Die texanische Blues-Band ZZ Top gab am Mittwochabend auf ihrer Facebook-Seite bekannt, dass ihr Bassist Dusty Hill verstorben ist:
“Wir sind traurig über die Nachricht, dass unser Compadre Dusty Hill heute zu Hause in Houston, Texas, im Schlaf verstorben ist. Wir und Legionen von ZZ Top-Fans auf der ganzen Welt werden deine unerschütterliche Präsenz, deine gute Art und dein beständiges Engagement vermissen, dem ‘Top’ diesen monumentalen Boden zu bereiten. Wir werden für immer im “Blues Shuffle in C” verbunden sein.
Wir werden dich sehr vermissen, Amigo.”
Frank & Billy
Dem können wir uns nur anschließen.
UPDATE – Dusty Hills Ehefrau teilt ein bewegendes Statement zum überraschenden Tod ihres Mannes:
Hier unser letztes Interview mit Dusty, das G&B-Autor Matthias Mineur 2009 mit ihm geführt hat:
(Bild: Matthias Mineur)
Dusty Hill über seine Bass-Sammlung und sein Equipment
Wie bescheiden und unkompliziert Superstars sein können, dafür sind die Texaner ZZ Top das perfekte Paradebeispiel. Auf der Bühne Show-Giganten, erweisen sich die Musiker Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard hinter den Kulissen als leise, freundliche, ja höfliche Zeitgenossen.
Auch wenn es im Vorfeld unseres Treffens einige Irritationen über Absprachen und Zusagen gab – mehr dazu im ausführlichen Interview mit Gitarrist Gibbons – entwickelt sich die Audienz bei den Blues-Rock-Päpsten im Rahmen ihrer Show in der Mainzer Zitadelle dann sehr schnell zu einem sehr angenehmen und konstruktiven Ereignis.
Zu unserem Interview im Catering-Bereich erscheint Bassist Joe Michael Hill, besser bekannt als Dusty, in Jogginghose und Hausschuhen, schlurft gemütlich zum Getränkeautomaten, bietet mir ebenfalls einen Kaffee an und setzt sich in aller Ruhe an einen Tisch am Fenster, um sich den Fragen zu stellen. Seine Antworten haben allesamt einen freundlichen Grundton, Stargehabe oder gar Arroganz kennt der 60jährige Musiker nicht.
Für Dusty Hill hat sich seine Sicht auf die Welt trotz der immensen Erfolge von Topsellern wie ,Eliminator‘ (1983) oder ,Afterburner‘ (1985) nie geändert: Auch anno 2009 ist er im Grunde genommen immer noch der puristische Blues-Musiker, der am liebsten sein Instrument in der Hand hält und bevorzugt Töne statt Worte für sich sprechen lässt.
Auch zu seiner Crew, die ihn tagtäglich umgibt, pflegt der Mann ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis, was in diesem rauen und überaus anstrengenden Business keine Selbstverständlichkeit ist.
Hier nun das Gespräch mit einem Musiker, dem jedwede Allüren scheinbar gänzlich fremd sind.
INTERVIEW
Dusty, wie bist du in den 60er-Jahren eigentlich zur Musik gekommen, und wie hast du damals zum Bass gefunden?
Mein drei Jahre älterer Bruder Rocky und ich haben schon sehr früh zusammen Musik gemacht. Ich bekam zu Weihnachten eine Gitarre geschenkt, die ich aber meinem Bruder gab, damit er mich auf seinem Fahrrad fahren ließ. Damals war ich gerade erst acht, Rocky lernte also Gitarre spielen und ich begann dazu zu singen. Meine Mutter arbeitete in einem Café, einer ziemlich heruntergekommenen Spelunke in einer üblen Gegend, aber wir lebten und spielten dort und wuchsen in dieser Umgebung auf. Als ich dreizehn war, bekam ich meinen ersten Bass.
