Prince war Popstar, Gitarrist und Geschäftsmann: Erfahre alles über die Ausnahmeerscheinung im Musik-Business und sein aufregendes Leben!
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Prince beherrschte das Alphabet von Rhythm & Blues, Rock und Funk perfekt, war ein verdammt guter Gitarrist und Bassist, mischte in der Champions League der Produzenten und Arrangeure ganz vorne mit, schrieb phantastische Songs am Fließband, hatte eine markante Stimme, die zwischen Kastraten-Falsett und Rock-Röhre ein Kaleidoskop an subtilen Zwischentönen beherrschte, und war dabei immer charmant und cool. Blicken wir auf das Leben des kleinen Prinzen zurück und seinen Meilenstein von 1984, Purple Rain:
Geboren am 07. Juni 1958 in Minneapolis, als Sohn eines farbigen Vaters und einer weißen Mutter lernt er im Alter von sieben Jahren Klavier spielen. Die Eltern sind beide Musiker, Princes Vater spielt beim Prince Rogers Trio, seine Mutter singt unter ihrem Mädchenname: Mattie Shaw. Prince zeigt Begabung und beginnt auch gleich noch Gitarre zu spielen, als er 13 ist – seine musikalische Sozialisation vollzog sich also in der Blütezeit der Rock-Musik und der durch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung emanzipierten Black Music Szene.
Die Eltern unterstützen ihren Sohn beim Vorhaben, Berufsmusiker werden zu wollen. Nach der traumatischen Erfahrung der Scheidung seiner Eltern, verdrängt Prince seinen Schmerz, indem er sich in der Musik vergräbt. Er beginnt weitere Instrumente nach Gehör zu lernen: Saxofon, Bass, Schlagzeug. Der Versuch bei seinem Vater zu leben, geht schief. Und mit seinem neuen Stiefvater versteht er sich auch nicht besonders.
Als Teenager wohnt er oft bei den Andersons, einer Nachbarfamilie, mit deren Sohn André er seine erste Band Champagne gründet. Zusammen mit dessen Cousin Charles Smith wird daraus Grand Central – kaum eine Randnotiz der Pop-Geschichte.
Prince verdient sich nebenbei Geld als Session-Musiker. Studiobesitzer Chris Moon erkennt das Talent des jungen Multiinstrumentalisten und stellt ihn Manager Owen Husney vor, der dem damals gerade 19-jährigen einen 100.000-Dollar-Plattendeal bei Warner Brothers besorgt und dem Newcomer erlaubt, sein Debüt-Album allein zu schreiben, zu arrangieren und zu produzieren.
Ein erster wackeliger Grundstein für Princes späteren Studiokomplex Paisley Park ist gelegt. Dort wird er später Künstler und Bands wie Time, Vanity 6, Jill Jones, die Perkussionistin Sheila E. und Madhouse betreuen.
1978 beendet Prince die Aufnahmen seines Debüts ‚For You‘, das jedoch nicht sonderlich wahrgenommen wird. Als Musiker sind unter anderem André Anderson am Bass, Gayle Chapman und Matt Fink an den Keyboards, Bobby Z. an den Drums und Dez Dickerson an der Gitarre dabei. Doch bereits der Nachfolger ,Prince‘ (1979) beschert dem „Narziss des modernen Rock ’n‘ Soul“ mit ‚I Wanna Be Your Lover‘ einen ersten Top10-Hit. Das Album verkauft sich, wie übrigens auch der Nachfolger ‚Controversy‘, beachtliche 500.000 Mal.
Mit schweren Grooves, weißem Rock ’n‘ Roll und harten Gitarren-Sounds, aufreizendem Gesang und entsprechendem Hüftschwung gelingen ihm ab 1982 in der Folge mit ‚1999‘ (einem Song der vermutlich auf jeder Millenniums-Party lief), ‚Delerious‘ und ‚Little Red Corvette‘ weitere Hits.
