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Steve Lukather Gear: Gitarren, Amps, Effekte

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Totos 35th Anniversary Tour 2015 war ein Schlüsselerlebnis für die kalifornischen Pop-Rocker. Nach dem gleichnamigen Live-Album legte die Band schnell das Studiowerk ‚XIV‘ nach, das mit seinen Referenzen ans eigene Frühwerk unerwartet erfolgreich chartete. Klar, dass Toto die Gunst der Stunde nutzten und gleich erneut auf Tour gingen. Wir durften Gitarrist Steve Lukather dabei über die Schulter schauen.

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(Bild: Niki Kamila)

Ohne Luke geht gar nichts. Das wird schon beim Soundcheck klar. Der Gitarrist ist hoch konzentriert, legt die Setlist fest, die zu probenden Parts, zählt ein, korrigiert, dirigiert.

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Die Show im Berliner Tempodrom steht an. Der Soundcheck ist fertig. Doch die Band legt gleich noch eine Probe nach. Diese ist öffentlich, für V.I.P.-Ticket-Käufer, inklusive Meet & Greet mit den Fans und Fotoshooting im Backstage-Bereich.

Steve, ihr bietet euren etwas mehr zahlenden Fans ein komplettes Event: Early Entry, Soundcheck Party, Meet & Greet, Fotos und Show.

Steve Lukather: So ist das eben heute. Das Musikgeschäft hat sich verändert und das ist unser Weg, Kontakt mit den Fans zu halten. Es ist ein Geben und Nehmen.

Musstest du für die älteren Song in eurem Set bestimmte Parts üben?

Steve Lukather: Ich musste mir einige Sachen heraushören, etwa ‚Takin‘ It Back‘, das wir noch nie live gespielt haben. Ich sag dir: es ist total seltsam, wenn du deinem 19-jährigen Ich zuhörst. (lacht) Ich musste selbst das Solo von ‚Rosanna‘ neu lernen. Die Fans fragten mich oft, warum wir den Song selten live spielen. Ich antwortet dann immer: weil das ein verdammter One-Take von 1978 ist!

Du besitzt aus jener Zeit einige Teles, Les Pauls, ES-335 und Strats. Hast du aktuell alte Instrumente dabei?

Steve Lukather: Nein, ich spiele meine Music Mans und das zu 99 Prozent. Im Grunde sind die Luke-Modelle ein Hybrid aus Strat und Les Paul – a bad ass guitar! (lacht) Klar besitze ich einen Haufen alter Gitarren, etwa meine 59er Burst Les Paul. Aber ich spiele sie selten. Joe Bonamassa hat meiner Burst übrigens zu altem Glanz verholfen: Er hat mir originale 1959erMechaniken geschenkt, ich muss nur mal Zeit finden sie anzuschrauben. Aber eines Tages werde ich mal eine Solo-Tour spielen, für die ich all meine alten Gitarren mitbringe. Versprochen!

Welche Luke-Modelle hast du dabei? Auf dem letzten Album hast du konsequent die L III gespielt.

Steve Lukather: Genau. Ich liebe sie und die Jungs bei Music Man machen jedes neue Modell besser und besser. Sie sind so gut, dass ich eine von der Wand nehmen und unbesehen damit einen Gig spielen würde, das schwöre ich bei meiner Ex-Frau und meinen vier Kindern! (lacht) Die Jungs von Music Man haben gerade ein neues Demo-Video von mir ins Netz gestellt, ich hab‘s gerade abgenickt. Ich mag das eigentlich nicht. Ich komme mir immer ein bisschen doof vor, aber Werbung ist eben Teil des Marketings und gehört heutzutage dazu. Denkt also bitte nicht, dass ich ein eitler, selbstverliebter Schwanz bin! (lacht)

Wie sieht es mit Amps aus? Du hast Bogner-Ecstasy-101-Verstärker dabei.

Steve Lukather: Genau. Ich spiele diesen Amp nur noch. Reinhold Bogner meinte vor Jahren ich solle mal vorbeikommen und seine Verstärker checken. Das habe ich gemacht und einen Tag in seinem Studioraum verbracht. Und der Ecstasy funktionierte für mich perfekt. Er bringt alles mit, was ich brauche: er hat einen hervorragenden Clean-Ton, aber vor allem der Channel 2 für Crunch-Sounds und Leads hat es mir angetan. Channel 3 für Super-High-Gain-Sounds benutze ich nur selten. Ich spiele Channel 2 und habe dazu den Pickup-Boost an meiner Gitarre. Damit kann ich eine Menge anstellen.

