Zakk Wylde über neue Amps, Gitarren, Effekte & Musik
von Matthias Mineur,
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Die Bombe platzte im vergangenen Jahr: Zakk Wylde, einer der besten Rock- und Metal-Gitarristen der Welt, hat seine eigene Firma Wylde Audio gegründet und wird in diesem Frühjahr über den Vertrieb von Schecter die ersten Instrumente in den europäischen Handel bringen. Geplant ist auch eine Serie unterschiedlicher Röhren-Amps.
Der erste Prototyp eines 100-Watt-Verstärkers, mit dem Wylde derzeit Konzerte gibt, soll nach Insider-Informationen von Marshall in England gebaut worden sein. Und eine weitere Kooperation mit Marshall über diesen Prototypen hinaus gilt zumindest als nicht unwahrscheinlich. Überdies kündigt der Star-Gitarrist auch die Entwicklung einiger Effektgeräte wie Analog Chorus, Overdrive/Distortion und Analog Delay an, vermutlich technisch angelehnt an seine Signature-Effekte von Jim Dunlop. Überdies spricht der Meister von einer umfangreichen Kollektion an Accessoires und weiteren Geräten, sprich: Kabel, Pro-Tools-Plug-Ins, Equalizer usw.
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Offiziell im Handel befinden sich diese Teile noch nicht, erste Exponate aus dem Wylde-Audio-Katalog konnte man lediglich auf der letzten Tournee von Wyldes Band Black Label Society bewundern. Und es gibt noch mehr aus dem Hause des bärtigen Ausnahmemusikers: Am 8. April 2016 wird der 49-jährige US-Amerikaner sein neues Soloalbum ,Book Of Shadows II‘ veröffentlichen, auf dem er sich, abseits der schroffen Gangart seiner Rock/Metal-Formation Black Label Society, überwiegend ruhigeren, melodischen und schwerpunktmäßig mit Akustikgitarren gespielten Songs widmet. Für uns also gleich diverse Anlässe, den charismatischen Gitarrenhelden zu kontaktieren.
Book Of Shadows II
Als Zakk Wylde 1996 sein erstes Soloalbum ,Book Of Shadows‘ veröffentlichte, hatte er soeben die Band von Ozzy Osbourne verlassen (müssen?) und war im Begriff, die Formation Black Label Society zu gründen. Bereits 1994 hatte er sich entschlossen, eigene Songs zu schreiben, zu singen und neue musikalische Horizonte zu erforschen. Als Frontmann des Powerrock-Trios Pride & Glory landete er noch im gleichen Jahr ein international aufsehenerregendes Album mit unüberhörbaren Querverweisen an seine Vorlieben für Southern Rock à la Lynyrd Skynyrd oder Allman Brothers. Es folgte eine siebenmonatige Tournee unter anderem mit Aerosmith, zwischenzeitlich bestand reger Kontakt zu Axl W.
Rose, der ihn für einen seiner zahlreichen Comeback-Versuche mit Guns N’ Roses zu gewinnen versuchte. Wylde und Rose nahmen gemeinsam mit Bassist Duff McKagan in dessen Haus einige Demos auf und versuchten vergeblich eine einheitliche Richtung zu finden. Noch bevor das Unternehmen publik wurde, hatte Zakk aber schon wieder das Weite gesucht. Allerdings war er auch mit der geschäftlichen Unterstützung für Pride & Glory ziemlich unzufrieden. Er löste die Band wieder auf und setzte mit ,Book Of Shadows‘ noch konsequenter sein Faible für ruhige Rock-Songs um, teils auf Gitarre, teils auf dem Klavier gespielt. Im April 2016, fast auf den Tag genau 20 Jahre später, lässt er nun die Fortsetzung ,Book Of Shadows II‘ folgen. Mit Stolz, wie man spürt.
Zakk, schön mal wieder etwas von dir zu hören! Wie geht’s dir?
Zakk Wylde: Bestens. Alles im Lack, könnte man sagen.
Es gibt einiges zu besprechen, fangen wir mit dem Album an: Die Veröffentlichung von ,Book Of Shadows‘ fand 1996 in einer Übergangszeit zwischen Ozzy Osbourne und Black Label Society statt. Stellt auch ,Book Of Shadows II‘ ein Übergangswerk dar? Planst du ein neues Projekt?