Hier der Hit 1999:
Der kleine Mann findet die passende Ansprache mit einer Mischung aus visuell interessanten, opulenten und aufreizenden Bühnen-Shows, sattem Sound und vieldeutigen Texten. Wegen seiner provokanten Outfits mit knappen Slips und Straps nennt man ihn in den USA „Lucifer’s Antwort auf Michael Jackson“ oder – als Referenz auf sein Bühnen-Outfit im Rüschenhemd – einen „bisexuellen Rokoko-Strichjungen“.
Mit Songs über Oralverkehr (‚Head‘) oder Inzest (,Sister, Sister‘) ruft Prince Moralapostel und Tugendwächter auf den Plan. 1981 wird er übrigens als Support der Rolling Stones bei einer Show im Coliseum von Los Angeles von der Bühne gebuht, weil das Publikum seine Garderobenkombination „Reizwäsche mit Trenchcoat drüber“ irgendwie nicht so cool findet. Die Musik hingegen schon: Die optische Verpackung mag (noch) nicht zünden, das musikalische Feuerwerk sehr wohl, denn da bietet Prince einen neuen Sound aus Psychedelic, Rock, Heavy-Soul und Jazz-Chords.
Großen Anteil am Erfolg hat seine damalige Band mit den herausragenden Damen Wendy (Melvoin, g/voc) & Lisa (Coleman, kb/voc), Drummer Bobby Z., Keyboarder Matt Fink und Bassist Brown Mark. Prince selbst orientiert sich – nicht nur mit seinem Gitarrenspiel – an Vorbildern wie Jimi Hendrix, George Clinton, Sly & The Family Stone oder Central Station. Die Medien beginnen den Shooting-Star zu feiern, stehen seiner Präsenz jedoch ambivalent gegenüber. „Satyr oder ein schüchterner Junge?“ „Schamane oder geschickter Manipulator?“ stellen New Musical Express und Rolling Stone 1983 zur öffentlichen Diskussion in den Raum.
2006 stand er wieder mit Wendy und Lisa auf der Bühne – diesmal auch mit dabei: Sheila E.
In den Anfangstagen spielt Prince eine Hohner Telecaster mit Ahornkorpus im natural finish, die an die frühen 1952er Fender-Modelle angelehnt ist. Hohner baut später das Custom-Modell „The Prinz“ mit einem dreiteiligen Korpus aus kalifornischem Ahorn und einem Mittelstreifen aus Nussbaum. Die Gitarre ist mit zwei Hohner-Professional-Singlecoils (GS-1) bestückt; sie muss vom Hersteller später in „TE Prinz“ umbenannt werden, ebenso veränderte sich die Kopfplatte.
Übrigens: Princes Gitarrenspiel wird anfangs vom Produzenten der Record Plant Studios als „raggedy“ (stümperhaft, dilettantisch) und schlichtweg als nicht gut genug befunden. Doch Prince setzt sich durch. Zu der Zeit supportet er Rick James und stellt dabei sein Album ‚Dirty Mind‘ vor.
1983 bekommt er von US-Gitarrenbauer David Husain aus Minneapolis das „Cloud Model“ gebaut, eine E-Gitarre mit extravaganter, auffallend geschwungener Korpusform, basierend auf einem Bass den Prince für das Video zu ‚Why You Wanna Treat Me So Bad‘ gespielt hatte.
Prince mit seiner Cloud:
Die Gitarre basiert auf einem Ahornkorpus mit Neck-Thru-Bauweise, hat Schaller Mechaniken, eine Tune-o-matic-Bridge, besitzt einen Dreiweg-Pickup-Wahlschalter für den EMG-Humbucker und den Stratocaster-Singlecoil in der Halsposition.
Dieses Instrument wurde ursprünglich nur vier Mal gebaut, später dann auch in einer Version mit aktiver Elektronik und in verschiedenen Lackierungen, z. B. in einem blauen Finish und „Bat-Sign“-Inlays im Griffbrett (zu Princes Beitrag zum ‚Batman‘-Soundtrack). Diese Gitarre soll übrigens im Hard Rock Café in Nashville, bzw. in Honolulu zu bewundern sein.