Du hast Anfang des Jahres mit ToneConcepts Inc. dein erstes SignaturePedal „The Luke“ vorgestellt. Im Grunde ein Preamp-Booster mit vielen Regelmöglichkeiten.

Steve Lukather: Ein cooles Teil! Ich habe den vor meine Signalkette gesetzt, aber du kannst ihn auch am Ende der Kette als Mastering-EQ benutzen. Manche nutzen den auch nur als Distortion. Ich setze ihn als feinen Preamp ein, mit dem ich meinem Sound Kontur verpassen kann: ein bisschen mehr Druck, ein bisschen mehr Glanz, oder einfach nur mehr Eier! (lacht)

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Die Toto-Live-Bühne 2015 (Bild: Niki Kamila)

Die limitierte Erstauflage von 100 Exemplaren ist bestimmt vergriffen, oder?

Steve Lukather: Die sind alle weg. Es gibt viele Typen, die Effektgeräte sammeln. Vielleicht legen sie noch mal eine Serie auf.

Es sollen weitere Pedale folgen. Was ist in der Pipeline?

Steve Lukather: Momentan nichts. Ich will erst mal diese Tour überleben! (lacht) Dann geht’s nach zwei Wochen Urlaub gleich weiter mit Ringo Starr auf Tour.

Dein Techniker packte beim Soundcheck einen Riesensack Pleks aus und meinte, du bräuchtest pro Show rund 50 Stück? Wieso das denn?

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(Bild: Niki Kamila)

Steve Lukather: Nun, wenn sich eins ungewohnt anfühlt, schmeiß ich‘s sofort weg. Du glaubst alle Pleks einer Serie seien gleich? Weit gefehlt! Mit Pleks ist es wie mit Gitarren: sie sind alle ein wenig unterschiedlich. Dabei ist die Endkontrolle bei Music Man ziemlich penibel. Aber ich kann einfach nur Pleks spielen, die sich für mich perfekt anfühlen.

Vielen Dank fürs Gespräch!


 

 

Guitar Tech

Lukes Guitar Tech Jon Gosnell, selbst Gitarrist und Gitarrenlehrer aus Annapolis, Maryland, ist unter anderem auch Angestellter bei Bruce Springsteens E-Street Band und dort für Nils Lofgrens Equipment zuständig. Seit 2012 arbeitet er für Lukather.

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Steve Lukathers Guitar-Tech: Jon Gosnell (Bild: Niki Kamila)

Jon, erzähl uns bitte wie Lukes Effektboard aufgebaut ist.

Sein aktuelles Board ist deutlich einfacher und aufgeräumter als sein früheres Bradshaw-System. Aus meiner Sicht ist Lukes Ton dadurch auch wesentlich besser. Fangen wir vorne an: Als erstes in der Signalkette ist der ToneConcept Distillery, der im Grunde EQ und Booster in einem Gerät ist, mit dem Luke seinen Sound auf seine Bedürfnisse finetunen kann. Von dort geht’s weiter in einen RJM Tonesaver Buffer, der auf dem Bord unter einem MXR Smartgate versteckt ist.

Von dort geht das Signal in Low Impendance weiter, um Verluste durch Kabellängen zu kompensieren. Vom RGM Tonesaver geht’s ins Boss Volume 500 L, weiter in ein Dunlop Cry Baby Wah und von dort in den Xotic SP Compressor, den Luke aber bei Toto nur selten für ein wenig mehr Sustain einsetzt, oder bei Ringo Starr für etwas mehr Country-Twang. Nach dem Kompressor geht’s in den Rodenberg GAS 808 „Luke“, der im Prinzip einem Tube Screamer entspricht. Den benutzt Luke in Kombination mit dem Channel 2 seines Bogners, wenn er mehr Sustain oder Overdrive braucht. Von dort geht es weiter in den Lex Strymon, einem Rotary-Effekt ähnlich den alten Leslies.

