Urban Ash: Taylor Guitars verwertet heimische Hölzer
von Dieter Roesberg,
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Taylor Guitars ist schon seit Jahren ein Vorreiter, wenn es um Nachhaltigkeit beim Thema Holz geht. Man startete verschiedene Initiativen, um die Zukunft einiger dieser Waldressourcen zu erhalten, auf die Taylor in anderen Regionen angewiesen ist.
Überall auf der Welt wachsen Bäume nicht nur in Wäldern, sondern auch zur Landschaftsgestaltung in Stadtgebieten, Parks, größeren Regionen, selbst an Autobahnen. Die dort gepflanzten Bäume absorbieren Kohlendioxid, filtern Verschmutzung, spenden Schatten und Windschutz, absorbieren Lärm und schaffen Lebensraum für Vögel und andere Wildtiere.
Was geschieht mit Bäumen, wenn sie entfernt werden müssen? Traditionell werden sie auf Mülldeponien entsorgt. Manche Gemeinden wandeln einen Teil dieses Holzes in minderwertige Produkte wie Brennholz oder Mulch um. Seit einigen Jahren gibt es in den USA Unternehmen, die dieses Holz in höherwertige Produkte wie z.B. Schnitthölzer verwerten. Eine dieser Firmen ist West Coast Arborists (WCA) aus Anaheim, Kalifornien. Die Firma ist ein etabliertes Unternehmen (gegründet 1972) mit ca. 1000 Mitarbeitern. Sie bietet Baumpflege- und Verwaltungsdienste für mehr als 300 Gemeinden und öffentliche Stellen in Kalifornien und Arizona.
Vor ein paar Jahren begannen der Mitbegründer von Taylor Guitars, Bob Taylor, der Direktor für Nachhaltigkeit natürlicher Ressourcen, Scott Paul, gemeinsam mit Gitarrenbauer und Teilhaber Andy Powers(der im Juni 2022 zum Präsidenten und CEO von Taylor Guitars aufgestiegen ist), die Idee zu erforschen, Gitarren aus einigen dieser verfügbaren Hölzer herzustellen. Besonders reizvoll dabei war die Möglichkeit, Holz vor Ort aus Südkalifornien zu beziehen. Sie suchten den Kontakt zu WCA. Dank einer aufwendigen Software inkl. GPS-Tracking hat diese Firma mehr als 10 Millionen Baumstandorte in ihrer Computerdatenbank inventarisiert. Jedes Jahr pflanzt WCA zwischen 18000 und 20000 neue Bäume. Auf Wunsch entfernen sie auch Bäume.
Um die steigenden Entsorgungskosten auszugleichen und sozial verantwortliche Marktalternativen zu entwickeln, startete die WCA eine Pilotinitiative für das Recycling von städtischem Holz namens Street Tree Revival. Die Frage für Taylor war, ob es sich bei einer der Baumarten aus dem Holzlagerbestand von WCA um Tonhölzer in der für Musikinstrumente nötigen Qualität handelte und ob es eine ausreichend zuverlässige Versorgung mit einheitlichen Qualitätsstandards geben würde.
Nachdem Andy Powers einen Teil des Holzes geschnitten, getrocknet und später Prototyp-Gitarren gebaut hatte, entschied er sich für eine Esche-Art, die lokal als Shamel-Ash bekannt ist. Taylor nennt das Holz Urban Ash.
„Dessen Vorfahre ist die mexikanische immergrüne Esche. Sie ist auch als tropische Esche bekannt und wurde vor 60 bis 70 Jahren gepflanzt, weil es für das Klima in Südkalifornien als gut geeignet angesehen wurde. Außerdem erwiesen sich diese Bäume als fruchtbar und verbreiteten sich in Orange County und im Großraum von Los Angeles, wo sie oft sehr groß werden. Diese besondere Art ist eine großartige Mischung aus dem richtigen Gewicht, der richtigen Dichte, der richtigen Dimensionsstabilität(die Intensität und Geschwindigkeit des Quellens und Schwindens, Anm. d. Red.) und den richtigen Trocknungseigenschaften und lässt sich gut sägen, schleifen und veredeln“, sagt Andy.
Er war gleichermaßen begeistert von den klanglichen Eigenschaften der Prototypen, deren Zargen und Böden er aus diesem Holz gebaut hatte.
„In fast jeder physischen Hinsicht, die ich messen kann, erinnert es an gutes Mahagoni. Es ist in der Regel relativ konsistent. Urban Ash ist schwerer, dichter und resonanter als die von vielen E-Gitarrenbauern geliebte Sumpfesche.“