Welche Gitarren verwendest du auf diesem Feldzug gegen Shredder-Kollegen?
(lacht) Ich habe mit einer billigen Telston angefangen, die meine Mutter in einer Pfandleihe gefunden hat. Aber natürlich wollte ich lieber – wie wir alle – eine teure Fender Telecaster. Aber dann habe ich mich in die Alben von Les Paul und Mary Ford verliebt – ganz besonders in eine Nummer namens ‚Nola‘, ein grandioses Instrumental. Und als ich dann eine Les Paul probiert habe, dachte ich: „Das ist mein Ding. Das wird meine Lieblingswaffe.“
Also musste ich meine Telecaster eintauschen, was ich im Nachhinein sehr bedauere, denn ich habe sie geliebt. Aber es gab keine andere Möglichkeit, um an die Gibson zu kommen. Dafür brauchte ich noch einen Erwachsenen, der für mich gebürgt hat – so teuer waren die damals. Ich meinte zu meiner Mutter: „Wenn du das Dokument für mich unterschreibst, gehe ich ein Jahr arbeiten, um die Gitarre abzuzahlen – anschließend werde ich professioneller Musiker.“ Da sie wusste, wie leidenschaftlich ich war, und dass ich das ernst meine, hat sie mitgespielt.
Ich habe mir dann irgendeinen blöden Job in der Stadt gesucht, und sobald die letzte Rate abgestottert war, habe ich gekündigt und nur noch Gitarre gespielt. Der Grund, warum ich so begeistert von den Gibsons war, die damals noch in Kalamazoo hergestellt wurden, war ihr Korpus, der einen enormen Sound erzielt – einfach nur riesig. Also viel größer als bei der Telecaster.
Wie bist du dann zu deinen Carparelli-Gitarren gekommen, die du bis heute spielst?
Aus purer Verzweiflung. (lacht) Bis vor 20 Jahren war es so, dass ich immer mit meinen Gibsons gereist bin. Und jedes Mal, wenn ich nach einem Flug die Koffer geöffnet habe, hatten die Fluggesellschaften dies oder das beschädigt. Was einen endlosen Krieg um Schadensersatz bedeutete. Also sagte ich mir irgendwann: „Diese Gitarren sind zu wertvoll, um sie mit auf Tour zu nehmen.“
Zur selben Zeit hatte ich eine Fotosession in London – mit einem Typen namens Patrick Cusse. Er meinte: „Hast du schon mal diese Carparelli-Gitarren ausprobiert?“ – Und ich: „Noch nie davon gehört.“ Also habe ich sie mir noch am selben Tag angesehen. In erster Linie waren es ziemlich originalgetreue Les-Paul-Kopien, nur weitaus günstiger. Also habe ich recherchiert und Mike Carparelli, den Chef der Firma, angerufen und mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Er war sehr nett und meinte: „Ich schicke dir mal ein Modell und du sagst mir, ob es dir gefällt.“ Normalerweise, wenn so etwas passiert, spiele ich eine Nummer damit und gebe sie anschließend meinem Techniker, mit den Worten: „Jetzt möchte ich bitte meine Gibson zurück.“
Aber als ich die Carparelli umgeschnallt habe, habe ich sie wirklich zwei Wochen am Stück gespielt und dann mit auf Tour genommen. Ich war schwer beeindruckt und hatte das Gefühl, dass ich hier auf etwas Besonderes gestoßen war. Also legte ich mir nach und nach noch zwei oder drei davon zu, ehe Mike mir schließlich ein Signature-Modell vorschlug.
Also Vintage-Gibsons im Studio und die Carparellis auf der Bühne?
Nein, die Carparellis benutze ich inzwischen auch im Studio. Einfach, weil sie so gut sind. Ich spiele damit alle Soli ein − und die doppelten Rhythmus-Parts. Da lege ich die Gibson und die Carparelli übereinander, weil die Riffs so noch größer wirken. Insofern: Diese Gitarren aus Toronto sind ein wichtiger Teil meines Setups.
Bist du ein großer Sammler? Über wie viele Gitarren reden wir?
Ich habe etwa 40 Gitarren, die über die ganze Welt verteilt sind, also die zum Teil in irgendwelchen Lagerhäusern auf die nächste Tour in diesem Territorium warten. Aber mein absolutes Schmuckstück ist eine alte Strat, die daher rührt, dass ich als Kind mal Buddy Holly mit seiner legendären Sunburst gesehen habe. Als ich dann das erste Mal selbst eine in Händen hielt, habe ich sie regelrecht vollgesabbert. Einfach, weil das der Heilige Gral war. Und ich habe ein Exemplar von jeder Gitarre, die ich je haben wollte. Ich verfolge da also eine bestimmte Strategie: Eine von jeder.