Auf der ‚Nude‘-Tour benutzt Prince zum ersten Mal das „Model C“ der Firma Auerswald. Die ungewöhnliche Korpusform besteht aus Wenge und besitzt ein paar außergewöhnliche Features, wie die String-Locking-Konstruktion und ein bemerkenswert gutes Sustain, das es Prince erlaubt auch schon mal einen Song nur mit der linken Hand zu spielen – in Kombination mit einem Roland-GR707-Gitarren-Synthesizer sehr effektvoll. Und schließlich sorgt die aufwendige Lackierung mit bis zu 20 Schichten für ein umwerfendes optisches Gesamtbild.
Auerswald baut später auch das Markenzeichen des inzwischen namenslosen Künstlers – die „Lovesymbol“-Gitarre – mit 24 Bünden, einer einteiligen Fender-artigen Tune-o-matic-Bridge, basierend jedoch auf den Maßen einer Les Paul mit kürzerer Mensur, flachen Bünden und einem Hals im C-Profil. Außerdem wird Prince live noch mit einer Les Paul Junior im Leoparden-Look gesehen, sowie mit einer Les-Paul-Lookalike im Video zu ‚Dinner With Dolores‘.
An akustischen Gitarren benutzt er unter anderem eine Godin Hybrid Electric, bei den Saiten vertraut er auf GHS Strings in den Stärken .010 – .046. Als Effektgeräte kommen unter anderem ein Alesis Quadraverb zum Einsatz, ein Roland-GP16- Multieffekt, zwei Zoom 9030 und noch ein Roland GP8. Als Amps benutzt er Fender-Combos, Marshall-Heads und Cabinets, unlängst wurde er vor einer Backline Orange-Amps gesehen.
1984 nimmt Prince das Großprojekt ‚Purple Rain‘ in Angriff, das mit ‚I Would Die 4 You‘, ‚Purple Rain‘ und ‚When Doves Cry‘ eine Reihe Hits mit melodramatischem Extra-Pomp auffädelt. Das Album ist gleichzeitig die Vorlage für den folgenden Kinofilm: Ein Musikstreifchen über einen armen, tollen Musiker aus der Unterschicht, der es gegen alle Widerstände bis ganz nach oben schafft. Der amerikanische Traum, von Prince autobiografisch ausgelebt und von Hollywood in Szene gesetzt.
Spätestens jetzt besitzt der Mann endgültig Superstar-Status. Und er gönnt sich was, gründet 1987 sein Paisley-Label und investiert zehn Millionen Dollar in einen Studiokomplex – ein HiTech-Mekka, wahr gewordener Traum aus Beton und Marmor, Stahl und Glas, vierzig Meilen südwestlich von Minneapolis. In diesem Multimedia-Komplex entstehen nicht nur seine Songs sondern auch Werbeclips, Musikvideos und natürlich Alben von Kollegen wie Madonna, R.E.M., Paula Abdul und Patti Smith die sich hier die Studioklinke in die Hand geben.
Nebenbei ist Prince ein gefragter Songwriter für The Bangles, Chaka Khan, Tom Jones oder Sinéad O’Connor. Von seinen Sessions und Kollaborationen mit Miles Davis, Larry Graham und Maceo Parker in der Welt des Jazz, oder im Pop mit Sheryl Crow, Cindy Lauper, Kate Bush, No Doubt und Angie Stone ganz zu schweigen.
Trotzdem werden sich hartnäckige Gerüchte halten (und später auch bestätigen), das Imperium des „Hit-Lieferanten der 80erJahre“ stünde kurz vor dem finanziellen Ruin, da das Lovesymbol später nicht fortsetzen kann, was Prince einst begann. Verkaufte sich ‚Purple Rain‘ bis heute rund zwölf Millionen mal, können spätere Alben wie ‚N.E.W.S.‘ daran nicht mal ansatzweise anknüpfen.
