Press dann mit, dass B.B. King kurz darauf starb, zu Hause, im Schlaf, um 9:40 p.m. PDT – am Donnerstag den 14. Mai 2015 – bei uns war es also schon Freitagmorgen.
Im folgenden Video seht und hört ihr noch einmal B.B. Kings großen Hit “The Thrill is Gone” live.
Autor: Lothar Trampert
Ende 1992 war B.B. King dann mal wieder in Deutschland auf Tour, und ich war schon lange nicht mehr Schüler sondern beruflich für Gitarre & Bass unterwegs. Zum vereinbarten halbstündigen Interview kam es dann aber nicht, es gab Zeitprobleme, und so legte die zuständige Plattenfirma einfach drei Interview-Termine zusammen – auf eine Viertelstunde, in der Kings Band schon auf der Bühne stand und das Publikum anheizte. Ich saß ihm immerhin gegenüber, mit zwei Kollegen, die seine Lieblingskochrezepte und die Namen seiner Kinder erfahren wollten.
Als B.B. Kings Bandleader dann im Hintergrund zu hören war und lautstark mit „… Mister Beee Kiiinnng!!!“ vor der riffenden Band den Meister ankündigte, drückte der jedem von uns einen kleinen Gitarren- Anstecker in die Hand und spazierte auf die Bühne um seinen Haupt-Job zu machen. Respekt! Ein Jahr später kam King wieder auf Tour, und das Management erinnerte sich an mein mehr oder weniger ausgefallenes Interview. Ich bekam 45 Minuten, alleine mit der Legende.
Mit einem sehr höflichen, netten älteren Herrn, der dieses Interview genau so gut machen wollte, wie jeden seiner anderen Jobs der vier vorangegangenen Dekaden. Ich bekam Antworten auf alle Fragen, ein nettes Gespräch, das gleichzeitig ein unvergessliches Erlebnis wurde – und zum Schluss gab’s noch mal gleich zwei von diesen kleinen Gitarren-Ansteckern. Die habe ich mir jetzt noch mal angesehen. Thank you, Mr. King!
Es ist deshalb eine so besondere Musikrichtung, weil sie nicht jeder spielen kann. Ich habe schon oft Menschen sagen hören, dass Blues eine simple Musik sei. Aber ich denke, dass eine Menge Blues-Künstler nicht simpel sind. Ich bin sicherlich einer von den eher einfachen Leuten. Aber diese Menschen behaupten, dass Blues sehr einfach zu spielen ist … Ich will mal ein kurzes Beispiel geben: Ein Flugzeug zu fliegen ist auch sehr einfach – nämlich für diejenigen, die ein Flugzeug fliegen können.
Aber für Menschen, die dies nur theoretisch gerne machen würden, ist es nun einmal alles andere als einfach. Und ich denke, dass es sich bei dieser Art Musik genauso verhält: Es ist überhaupt nicht einfach, sie zu spielen, auch wenn das für die Kritiker so klingen mag. Ich denke, dass Blues im Grunde genommen genauso wie jede andere Musikform ist. Ich habe niemals ein Konservatorium besucht, um Blues spielen zu lernen, aber ich kenne ihn genauso gut wie meine Muttersprache. Man hat in der Musik überhaupt nur zwölf Töne zur Verfügung, also spielen wir letztendlich alle mehr oder weniger die gleichen Noten, die auch große Musiker spielen … Sorry, jetzt habe ich meine Antwort vergessen.
Zwei Gitarristen mit Blues im Blut: B.B. King und Buddy Guy:
Es ist in etwa so, wie wenn ich mit dir spreche: Ich möchte, dass du verstehst, was ich sage. Deswegen brauche ich etwas Zeit. Ich zögere nicht, mich dir gegenüber verständlich zu machen. Jeder Musiker, egal welches Instrument er auch spielen mag, versucht nichts anderes. Wir hätten niemanden, dem wir etwas vorspielen könnten, wenn wir es gar nicht erst versuchen würden, dass uns die Zuhörer verstehen. Welcher Musiker, der genauso gut spielen kann wie ich beziehungsweise ich genauso gut wie er, würde mir zuhören, wenn er nicht gerne wissen würde, was ich ausdrücken möchte? Es geht um die Geschichte, die man seinem Publikum mit der Musik erzählt.
Nein, nein. Ich glaube, dass niemand überhaupt irgendeine Musikrichtung vollständig versteht. Aber vielleicht versteht er einen Teil davon … Jeder findet irgendwann im Leben eine Musikrichtung, die ihm besonders gefällt. Niemand mag sämtliche Musikrichtungen auf einmal. Und wenn ich hier sitze und mit dir spreche, dann höre ich dennoch ständig Musik in meinem Kopf.
