Lebensgeschichte, Gear Report & Gitarrensammlung

Randy Rhoads Special: Too young to die

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(Bild: Jackson Guitars, Shumon Chakrabarti, Nik Merkulov/Sergey Bitos (Shutterstock))

Nur wenige Gitarristen der Rockgeschichte haben weit über ihren Tod hinaus einen so bleibenden Eindruck hinterlassen wie der Amerikaner Randy Rhoads. Obwohl der Ausnahmemusiker nur 25 Jahre alt wurde und mit jeweils zwei Quiet-Riot- und Ozzy-Osbourne-Studioscheiben keine allzu lange (dafür aber künstlerisch umso wertvollere) Spur zurückgelassen hat, wird er von namhaften Kollegen immer wieder als eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen genannt.

Rhoads starb am 19. März 1982 bei einem tragischen Flugzeugunglück, während einer laufenden Ozzy-Tournee. Hier ist seine – leider nur kurze – Lebensgeschichte!

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Den ultimativen Ritterschlag bekam Randy Rhoads erst posthum verliehen. Und zwar von Ozzy Osbourne persönlich, der den amerikanischen Ausnahmegitarristen entdeckte, ihn von Quiet Riot in seine eigene Band lotste und aus ihm innerhalb von nur zwei Alben (‚Blizzard Of Ozz‘, 1980 und ‚Diary Of A Madman‘, 1981) einen Superstar machte. „Ich wusste ehrlich gesagt anfangs nicht, woher Randy kam, er war eine Art Geschenk des Himmels“, erklärte Ozzy mehrmals in Interviews. Und jedes Mal fügte er ausdrücklich hinzu: „Ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich stehe.“ Ozzys Verneigung vor einem der einflussreichsten Rockgitarristen der Musikgeschichte, der nur 25 Jahre alt wurde und dennoch unzählige Kollegen nachhaltig beeinflusst hat, steht in einer langen Liste an Huldigungen von einigen der namhaftesten Saitenakrobaten der Welt.

Rhoads kurzes Leben endete am 19. März 1982, abrupt und auf tragische Weise. Der Gitarrist befand sich gerade mit Osbourne auf einer Amerika-Tournee zum aktuellen Studioalbum ‚Diary Of A Madman‘. Am Vorabend hatte die Band in Knoxville gespielt und war nun mit einem Nightliner auf dem Weg zur ‚Saturday‘s Rock Superbowl XIV‘-Eröffnungsshow in Orlando, Florida. Der Busfahrer Andrew Aycock unterbrach die Fahrt jedoch etwa eine Stunde vor Orlando in dem kleinen Örtchen Leesburg, um die defekte Klimaanlage des Buses reparieren zu lassen. Band und Crew entschieden, das rollende Bandhotel auf dem Grundstück eines Freundes Aycocks abzustellen, auf dem sich im hinteren Teil eine Rollbahn und – in einem kleinen Hangar – eine Beechcraft-F35-Propellermaschine befand.

Am frühen Morgen des 19. März 1982 kam ein Teil des Reisetrupps auf die folgenschwere Idee, die einmotorige Beechcraft F35 aus dem Hangar zu rollen und mit Aycock, der einen – wie sich später herausstellte: abgelaufenen – Pilotenschein besaß, ein paar kurze Rundflüge zu machen. In der ersten Runde flogen Keyboarder Don Airey (heute Deep Purple) und Tourmanager Jake Duncan mit, anschließend stiegen Randy Rhoads, der eigentlich an Flugangst litt, und Kostümbildnerin Rachel Youngblood in die Maschine. Laut Augenzeugen veranstaltete Pilot Aycock einige waghalsige Manöver, deutete mehrfach einen Sturzflug auf den abgestellten Nightliner an, in dem Ozzy, seine Managerin und spätere Ehefrau Sharon Arden, Schlagzeuger Tommy Aldridge und Bassist Rudy Sarzo noch schliefen.

Dabei streifte das Kleinflugzeug den Bus, verlor einen Flügel und stürzte in eine Garage, wo es in Flammen aufging. Rhoads, Youngblood und Pilot Aycock waren auf der Stelle tot. Später hieß es, ihre völlig verbrannten Körper habe man nur anhand der Zähne und diverser Schmuckstücke identifizieren können. Zudem sollen in Aycocks Körper Spuren von Kokain gefunden worden sein.