Mein Bruder hatte also eine Gitarre, ich sang und wir kannten einen Schlagzeuger, der mit uns spielte. Damit war klar, dass wir einen Bassisten brauchen. Und da ich ja sowieso schon sang und die Hände noch frei hatte, wurde ich eben Bassist. Mein Bruder, der übrigens im vergangenen Monat gestorben ist, war ein wirklich guter Gitarrist. Rocky und ich spielten in einer Menge unterschiedlicher Bands, in einigen von ihnen war Frank (Beard, der ZZ-Top-Drummer) bereits unser Schlagzeuger, viele Jahre, bevor sich ZZ Top zusammenfanden. Insofern kannte ich Frank bereits lange vor Billy.
Kannst du dich an deinen allerersten Bass erinnern?
Oh ja, es war ein Kay-Bass, ein ziemlich billiges Teil aus irgendeinem Kaufhaus, mit einem riesigen, richtig dicken Hals. Aber etwas anderes konnte ich mir damals nicht leisten. Nach ungefähr einem Jahr tauschte ich ihn gegen einen Gibson-Bass, der eigentlich viel zu teuer für mich war. Ich blieb Gibson lange Jahre treu, bis eines Tages ein Typ meinte: „Ah ja, du spielst also Gibson, weil deine Hände für Fender zu klein sind.“ Ich war natürlich schwer beleidigt, also besorgte ich mir einen Fender-Bass, den ich dann viele weitere Jahre spielte.
War der E-Bass von Anfang an deine große Liebe?
Ja, nachdem ich aus den genannten Gründen dann erst einmal Bass gespielt hatte, liebte ich dieses Instrument innig. Ich spielte so oft es irgendwie ging mit möglichst vielen unterschiedlichen Musikern. Mit 14 oder 15 spielte ich sogar mal mit Freddy King, der mir ein paar tolle Sachen zeigte.
Hattest du jemals Unterricht oder irgendeine Form von Ausbildung?
Nein, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Ich sang, ich spielte Bass und ich hörte genau zu, was andere Musiker machten. In Dallas gab es damals viele Bands und reichlich Clubs, in denen man spielen konnte. Und jeden Abend kamen andere Musiker dazu und jammten mit den Gruppen. Das tat ich auch, es war eine Art Feuerprobe: Wenn man schlecht spielte, war man ganz schnell wieder draußen. Also lernte man schnell, um dabei sein zu können.
Das brachte mich natürlich einen gewaltigen Schritt vorwärts. Ich mochte diese Umgebung, ich war gern dabei und genoss diese spontanen Sessions. Immer wenn ich den Bass in die Hand nehmen konnte, war ich glücklich. Viele Bassisten haben ja zu Anfang Gitarre gespielt – ich nicht. Ich kann zwar mittlerweile ein wenig Gitarre spielen, aber das ist nicht erwähnenswert.
Und die Musik, die du in jungen Jahren gespielt hast, war von Beginn an diese Mischung aus Blues und Rock, die ihr dann später mit ZZ Top perfektioniert habt?
Zu Anfang spielte ich Stücke von Elvis und Little Richard … Interessanterweise liebte auch meine Mutter den Blues. Nicht etwa mein Vater, wie man hätte vermuten können, sondern meine Mutter. Das war sehr ungewöhnlich, durch sie gab es einige Blues-Scheiben in unserem Haus, wie etwa von Howlin’ Wolf. Ich dachte damals, dass jeder in Amerika diese Platten hatte, aber das war natürlich ein Irrtum. Ich konnte also zu Hause all diese wunderbaren Sachen hören, übrigens auch im Radio. Viele Jahre später haben wir mal ein Stück namens ,Heard It On The X‘ geschrieben. Das bezog sich auf den mexikanischen Sender XER , den man an der amerikanischen Grenze zu Mexiko hören konnte. Hier entdeckte ich viele tolle Songs.