Zakk Wylde: Nein, eigentlich nicht. Ich finde, dass man nicht so viel in diese Scheibe hineindeuten sollte. Es ist einfach der zweite Teil des ,Book Of Shadows‘-Konzeptes. Wir haben mit dem Black-Label-Society-Album ,Catacombs Of The Black Vatican‘ zwei Jahre exzessiv getourt und in der ganzen Zeit ausschließlich harte Songs gespielt. Deshalb brauchte ich eine kleine Pause mit ruhigeren Stücken. Aber ich bin mir sicher, wenn wir mit ,Book Of Shadows II‘ getourt haben, freue ich mich wieder auf die härteren Stücke.
Warum mussten 20 Jahre vergehen, bis du dich mal wieder deinen gemäßigteren Vorlieben widmest?
Zakk Wylde: Ich wollte Guns N‘ Roses übertreffen, die für ,Chinese Democracy‘ geschlagene 15 Jahre brauchten. (grinst) Daher stand für mich fest, dass ich erst dann den zweiten Teil in Angriff nehme, wenn ich mit ,Book Of Shadows I‘ mein 20-jähriges Jubiläum feiern kann. (lacht) Jetzt im Ernst: Wir touren seit Jahren weltweit mit der Black Label Society, es gibt das europäische Kapitel, das amerikanische, das australische, das asiatische, und überall hieß es: Wann kommt endlich ,Book Of Shadows II‘ ? Bei einer Fahrt von New York nach Los Angeles diskutierte ich mit meinen BandKollegen erstmals seit langem wieder über eine Reihe ruhigerer Songs und spürte dabei, dass die Zeit offenbar reif ist für ,Book Of Shadows II‘.
Deine unterschiedlichen Vorlieben setzt du also nie parallel um?
Zakk Wylde: Doch, eigentlich schon. Zuhause höre ich auch gleichzeitig Pantera und Ministry, aber auch Elton John, die Eagles und die Rolling Stones. Ich liebe Neil Young für seine Akustiksongs, wenn er allein auf der Bühne steht, singt und Gitarre und Mundharmonika spielt. Gleichzeitig mag ich ihn ebenso, wenn er ,Hey Hey My My‘ mit Crazy Horse spielt. Ich stehe nun mal auf alle Arten von guter Musik.
Kannst du signifikante Unterschiede zwischen ,Book Of Shadows I‘ und ,II‘ erkennen?
Zakk Wylde: Zunächst einmal sind es Songs mit ähnlicher Struktur, weil ich noch immer die gleiche Art von Musik wie vor 20 Jahren liebe. Wie gesagt: Ich stehe auf Neil Young, die Eagles, die Allman Brothers, die Rolling Stones, Creedence Clearwater Revival, aber auch auf Sam Cooke, Percy Sledge und all diese Sachen. Diese Künstler haben mich schon damals beeinflusst und sie inspirieren mich noch heute. Ihre Musik ist quasi in meiner DNA verwurzelt und in meinen eigenen Songs zu finden. Natürlich bin ich mittlerweile 20 Jahre älter, habe mehr Lebenserfahrung und singe über Dinge, die mir in der Zwischenzeit widerfahren sind, die ich erlebt oder gesehen habe. Und die waren vor 20 Jahren natürlich andere als heute. Meine Themenvielfalt ist heute viel größer als vor 20 Jahren. Und in weiteren 20 Jahren werden es wieder mehr und andere Perspektiven sein, über die ich singe. Vielleicht wird es ja zum 25-jährigen Jubiläum dann ,Book Of Shadows III‘ geben. (lacht)
Inwieweit hast du dich als Musiker und Privatmensch in diesen Jahren verändert? Oder weiterentwickelt?
Zakk Wylde: Das kann ich selbst nicht beurteilen, das müssten Außenstehende für mich machen. Auf jeden Fall sind meine Liebe zur Musik und meine Leidenschaft für Gitarren gleichgeblieben. Natürlich lernt man permanent hinzu, man wird ein besserer Songschreiber, ein besserer Gitarrist. Ob man auch ein besserer Mensch geworden ist? Keine Ahnung. Ich hoffe es! (lacht) Was sich auf jeden Fall weiterentwickelt hat, ist die Qualität der Studioproduktionen, der Sound. Mein Ziel ist es, dass jede Platte noch besser klingt als die vorherige.
