TEIL 3
Nutzt ihr den Lockdown für diverse Bastelprojekte oder habt ihr euch schon mal eine eigene Gitarre gebaut?
Schickt uns einfach 2-3 Bilder und einen kurzen Text zu euren DIY-Projekten an redaktion@gitarrebass.de. Die Einsendungen werden dann in den nächsten Tagen und Wochen in mehreren Teilen vorgestellt. Falls ihr euer Projekt eingeschickt habt und es hier noch nicht auftaucht, dann habt bitte bis zum nächsten Teil Geduld 😉
Upcycling-Tele
Jürgens Telecaster hat eine interessante Geschichte: Ihr Body besteht aus der Sitzfläche eines Esszimmerstuhls seiner Eltern. Der hauchdünne, abgewetzte Originallack des Stuhls konnte erhalten werden, die Zarge und Rückseite hat er lackiert und mit einem Binding versehen.
„Circa 40 Jahre lang haben die Hintern unserer Familie dieses Holz eingesessen. Jetzt wird es eingespielt. Echtes Upcycling! ?“
Die fertige Sitzflächen-Tele hat er seinen Eltern dann zu Weihnachten geschenkt.
Riesen-Tele
G&B-Leser Dr. Philipp Yu hat eine „Riesen-Tele“ mit Fender-Hals und Hohlräumen im Korpus konstruiert. Die Decke ist aus Zebrano-Holz, die Humbucker kommen von Häussel und Seymour Duncan.
Ein kippbarer Dreiwegeschalter erlaubt Singlecoil-Splitting. Besonders das Binding und die Lackierung waren eine Herausforderung für den Immunologen.
Freie Formen
Unser Leser Karl hat in der Corona-Zeit schon vier Projekte umgesetzt und dabei mit eigenständigen Formen und unkonventionellen Hölzern experimentiert.
Darunter sind ein Modell mit einteiligem Erlenkorpus, Kampala-Hals und Häussel-P90-Pickups, eine Gitarre mit Kirschholz-Body und Kinman-Pickups, eine Mahagoni-Telecaster sowie ein Exemplar mit Kampala-Body, Olivenholz-Decke und Zebra-Humbuckern. Eine Fünfte ist schon in Arbeit.
Paulownia-Leichtgewicht
G&B-Leser Heinz aus Österreich stellt eines seiner drei Lockdown-Projekte vor: Die Body-Eigenkonstruktion aus Paulownia trägt einen Hals von Rockinger, eine Bridge von Babicz und Gold-Foil-Tonabnehmer von Mojo Pickups. Alles in allem wiegt die Gitarre nur 2,8 kg!
Alternative Ansätze
Hier ein paar Projekte von Michael, ebenfalls aus Österreich. Er pflanzte einen E-Gitarrenhals auf eine Bratsche und versah sie mit einem Humbucker und Singlecoil. Eine etwa 100 Jahre alte Geige wurde restauriert und zu einer 3-saitigen Gitarre mit selbst gewickeltem Pickup umgebaut.
Den Korpus einer Eigenbau-Nylon-Gitarre hat er aus Mahagoni gefräst. Dort ist ein hausgemachter Piezo-Vorverstärker verbaut. Bei einer weiteren E-Gitarre kombinierte Michael einen Eschenkorpus mit einer Erable-Decke. Außergewöhnlich: eine Nylon-Bassgitarre mit Zigarrenbox-Korpus, E-Gitarren-Mensur, Saiten aus Rasentrimmerfäden, Piezo-Pickup, und selbstgebautem Preamp.
Farbenfroh
Heino ist G&B-Leser der ersten Stunde und hat eine Strat-Kopie gebaut, deren Body von seiner Frau mit einem Artwork verziert wurde. Dazu gabs ein Custom-Decal, ein gründliches Setup inklusive Bundabrichtung, Verrundung, Entgratung und Politur sowie eine selbst erfundene Schaltung, die mehr Soundmöglichkeiten bietet.
Doppelt hält bässer!
Karl hat sich einen Doppelhals-Bass gebaut. Der kleine Hals ist von einer Bass-Ukulele. Die Bünde wurden gezogen und er klingt nach Kontrabass. Der 5-Saiter hat eine Short-Scale-Mensur mit niedriger Saitenspannung. Man sieht nur vier Tuner, die fünfte Saite wird an der Kopfplatte eingehängt und an der Bridge gestimmt.