Tagsüber liefen dort vor allem Country-Shows, aber nachts wechselten sie zum Blues. Später, als ZZ Top bereits lange existierten, stellten Billy, Frank und ich zufällig fest, dass wir alle in unseren jungen Jahren getrennt voneinander diesen Sender gehört hatten. Insofern hatten wir von Beginn an viele Gemeinsamkeiten. Und wie schon gesagt: Ich spielte mit Freddy King, mit Jimmy Reed sowie mit vielen örtlichen Blues-Musikern.
Damals war ich noch hellblond, alle anderen dagegen waren dunkelhäutig (lacht). Aber sie halfen mir, den Blues zu verstehen und ihn zu spielen. Ich war eigentlich ein Rock-Fan, aber ich stellte fest, dass Rock und Blues perfekt zusammenpassen. Als dann Cream auf der Bildfläche erschienen und Blues auf ein Rock-Fundament stellten, wusste ich: Das ist mein Ding! An so etwas hatte ich auch immer schon gedacht!
Wusstest du von klein auf, dass du später Profimusiker werden wolltest?
Irgendwie war es wohl vorherbestimmt. Ich war kein besonders guter Schüler und beschäftigte mich eigentlich den ganzen Tag über nur mit Musik. Ich schwänzte häufig den Unterricht und spielte stattdessen Bass. Ich weiß, dass dies für viele Menschen eher negativ ausgeht, aber ich verließ die Schule, um nur noch Musik zu machen.
Wie alt warst du zu dieser Zeit?
Etwa 15 oder 16.
Gab es da keinen Ärger daheim?
Meine Eltern waren nicht sonderlich überrascht. Meine Mutter war selbst Sängerin, sie konnte also verstehen, warum ich den ganzen Tag Musik machen wollte. Mein Bruder und ich hatten unterschiedliche Bands und reisten mit ihnen viel in der Gegend herum. Hin und wieder musste ich mal jobben, um etwas Geld für einen neuen Bass zusätzlich zu verdienen, aber immer, wenn ich die Kohle zusammen hatte, kündigte ich sofort wieder. Letztendlich habe ich nie etwas anderes gemacht als Musik. Ich habe ehrlich gesagt auch nie über eine Alternative nachgedacht.
Auch später nie?
Nein, niemals. Ich spiele Bass, ich mache Musik, etwas anderes kann und will ich mir nicht vorstellen.
Gibt es eine Art roten Faden in deinem Spiel, der sich durch all die Jahre, durch die vielen Erfahrungen und Erfolge zieht? Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Entwicklung, die du als Bassist durchlebt hast?
Ich denke, ein wichtiges Kriterium für mein Spiel war immer schon, dass ich mit den Fingern spiele und nicht mit einem Plektrum. Dadurch entstand ein bestimmter Ton, eine bestimmte Technik, die ich mir aneignete, um wirklich rau und authentisch zu klingen.
Hast du es nie mit einem Plektrum versucht?
Doch, das habe ich, aber es gefiel mir nicht. Ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis: Ich habe immer ein Plektrum in der Hosentasche(lacht). Aber mir gefiel der Sound nie, deshalb spielte ich lieber mit den Fingern, übrigens mit allen zehn. Alle fünf Finger der rechten Hand zum anschlagen, und alle fünf Finger der linken Hand zum greifen.
Es entwickelte sich ein bestimmtes Feeling, also war es dringend an der Zeit, eine dafür geeignete Band zu finden. Ich hoffe, dass ich im Laufe der Jahre einiges gelernt habe, was sich wohl nicht vermeiden lässt (grinst).
Man bekommt Kenntnisse von Skalen, Akkorden, Läufen, so etwas entwickelt sich von ganz allein. Aber die physikalischen Voraussetzungen für mein Spiel und auch der Ton existierten schon sehr früh und haben sich bis heute nicht verändert.
Würdest du sagen, dass dein Sound und dein Feeling besonders großen Einfluss auf das Songwriting bei ZZ Top hatte? Oder war es eher umgekehrt: Die Art, in der ZZ Top ihre Songs arrangieren, hatte Einfluss auf dein Bass-Spiel?
