Vom Nebenprojekt zum Geheimtipp: Zu Gast bei Skervesen Guitars
von Peter Geltat,
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SPEZIALGEBIET: HALS
Um selbst bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen die optimale Stabilität ihrer Gitarren- und Basshälse zu gewährleisten, setzt Skervesen standardmäßig auf eine fünfstreifige Halskonstruktion. Ganz im Sinne eines Custom-Shops sind aber natürlich auch Sonderanfertigungen von ein- bis neunteiligen Hälsen drin. Der größte Teil der Kundschaft kommt aus dem modernen Metal-Bereich und bevorzugt typischerweise einen steiferen Hals, um einen präsenteren und helleren Sound zu erzielen.
In der Produktion werden die Skervesen-Halsrohlinge zunächst mit einem groben, genormten Halsprofil als Ausgangspunkt versehen und anschließend zum Ruhen beiseitegelegt, damit sich das Holz setzen kann. So vermeidet man böse Überraschungen, denn falls das Holz noch arbeitet, könnten zu rasch fertiggestellte Hälse sich später verziehen oder instabil werden. Ausreichend abgelagerte Hälse gelangen im Anschluss zu den Schleifstationen, wo es für Individualisten nun besonders interessant wird:
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Ein Steckenpferd von Skervesen sind bemerkenswerte, leicht asymmetrische Halsprofile, die an die jeweilige Bauform des Instruments, die Anzahl der Saiten, aber auch an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können. Sechssaitige Halsprofile sind etwas symmetrischer, während die sieben- und achtsaitigen Hälse deutlich asymmetrisch geschliffen sind. Die Designs sind so optimiert, dass sie sich beim Spielen in jeder Lage möglichst angenehm anfühlen. Für Sieben- und Achtsaiter wird ein spezielles asymmetrisches Profil namens „DAT Neck“ angeboten, das Extended-Range-Fans eine noch flachere Oberfläche bietet, um den Daumen in der richtigen Position zu halten.
Bild: Peter Geltat
Dank CAD-Software und CNC-Fräse können Griffbretter aus gleich mehreren Materialien und mit kunstvollen (Lum-)Inlays realisiert werden.
Bild: Peter Geltat
Dank CAD-Software und CNC-Fräse können Griffbretter aus gleich mehreren Materialien und mit kunstvollen (Lum-)Inlays realisiert werden.
An einer gesonderten Station werden die Griffbretter mit Markern, Side-Dots und Inlays versehen. Standard-Griffbrettmarkierungen sind Luminlay-Punkte in Tangentenform oder Z-Form, Offset-Punkte und Luminlay-Blöcke. Kundenspezifische Inlay-Wünsche werden hier ebenfalls verwirklicht. An der Bundierstation kommt es zur Hochzeit mit den fertig geschliffenen Hälsen, hier werden die Griffbretter vor dem Einsetzen der Bünde aufgeleimt.
FINISH & ENDMONTAGE
Die geschliffenen Korpusse wandern derweil zur Beiz- und Lackierstation, wo erfahrene Lackierer in verschiedenen Verfahren sowohl haptisch angenehme, matte Finishes als auch brilliante Hochglanzlackierungen umsetzen.
Bild: Peter Geltat
Seidenmatte Handschmeichler-Finishes
sind ebenso möglich
wie strahlende Burst-Lackierungen.
Bild: Peter Geltat
Seidenmatte Handschmeichler-Finishes
sind ebenso möglich
wie strahlende Burst-Lackierungen.
Skervesen bietet eine Basis-Farbpalette an, aber auch individuelle Farben sind möglich. Spektakuläre Maserungen müssen sich nicht hinter deckenden Lackierungen verstecken, können vor dem Finish farbig gebeizt werden, und auch Bursts sowie Matching-Headstocks gehören zum Repertoire der Firma. Nach der Lackierung kommen die Instrumente zum Aushärten in eine Trockenkabine, wo sie hinter Kunststoffbarrieren geschützt ruhen.
Danach geht es auf die andere Seite des Gebäudes, wo die Endmontage stattfindet. Bartek übergibt für den Rest der Werksbesichtigung an Dariusz, der mir einen großzügigen, ruhigen Werkstattbereich mit Werkbänken zeigt, daneben ein kleines Büro und der Bereitstellungsbereich für den Versand. Hier sind die Arbeiter für die Endfertigung untergebracht, die letzte Setup-Schritte am Hals, die Montage der Komponenten und Hardware sowie die abschließende Kontrolle vornehmen und dann die Instrumente für den Versand verpacken.
Die abschließenden Arbeiten nehmen viele Stunden oder gar Tage in Anspruch. Die Gitarrenbauer verbringen viel Zeit damit, jedes Instrument zu verfeinern und bei jedem Arbeitsschritt die Qualität zu überprüfen. Dariusz zeigt mir an seinem Arbeitsplatz, wie die Bünde, allesamt aus Edelstahl, mit speziellen Aluminiumblöcken sorgfältig von Hand abgerichtet werden. Jede Griffbrettoberfläche ist anders, da der Radius von Hand geschnitzt wird.
INNOVATIONSGEIST
Sättel werden ausschließlich aus Rohlingen der Firma Graph Tech hergestellt. Das „String Compensation System“ ist ein von Skervesen entwickeltes SaitenabstandsSystem, eine Berechnung, die bei der Platzierung der Saiten am Sattel die tatsächlichen Saitenstärken berücksichtigt. Diese Lösung soll das Spielgefühl verbessern, den Übergang zwischen den Saiten natürlicher machen und die Intonation von Multiscale-Instrumenten verbessern.
Die Saitenkompensation wird für jedes Instrument speziell berechnet und gemessen, da es bei jeder Gitarre oder jedem Bass während des Herstellungsprozesses zu leichten Abweichungen kommen kann. Die Saiten mögen optisch leicht schief erscheinen, aber das ist völlig beabsichtigt und zeugt von enormer Liebe zum Detail. Die Saitenlage kann extrem niedrig eingestellt werden, ohne dass die Intonation und Artikulation beeinträchtigt werden.
Skervesen Guitars bietet Tonabnehmer von Bare Knuckle, Lundgren, Fishman, EMG und DiMarzio an. Die derzeit beliebteste Bridge kommt aus dem Hause Hipshot, aber auch Stege von ABM, Gotoh, Evertune, T4M oder Floyd Rose sind erhältlich. Im Zusammenhang mit den Pickups bleibt noch eine der beliebtesten Custom-Optionen von Skervesen zu erwähnen: Der „World Domination Mod“. Dabei handelt es sich um eine spezielle Schaltung, die hochwertige Potis und zwei 3-Wege-Schalter mitbringt. Mit einem wählt man den Tonabnehmer an und mit dem zweiten aktiviert man einen Humbucking-, Coil-Split- oder Acoustic-Mod. Letzterer schaltet nicht auf einen echten Piezo-Pickup um, erzeugt aber einen durchaus Acoustic-ähnlichen Sound.
ZIELGERADE
Nach Endmontage, Setup und Kontrolle werden die Gitarren und Bässe noch ein abschließendes Mal poliert, sicher in hochwertigen Hardcases und Kartons verpackt, und schließlich verschickt. Während des gesamten Prozesses werden Bilder an die Kundinnen und Kunden geschickt, damit sie stets wissen, in welchem Stadium sich ihr Instrument befindet. Der gesamte Prozess dauert in der Regel mindestens ein Jahr. Basierend auf der Bauzeit gibt es übrigens monatliche bzw. geviertelte Zahlungsmodelle, oder aber die Möglichkeit einer 40%-Anzahlung.