Ich entdecke irgendetwas, das mich inspiriert. Ich höre oft Menschen sagen: „Mich interessiert Musik überhaupt nicht.“ Aber wenn sie dann Musik hören, siehst du, wie sie plötzlich anfangen mit dem Fuß zu wippen. Das zeigt, dass Menschen etwas in sich drin tragen, das sie auf Musik emotional reagieren lässt.
Ich habe mal einen berühmten Bandleader sagen hören: „Oftmals kümmern sich die Leute überhaupt nicht um das, was du als Musiker da gerade machst. Und du fühlst dich dadurch etwas allein gelassen. Aber wenn du die Zuschauer anschaust und siehst dabei nur einen Menschen mit dem Fuß wippen, dann spielst du den Rest des Abends ausschließlich für ihn, denn ihn interessiert das, was du da gerade machst.“
Ich persönlich denke, dass Beethoven, Brahms und viele der klassischen Musiker ja auch bis heute ihre Bedeutung behalten haben. Warum soll es dem Blues also anders gehen? Menschen mögen gute Musik, deshalb lieben sie auch den Blues. Also weshalb sollte er in Vergessenheit geraten?
Auch U2 standen mit dem King auf der Bühne – für ihren gemeinsamen Hit “When Love Comes To Town”:
Meine Antwort lautet: Nein. Ich persönlich denke, dass man den Blues genauso lernt wie alles andere im Leben. Aber wenn du Pavarotti fragst, wie er singt, oder einen der anderen vielen tollen Menschen erklären lässt, wie sie spielen …. (macht eine kurze Pause) … Du lernst in einem Konservatorium viele Dinge, aber nicht, wie man sich selbst treu bleibt. Das lernt man nur im Laufe der Zeit. Du lernst, du selbst zu sein …
Nun, im Jahre 1949, also noch vor deiner Geburt, spielte ich in Arkansas. Ich spielte dort sehr oft, und zwar immer dann, wenn ich nirgendwo anders einen Gig bekam. Man spielte in diesen Läden auf Eintritt, das heißt, man bekam keinerlei feste Gage, sondern nur das Geld, das die Besucher für die Show bezahlten. Also hoffte man natürlich, dass möglichst viele Zuschauer kommen. In diesen Clubs war es meist klirrendkalt, es stand nur ein provisorischer Ofen, eine Blechtonne für Abfall, mitten im Club, der mit Kerosin befeuert wurde …
Zwei Typen fingen an, um eine junge Frau zu rangeln. Der eine zog dem anderen eine drüber, so dass er über den Ofen fiel und das brennende Kerosin wie ein kleiner Fluss auf dem Boden lief. Natürlich versuchten alle, so schnell wie möglich raus zu kommen. Ich war einer von ihnen, die die Flucht ergriffen. Als ich draußen war, fiel mir ein, dass ich meine Gitarre drinnen vergessen hatte. Also musste ich wieder rein und meine Gitarre finden. Ich fand sie tatsächlich und nahm sie mit nach draußen. Am nächsten Morgen hörten wir, dass diese beiden Typen sich um ein Mädchen namens Lucille geprügelt hatten, das in diesem Club arbeitete. Ich habe diese Frau nie getroffen, aber ich habe meine Gitarre nach ihr benannt, um mich daran zu erinnern, so etwas nie wieder zu tun. Und Gott sei Dank ist so etwas ja auch nie wieder passiert.
In dem Video erzählt B. B. King die legendäre Geschichte, wie er seine Gitarre vor dem Feuer gerettet und sie anschließend Lucille getauft hatte:
Insgesamt 16. Wann immer eine meiner Gitarren repariert werden musste, schickte ich sie zu Gibson, um sie wiederherstellen zu lassen. Wie mit einem Auto, das in die Werkstatt geht, wenn etwas defekt ist. Gibson schickten mir jedes Mal eine Ersatzgitarre für die Übergangszeit, mit der ich dann spielen konnte. Und immer dann, wenn meine Hauptgitarre repariert und an mich zurückgeschickt wurde, stellte ich das Ersatzmodell zu meiner Sammlung und vergaß völlig, sie zurück zu senden. (grinst) Verstehst du? Ja, und deswegen besitze ich heute so viele Lucilles. Ich weiß nicht einmal, ob Gibson sie überhaupt vermisst haben, vielleicht hätten sie mir sowieso angeboten, die Gitarren zu behalten.