Mit diesem tragischen Unfall endete eine der vielversprechendsten und hoffnungsvollsten Karrieren der Rockgeschichte. „Randy trat 1979 in mein Leben, als ich gerade schwer depressiv war. Er war genau der Gitarrist, von dem ich immer geträumt hatte. Randy half mir, meine Träume zu erfüllen“, gab Osbourne 1987 anlässlich der Live-Scheibe ‚Randy Rhoads Tribute‘, auf der sein virtuoser Bühnenpartner zum letzten Mal zu hören ist, handschriftlich bekannt.

Tribute (1987)

ZUHAUSE KEINEN PLATTENSPIELER

Geboren wurde Randall William Rhoads am 6. Dezember 1956. Der Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs mit seinem Bruder Kelle im kalifornischen Santa Monica auf. Im Alter von sechs Jahren bekam er eine Gibson-Akustikgitarre seines Großvaters geschenkt und war fortan mit dem Musikvirus infiziert. Mutter Delores Violet Rhoads, eine studierte Pianistin, leitete seit 1948 die bis heute existierende und von Kelle Rhoads geleitete Musonia Music School in Hollywood. Der ab 1958 von der Familie getrennt lebende Vater William Rhoads arbeitete als Klarinettenlehrer. Glaubt man den Überlieferungen, so besaß die Familie nicht einmal eine Stereoanlage, sodass die Brüder Kelle und Randy gezwungen waren, die von ihnen bevorzugten Songs der Beatles und der Rolling Stones in der heimatlichen Garage selbst zu spielen.

Im Alter von sieben Jahren bekam Randy an der Musonia Music School die ersten Gitarrenstunden – kurzzeitig. Denn nach nur wenigen Unterrichtseinheiten teilte sein Lehrer Scott Shelly dem verdutzten Randy mit, dass er ihm nichts mehr beibringen könne. Fortan übte das Ausnahmetalent allein und nahm zusätzlich Klavierstunden. Später unterrichtete Randy Rhoads auch selbst an der Musikschule seiner Mutter.

Kelle und Randy formierten 1971 die Band Violet Fox, bevor Randy an der Highschool den Bassisten Kelly Garni kennenlernte und mit ihm The Whores gründete, aus der später Little Women und anschließend – mit Sänger Kevin DuBrow – die Formation Quiet Riot wurde. Innerhalb kurzer Zeit avancierten Quiet Riot zur heißesten neuen Band in Los Angeles und unterschrieben im Herbst 1976 einen lukrativen Plattenvertrag.

Quiet Riot (1978)
Quiet Riot II (1979)

Doch die Karriere der Gruppe stagnierte zunächst – fast zeitgleich mit der von Ozzy Osbourne, der aufgrund anhaltender Alkohol- und Drogenprobleme im Sommer 1979 bei Black Sabbath gefeuert wurde. Nachdem Osbourne bekanntgegeben hatte, dass er geeignete Musiker für seine geplante Solo-Band suche, bewarb sich auch Randy Rhoads auf den vakanten Posten.

ZIEHVATER OZZY OSBOURNE

Im September 1979 fanden die Auditions in Ozzys Studio statt. Angeblich war Osbourne in diesen Tagen permanent betrunken und schaute Rhoads beim Vorspielen nur aus dem Kontrollraum zu, ohne mit dem talentierten jungen Musiker selbst in Kontakt zu treten. Doch das spielerische Vermögen des jungen Rhoads, der zur Session seine alpinweiße Gibson Les Paul Custom mitbrachte – die für ihn bei Quiet Riot wichtigste Gitarre neben einer Polka Dot V des kalifornischen Gitarrenbauers Karl Sandoval, der in den Achtzigern unter anderem auch für Eddie Van Halen und George Lynch arbeitete –, begeisterte Osbourne auf Anhieb. Später erinnerte sich Ozzy an diesen magischen Moment mit den Worten: „Randy spielte dieses höllische Solo, und ich fragte mich, ob ich dermaßen zugedröhnt bin oder sogar halluziniere, oder was zum Teufel da soeben vor sich geht!“

Im März 1980 stand Randy Rhoads zum ersten Mal mit Osbourne im Studio. Die Arbeiten an Ozzys Debütalbum ‚Blizzard Of Ozz‘ offenbarten, welch riesiges Talent der ehemalige Black-Sabbath-Sänger verpflichtet hatte. ‚Blizzard Of Ozz‘ zeigte Rhoads als wie entfesselt spielenden Axeman, der sich mit der Übernummer ‚Crazy Train‘ und einem von der Neoklassik geprägten Gitarrenspiel in ‚Mr. Crowley‘ sofort unsterblich und das Album zu einem Klassiker des Heavy Metals machte. Bis heute hat sich die Scheibe weit über vier Millionen Mal verkauft.