Das kann man nicht voneinander trennen, es beeinflusst sich gegenseitig. Weißt du: Für mich hat ein Bass besonders in einem Trio eine ganz wichtige Funktion, er bildet die Brücke zwischen Gitarre und Schlagzeug. Ich spiele viele Sachen synchron zu Billy, aber ebenso viele meiner Parts orientieren sich an Frank und seinem Schlagzeug. Wenn also ein neuer Song geschrieben wird, finde ich heraus, was er hinsichtlich des Basses braucht.
Ich probiere ein paar Sachen aus und finde so den besten Bass-Part für diese Nummer. Das funktioniert innerhalb von ZZ Top bestens, mit einem anderen Gitarristen würde es möglicherweise gar nicht harmonieren. Oder in einem Quintett wäre es sicherlich auch ganz anders. Bassist bei ZZ Top zu sein ist eine ganz individuelle Sache, insofern beeinflusst eins das andere. Billy spielt ja auch durchaus spartanisch und lässt mir dadurch viel Freiraum.
Improvisiert oder jammt ihr eigentlich auf der Bühne?
Ja, manchmal. Es gibt Arrangements, die eine Art Sollbruchstelle im besten Sinne besitzen, wo wir bei Bedarf aussteigen und improvisieren können. In unserem Set gibt es zahlreiche Passagen, in denen Billy, Frank oder auch ich improvisieren können, das ist der große Vorteil einer Trio-Konstellation.
Magst du noch immer die Sachen, die du bei ZZ Top in den ganz frühen Jahren gespielt hast? Oder denkst du manchmal: Dies oder jenes könnte und würde ich heute anders beziehungsweise besser spielen?
Ich würde es sicherlich anders spielen, aber wohl nicht besser. Denn jeder Song hat eine ganz spezielle Entstehungsgeschichte, die abgeschlossen ist, wenn der Song aufgenommen wurde. Du hast dich eine Zeitlang mit dem Stück beschäftigt, hast versucht, das Beste aus ihm herauszuholen, dann wird er im Studio eingespielt und damit ist er festgelegt.
Natürlich könnte man ihn zehn oder zwanzig Jahre später noch einmal anders aufnehmen, ihn neu arrangieren, aber dann wäre es halt ein anderer Song und nicht mit der Originalversion vergleichbar. Ich möchte immer so lange an einem Stück arbeiten, bis der Produzent „Stop!“ sagt, um wirklich das Optimum aus ihm herauszuholen. Aber wenn er fertig ist, dann ist der Job getan, und man kümmert sich um die nächste Aufgabe.
Arbeitest du gerne im Studio?
Ich mag Studioarbeit sogar sehr, aber nichts liebe ich mehr – mit Ausnahme meiner Frau – als auf der Bühne zu sein! (grinst und sagt mit einem Augenzwinkern) Eigentlich nicht einmal meine Frau …
Ich liebe es, vor Menschen zu spielen, die Aufregung dieser Momente. Im Studio zu arbeiten ist toll, weil man dort mit Sounds experimentieren und mit den Arrangements herumspielen kann. Aber auf der Bühne gibt es nur diesen einen Moment, der entscheidet. Du kannst zu Hause spielen, du kannst dich im Studio selbst verwirklichen, aber das ist nichts im Vergleich zur Bühne – jedenfalls nicht für mich.
Wie arbeiten ZZ Top im Studio?
Ähnlich spontan und authentisch wie auf der Bühne? Das kommt auf die Situation an. Bei uns war es schon immer so: Was immer verfügbar ist und dem Song hilft, wird eingesetzt. Vor Jahren, noch bevor Computer die Szene beherrschten, setzte Billy Fußpedale ein, um Orgel-Sounds zu spielen. Er hockte dann manchmal auf den Knien vor diesem Pedal und spielte Orgel, um eine bestimmte Farbe in unser Spiel zu bringen.