Welche Musiker haben dir auf ,Book Of Shadows II‘ im Studio zur Seite gestanden?
Zakk Wylde: Wie unter anderem auch schon die letzte Black-Label-Society-Scheibe ,Catacombs Of The Black Vatican‘ ist auch das neue Album in meinem Studio entstanden. Geholfen haben mir meine Brüder von Black Label Society, wobei John DeServio nicht nur den Bass gespielt, sondern die Scheibe auch gemischt hat. Als Engineer war zusätzlich mein Black-Label-Bro Adam Klumpp an Bord.
Wirst du mit ,Book Of Shadows II‘ auf Deutschland-Tour kommen?
Zakk Wylde: Unbedingt! Die Europa-Tour beginnt Anfang Mai in England. Wir werden zu viert auftreten und dann die Songs der beiden ,Book Of Shadows‘ -Scheiben spielen.
Zakk, lass mich tippen: Dein Instrumentarium bei den Studioaufnahmen zu ,Book Of Shadows II‘ bestand größtenteils aus deiner eigenen neuen Serie.
Zakk Wylde: Richtig. Alle E-Gitarren, die ich aktuell spiele, sind Wylde Audio-Modelle, ebenso mein neuer Wylde-Audio-100- Watt-Verstärker, der im Einsatz war. Bei den Akustikgitarren handelte es sich um den Prototyp einer geplanten Wylde Audio-Acoustic; allerdings basteln wir diesbezüglich noch an der endgültigen Form und einigen Details. Zusätzlich habe ich auf ,Book Of Shadows II‘ noch mit meinen Dunlop-Signature-Pedalen gespielt.
Seit wann spielst du mit dem Gedanken einer eigenen Instrumentenfirma?
Zakk Wylde: Für mich war dies die natürliche Weiterentwicklung meiner Karriere als Musiker. Alle Marken, mit denen ich bislang gearbeitet habe, also Gibson, Epiphone, Marshall und Dunlop, waren wie Familien für mich. Es gibt da überhaupt keine Streitigkeiten. Ich war immer Endorser derjenigen Instrumente, die meine eigenen Helden gespielt haben. Und ich hatte das große Glück, dass ich meine Instrumente sogar selbst entwerfen durfte – ich bin dankbar und fühle mich überaus privilegiert und gesegnet. Mein Leben ist wirklich optimal verlaufen. Aber nun ist eben der Zeitpunkt gekommen, um sozusagen das Haus meiner Eltern zu verlassen, sprich: meine eigene Firma zu gründen. (grinst) Gibson und Marshall sagten zu mir: „Wir haben dich großgezogen, jetzt sieh zu, dass du dein eigenes Geld verdienst!“ Ein tolles Gefühl! Für mich bedeutet das unbegrenzte Freiheit.
Ab wann entwickelte sich diese Idee konkret?
Zakk Wylde: Vor etwa zwei Jahren fing ich an darüber nachzudenken. Dann kontaktierte ich meine Freunde bei Schecter; sie haben einen weltweit funktionierenden Vertrieb, also fragte ich sie, ob sie an einem exklusiven Vertriebsdeal für die Wylde-Audio-Instrumente interessiert seien. Ihre Antwort war: „Ja unbedingt, Zakk, wir würden das sehr gerne übernehmen!“
Wylde-Audio-Gitarren sind aber nicht etwa verkappte Schecter-Instrumente?
Zakk Wylde: Nein, absolut nicht. Das hier ist meine Firma, es sind meine Gitarren und meine Vision. Man holt sich großartige Leute zur Seite und hofft, dass diese Vision Wahrheit wird. Ich habe mir ausschließlich Menschen an die Seite geholt, zu denen ich seit Jahren eine enge Beziehung habe, die ich sehr gut kenne und respektiere. Du wirst sehen: Unser Angebot wird die Öffentlichkeit begeistern.
Gibt es signifikante Klangunterschiede zwischen deinen Signature-Modellen bei Gibson und Epiphone und den entsprechenden Wylde-Audio-Instrumenten?