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(Bild: Niki Kamila)

Toller Effekt, toller Sound! Luke mag die Produkte von Strymon. Das Teil hat er schon eine ganze Weile auf dem Board. Von dort geht’s in eine Router-Box die für das Umschalten der Delays und der Kanäle des Amps zuständig ist. Das macht alles etwas einfacher, alles ist komplett passiv. Von dort geht es in den Input von Lukes Haupt-Amp, von dort gehen wir aus dem Effect-Send raus und zurück in die Router-Box. Dann geht es in einen Providence Anadime ADC-3 Chorus, ein TC Electronics Flashback Delay, ein Boss DD-3, ein Strymon BlueSky Reverbator und von dort wieder in den Router und zum Schluss separat in die beiden Digitech Hardwire Delays.

Das Stereo-Out jedes Delays geht zurück in den RGM Line Mixer und von dort als Left- und Right-Out zum Effect Return seiner Amps, die Delays laufen stereo. Unten auf dem Board hat er die ChannelSwitches 1, 2 und 3 für die Kanäle seines Bogners, einen Marshall-Switch für den Fall, dass er einen weiteren Amp integrieren möchte und schließlich Delay 1 und 2. Ein sehr durchdachtes Konzept! Dieses Board gibt ihm eine Menge Flexibilität. Das lustige ist: Luke benutzt eigentlich nur wenig Effekte! Die meisten Leute bestaunen das Board und denken: das ist aber eine Menge. Aber wer hinhört, wird feststellen, dass Luke sie sehr gezielt und sparsam einsetzt. Lediglich der BlueSky Reverbator und die beiden Delays sind kontinuierlich an.

Was ist zu den Bogner Amps zu sagen?

Luke benutzt zwei Ecstasy-Heads und zwei Cabinets. Der dritte Head dient nur als Backup, auch wenn wir bisher nie Probleme hatten, da die Amps robust und zuverlässig sind. Der rechte Amp ist Lukes Haupt-Amp, der linke dient als Return. Sein Hauptkanal ist der BlueChannel, also Kanal 2. Der Gain-Boost ist an, Structure ist auf high und Plexi-Mode ist aus, weil das nur Gain raubt. Die Pre-EQs stehen auf Neutral. Die Ecstasys sind großartige Amps und brauchen so gut wie keinen Wartungsaufwand. Ab und zu mal die Röhren wechseln, ansonsten rocken sie einfach. Luke ist total zufrieden, er kriegt alles was er braucht aus diesem Amp.

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Steve Lukathers Hauptspielzeug: ToneConcepts Destillery (Bild: Niki Kamila)

Wie sieht Lukes Amp-Setting aus?

Luke spielt wie gesagt den Blue-Channel. Bei der Klangregelung sind alle Regler des Verstärkers im unteren Drittel, ein sehr moderates, eher verhaltenes Setting, das nur in Nuancen auf den jeweiligen Veranstaltungsort angepasst wird. Der Amp hat bereits eine Menge Bass und High-End. Dieses Setting passt perfekt zu seinen MusicMan-Gitarren. Mit dem Blue-Channel in Verbindung mit dem Gain-Boost seiner Gitarre und dem Rodenberg Overdrive macht Luke 99 Prozent seiner Sounds. Ab und zu benutzt er auch den Clean-Kanal, also den Green Channel. Beide Amps werden mit je einem PowerVentilator während der Show gekühlt.

Wie viele Gitarren hat er mit dabei?

Drei LIII-Signature-Modelle mit passiven DiMarzio-Transition-Humbuckern, die für sein ‚Transition‘-SoloAlbum entwickelt wurden. Dieses Modell hat den bereits erwähnten Gain-Boost, Luke kann also jederzeit dem Kanal, den er spielt, noch eins obendrauf setzen. Aber er nutzt diese Möglichkeit eher selten. Dazu kommen zwei Yamaha-Acoustics, je eine Steel- und eine Nylonstring.

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Lukes Pleks (Bild: Niki Kamila)

Was braucht Luke noch?

Unbedingt Ernie-Ball-Saiten: .009-.042er Slinky M Steel Ultra High Output. Er spielt Slinkys seit vielen Jahren, aber als Ernie Ball diesen Satz für Higher Output entwickelte, meinte Luke den Unterschied zu hören und spielt nur noch dieses Set. Er mag sie auch, weil sie nicht so schnell korrodieren. Was Pleks angeht spielt er kleine heavy Teardrops, und Luke hat halt diese Eigenheit, dass er sie tonnenweise verbraucht – wirklich rund 50 Stück pro Show. Kein Scherz! Aber ich habe circa 10.000 in Reserve! (lacht)

 

Kontrovers: Steve Lukather über die jungen Spieler von heute

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