Blizzard Of Ozz (1980)

Einen weiteren Meilenstein lieferten Osbourne und Rhoads zwei Jahre später auch mit dem Nachfolger ‚Diary Of A Madman‘ ab. Die Aufnahmen mussten zwar nach sechs Studiowochen übereilt und mit kleinen Produktionsfehlern vorzeitig beendet werden, weil die Gruppe wieder zurück auf die Bühne musste. Trotzdem feierte die Öffentlichkeit Rhoads anschließend als eine Art „Eddie Van Halen Junior“ und kommenden Gitarren-Superstar.

Diary of a Madman (1981)

Doch die Tournee zum Album und die Karriere des überragenden Saitenvirtuosen endeten bekanntlich am 19. März 1982 auf tragische Weise in einem brennenden Flugzeugwrack. Beerdigt wurde Rhoads auf dem Mountain View Cemetery im kalifornischen San Bernardino. Auf seinem Grabmal steht, er sei „eine Inspiration für alle jungen Menschen“ gewesen.

ÜBERRAGENDE TECHNIK, SENSATIONELLES MUSIKVERSTÄNDNIS

Die weltweite Begeisterung für das extravagante, filigrane und ungemein kraftvolle Spiel von Randy Rhoads hält bis heute an. Vor allem sein flüssiges, überaus akzentuiertes Spiel, eine Kombination aus prägnanten Rockriffs, Einflüssen aus Klassik und Folk sowie einem untrüglichen Melodieverständnis, inspirierte ganze Generationen von Gitarristen, darunter Stars wie Yngwie Malmsteen, Zakk Wylde, Paul Gilbert oder Nuno Bettencourt. Selbst die Fachpresse nennt Rhoads und seinen Einfluss aufs Gitarrenspiel im gleichen Atemzug mit Eddie Van Halen, mit dem ihn das zweihändige Tapping, die Vibrato-inszenierten Dive-Bombs und die anspruchsvollen Scale-Patterns verband. Zumal die wieselflinke, von neoklassischen Einflüssen geprägte Spieltechnik beider (mittlerweile verstorbenen) Legenden durchaus auch melodisch einige Parallelen aufzeigte.

Rhoads selbst war unter anderem von Leslie West, Mick Ronson, Ritchie Blackmore, Gary Moore und Michael Schenker beeinflusst. Zudem spürte man seine Ausbildung auch am Klavier und sein Faible für Klassik. Darüber hinaus nutzte der Kettenraucher (Osbourne: „Bei einer Lungenkrebs-Olympiade hätte Randy problemlos die Goldmedaille gewonnen“) und überzeugte Drogen- und Alkoholabstinenzler jede freie Minute, um sich weiterzuentwickeln. Sein erklärtes Ziel, in London einen Master-Abschluss in klassischer Gitarre abzulegen, gelang ihm nicht mehr.

Dafür aber ein ikonisches Gitarrenmodell: Seit 1982 gibt es die Jackson Randy Rhoads, deren Serienherstellung der Musiker nicht mehr erlebt hat – mit einem Korpus, der dem einer Flying V ähnelt, im Unterschied dazu allerdings asymmetrisch spitz zulaufende Zargen besitzt. In den zurückliegenden 40 Jahren sind viele RR-inspirierte Modelle anderer Hersteller entstanden, die zahllosen Custom-Shop-Versionen noch nicht einmal mitgerecht.

Wie groß sein Ansehen noch heute ist, beweist die lange Liste an Auszeichnungen, die dem vor 40 Jahren Verstorbenen regelmäßig und bis in die jüngste Gegenwart hinein verliehen werden. Erst im Oktober 2021 erhielt Randy Rhoads im Rocket Mortgage Field House in Cleveland, Ohio den Musical Excellence Award für seine – so die Laudatio – „Originalität und seinen prägenden Einfluss auf die Musik.“

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