Zakk Wylde: Ja, natürlich, dies sind Wylde-Audio-Instrumente, also meine eigenen Les Pauls und Flying Vs. (lacht) … Klar, ich bin berühmt als Les-Paul-Custom-Spieler und habe darüber hinaus meine eigenen Gibson V- und Moderne-Of-Doom-SignatureModelle. Aber bei Wylde Audio gibt es nicht einfach nur neue Signature-Modelle von mir, sondern diesmal bin ich in alles direkt involviert. Stell dir vor, du gehst Kaffee trinken und die Tasse steht auf einem wunderschönen Holztisch. Dann fragst du dich, ob man aus diesem Holz nicht auch eine wunderbare Gitarrendecke fertigen könnte. Auch die Hals-Einstellungen, die Bunddrähte, die Holzkombinationen, alles wurde von mir persönlich ausgesucht. Wie schon gesagt: Ich habe hier unbegrenzte Freiheiten. Der Unterschied: Ich bin nicht der Endorser, dies sind nicht nur meine Signature-Modelle, sondern ich habe sie selbst von Grund auf entwickelt.
Wo wirst du sie fertigen lassen?
Zakk Wylde: In Fernost und in Amerika.
Wird es Instrumente in unterschiedlichen Preiskategorien geben?
Zakk Wylde: Ja, natürlich. Für jeden ist etwas dabei. Aber um eines klarzustellen: So etwas ist kein Hexenwerk. Man kann tolle Instrumente für unter 1000 Dollar herstellen. Und meine aktuellen Modelle sind weiß Gott keine Boutique-Instrumente. Es ist nicht übermäßig schwierig, ein hochwertiges Instrument für einen bezahlbaren Preis zu entwickeln. Warum also sollte man Schrott produzieren? Man sollte es immer sofort richtig gut machen. Du hast eine Idee, du hast Ehrgeiz, also willst du Qualität und machst es gleich richtig. Ich nehme alle meine Modelle mit auf Tour und unterziehe sie dort einem echten Härtetest. Man kann nicht jahrelang zu renommierten Firmen wie Gibson, Marshall und Dunlop gehört haben und dann etwas präsentieren, was nur mittelmäßig ist.
Auf den ersten Pressebildern sind die Gitarren überwiegend mit dem typischen Zakk-Wylde-Bull‘s-Eye-Design ausgestattet. Bleibt es dabei?
Zakk Wylde: Nein! Natürlich gibt es die Gitarren in meinem Zakk-Wylde-Design, aber ebenso werden wir Instrumente in reinem schwarz, als wunderschöne Flame-Topoder als Quilted-Top-Modelle anbieten. Es sollen ja auch Musiker meine Gitarren kaufen, die zwar eine Flying V lieben, aber eventuell das typische Zakk-Wylde-Design nicht mögen. Wir bieten alle möglichen Varianten an, warum auch nicht?
Ab wann wird man die Instrumente in Deutschland kaufen können?
Zakk Wylde: Momentan gehe ich davon aus, dass die ersten Modelle im März, spätestens im April erhältlich sein werden.
Was kannst du uns über den Wylde Audio Amp erzählen? Wie würdest du seinen Sound beschreiben?
Zakk Wylde: Ich würde ihn wie folgt charakterisieren: Simplizität auf höchstem Niveau. Es gibt keinen Schnickschnack, kein überflüssiges Zeugs, nichts was man nicht braucht, sondern nur den Amp mit seinem tollen Sound. Es ist wie bei einer Waschmaschine: Man benötigt keine überbordende Elektronik, damit die Wäsche sauber wird. Es gilt nur: Anschalten, ausschalten, und die Wäsche muss sauber sein. Und genauso funktioniert auch mein Amp.
Du schaltest ihn an, stöpselst die Gitarre ein und es klingt fantastisch. Man muss sich nicht erst durch eine dicke Bedienungsanleitung kämpfen, um diesen Amp spielen zu können. Wenn man sich einen neuen Fernseher kauft, braucht der ja auch nur zwei Funktionen: An/Aus und Kanalumschaltung. Wenn das Bild scharf ist, bedarf es keiner weiteren Einstellungsmöglichkeit, und wenn die Farben gut sind wird einem das Teil mindestens fünf Jahre lang viel Freude machen, ohne dass man etwas ändern muss. Ich mag keine Verstärker, aus denen man 100 verschiedene Sounds hervorzaubern kann. Für mich gibt es nur zwei Sounds: gut oder schlecht.
