Mit Myles Kennedy & The Conspirators war der sympathische Zylinderträger gerade live unterwegs, um seinen neuen Longplayer ‚Living The Dream‘ vorzustellen. Dabei gewährte er uns Einblick in sein aktuelles Equipment.
Ganze vier Jahre ist es schon wieder her, seit Slash das letzte Mal Berlin gerockt hat.
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Da standen noch reichlich GN‘R-Hits auf der Setlist. Diesmal bestimmte hauptsächlich das Repertoire seiner Soloscheiben das gut zweistündige Set. Höhepunkt vor 4.000 Fans in der Berliner Verti Music Hall war Slashs fast viertelstündiger Soloausflug auf ‚Wicked Stone‘ ein echt bemerkenswerter Kraftakt einer ohnehin schweißtreibenden Show. Trotzdem nahm sich der Bandboss nach der Show Zeit für ein „Rig Rundown“.
Slash, wie läuft die Tour soweit?
Großartig! Die Show kommt richtig gut an, egal wo wir spielen. Es macht wahnsinnig Spaß, denn diese Band ist großartig und wir spielen diesmal in noch größeren Hallen. Alles läuft fantastisch. Aber das wichtigste ist, dass die Fans unser neues Album mögen. Sie wünschen sich viele der neuen Songs, sodass wir erstmals mehr neue Stücke, als alte Hits spielen. Das ist echt ungewöhnlich.
Auf ‚Wicked Stone‘ hast du gerade ein unfassbar intensives, sportliches Solo abgefeuert. Das dauerte fast 15 Minuten!
Nun, das dauert halt solange, wie ich was zu sagen habe, um es mal bildlich auszudrücken. Aber 15 Minuten sind wirklich lang! (lacht)
(Bild: Woldach)
Du scheinst damit körperlich an deine Grenzen zu gehen.
Nö, halb so wild! Ehrlich! Ich hab keinerlei muskuläre Probleme, Gott sei Dank. Ich wärme mich vorher vernünftig auf, dehne Schultern, Unterarme und Hände ausgiebig, sonst bekomme ich tatsächlich Probleme, so ein Ziehen im Handgelenk und ein Nadelstechen in den Fingerkuppen.
Kommen wir zu deinem Equipment. Deine Hauptgitarre war ein Gibson Les Paul ‚Vermillion‘ Prototyp in einem tiefroten Burst. Erzähl uns etwas über das Instrument.
Vor einigen Monaten habe ich mit den Jungs vom Gibson Custom Shop begonnen, dieses Instrument zu planen. Diese Gitarre ist eine von zwei Prototypen, die ich auf dieser Tour dabei habe. Das Instrument, das du hier siehst, ist #2. Sie basiert auf den Features einer 58er Custom Shop Les Paul, abgesehen von diesem neuen Finish, das ich extrem cool finde. Diese Gitarre hat eine wundervoll geflammte Decke, ein leichtes Alu-Stop-Tailpiece, ein Griffbrett aus bolivianischem (!) Palisander und ist mit Burstbucker-Pickups bestückt. Die klingen wirklich gut.
Die nächste Gitarre ist deine ‚Brazilian Dream‘ Signature in Tobacco Sunburst.
Sie ist nahezu identisch mit der ‚Vermillion‘, bis auf das Finish. Diese hier hat eine eher unspektakuläre, wenig geflammte Ahorndecke. Aber die fallen alle ein wenig anders aus. Ich habe auch schon eine gespielt, deren Decke wild geflammt war. Diese Gitarre ist mit meinen Seymour Duncan Slash Alnico-II Pickups bestückt.
Dann hast du eine Les Paul Goldtop Standard dabei.
Die Gitarre habe ich gebraucht gekauft, sie ist von 1987 oder 1988, ich weiß es gar nicht so genau. Das ist eine lange Geschichte. Bei der ‚Use Your Illusion‘- Tour spielte ich früher eine Goldtop aus dem Gibson Showroom in Chicago, die Gitarre hatten sie auf der NAMM Show vorgestellt. Die hab ich damals bevorzugt live gespielt in ‚Sweet Child O‘ Mine‘, ‚Estranged‘, ‚The Godfather‘ und ‚Knocking On Heaven’s Door‘, also Songs mit einem fetten, bluesigen Ton, für den ich an der Gitarre die Höhen rausnehme. Diese Gitarre hatte ich von GN‘R bis zu Slash’s Snakepit gespielt. Dann wurden mir viele Gitarren geklaut. Mittlerweile habe ich fast alle wiederbekommen, bis auf die Goldtop. Also habe ich eine Zeit lang nach Goldtops aus den späten Achtzigerjahren gesucht und diese gekauft.