Auch Princes Ambitionen im Filmgeschäft bleiben hinter den gesteckten Erwartungen zurück. Streifen wie ‚Grafitti Bridge‘, als auch ‚Under The Cherry Moon‘ floppen und werden von Kritikern als „kunstgewerbliche Ego-Trips“ belächelt. 1985 folgt das mit Streichern und Bläsern opulent inszenierte ‚Around The World In A Day‘ mit Single-Auskopplungen wie ‚Raspberry Beret‘, worauf sich Prince zum folgenden Album ‚Parade‘ wieder seiner rockigen Wurzeln erinnert und laut Musikexpress ein „Konglomerat aus Dröhn-Rock, Hendrix-Elektrizität, Pschedelic-Funk, Post-Beatles-Esotherik und R&B-Donnerhall“ inszeniert.
Im folgenden Jahr munkelt man über ein Superduett: Michael Jackson und Prince schreiben angeblich an einem gemeinsamen Song für Jacksons kommendes Album. Die Nummer soll die in den Medien gern geschürte Rivalität der beiden Black-Music-Stars ein für alle Mal aus dem Weg räumen. Doch kreative Differenzen bezüglich Beats und Text beendeten die Zusammenarbeit, bevor der Track namens ‚Bad‘ von Jackson schließlich allein aufgenommen wird.
Der „Macho im Rüschenhemd“ (Stern) bekommt zunehmend Gegenwind. Seine Absage beim Live-Aid-Spektakel wird ihm als Desinteresse und Arroganz ausgelegt. Gleichzeitig sickern Gerüchte über die Unzufriedenheit seiner Band The Revolution an die Öffentlichkeit. Angeblich benimmt sich der Pop-Potentat wie ein Despot.
Es passt ins Bild, dass der kleine Prinz keinen Widerspruch duldet: Er feuert seine Band und nimmt das Doppelalbum ,Sign ‘O’ The Times‘ fast im Alleingang auf. Ein Meisterwerk, das laut Musikexpress „schwarze, weiße, schamlos-kunterbunte Musik mit großer Souveränität aus dem Ärmel schüttelt.“ Das Album liefert auch die Vorlage zu einem Konzertfilm, der 1989 in die Kinos kommt. Doch vorher sorgt noch das sogenannte ‚Black Album‘ für allerlei Gerüchte, das nach monatelanger Ankündigung wegen „inhaltlicher Differenzen“ schließlich doch nicht von Warner Music veröffentlicht wird.
1989 nimmt Prince ‚Batdance‘ für den Soundtrack des Fledermaushelden auf und landet damit einen Nummer-Eins-Hit in den US-Billboard-Charts. Eigentlich gute Voraussetzungen für das Album ‚Diamonds & Pearls‘, das zwar kein Glanzwerk ist, aber durch den Radioboykott von ‚Sexy M.F.‘ ein großes Medienecho erfährt. Zudem ist es das Debütwerk von Princes neuer Band, der New Power Generation (kurz: NPG) mit Rapper Tony M., Sängerin Rosie Gaines, Schlagzeuger Michael Bland, Sonny T. am Bass, Tommy Barbarella an den Keyboards und den Gitarristen Levi Seacer und Kirk Johnson.
Parallel handelt Prince einen neuen Vertrag mit Warner Music aus, die ihm für sechs Alben die stattliche Summe von 100 Millionen Dollar überweisen wollen. Gleichzeitig verkündet der Musiker keine neuen Aufnahmen mehr machen zu wollen. Prince: „Ich habe noch so viel unveröffentlichtes Material in den Schubladen liegen, dass ich damit noch bis zum Jahr 2000 Platten auf den Markt bringen kann, ohne ein einziges Mal ein Studio zu betreten.“
Seine Plattenfirma sieht darin jedoch einen Vertragsverstoß, und verlangt in den kommenden Jahren „frische“ Platten mit neuen Aufnahmen. Hinzu kommt, dass sich Prince aus ihrer Sicht nur wenig kooperativ zeigt, seine Alben „optimal vermarkten“ zu lassen. Das Energiebündel will stattdessen lieber stetig neue Alben in immer kürzeren Zeitabständen veröffentlichen. Die Bosse seiner Plattenfirma wollen dagegen mehr Zeit, um ihren Künstler bis ins letzte Detail kommerziell verwerten zu können.