Wie viele Kanäle hat er?
Zakk Wylde: Der Amp, den ich aktuelle spiele, hat nur einen Kanal. Wenn man einen cleanen Sound möchte, muss man die Gitarre halt leiser drehen. Schalte das Distortion-Pedal aus und drehe das Volume-Poti deiner Gitarre herunter, und schon hast du einen cleanen Sound.
50 Watt oder 100 Watt?
Zakk Wylde: Zur Zeit 100 Watt. Aber es werden weitere folgen, also auch 50-Watt-Modelle, Übungsverstärker, Combos, alles. Wir planen unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Preisen. Denn nur so kann man sich am Markt behaupten. Wir werden auch einen Verstärker im Trainwreck-Stil für die erfolgreichsten Musiker des Popmarktes entwickeln, ohne genau zu wissen, wie viele man davon verkaufen kann.
Wie steht es mit Fußpedalen? Wie du vorhin erwähnt hast, wurden bei ,Book Of Shadows II‘ noch deine Dunlop-Signature-Pedale eingesetzt.
Zakk Wylde: Wir werden auch eigene Pedale anbieten. Deswegen heißt die Firma nicht Wylde Guitars, sondern Wylde Audio, weil wir eben alles anbieten werden. Es sollen auch Rack-Equalizer, Mikrophone, Pro-Tool-Plug-Ins, Kabel, einfach alles folgen. Alles was man zum Musikmachen braucht. Weshalb auch nicht? Wenn man in der Lage ist, etwas wirklich Gutes herzustellen, dann sollte man es tun.
Aus dem Musiker Zakk Wylde wird demnach also der Geschäftsmann Zakk Wylde?
Zakk Wylde: Ja, natürlich, aber ich war schon immer auch Geschäftsmann. Als kleiner Junge habe ich Zeitungen ausgetragen, um Geld zu verdienen, ich war also schon damals auf gewisse Weise Geschäftsmann. Für mich ist das kein großer Unterschied zu dem, was ich heute mache.
Und was geschieht mit deinen Signature-Gitarren und -Verstärkern von Gibson, Marshall, etc.?
Zakk Wylde: Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht schicke ich meine Gibson-Gitarren in den wohlverdienten Ruhestand. Das Gleiche gilt für meine Marshall-Amps und demnächst auch für meine Dunlop-Geräte. Ich liebe sie noch alle, werde sie aber wohl ausmustern.
Hättest du vor fünf Jahren gedacht, dass du 2016 mit einer solch riesigen Geschäftsidee an die Öffentlichkeit gehen würdest?
Zakk Wylde: Nein, natürlich nicht. Ich mache mir zwar den ganzen Tag über Gedanken zu allem Möglichen, vom Aufstehen am Morgen bis zum Schlafengehen am Abend. Aber es stimmt, dass ich in den zurückliegenden Jahren wirklich von Erfolg gesegnet war und sehr dankbar dafür bin. Ich kann tun, was ich liebe, und ich kann mich gleichzeitig um meine Familie kümmern. Ich wüsste nicht, was es noch Besseres für mich geben könnte.
Vielen Dank Zakk, für das interessante Gespräch, und viel Erfolg mit deiner neuen Firma!
WYLDE AUDIO
Zakk Wyldes neue Firma Wylde Audio ist zurzeit in aller Munde, nicht nur bei Fans und Konsumenten, sondern auch bei Händlern und Vertrieben. Seine eigene Kollektion kommt insofern durchaus etwas überraschend, da der Amerikaner bislang als Vorzeige-Repräsentant und wichtiger Endorser von renommierten Instrumentenherstellern wie Gibson, Marshall und Dunlop mit eigenen Signature-Modellen galt. Seine berühmte Bull’sEye-Gibson-Les-Paul und sein Marshall-Signature-Amp im Stile eines JCM-800 sind legendär. Und auch seine Kooperation mit Dunlop, die ihren Ausdruck in einigen Signature-Effektpedalen gefunden hat, schien auf ewig in Stein gemeißelt zu sein.
