Im Interview

Sheldon Dingwall: Leidenschaft für Perfektion

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JOHN-TAYLOR-MODELL

Der John-Taylor-Bass ist das erste Dingwall-Modell mit einem Nyatoh-Korpus. Wie nah ist es an Mahagoni und warum wird nicht Khaya wie beim D-Roc verwendet?

Nyatoh war eines der Hölzer, die von der Fabrik vorgeschlagen wurden, weil es besser verfügbar und haltbarer als Khaya ist. Wir haben einige Muster aus beiden Hölzern anfertigen lassen, und John hat sich für Nyatoh entschieden. Es ist deutlich leichter und resonanter als Khaya.

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Erzähl uns mehr über den Rupert-Neve-Designs-Preamp im John-Taylor-Modell. Was macht ihn einzigartig und wie unterscheidet er sich von den Glockenklang- und Darkglass-EQs, die ihr sonst anbietet? Wird er derzeit exklusiv für Dingwall-Bässe und dieses spezielle Modell verwendet?

Der RND-Preamp klingt sehr organisch und musikalisch. Es gibt einen Grund, warum die Produkte von Rupert Neve in der Studiowelt so hoch angesehen sind. Jede Komponente des RND-Vorverstärkers wurde sorgfältig ausgewählt, um den Klang unserer Bässe zu verbessern.

Der Glockenklang-Preamp ist klar und präzise. Der von Darkglass ist kräftig und aggressiv. Und der RND ist organisch und klingt irgendwie magisch. Es ist der erste Vorverstärker für elektrische Bässe, den sie entwickelt haben, exklusiv für Dingwall. Er gehört zur Standardausstattung des John-Taylor-Modells und ist auch als Option für die Custom-Shop-Modelle erhältlich.

Anders als der normale Combustion hat das John-Taylor-Modell die einteilige Brücke, die wir schon beim D-Roc 5 gesehen haben. Gibt es Pläne, dieses Design auch bei den Hybrid-gefertigten Modellen zu verwenden, und gibt es einen klanglichen Unterschied zum Einzelreiter-Stegdesign der anderen Modelle?

Mit der Zeit werden wir alle unsere Modelle mit Ausnahme der Z-Serie und der Prima-Artist-Modelle auf die einteilige ‚Minimalist‘- Bridge umstellen, was tatsächlich eine komplexe Aufgabe ist. Die aktuellen Hipshot/Dingwall-Einzelreiter funktionieren und klingen ebenfalls großartig, so dass wir ohne Druck die Umstellung auf die ‚Minimalist‘- Bridge bei einem Modell nach dem anderen vornehmen werden.

Dingwall John Taylor Signature (Bild: Dingwall Guitars)

DIE ZUKUNFT VON DINGWALL

Nachhaltigkeit wird auch in der Gitarrenindustrie immer wichtiger. Spielt dieses Thema eine Rolle bei der Art und Weise, wie ihr Instrumente baut und wie siehst du die Auswirkungen auf die Gitarren-/ Bassindustrie im Allgemeinen?

Ja, Nachhaltigkeit ist sehr wichtig und hat mehr Facetten als man denkt. Es gibt natürlich die ökologische Nachhaltigkeit, aber auch die Nachhaltigkeit des Marktes und der Arbeitskräfte. Wir arbeiten hart daran, unsere natürlichen Ressourcen so effizient, sauber und umweltfreundlich wie möglich wie möglich zu nutzen. Wir tun unser Bestes, um so viele neue Musiker wie möglich zum Bassspielen zu bewegen.

Außerdem versuchen wir, jungen Menschen überdurchschnittliche Löhne zu zahlen, damit sie den Gitarrenbau zu ihrem Beruf machen können. Ein Nebeneffekt der Konzentration auf Qualität ist, dass die Instrumente eine längere Lebensdauer haben, was sie automatisch umweltfreundlicher macht, da sie nicht so schnell ersetzt werden müssen. Wir entwerfen und bauen unsere Bässe so, dass sie Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte halten.

Wie entwickelt ihr euch nach all den Jahren in der Branche weiter? Gibt es bestimmte Bereiche, die du derzeit erforschst?

Ich lerne gerne dazu und bin immer noch vom Design und der Herstellung von Bassgitarren besessen. Mit dem Wachstum des Unternehmens hat sich auch meine Rolle verändert. Ich gebe mehrere Stunden Coaching pro Woche, um das Geschäft und die Mitarbeiter zu unterstützen. Ich besuche Gitarrenfabriken auf der ganzen Welt. Wenn ich mit dem Auto oder dem Fahrrad unterwegs bin, höre ich mir Hörbücher über Business oder Motivation an. Kurioserweise lerne ich auch viel, wenn ich Workshops und Seminare gebe. Die Vorbereitung auf diese Veranstaltungen zwingt mich, die Logik hinter meinen intuitiven Entscheidungen zu verstehen. Intuition mag zufällig erscheinen, aber sie ist das Ergebnis einer massiven Informationsverarbeitung im Unterbewusstsein.

Ich erinnere mich an einige gelungene T-Style-Gitarren, die du vor langer Zeit gebaut hast, und auch an die Argumente, die du damals gegen gefächerte Bünde bei Gitarren hattest. Besteht die Möglichkeit, dass es eines Tages Dingwall-Gitarren geben wird? Und denkst du heute anders über Fanned Frets bei Gitarren?

Danke, ich habe diese Gitarren geliebt. Sie wurden 2009 oder 2010 entworfen. Damals war Multiscale in der Gitarrenwelt noch nicht akzeptiert und wir gingen davon aus, dass Gitarristen eher eine Gitarre akzeptieren würden, die traditionell aussieht und klingt. Wir haben bereits Multiscale-Gitarren auf dem Reißbrett entworfen. Allerdings müssen wir erstmal alle Bassbestellungen abarbeiten, bevor wir unseren Fokus auf Gitarren richten können.

Danke für das Gespräch!


Sheldon Dingwall kommt zum Guitar Summit, der vom 27.-29.September im Rosengarten in Mannheim stattfindet.

Tickets: www.guitarsummit.de/tickets

Sheldon Dingwall vor dem Mannheimer Wasserturm beim Guitar Summit 2023 (Bild: Dingwall Guitars)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Jetzt baut jeder kultige Custom gitarren aus alten Weinfässern bzw. alten TreppenStufen. Es wird Zeit diesem Spuk ein Ende zu machen. Zurück zu seriösen Gitarrenbauern die soll es sogar noch geben ‘-)

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