Prince zieht die Konsequenzen und verweigert der Plattenfirma seinen Namen. „So sind eben die Mechanismen der Industrie“, wird er später dazu sagen. „Aber was sollte ich machen? Mein Output ist nun mal so hoch. Meine Songs warten darauf, gehört zu werden. Aber angesichts dieser Strukturen war das unmöglich. Es wäre nett, diese Regeln des Business zukünftig ein wenig zu verändern, um die Leute langsam daran zu gewöhnen, dass ich Platten veröffentliche, wenn mir danach ist, und nicht wann es irgendjemandem passt.“
Angst, er könne seine Fans mit einer Omnipräsenz übersättigen, hat er nicht: „Musik ist ja spirituelle Nahrung, Futter für die Seele. Kann man davon jemals genug kriegen? Ich kam mir permanent reglementiert vor, mein Potenzial nicht voll nutzen zu können. Es war, als ob ich nur einen Teil meines Gehirns gebrauchen durfte, während der Rest brach liegt. Ich aber will alles nutzen. Und das ist eine ganze Menge!“
Ein Jahr später bringt er als Protest das erste Album ohne Namen heraus, dafür unter dem Pseudonym „Lovesymbol“. Sicher, Unabhängigkeit ist eines jeden Künstlers Anliegen. Und es mag abzusehen gewesen sein, dass ein Künstler mit globalem Erfolg die Spielregeln seines Plattenvertrages auf eine Belastungsprobe stellen würde. Man braucht an dieser Stelle gar nicht erst versuchen über Fairness, Recht oder Unrecht von Vertragskonstrukten zwischen Plattenfirmen und Musikern zu diskutieren. Haben jedoch zwei mündige Parteien einen Vertrag geschlossen, sind spätere Diskussionen über Nachbesserung zwar legitim, bergen aber auch immer einen fahlen Beigeschmack.
Prince will die Ketten seines Vertrages mit Gewalt lösen und präsentiert mit ‚Chaos & Disorder‘ ein Album, das Warner als „offenen Affront“ empfindet und auf Nachbesserung besteht. Ein Wort gibt das andere. Prince präsentiert sich fortan in der Öffentlichkeit mit dem Schriftzug „slave“ auf der Wange, während ein britischer Journalist als Alternative für das unaussprechliche „Lovesymbol“ die Bezeichnung „The Artist Formerly Known As Prince“, kurz TAFKAP, erfindet. Prince erntet Beifall.
Viele finden sein Verhalten jedoch auch befremdlich und wollen hinsichtlich des 100-Millionen-Dollar-Deals der Vorstellung des unmündigen, unglücklichen und geknebelten Künstlers durch die böse Plattenmafia nicht so recht folgen. Und angesichts von Millionenverkäufen und satten Tantiemen muss sich der Weltstar auch keine finanziellen Sorgen machen.
Neben Labels und Studio betreibt er zu der Zeit noch seinen „Lovesymbol“-Shop in Minneapolis, in dem das Fan-Herz höher schlägt: Lovesymbol-Platten, Poster und Parfums, Videos und Schnickschnack. Darüber hinaus ist der Künstler Anteilseigner der Glam-Slam-Diskotheken in Miami, Los Angeles und Tokio.
1996 endet der Vertrag mit Warner Music. Prince veröffentlicht im Jahr darauf sein „erstes in Freiheit geborenes Album“ mit dem Titel ‚Emancipation‘ – ein dreistündiger Befreiungsschlag, (auf dem er zum ersten Mal mit dem Stylistics-Song ‚Betcha By Golly Wow!‘ und Joan Osbornes ‚One Of Us‘ Kompositionen anderer Acts covert), zu dem er die internationalen Medien zur Unabhängigkeitsparty „Jam Of The Year“ einlädt. „Ich bin glücklich wieder frei zu sein“, sagt er nach dem Konzert.