Du hast sie heute Abend auf ‚Great Pretender‘ und ‚Starlight‘ eingesetzt.
Genau. Ich spiele die Soli dieser Songs auf dem Hals-Pickup, denn ich will einen warmen, satten Ton mit einem langen Sustain. Auch diese Gitarre hat mein SeymourDuncan-Pickup-Set drin.
Ich hab übrigens in den Achtzigern die Pickguards von meinen Les Pauls runtergenommen, weil man die geflammte Decke besser sieht. Ich spielte damals eine Honeyburst und fand, dass sie doch ohne Schlagbrett viel schöner aussah. Das Pickguard hat für mich keinerlei Nutzen. Es stört eher. Ich muss aber auch gestehen, auf Vintage Les Pauls würde ich das Pickguard nicht runternehmen. Die sehen einfach authentischer aus.
Die nächste Gitarre ist deine Gibson Custom Shop Les Paul Standard 58 inklusive Aging.
Das ist eine exakte Kopie meiner originalen 58er Les Paul, die bei mir zu Hause steht. Sie ist eine der ersten Bursts die sie im Gibson Custom Shop gebaut haben. Sie ist ein Einzelstück. Sie haben dann später eine limitierte Serie in kleiner Stückzahl aufgelegt, man konnte diese Gitarre tatsächlich kaufen. Aber das hier ist die erste Kopie meines Originals. Eine tolle, gut klingende Rock’n’Roll-Gitarre.
Wie viele Les Pauls hast du aktuell in deiner Sammlung?
Das ist eine komplizierte Frage! Ich hab tonnenweise Les Pauls, vielleicht 150 Stück. Davon sind eine Handvoll Vintage-Originale, dazu kommen die Prototypen und Signature-Modelle. Immer wenn wir eine Gitarre zusammen entwerfen, geben sie mir fünf bis zehn zum Probieren, das treibt meine Sammlung ordentlich nach oben! (lacht) Ich spiele natürlich nicht wirklich alle. Lass es mich so sagen: Die Vintage-Originale spiele ich im Studio, die Prototypen nehme ich mit auf Tour. Die anderen sind Backups.
Wir alle wissen um die Qualität der Vintage-Les-Pauls, auch um die der heutigen Custom-Shop-Gitarren. Dafür wurden unzählige Originale vermessen, Bauweisen analysiert und Tonabnehmer gecheckt. Was kann man an einem so ikonischen Instrument noch besser machen?
Gute Frage! Die Komponenten einer Les Paul sind wirklich nicht sonderlich kompliziert. Gutes Mahagoni, guter Ahorn, guter Palisander. Ich möchte auch gar nicht mehr, nichts Neues oder Extravagantes. Einfach nur gute Hölzer, gute Pickups und am Ende ein gutes Setup. Ich mag meine Les Pauls gerne schwer, im Gegensatz zu vielen anderen Musikern. Ich mag auch eine hohe Saitenspannung. Ich spiele .011er Ernie Balls und mag auch die Saitenlage nicht zu niedrig.
Ich bin mit meinen Les Pauls völlig zufrieden. OK, manchmal tausche ich die Tonabnehmer, manchmal tausche ich das Tailpiece. Aber im Grunde spiele ich Instrumente von der Stange. Ich finde die Jungs von Gibson machen gute Instrumente. Und wenn ich eine neue Gitarre in den Händen halte, brauche ich so gut wie nichts, um sie spielfertig für die nächste Show zu machen.
Die nächste Gitarre ist deine EDS-1275 Doubleneck.
Das ist eine Kopie meiner originalen schwarzen EDS-1275, von der ich gar nicht genau weiß, ob sie von 1960 oder 1962 ist. Gibson hat mir davon eine Kopie gefertigt und dies war der Prototyp. Ich spiele sie nur selten bei den Conspirators, höchstens für einen Song. Heute Abend hab ich sie nicht gespielt. Aber sie klingt unfassbar gut. Und ist halt ziemlich cool! Jimmy (Page) hat uns diese Gitarre in unsere Erinnerungen gepflanzt! (lacht)
Und dann hast du noch eine B.C. Rich Bich dabei.