Ich habe auch eine alte akustische Gibson von 1930, bei der das Logo noch handgemalt ist. Und eine Strat aus den frühen 60ern. Also: Da sind ein paar wirklich nette Teile dabei. Hinzu kommen jede Menge Gitarren, die mir von diversen Herstellern übergeben wurden. Ich schätze, was das betrifft, darf ich mich sehr glücklich schätzen. Wobei ich allerdings Glück aber auch schon Pech hatte: Mir wurden vor einigen Jahren mal 17 Gitarren gestohlen.
Hast du deine allererste Gitarre denn noch, die dir damals deine Mutter gekauft hat?
Ja, sie hängt in meinem Büro, direkt neben einem Bild von meiner Mutter. Es ist eine Telston – eine Marke, von der ich noch nie zuvor gehört hatte und die mir bis zum heutigen Tag auch nie wieder untergekommen ist. (lacht) Damit habe ich angefangen und mir sprichwörtlich die Finger wundgespielt. Also kein Vergleich zu den Leuten, die heute anfangen und sagen: „Oh, es müssen schon eine Gibson und ein Marshall sein.“ Also zum Einstieg! (lacht) So etwas wäre zu meiner Zeit undenkbar gewesen – das hätte es ganz einfach nicht gegeben.
Ich habe mich früher auf der Rückseite eines Radios eingestöpselt und versucht, es als Lautsprecher zu nutzen. Sprich: Es war eine andere Zeit. Und sie hat dafür gesorgt, dass man alles ein bisschen mehr zu schätzen weiß. Wenn dir eine Saite gerissen ist, bist du los, hast dir genau diese eine Saite gekauft und sie aufgezogen. Du hast dir nicht gleich einen kompletten neuen Satz gekauft. Das gab es nicht, sondern es war ein echter Lernprozess. Einer, der mich mein ganzes Leben begleitet hat – und sich auch in meinem Spiel niederschlägt.
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Mick Box, ein begeisteter langjähriger Gitarrist der “alten Schule” (Einsteigergitarren, Saitenkauf usw.) und mit großer Liebe zum Song.
Mick Box, ich mag ihn! Ich kenne seine Musik und Uriah Heep seit ihren Anfängen. Ihre Konzerte sind immer wieder ein Erlebnis. Die Songs sind zeitlos und sehr gut. Wenn man dieses Interview liest, lernt man auch den Menschen Mick Box besser kennen und schätzen! Ich hoffe er bleibt gesund und wir können ihn und Uriah Heep noch viele Jahre in ihren Live-Auftritten sehen.
Ich stehe voll auf Mick Box, er ist ein sympathischer, humorvoller, liebenswerter Mensch und großartiger Songwriter und Musiker. Habe ihn mehrfach live erleben dürfen und fühle mich “gesegnet” (wer ihn einmal live erlebt hat, weiß was ich meine 😉 Die Heep-Alben sind immer noch der Hammer und ich freue mich, dass immer noch geniale, neue Songs nachkommen, eine fantastische Truppe! Doch was Satriani und Vai angeht, muss ich vehement wiedersprechen! Das sind keine “Shredder” – lieber Mick, bitte höre Die speziell die Satriani-Songs mal genau an, die leben von Melodien die man allesamt mitsingen kann. Und die “technischen Spielereien” sind Ausschmückungen, wie Bending, Triller oder Slide auch, nur auf ein anderes Level gehoben und stilprägend eingesetzt.
Mick Box is one amazing man and friend! Long live Mick!
Lady in Black wurde von Ken Henslay geschrieben (und auch auf Salisberry gesungen). Dem Rest stimme ich natürlich voll zu!
Ich mag die frühen Uriah Heep und Mick Box’ Gitarrenspiel ganz besonders. Einiger seiner Solos gehören für mich zu den besten der Rockgeschichte!
Vergessen sollte man aber nicht, dass Ken Hensley bei einigen Song mit in die Saiten gegriffen hat.
Leider wird die Gitarre, die Mick Box anfangs neben der Les Paul intensiv genutzt hat, nicht erwähnt – die Gibson SG !!!
Alles prima und spannend, nur: Nicht nur m.E. war, ist und bleibt das Masterpiece von Uriah Heep das Konzept-Werk SALISBURY und dort bediente sich Mastermind Mick Box bereits zu jener Zeit ebenso einer äusserst virtuosen, ultra-schnellen und die Zuhörer umhauenden Wah-Wah-Gitarrentechnik: Meine bloss à propos “Solo-Wixerei”, welche zwischendurch auch zu gefallen vermag!…