Hier der Song “Jam of the Year” von dem Album:
„Dieses Album birgt noch eine weitere Qualität“, erklärt er, „denn diesmal zeigt auch die New Power Generation ihre Freiheit: denn dies ist ein Band-Album. Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen.“ „Sie“ sind in diesem Fall Bassist Sonny T – mit einem Warwick-Fünfsaiter, einem Fender Jazz Bass, SWR-Amps, ein Ensoniq DP4, einem Lexicon PCM 70 und einem Eventide H-3000 Harmonizer ausgestattet (siehe G&B 10/95); dazu Gitarrist Reverend Smith (später Kathleen Tyson), Soundexperte Mr. Hayes an den Tasten, Stimmwunder Marva King und „Beat Box“ Kirk Johnson sind die New Power Generation, die man jetzt auch in „New Free Generation“ umtaufen darf.
Zum ersten Mal gewährt der Kronprinz des Funk nach seinen musikalischen Alleingängen seinen Untertanen einen gleichberechtigten Status. Und das, obwohl der Bandboss bislang die Alleinherrschaft über jede einzelne Note forderte. „Natürlich analysiere ich auch heute noch meine Songs sehr intensiv und denke permanent über Strukturen, Melodien und Texte nach“, sagt er. „Aber ich habe inzwischen gelernt, wie wichtig es ist, dass die NPG auf der gleichen Wellenlänge liegt.“
Treibende Kraft hinter dem Sinneswandel ist zu jener Zeit Mayte Garcia, eine ehemalige Tänzerin, die Prince 1996 heiratet, und von der er 2000 wieder geschieden wird, bevor er im Jahr drauf Manuela Testolini heiratet.
Vor seiner ersten Hochzeit erklärt der Künstler jedoch in der amerikanischen TV-Show „Sindbad“, wie sehr er sich durch die Beziehung zu seiner Frau verändert habe. „Spiritualität“ lautet das Zauberwort. Gemeinsam entdecke man Themen wie Ägyptologie und Astronomie. Bezog sich Princes Auffassung von „Göttlichkeit“ in der Vergangenheit zumeist auf seinen Sex-Appeal und sein narzisstisches Ego, so preist er nun „wahre Spiritualität“.
Nebenbei kümmert er sich um das Projekt „Love 4 One Another“, eine Wohltätigkeits-Stiftung für Eltern, die keine finanziellen Möglichkeiten für die medizinische Versorgung ihrer Kinder haben. Inwiefern der Verlust seines eigenen Kindes Gregory, das kurz nach der Geburt am Pfeifferschen Drüsenfieber und einer nicht näher bekannten Behinderung stirbt, dazu beigetragen hat, bleibt ein Tabuthema.
Klar ist nur, dass das extrovertierte Energiebündel seitdem leisere Töne anschlägt. Und Prince will er auch nicht mehr genannt werden. „Damit verbinde ich zu viele schlechte Erinnerungen“ sagt er. „Den Namen abzulegen war auch Teil meines Plans mich aus der Sklavenschaft zu befreien.“ Hatte der Künstler – unabhängig vom Namenszug auf dem Cover – stets „eine verborgene Botschaft an die Fans auf jedem Album“, sagt er heute, es gehe ihm nur um Respekt und Glauben: „Nur so können wir die Chance, die uns das Leben gibt, positiv nutzen.“
2001 veröffentlicht er auf seinem Label NPG ‚The Rainbow Children‘, vermeldet seine Mitgliedschaft bei den Zeugen Jehovas und verkündet seinen neuen Glauben musikalisch mit großflächigen Chören, umrahmt von profanem Power-Funk. Die neu entdeckte Spiritualität bezeichnet Prince nun als Kraft und Antrieb seines Schaffens. Dabei warten trotz heftigen Outputs noch immer zahllose Songs seines Paisley-(Spiel-)Park-Imperiums auf Veröffentlichung.
Der Grund für seinen enormen Output, so der Künstler, sei vor allem, dass er zu keinem Zeitpunkt Angst vor einer Schreibblockade habe. Für ihn sei der kreative Prozess ein natürlicher Vorgang, dem er sich mit kindlicher Naivität nähere, spielerisch und ohne Zwänge. „Deshalb verspüre ich auch nie Druck, wenn ich etwas schaffen will.“ Und selbst wenn: Immerhin hat er bei seinen Live-Konzerten – auf zahllosen Bootlegs festgehalten – genügend unveröffentlichtes Song-Material, das ausreichend Hit-Potenzial besitzt, um problemlos kommerziell erfolgreich zu sein.