Wir machten das, weil es damals verfügbar war. Dann kam ,Eliminator‘ und in dieser Zeit waren Maschinen erhältlich, die zu dem passten, was wir uns vorstellten. Also spielten wir mit ihnen. Anschließend fanden wir zurück zum reinen Sound aus Gitarren, Bass und Schlagzeug. Was also immer der Song brauchte, und wenn es der Klang einer Kaffetasse gewesen wäre, wurde von uns eingesetzt.
Als wir einmal bei zwei Nummern das Gefühl hatten, Blasinstrumente würden dazu passen, spielten wir sie. Ich meine: Wir konnten gar keine Blasinstrumente spielen, aber wir lernten es für diese Stücke. Was ich damit sagen will: Wir waren uns nie für etwas zu schade und haben keine Möglichkeit ausgeschlossen. Es war immer der Song, den es zu perfektionieren galt, keine bestimmte Philosophie.
Wie groß war diesbezüglich der Einfluss eurer Produzenten? Hast du beispielsweise Produzenten nach ihrer Meinung gefragt, wenn es um deine Bass-Parts ging?
Nein, gefragt habe ich sie nicht, aber ich bin natürlich nicht immun gegen Vorschläge. Wenn ich das Gefühl habe, dass etwas nicht funktioniert, dann mache ich es einfach nicht. Aber ich bin offen für jede Form von Idee, wenn auch vornehmlich für diejenigen, die innerhalb der Band vorgebracht werden. Produzenten haben natürlich eine durchaus wichtige Funktion, aber die letzte Entscheidung fällt natürlich die Band. Produzenten spielen in keiner Band, ihre Meinung ist natürlich sehr wichtig, aber sie gehören nun einmal nicht zur Gruppe.
Also nehmt ihr Vorschläge durchaus an.
Ja, natürlich, wir fordern unser Umfeld dazu auf, ihre Meinung zu sagen. Und ich folge vielen Vorschlägen, es sei denn, ich habe das Gefühl, dass sie falsch sind.
Würdest du – abgesehen vom großen kommerziellen Erfolg dieser Scheiben – verhältnismäßig poppige Blues-Rock-Alben wie ,Eliminator‘ oder ,Afterburner‘ auch heute noch machen?
Ja, das würde ich, auch wenn ich mich heute wieder lieber dem puren Blues-Rock widme. Aber die Zeiten bringen automatisch Veränderungen mit sich. Dinge ändern sich schon in fünf Minuten, wenn du diesen Raum verlässt. Du tust das, was eine bestimmte Epoche von dir verlangt, egal was es ist. Ich kann das nicht ändern und ich will es auch gar nicht. Natürlich könnte ich zurückschauen und denken: Ich hätte mal lieber dieses oder jenes ausprobieren sollen. Aber hätte dies etwas Grundlegendes geändert? Ich weiß es nicht.
Manches wäre vielleicht besser gewesen, anderes dagegen schlechter, wer weiß das schon? Ich bin sehr zufrieden damit, wie alles gekommen ist, ich genieße immer noch das Spielen, bin gerne mit den beiden anderen Jungs auf der Bühne. Dass es uns immer noch gibt, halte ich für ein großes Glück. Ich würde also nichts wirklich grundlegend ändern wollen.
Aber dein Geschmack hat sich über die Jahre sehr wohl verändert, nicht wahr?
Ja natürlich, aber wessen Geschmack bleibt immer gleich? Ich spreche ja auch nicht über generelle Veränderungen, was ich meinte war: Es ist gut so, wie es sich abgespielt hat. Aber natürlich ändern sich Dinge ständig, wenn auch Änderungen bei uns anders aussehen als bei anderen Menschen. Vielleicht ändern wir uns langsamer, vielleicht akzeptieren manche Leute auch bestimmte Veränderungen nicht.
