„… am Ende des Tages geht es darum, seinen Spaß zu haben und Menschen glücklich zu machen.“
(Bild: Jimmy Fontaine)
Apropos Sound: Die Drums von ‚Screamin’ At The Sky‘ wurden live auf der Bühne des Plaza-Theaters in eurer Heimatstadt aufgenommen, um den natürlichen Raumklang einzufangen.
Nicht nur die Drums, sondern auch sämtliche Gitarren. Übrigens mit meinem 5150 und einer 4x12er Hiwatt-Box, die früher mal Brad Whitford von Aerosmith gehört hat. Sehr cool! Als Gitarren kamen eine Gibson Les Paul und ein paar meiner Fender Telecaster zum Einsatz. Den Bass und die Gesänge haben wir zuhause im Studio unseres Schlagzeugers John Young aufgenommen. Mit der heutigen Technologie ist es völlig egal, wann und wo man welches Instrument einspielt. Zumal wir #die Songs bewusst einfach halten, damit wir sie in möglichst gleicher Form auch auf die Bühne bringen können.
Wie viele Spuren pro Song hast du bei den Aufnahmen eingespielt?
Es gab immer jeweils eine Rhythmusgitarre von Chris (Sänger und zweiter Gitarrist, Anm. d. Verf.) und mir, dazu ein paar Overdubs für den Refrain oder für einen Solopart, mehr nicht. Wie gesagt: Unser Ziel ist es, die Studioproduktionen möglichst authentisch klingen zu lassen. Wir mögen nicht, wenn etwas überproduziert klingt, wir möchten, dass es roh und rau bleibt.
Würdest du mir zustimmen, dass sich euer Stil, vor allem aber euer Sound merklich verändert hat?
Ja, mag sein. Meiner Meinung nach gibt es bei uns zwei Strömungen, die sich auf nachvollziehbare Weise weiterentwickelt haben. Zum einen sind unsere Harmonien und Akkorde komplexer als früher, demgegenüber haben wir die generellen Arrangements unserer Stücke immer simpler werden lassen. Wir haben gelernt, dass es wenig Sinn ergibt, einen Song nur deshalb länger zu machen, damit er länger ist. Die Fragen, die wir uns zunehmend häufiger stellen, lauten: Braucht die Nummer wirklich ein längeres Gitarrensolo? Braucht sie ein übermäßig lang zelebriertes Ende? Insofern gibt es durchaus komplexe Ideen, da wir als Musiker gereift sind und so mancher Song ein Niveau hat, das es bei uns vor 15 noch nicht gab. Gleichzeitig hat sich bei uns die Erkenntnis breitgemacht, dass auch ein Text nur so lang sein sollte, bis alles erzählt ist. Man darf gute Ideen niemals überstrapazieren oder zu stark analysieren. Wenn sich etwas gut anfühlt, ist es richtig!
(Bild: Jimmy Fontaine)
Welchen Anteil an ‚Screamin’ At The Sky‘ hatte euer neuer Bassist Steve Jewell? Hat er euren Sound verändert?
An unserer Arbeitsweise hat sich durch ihn nichts geändert. Steve ist ein großartiger Musiker mit vielen guten Ideen, er hilft uns, die stärksten Ideen in Songs umzumünzen. Steve ist auch ein fabelhafter Gitarrist und hat im Song ‚Nervous‘ sogar Slide gespielt. Zudem singt er und kann Schlagzeug spielen, ein kompletter Musiker also. Für uns ist es ein wahrer Segen, dass er jetzt zur Band gehört, ohne dass wir etwas grundsätzlich ändern mussten.
Gab es denn Dinge, die ihr in früheren Jahren revidieren musstet? Harte Lektionen, um sich auf diesem umkämpften Markt halten zu können?
Ja, die gab es. Wir mussten früh lernen, dass man sich nicht ständig mit Dingen herumärgern darf, die im Grunde genommen keine große Bedeutung haben.
Zum Beispiel?
Na ja, man ereifert sich schnell bei nervigen Businessfragen. Oder ärgert sich über Rezensionen in Musikmagazinen. Und man neigt dazu, alles nach kommerziellem Erfolg oder Misserfolg zu beurteilen. Natürlich sind solche Dinge nicht komplett unwichtig, vor allem nicht für eine professionell arbeitende Band. Doch am Ende des Tages geht es darum, seinen Spaß zu haben und Menschen glücklich zu machen, die unser Album gekauft oder eines unserer Konzerte besucht haben. Nicht die Journalisten, die unsere Musik in ihren Magazinen beurteilen, bezahlen unsere Rechnungen, sondern die Fans, die unsere CDs kaufen und in die Konzerte kommen. Um sie müssen wir uns kümmern, alles andere sind nur unbedeutende Nebenschauplätze. Wenn man jung ist, möchte man jeden von sich überzeugen, egal ob Fan oder Journalist. Doch irgendwann merkt man, worauf es wirklich ankommt, nämlich darauf, an sich selbst und an seine Songs zu glauben.
Sind diesbezüglich Wünsche offen, haben Black Stone Cherry noch unerfüllte Träume?
Ich denke, dass das Träumen nie aufhört und auch niemals aufhören darf. Es gibt unzählige Städte, in denen wir noch nicht gespielt haben, und Massen an Fans, die wir noch treffen wollen. Wir hatten das Glück, bereits an einigen der spannendsten Orte des Planeten gespielt zu haben, aber auf unserer Liste stehen noch zahllose weitere. Das ist es, was uns weiterhin antreibt. Jeder Musiker möchte fortwährend etwas Neues lernen, dieser Wunsch endet nie.
(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)