Jedes Publikum ist anders. Man könnte zwei direkt aufeinander folgende Shows an einem Abend spielen und doch wären sie grundverschieden. Ich denke, dass dies typisch für mich ist. Manchmal kommen Menschen zu ihrer ersten B.B.-King-Show und sie gefällt ihnen nicht, aber schon bei der zweiten Show sagen sie (verstellt die Stimme): „Oh, that was nice!“
Ich habe ihn niemals getroffen. Allerdings habe ich viel über ihn gelesen, denn wie ich schon sagte: Ich liebe Geschichte. Ich habe viel über ihn gelesen, aber als Jugendlicher war ich dermaßen mit dem Gitarrespielen beschäftigt, dass ich sicherlich auch etwas gedankenlos war. Ich habe ja nicht einmal die Highschool beendet.
Erst jetzt habe ich die Chance, so viel mehr zu lernen als ich bislang wusste, auch über meine eigene Tätigkeit. Denn jetzt existiert dieses Museum und darin arbeiten sehr gut ausgebildete Angestellte. Ich bin natürlich sehr froh darüber, es noch erleben zu dürfen, dass mir zu Ehren ein Museum eröffnet wurde. Viele der ganz großen Musiker haben erst nach ihrem Tod ein Museum gewidmet bekommen. Damit will ich jetzt aber nicht etwa behaupten, dass ich einer von den größten Musikern der Geschichte bin.
Ich glaube, dass seine Wahl für die Delta-Bevölkerung die gleiche Bedeutung wie für alle Menschen der Vereinigten Staaten von Amerika hat: Er war einfach der beste Mann für diesen Job und ich habe ihn gewählt. Außerdem fand ich es sehr positiv, dass Hillary Clinton die Vizepräsidentin wurde.
Ich habe mich sehr gefreut, dass in Amerika zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein Farbiger zum Präsidenten gewählt wurde. Aber ich habe ihn nicht gewählt, weil er schwarz ist, sondern weil ich finde, dass er der Beste ist, den wir bekommen konnten. Ich habe in meinem Leben viele Präsidenten erlebt, einige davon fand ich sehr gut, andere dagegen sehr schlecht. Und ich glaube, dass es da keinen Unterschied gemacht hätte, ob sie schwarz oder weiß waren. Es kommt darauf an, was sie geleistet haben. Wenn sie gut waren, dann mochte ich sie. Und wenn sie lausig gearbeitet haben, dann ging es mir genauso, wie es dir gehen würde. Je älter ich werde, um so mehr interessiere ich mich für Geschichte.
Interview: Matthias Mineur 2009
1956 | Singin’ the Blues |
1958 | The Blues |
1959 | B.B. King Wails |
Sings Spirituals | |
1960 | The Great B. B. King |
King of the Blues | |
1961 | My Kind of Blues |
More B.B. King | |
1962 | Twist With B.B. King |
Easy Listening Blues | |
Blues in My Heart | |
1963 | B.B. King |
Mr. Blues | |
1966 | Confessin’ the Blues |
1968 | Blues on Top of Blues |
Lucille | |
1969 | Live & Well |
Completely Well | |
1970 | Indianola Mississippi Seeds |
1971 | B.B. King in London |
1972 | L.A. Midnight |
Guess Who | |
1973 | To Know You Is to Love You |
1974 | Friends |
1975 | Lucille Talks Back |
1977 | King Size |
1978 | Midnight Believer |
1979 | Take It Home |
1981 | There Must Be a Better World Somewhere |
1982 | Love Me Tender |
1983 | Blues ‘N’ Jazz |
1984 | Better Than Ever |
1985 | Six Silver Strings |
1986 | Ambassador Of The Blues |
1987 | You Done Lost Your Good Thing Now |
1988 | King of the Blues: 1989 |
1991 | There Is Always One More Time |
1993 | Blues Summit |
1995 | Lucille & Friends |
1997 | Deuces Wild |
1998 | Blues on the Bayou |
1999 | Let the Good Times Roll |
2000 | Riding with the King |
Makin’ Love Is Good for You | |
2001 | A Christmas Celebration of Hope – 20th Century Masters – The Christmas Collection: The Best of B.B. King (2003) |
2003 | Reflections |
2005 | B.B. King & Friends: 80 |
2008 | One Kind Favor |
1965 | Live at the Regal |
1967 | The Kings’ Jam (Live Bootleg) (with Jimi Hendrix Live from the Generation Club, NY) |
1970 | The Incredible Soul of B.B. King |
1971 | Live in Cook County Jail |
1974 | B.B. King and Bobby Bland Together for the First Time… Live |
1976 | Bobby Bland and B.B. King Together Again…Live |
1980 | Now Appearing at Ole Miss |
1982 | Royal Jam |
1990 | Live at San Quentin |
1991 | Live at the Apollo |
1999 | Live in Japan |
2007 | Forever Gold: B.B. King Live |
2008 | Live at the BBC |