Manche wollen eine möglichst klinische Produktion, andere wollen gerade dies nicht. Und wir machen genau beides, es gibt immer Leute, die mit dem, was wir machen, glücklich sind, andere dagegen sind damit unglücklich. Wir können es nicht ändern.
Lass uns bitte mal auf dein Equipment zu sprechen kommen. Nach welchen Kriterien wurde es von dir zusammengestellt?
Eigentlich müsstest du dazu meinen Techniker T.J. befragen – und ich sage dies nicht, um deiner Frage auszuweichen. Aber T.J. kann wirklich besser erklären, wie sich mein Equipment zusammensetzt. Ich arbeite Equipment-technisch mit den gleichen Leuten zusammen, die sich auch um Bill kümmern.
Kannst du zumindest beschreiben, was für dich einen guten Bass ausmacht? Der Hals vor allem?
Der Hals spielt natürlich eine ganz wichtige Rolle. Aber nicht nur er, sondern auch das generelle Gefühl, wenn man einen bestimmten Bass in die Hand nimmt. Ich kann es immer nur sehr schwer erklären, das ist auch mein Problem, wenn ich es Leuten zu erklären versuche, die meine Instrumente bauen.
Versteh mich nicht falsch: Es ist gar nicht so übermäßig kompliziert, aber es hat sehr viel mit Feeling zu tun, und Gefühle kann man bekanntlich nur schwer in Worte fassen. Vermutlich ist es völlig unkompliziert, mit mir zu arbeiten, aber es zu beschreiben ist sehr mühsam.
Sammelst du Bässe?
Ja.
Wie viele besitzt du?
Hm, schwer zu schätzen, aber ich tippe mal auf etwa 250.
Wo lagerst du sie?
Bei mir daheim in Texas. Ich habe immer ein paar mit auf Tournee, aber es gibt natürlich Instrumente, die ich nicht mehr mitnehme, um sie zu schonen.
Weil sie zu kostbar sind?
Ja. Ich habe zum Beispiel einen alten Fender, den ich jahrelang spielte, sodass ich ihn auf keinen Fall einem Risiko auf Tour aussetzen will. Er hat genug geleistet, er darf zu Hause bleiben (grinst). Nein, ganz im Ernst: Es ist noch nicht einmal ein besonders schönes Exemplar, aber er hat so viel geleistet, dass er jetzt zu Hause bleiben darf. Es gibt einen Platz in meinem Haus, an dem ich ihn immer sehen kann. Manchmal spiele ich ein wenig mit ihm, aber ansonsten darf er auf der Weide bleiben (lacht).
Hast du deine legendären Bässe versichert?
Ja, natürlich. Die Versicherungs-Prämie ist unglaublich hoch, aber ich weiß nicht, wie ich das Problem anders lösen soll. Einige meiner alten Bässe sind lediglich normale Instrumente, die keinen übermäßigen Wert haben. Aber ich hätte ein riesiges Problem, wenn ich sie verkaufen müsste.
Nach welchen Gesichtspunkten stellst du deine Tour-Bässe zusammen? Ändert sich das von Tournee zu Tournee?
Das ändert sich immer mal wieder. Die Kriterien sind: Sie müssen ganz unterschiedlich aussehen, aber wenn man die Augen schließt und nur zuhört, dann müssen sie genauso wie der Bass zuvor klingen. Sie sehen unterschiedlich aus, aber sie sollen sich genauso anfühlen und auch genauso klingen. Der Sound ist generell sehr nahe an dem eines Telecaster-Basses, mit nur ganz kleinen Änderungen. Wie schon gesagt: Es ist schwer für mich, es verständlich zu machen, mein Techniker kann dies besser erklären. (Dusty Hill verstellt die Stimme und mimt einen weinerlichen Ton): Niemand versteht mich, nur mein Gitarrentechniker …
Wie viele Bässe brauchst du pro Show?
Also wenn du mich fragst, wie viele ich brauche, dann lautet die Antwort natürlich: nur einen! Außer mir reißt mal eine Saite. Aber ich wechsle die Bässe während der Show, insgesamt habe ich meist vier oder fünf Modelle dabei.
