Till & Tone: Meet your Idols – Nile Rodgers

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HARDTAIL-STRATS

Nile Rodgers ist ein Grund für meine Hardtail-Strat-Liebe, Ronnie Wood und Billy F. Gibbons sind zwei weitere. Anfang 2004 war ich mit meinem Freund Frank Deimel von Deimel Guitarworks in Berlin auf der Stromgitarren-Ausstellung. In seiner Gitarren-Werkstadt zeigte er mir das sehr unterhaltsame Buch ‚Rock + Roll Gearhead‘ von Billy Gibbons. In dem Buch erfuhr ich, dass das legendäre La-Grange-Solo mitnichten nur auf Billys 59er Les Paul „Pearly Gates“ eingespielt wurde, sondern hauptsächlich mit seiner 55er Fender Hardtail Stratocaster.

Billy F. Gibbons’ 55er La-Grange-Hardtail-Strat. (Bild: Frank Deimel)

In einem Interview beantwortete der Reverend die Frage, ob Hardtail Strats etwas spezielles an sich hätten, folgendermaßen: “Definitiv! Sie unterscheiden sich insofern von den Tremolo-Modellen, dass ihr Sound viel direkter, viel tighter ist. Die Federn lassen die Tremolo-Strats ganz anders als die Hardtail-Versionen klingen.“ Das kann ich bestätigen. Vielleicht haben sie durch das mehr an Holz auch ein besseres Sustain als ihre Tremolo-Sisters.

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Das etwas hallige, metallische Klingeln einer Tremolo-Strat ist natürlich nicht schlechter, aber ich empfinde – wenn wir schon mal wieder im Bereich „Flöhe husten hören“ unterwegs sind – den Klang meiner HardtailStrat als wärmer und holziger im Vergleich zu meiner Strat mit Tremolo. Als Tele-Aficionado kam ich mit „normalen“ Strats lange Zeit nicht klar, aber meine Hardtail Strat hat mir geholfen, darüber hinwegzukommen. Konstruktionsbedingt (Saiten durch den Body) bringt sie einen guten Schuss Tele mit, obwohl sie natürlich ganz klar strattelt!

Probiert das mal aus, ich kann das jedem nur empfehlen, der zum Beispiel wie der Herr Clapton „nicht den Hebel zieht“ (um es mal mit Atze Schröder zu sagen) und den Tremoloblock festklemmt!

Meine geliebte Hardtail-Strat (Bild: Hoheneder)

HITMAKERS

Aber zurück zu meinem Gespräch mit Nile Rodgers. Auf meine Frage, ob die „Hitmaker“ auf dem Ständer eine cleane Fender Custom Shop Replica wäre, nahm er sie in die Hand und erklärte mir, dass es sich bei dieser Gitarre um eine ganz normale Stock-Version aus der aktuellen USA-Serie handelte. Denn mit der Custom Shop-Version war der Meister offensichtlich nicht hundertprozentig zufrieden. Die Konturen des Bodys, die Dicke des Headstocks waren seiner Ansicht nach im Vergleich zur Original-Hitmaker (’60 Body, ’59 Neck) nicht wirklich perfekt nachgebildet worden.

Das fand ich doch sehr verwunderlich, wo doch der Fender Custom Shop sich gerne bei solchen Ikonen-Reissues als „Graf Akurat von Penibelschrat“ inszeniert – nun, der Besitzer des Originals wird wohl wissen, wovon er redet. Aber, versicherte mir Nile, die normale US-Edition der Hitmaker (immerhin mit ca. 2600 Euro auch kein Sonderangebot) ist top, er hat sie sogar schon im Studio benutzt für diverse Recordings. Na, bidde!

Auf der Bühne allerdings spielt Herr Rodgers ausschließlich das originale Schätzchen. Denn bei den Reissues würden die Potis anders funktionieren: Wenn das Volumepoti bei der Original-Hitmaker auf 7 stehen würde, dann klänge es bei der Replica natürlich nicht genau gleich – und darauf hat er live keinen Bock. Kann ich gut verstehen: Wenn man fünfzig Jahre fast ausschließlich eine Gitarre benutzt, dann ist jede Soundnuance einer anderen Potistellung in Fleisch und Blut übergegangen, dann sind alle abgewetzten Stellen des Griffbretts so vertraut wie ein eigenes Kind.

Irgendwann drückte Nile mir die Hitmaker-Copy in die Hand und ich konnte dem Master of Funk nur zustimmen – ein charmantes Hals-Profil, gut verarbeitet, nicht zu schwer, und trocken angespielt klang das Teil wirklich anständig. Interessant fand ich noch seine Bemerkung, dass er relativ weiche Picks und nicht gerade dicke Saiten benutzt (.009 – .042). Und „privat“ würde er sowieso nur Jazz spielen.

ALL KILLER, NO FILLER

Zum Schluss ließ Mr. Rodgers es sich nicht nehmen, auch meine Frau sowie zwei Freunde von mir ausführlich und freundlich zu begrüßen. Die hatten wegen unseres Guitartalks natürlich die ganze Zeit mit Fragezeichen in den Augen still in der Garderobe gestanden. Dann gab es noch Fotos mit allen und irgendwann standen wir alle wieder Backstage an einem Tisch. Natürlich war das Konzert sensationell. Nile spielte in Hochform, die Band hervorragend und die Sängerinnen waren schlicht und ergreifend superb!

90 Minuten lang wurde ein Nr. 1 Hit nach dem anderen zelebriert – keine Füller, keine langatmigen Soli. Exzellent! Im Hotel Savoy hatten wir nach dem Konzert noch die Gelegenheit, mit der Band zu plaudern und genüsslich einen über den Adamsapfel zu zirkeln. Herrlich. Ich war noch mindestens eine Woche ganz beseelt von diesen unvergesslichen Eindrücken. Fazit: Seine Idole treffen – das kann gründlich in die Hose gehen, muss aber nicht! Danke, Jan Mewes. Danke, Mr. Nile Rodgers!

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hm, ich bin ja nur einer von sehr vielen Leser*innen der G&B, aber diese Serie finde ich bisher echt ausbaufähig… eine seltsame Melange aus Geschichten aus Herrn Hoheneders Leben (er hat mal den Allaut getroffen, als dieser nen schlechten Tag hatte), etwas Gitarren-Garnitur (TH spielt am Liebsten Hardtail-Strats) & Einwürfen in einem Humor, der mich an die 90er Jahre erinnert. Und die Eigenwerbung für THs Podcast in allen Ehren – aber was genau diese bzw. dieser mit dem Thema “Gitarre & Bass” zu tun hat, erschließt sich mir nicht – sondern hinterlässt bei mir einen faden Nachgeschmack.
    Es ist durchaus nicht meine Absicht, Herrn Hoheneder “an den Karren zu pissen” (analog zum Humor im obigen Artikel)… TH meint ja scheinbar, die G&B-Lesenden wären eher neidisch/missgönnende Typen? Sind wir aber doch gar nicht! Ich z.B. gönne ihm seine Bekanntschaften und Erlebnisse aus vollem Herzen – jedoch interessieren sie mich eher peripher… ;o)

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