Stefan Kahne & Wolfgang Sing: Mannheimer Session-Player im Interview
von Redaktion,
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(Bild: Stefan Kahne)
Ach, und was? Denkt man nicht irgendwann – ich kann‘s! Findet ihr immer noch Dinge, von denen ihr denkt: cool, kann ich nicht, will ich lernen?
Stefan: Das Coole an künstlerischen Betätigungsfeldern ist ja gerade, dass man sich immer weiterentwickeln und etwas Neues finden kann bis man umfällt. Es geht weniger um Fingerfertigkeit, als um Ausdruck und Energie. Wenn B.B. King mit seiner Gitarre auf einem Stuhl sitzt und einen Ton anschlägt, dann ist alles an der richtige Stelle und er hat mit diesem einen Ton so viel erzählt, was andere dir mit tausend Akkorden nicht ausdrücken können.
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Wolfgang: Es geht dabei um Tiefe, und das, was man im Allgemeinen als persönlichen Ausdruck und Tonbildung versteht. Nur dadurch bekommst du als Gitarrist einen Wiedererkennungswert. Es gibt ja so Gitarristen wie Gary Moore oder Marcus Deml, die spielen zwei Töne und du weißt sofort, wer es ist. Es ist wertvoll an so etwas zu arbeiten.
Wann war euch klar, dass Musiker euer Beruf wird und nicht nur eine Leidenschaft? Rutscht man da rein, oder ist das eine Entscheidung?
Stefan: Das wird jetzt eine „deep shit“ Antwort – soweit wir wissen, machen wir ja alles im Leben meist nur einmal. Dann sollte man eigentlich das machen, wo man Bock drauf hat. Das gilt für jeden: Mache das, was dich glücklich macht, dann bist du glücklich. Ich habe mit schrecklicher Prüfungsangst irgendwie dann doch Lehramt studiert – Grundschulpädagogik mit dem Fach Musik. Ich habe das durchgezogen und auch beendet, aber mit dem bis heute kürzesten Referendariat in Rheinland-Pfalz. Ich hatte zeitgleich schon Gitarrenunterreicht gegeben und nach 19 Stunden habe ich meine Grundschullehrer-Karriere an den Nagel gehängt. Drei Tage später habe ich mit einer Barry-White-Tribute-Band einen Gig in Moskau bekommen, dann war für mich auch Karma-mäßig klar, wie es weitergeht.
Wolfgang: Ich habe auch erst was „Ordentliches“ gelernt, weil man mir in den Ohren lag, dass nur Kunst zu unsicher sei. Aber jetzt mal im Ernst, was ist denn heute überhaupt noch sicher? Ich habe in jungen Jahren KFZ-Mechaniker gelernt und Sozialpädagogik studiert, gearbeitet habe ich in keinem der Berufe. Am Ende ist es eine Frage der Hingabe und wie sehr man etwas liebt, das man tut. Man muss wohl eine Vision und den Drang haben – ob das jetzt Gitarre, Bass oder etwas anderes ist. Man stellt sich einfach die Frage, wie man den Fuß in die Tür bekommt und wie man es schafft, sich frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen – das ist enorm wichtig!
Wo wir gerade beim Thema Netzwerk sind. Ihr bewegt euch weitestgehend in der Mannheimer Szene. Was ist das Besondere hier und was hat der Guitar Summit in der Wahrnehmung der Stadt verändert?
Wolfgang: Der Blick auf Mannheim von außen hat sich durch den Summit definitiv verändert. Dahingehend, dass man jetzt echt mitbekommt, dass wir hier weit mehr zu bieten haben als die Söhne Mannheims. Manche Themen sind irgendwann auch mal durch. In jedem Fall ist es eine Wahnsinns-Alternative zur Musikmesse, die es ja nicht mehr gibt.
Stefan: Ich habe als Endorser von Schwarz Custom Guitars selbst schon Workshops auf dem Summit gegeben, obgleich ich eher Vintage-Freak bin. Die Ausstellung ist ja jetzt nicht so wirklich vintage, aber es ist eine einmalige Gelegenheit, Menschen zu treffen, mit denen man sich etwas zu sagen hat. Eine absolute Bereicherung und fester Termin für mich, und es wird auch nach dem dritten Tag nicht nervig.
Was meinst du damit? Wieso genervt?
Wolfgang: Ich weiß sehr genau, was Stefan meint. Bei anderen Events, wie der Frankfurter Musikmesse, hatte man irgendwann den Eindruck, dass es nur um Business geht und nicht mehr wirklich um Musik. Hier schwingt das Pendel mal wieder in eine andere Richtung – es geht um das Handwerk, die Musikerinnen und Musiker und einen ganz bestimmten, entspannten Flair.
Stefan, du sagt selbst, du bist „Vintage-Freak“ und hast eine recht große Sammlung. Was ist die älteste oder liebste deiner Gitarren?
Stefan: Oh, das kann jetzt etwas dauern. Meine älteste ist eine 56er Les Paul Goldtop P90 mit Factory-Bigsby. Unabhängig vom älteren Holz, steckt in solchen Gitarren einfach Liebe drin, die Pickups sind alle noch handgewickelt, und dadurch spielen sie sich einfach anders. Eine liebste habe ich nicht – es ist doch so, wenn du eine alte Gitarre findest, die für dich richtig geil ist, musst du sie eben mitnehmen.