Ändert sich eine ZZ-Top-Show eigentlich im Laufe einer Tournee? Ist die letzte Show gewissermaßen identisch mit der ersten?
Die Show ändert sich während einer Tour, obwohl ich nicht weiß, ob dies ein Außenstehender überhaupt merken würde. Am Beginn einer Tour merkst du, dass der eine oder andere Song an dieser Stelle nicht richtig funktioniert. Also setzt man ihn an eine andere Position oder lässt ihn gleich ganz weg.
Und dann probiert man stattdessen halt eine andere Nummer aus, wir sind da sehr flexibel. Wenn wir bei einer Show einen Groove besonders mögen, dann bleiben wir dabei und improvisieren länger als ursprünglich geplant. Unsere Stücke haben ein festgelegtes Arrangement, sind aber gleichzeitig offen für Änderungen.
Letzte Frage: Was machst du eigentlich, wenn ZZ Top weder auf Tournee noch im Studio sind? Gibt es den Privatmann Dusty Hill, der die Füße hochlegt und den Bart krault?
(grinst) Gute Frage, vor allem wegen des Bart-Kraulens (was Dusty hier offensichtlich auf seinen Kollegen Frank Beard bezieht, den einzigen ZZ-Top-Musiker ohne Gesichtspullover; d. Red.).
Aber zur Antwort: In meiner Freizeit spiele ich häufig mit anderen Musikern, das alles allerdings in kleinem Kreis und ohne große Produktion, also nur mit Freunden. Ich spreche jedoch nicht gerne darüber, es soll meine Privatsache bleiben.
Und wann legst du die Füße hoch?
Nur zu Weihnachten. Ich müsste zwar auch dann nicht unbedingt zu Hause sein, aber ich bin dann gerne ganz privat, dekoriere das Haus und sorge dafür, dass meine Lieblingsbässe an ihrem Platz sind und gereinigt werden.
Danke Dusty, für das nette Gespräch.
EQUIPMENT
Bässe
- Bolin Fur Bo
- Bolin Gold Sparkle
- Bolin Big Red
- Bolin White Gold Duster
- Bolin Black
- Bolin Wood
Saiten
Verstärkung
- Marshall Jmp-1
- Marshall Valvestate 800
- Peavey Autograph II EQ
- Boxen mit Eminence-Speaker
Zubehör
- Furman Power Conditioner
- Shure Wireless Ur4 D
- Boss Super Octave OC-3
- Custom Brick Wah Octave Filter Pedal
Mir hat es einen schönen Faustschlag in die Magengrube versetzt beim Erfahren der sehr traurigen Neuigkeit. Eine der drei Säulen der legendären Band ZZ Top ist nicht mehr da, das war‘s…ein rabenschwarzer Tag für Milliarden Fans, von der Band und den Familien ganz zu schweigen. Life is a wh…
Mir geht es genau so, meine Lieblingsband . Viel zu jung ist er gegangen . Ich hoffe die Band macht weiter, das wäre im Sinne von Dusty .
… das ist wirklich traurig. Hier geht ein besonderer Musiker mit ganz eigenem Stil und hinterlässt eine große Lücke!
Eine gute Reise …
Sehr traurig Dusty war immer ein Idol für mich.
Mit 12 Bekam ich von meiner Tante Tres Hombres als Schallplatte geschenkt.
Als ich bei MTV Classics Sharp Dressed Man zum ersten mal sah wusste ich: Bass spielen ist garantiert der Hammer! Also kaufte ich mir einen modifizierten und reichlich abgespackten Ibanez talman Bass. Auf Ihm lernte ich die Basslines einiger meiner Lieblingssongs und spielte mit ein paar Leuten in einer Art Schülerband. Ich werde dich nie vergessen Mann Ruhe In Frieden Bruder, ab jetzt bringst du den Rockerhimmel zum Beben.