Vor zwei Jahren hab ich begonnen, Biches zu sammeln. Ich hab bereits eine umfangreiche Sammlung von Mockingbirds. Aber diese Bich haben sie extra für mich gebaut. Füher, etwa 1983, hab ich beim einzigen authorisierten B.C.Rich-Händler in L.A. gejobt. Das ist einer der Gründe, warum ich B.C. Rich-Gitarren liebe. Das war meine erste wertige Gitarre, vorher hatte ich nur eine Memphis Les Paul Kopie. Deshalb liebe ich die Bichs, sie bieten dir eine Unmenge an Sound-Möglichkeiten, und das ist gar nicht so kompliziert wie es ausschaut. Aber das nutze ich auf der Bühne natürlich nicht, da beschränke ich mich auf Toggle-Switch und Volume-Regler.
Diese Bich klingt großartig, ich hab sie viel auf der GN‘R-Tour gespielt. Ich hab sie einfach mal mitgenommen um zu sehen, ob ich sie auf dieser Tour irgendwann einsetzen würde. Es ist einfach gut zu wissen, dass sie da ist. Aber momentan versuche ich, Gitarrenwechsel auf ein Minimum zu reduzieren. Ich wechsele während der Show nur, wenn es absolut notwendig ist.
Was Amps angeht, hast du drei Marshall 2555 Silver Jubilees dabei.
Genau. Ich hab immer wieder Phasen, in denen ich meine Amps austausche und mal was anderes brauche. Ich hab die Jubilees in den Neunzigern gespielt, dann JCM800s und dann hat Marshall mein Slash-Modell herausgebracht, das vom Jubilee inspiriert ist, aber noch ein paar weitere Features bietet. Im Millenium hab ich dann den AFD100 Signature gespielt, der hat zwei Sound-Sektionen, einen Kanal vom Silver Jubilee und der andere Kanal klingt wie mein Amp der ‚Appetite For Destruction‘-Ära.
Dann kehrte ich so um 2014 zurück zum JCM800 und jetzt hab ich die Jubilees wieder entdeckt. Toll klingende Amps! Ich hab zwei komplett identische Sets, die parallel unterwegs sind, eines hier in Europa, das andere ist nach Südamerika unterwegs.
Dieses Set bleibt in Europa für die Sommer-Festivals, das in Südamerika reist weiter nach Kanada. Anders sind große Produktionen heute nicht mehr zu realisieren.
Und was erwartest du von deinem Tech in Sachen Pflege von Gitarren und Verstärkern auf Tour?
Ich lege Wert auf Ton und Spielgefühl. Ich spiele neue Amps vor einer Tour behutsam und moderat ein und reiße nicht gleich alles voll auf. Wenn ich mich für einen Amp entschieden habe, pfusche ich auch nicht mehr an der Elektronik herum. Alles bleibt wie es ist. Mein Tech wechselt nur die Röhren regelmäßig. Wenn wir – wie jetzt – zwei Monate unterwegs sind, wechseln wir sie drei Mal. Was Gitarren angeht, erwarte ich eigentlich nur, dass die Saitenlage nicht zu flach ist und ich .011er Saiten – ein Custom Ernie Ball Set – drauf habe, weil ich eine nicht zu leichte Saitenspannung will. Wir wechseln die Saiten vor jeder Show. Das ist es auch schon.
Ich bin nicht superneurotisch, was mein Setup angeht. Aber da fragst du besser nochmal meinen Tech!
Super Artikel: Das liegt aber auch an Slash, der so herrlich offen und geerdet über sein Equipment spricht (und dabei natürlich das Product Placement nicht vergisst 🙂 ) – keine Spur von Starallüren. „Die Gitarre während eines Gigs möglichst nicht wechseln“, „Standard Amps, nicht dran rumschrauben“ – der bringt auf den Punkt worauf es ankommt. Und worauf eben nicht.
Super Artikel: Das liegt aber auch an Slash, der so herrlich offen und geerdet über sein Equipment spricht (und dabei natürlich das Product Placement nicht vergisst 🙂 ) – keine Spur von Starallüren. „Die Gitarre während eines Gigs möglichst nicht wechseln“, „Standard Amps, nicht dran rumschrauben“ – der bringt auf den Punkt worauf es ankommt. Und worauf eben nicht.