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Jetzt aber wird alles anders. In Kooperation mit Schecter kommt eine eigene Wylde-Audio-Gitarrenserie auf den Markt. Unter den ersten Instrumenten, die ab April in den Läden stehen sollen, sind unter anderem die Modelle Odin (Les Paul-ähnlich), War Hammer und Viking (Flying V), jeweils in zwei verschiedenen Farben, darunter das typische Bull’s-EyeDesign aber auch Finishes, die Namen wie „Bloodburst“, „Pinstripe“, „Death Claw Molasses“ oder „Gangrene Pelham“ tragen. Alle drei Modelle sind mit EMG- 81/85-Pickups, einem Mahagoni-Korpus, Ahorn-Hals, Ebenholz-Griffbrett, 22 Bünden, Grover-Rotomatic-Tunern und TonePro-Brücke (beziehungsweise Floyd-RoseVibrato) ausgestattet. Vertrieben und letztendlich gebaut werden sollen diese Gitarren im Auftrag von Schecter in Südkorea und Amerika.
Die ersten Preisprognosen bewegen sich zwischen 1500 und 1650 Euro, je nachdem, ob mit oder ohne Floyd-Rose-System. Außerdem soll es demnächst auch ein Custom-Modell geben, das im Schecter-Custom-Shop in den USA gefertigt wird und voraussichtlich bei ca. 2500 bis 3000 Euro liegt.
MENSCH & MUSIKER
Zakk Wylde wurde am 14. Januar 1967 in Bayonne, New Jersey geboren. Als er zwölf war, nahm er ein paar Klavierstunden und brachte sich alle weiteren Kenntnisse anschließend selbst bei. Ab 15 galt sein Interesse dann mehr und mehr der Gitarre. Als Jugendlicher hielt er sich immer häufiger im Asbury Park Areal auf und trat dort in diversen Clubs auf, unter anderem im legendären „Stone Pony“ , wo man des Öfteren auch Bruce Springsteen antreffen konnte. Im Stone Pony erspielte er sich schnell den Ruf als schnellster und wildester Gitarrist weit und breit. 1987 fragte ihn einer der Clubbesucher: „Hast du schon mal darüber nachgedacht, bei Ozzy vorzuspielen? Er sucht gerade einen neuen Gitarristen.“
Wylde stellte ein Tape mit Aufnahmen seiner Fingerfertigkeiten zusammen und schickte es an Black-Sabbath-Legende Ozzy Osbourne – eine Audition später war er tatsächlich angeheuert. Dieses Engagement ebnete ihm den Weg als Co-Writer und musikalischer Mitarbeiter am Millionenseller ,No Rest For The Wicked‘ (1988), gefolgt von der EP ,Just Say Ozzy‘ (1989), dem Multiplatin-Werk ,No More Tears‘ (1991) – einschließlich der Hits ,Mama, I’m Coming Home‘ und ,No More Tears‘ – dem Gold-Opus ,Live And Loud‘ (das zwei Grammy-Nominierungen erntete) und dem Platin-Album ,Ozzmosis‘ (1995). Anschließend verließ er Osbourne, gründete das kurzlebige Trio Pride & Glory, veröffentlichte sein erstes Soloalbum ,Book Of Shadows‘ und formierte dann seine eigene Band Black Label Society, die als Vehikel für seine wahren Visionen dient: kompromissloser und ungefilterter – wie er es nennt – „No-BullshitRock’n‘Roll“.
Inspiriert durch Gitarristen wie Frank Marino, Robin Trower oder Al Di Meola und durch die gesanglichen Darbietungen von Gregg Allman, Ozzy, Ray Charles und des verstorbenen Lynyrd Skynyrd-Frontmanns Ronnie Van Zant avancieren seine Alben regelmäßig zu in der Presse hochgelobten Veröffentlichungen. Zwischenzeitlich waren Zakk Wylde und sein Bandmitglied Nick Catanese gemeinsam mit Hollywood-Star Mark Wahlberg („Planet der Affen“) und der damaligen Brad-Pitt-Gattin Jennifer Aniston im Warner-Brothers-Kinofilm „Rockstar“ zu sehen. Der Film basiert inhaltlich auf der wahren Geschichte von Tim Ripper Owens und Judas Priest. Verheiratet ist Wylde mit seiner Managerin Barbaranne, er hat vier Kinder: die Söhne Jesse, Sabbath und Hendrix Halen Michael Rhoads Wylde sowie die Tochter Hayley Rae Wylde.
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