Den Korpus hat Karl aus einer dünnen Mahagoni-Platte gesägt. Die Hälse sind ohne Halstaschen aufgeschraubt, die Konstruktion ist aber dennoch stabil. Die angeklebte „Armlehne“ ist aus Ahorn. Die Platte in Carbon-Optik ist foliertes MDF, die Platte für die Elektronik ist ebenfalls aus MDF und mit Alu verkleidet, das Karl einem Aging unterzog, passend zum Tonabnehmer.
Die Mischung macht’s!
Herbert hat eine Art PRS-Kopie gebaut. Zwei Regalböden aus Paulownia bilden die Korpusbasis. Die Decke ist aus Esche. Der Hals besteht aus leichtem Mahagoni eines alten Regals, das Zebrano-Griffbrett hat einen 12″-Radius.
Für das helle Kopfplattenfurnier hat Herbert einen Haselnussstrauch vor seinem Haus verwendet. Es kommen zwei P90 vom Chinesen seines Vertrauens zum Einsatz. Ein Göldo-Les-Trem-II dient als Vibrato. Die Gitarre ist ziemlich leicht und durch die Shapings angenehm zu spielen.
Jazz-Paul-Junior
Unser Abonnent Thomas hat in 30 Jahren ca. 30 Gitarren gebaut und sich dabei sehr von G&B-Ausgaben inspirieren lassen. Seine “Jazz-Paul-Junior” ist die Neuinterpretation eines Traditionsmodells und hat eine geriegelte Donau-Erlendecke auf einteiligem Honduras-Mahagoni.
Aus bosnischem Geigenahorn fertigte er eine Handcarved-Semi-Hollow. Im Hintergrund steht ein DIY-Amp samt Box aus massiver Fichte mit handgemachter Fingerzinkung. Seine PRS-Interpretation hat ein Fake-Binding und wurde mit Schellack handpoliert.
Zebrano-HSS-Explorer
In der Schweiz hat unser Leser Jürg mit Hilfe seines Freundes Thomas eine Explorer mit Fender-Mensur und HSS-Bestückung gebaut.
Der eingeleimte Hals und der Korpus seines dritten Eigenbaus sind aus Korina, die Decke aus Zebrano. Das Palisander-Griffbrett trägt Block-Inlays. Die HSS-Pickups sind selbst gewickelt. Dank eines Push/Pull-Tone-Potis ist auch die Strat-Zwischenstellung aus mittlerem und Hals-PU möglich.
Am besten gefällt mir persönlich die Titelfoto Selbstbau Doublecut Gitarre in Orange,mit Goldfolientonabnehmer und Hardware a la Telecaster.
Schon recht interessant,was die durchaus recht kreativen Leute in der „Corona Pest Pandemie“ an „Do ist yourself Gitarren Ideen“ verwirklichen können.
Eine prima Sache,gerade in einer total nervigen Zeit,in der spannende Live-Events per Gesetz einfach mal strikt verboten wurden und Kontakte weitestgehend eingeschränkt,-bzw. unter Strafandrohung dauerhaft überhaupt nicht mehr stattfinden dürfen!
Als Alternative hierzu,kann das „zusammenbasteln“ der selbstgestalteten Gitarre vermutlich als sinnvolle Therapie betrachtet werden.
Eine wirklich gute Idee! Frage: weshalb gab es eigentlich bereits lange vor der globalen Corona Pest noch nicht diese durchaus kreativen Gedanken,eine Gitarre in Eigenregie fertigzustellen?!?
Die Grundideen hierzu waren vielleicht schon immer vorhanden,aber an der Umsetzung dieser Projekte haperte es wahrscheinlich stets wegen notorischer Zeitnot,und-oder eben aus Geldmangel.Aber nun entsteht aus einem weltweiten Notstand plötzlich der Ansporn in der Selfmade Bauweise eigene Gitarren zu bauen.Finanzielle Mittel scheinen ja jetzt kein Hindernis mehr zu sein,schließlich kann man momentan zwar neue Gitarren via Internet ordern,-nur sind derzeit ausgerechnet die begehrtesten Gitarrenmodelle längst vergriffen,so daß unweigerlich Frust aufkommen könnte.
Naheliegend,weshalb viele Gitarrenbauprojekte ad hoc in der Realität angegangen werden.
Immer schön in Bewegung bleiben,-der Stillstand schadet uns nur!
Ich finde diese Umsetzungen,eine ganz eigene Gitarre zu bauen,einfach mal richtig genial!
Bitte weiter so! Tragt immer schön euren „Schnauz-Maul-Schutz-Fetzen“ im Gesicht,und werdet bloß nicht depressiv!
Die „Dunkelwelt“ kann uns alle einfach mal „gern“ haben.Geht ins grelle Licht,aber laßt euch dabei nur nicht blenden.
Die düstere Finsternis kann uns gestohlen bleiben.