Gute Reise Mr. Sylvain!

Sylvain Sylvain: Proto-Punk

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Sylvain (3. v. l.) mit der letzten Besetzung der New York Dolls (Bild: Jeff Fasano)

Die Götter des Rock’n’Roll sind nicht immer gerecht, denn manche Bands entfalten ihre Wirkung erst nach ihrer Auflösung. Die New York Dolls nahmen nur zwei Studioplatten auf und trennten sich 1977 nach jeder Menge Chaos und Drogen – kurz vor dem Start der Punk-Bewegung, die sie maßgeblich beeinflusst hatten. Im Zentrum des Geschehens stand Gitarrist Sylvain Sylvain, der nun am 13.01.2021 den Kampf gegen Krebs verloren hat.

1951 als Sylvain Mizrahi in Kairo/Ägypten geboren, floh er als Kind mit seinen Eltern über Frankreich in die USA und wuchs in Buffalo, New York und in New York City auf. 1971 gründete er mit Johnny Thunders und David Johansen eine Band, die erst unter dem Namen The Dolls auftrat und dann zu den New York Dolls wurde. Benannt nach einem Puppen-Hospital, dem New York Doll Hospital, wurde die Band zur Antithese zum damals angesagten Prog-Rock. In Frauenkleidern, Plattformboots und jeder Menge Makeup rotzte das Quintett seine 4-Minuten-Songs herunter. Es ging um Sex, Pillen, Rock’n’Roll-Krankenschwestern und andere Alltagserscheinungen des Lebens in New York.

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Crunchige Marshall-Amps, Powerchords und Rock-Licks untermalten Johansens Texte. Jedoch schien die Zeit nicht reif zu sein für den Sound der Dolls. Trotz Plattenvertrag und Touren, wollte sich der kommerzielle Erfolg nicht einstellen. Die Band blieb ein Geheimtipp und spielte vor allem in und um New York. Heroin und zahlreiche Umbesetzungen machten ihr schließlich den Garaus.

Sylvain startete eine mittelmäßig erfolgreiche Solokarriere und veröffentlichte zwei Alben unter eigenem Namen. Auf der anderen Seite des Ozeans sorgte er jedoch für enorme Bewegung. Es gibt kaum eine englische Punkband, die die New York Dolls – neben Bowie und Velvet Underground – nicht als Einfluss nennt. So wurde Sylvain doch noch zur Legende.

2004 kam es zur New-York-Dolls-Reunion, die die Band in erstaunlich guter Form zeigte und ihr spät einen gewissen finanziellen Erfolg bescherte. Ein Virtuose war Sylvain sicherlich nicht, aber was an Technik fehlte, machte er mit Attitüde und Begeisterung wett. Hört man heute eine New-York-Dolls-Platte, klingt die immer noch gefährlich, wild und rebellisch und auch ihr Outfit dürfte selbst heute noch in fast jedem Elternhaus für Aufruhr sorgen. Und darum geht es doch beim Rock’n’Roll, oder?

Um in die richtige Stimmung zu kommen, gibt es einen Ausschnitt aus ,Jet Boy‘ zum Nachspielen – Powerchords und Boogiepatterns von Sylvain in Beispiel 1 und eine Ein-Saiten-Melodielinie von Kollege Johnny Thunders in Beispiel 2. Gute Reise Mr. Sylvain!

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sylvain,Sylvain (R.I.P.) war ein guter Gitarrist! Ich bedauere es sehr,daß er nun von uns gegangen ist,und werde sein sehr spezielles Gitarrenspiel vermissen.

    Ich sah ihn letztmalig live zusammen mit den „New York Dolls“ bei einem ihrer Réunion Tour Konzerte im restlos ausverkauften legendären „SO 36“ in Berlin-Kreuzberg.

    Mit dabei war damalig u. a. natürlich David Johansen (Vocals,Harp),Earl Slick (Guitars) und Sammy Jaffa (Bass-Guitar).

    Sylvain‘s Gitarrenspiel klang stets „leicht schräg“,paßte aber sehr harmonisch zu dem Sound der „Dolls“.

    Ich erinnere mich noch an ein sehr altes Ibanez Werbeplakat,auf dem Sylvain als Endorser einer Ibanez Flying V im Nature-Design aus der bekannten „Pre-Lawsuit-Era“ deutlich zu sehen war,welches im Internet erst kürzlich für satte 690.-U.S.$ versteigert werden sollte!

    Seine Zusammenarbeit als Gitarrist/Mitgründer der „New York Dolls“ war besonders prägend für die Epoche des damals aufsteigenden Glamour-und Punk Rock.

    Der Songtitel „Pills“ von den „Dolls“ klingt mir jetzt in den Ohren.Ohne Sylvain wären die „New Yorker Puppen“ wohl kaum so berühmt geworden.
    Sylvain,Sylvain bleibt für uns unvergessen! ?

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