Prince Erfolg basiert auf einer enormen Wandlungsfähigkeit. Nach dem doch eher verhalten erfolgreichen ‚The Rainbow Children‘ präsentiert Prince 2003 ein weiteres musikalisches Großwerk: Ein 4-Track-Studioalbum namens ‚N.E.W.S.‘ (‚North, East, West, South’) dessen Stücke durch lange Instrumental- und Improvisationspassagen geprägt sind.
Ein Album voll künstlerischer Freiheit, ohne kommerzielle Ansprüche eines Major-Labels im Rücken, für das Prince zu Recht eine Grammy-Nominierung erhält. Parallel kümmert er sich zunehmend um seine Fan-Basis, gründet den NPG-Music-Club und lädt ausgewählte Fans zu Soundchecks, After-Show-Partys, Interviews und Musikabenden in die Paisley Park Studios. Dort performt er unter anderem auch in dem filmisch festgehaltenen Event ‚An Evening With Ken Smith‘ ein Showcase mit Alicia Keys, Erykah Badu, Nikka Costa und Norah Jones. Tja, Prince und die Frauen.
2004 wird Prince auch in die Rock-And-Roll-Hall-Of-Fame aufgenommen. Er zeigt sich fortan milde mit dem bösen Musik-Business, und veröffentlicht im kommenden Jahr das Album ‚Musicology‘ beim Major-Label Sony/Columbia. In den USA munkelt man, die Entscheidung fiel nur, um die in finanzielle Schieflage geratenen Paisley Park Studios wieder ins Lot zu bringen.
Vielleicht klingt Prince auch deshalb wieder so wie in den Achtzigern: „Funk, Soul und Rock mit viel Melodie – dieser Prinz ist heiß“, befindet das WOM Magazin. Und siehe da: Schon setzt es auch wieder Platin und Grammies. Davon angestachelt, unterschreibt er 2005 erneut bei einem Major, diesmal bei Universal für das Album ‚3121‘, das in den USA auf Nummer 1 der Charts einsteigt und ihm weitere Grammy-Nominierungen einbringt. Mit diesem Album war der geniale Mann 2007 auf Tour. 21 Konzerte allein in London – die ersten 140.000 Tickets für diese Shows waren übrigens innerhalb von nur 20 Minuten verkauft. Prince war eben in vielerlei Hinsicht rekordverdächtig und immer wieder für eine Überraschung gut.
Da wirkt das Voting des amerikanischen Rolling-Stone-Magazins fast schon unangemessen bescheiden: In der Liste der 100 größten Künstler aller Zeiten findet man ihn auf Platz 28. Und auch das Album ,Planet Earth‘ beweist einmal mehr alte Qualitäten und frische Energie: Bei den Aufnahmen wirkten u. a. die langjährigen Prince-Begleiterinnen Sheila E. (dr) sowie Wendy Melvoin & Lisa Coleman mit, die in den 80ern zur Begleit-Band „The Revolution“ gehörten. Bis zu seinem Tod 2016 ist er noch überaus produktiv und veröffentlicht die Alben Lotusflow3r / MPLSound / Elixer (2009), 20Ten (2010), Art Official Age (2014), PlectrumElectrum (2014), HITnRUN Phase One (2015) und sein letztes Album, HITnRUN Phase Two (2015).
Am 21. April 2016 wurde Prince von einem Assistenten tot in einem Fahrstuhl in den Paisley Park Studio aufgefunden. Im Obduktionsbericht ist als Todesursache eine Überdosis des Schmerzmittels Fentanyl angegeben. Diese soll sich Prince versehentlich verabreicht haben. Prince wurde nur 57 Jahre alt.
Für ‚For You‘ (1978), sein erstes Album bei Warner Brothers, gab er das Doppelte des Vorschusses der Plattenfirma aus; das gesamte Budget ging für sechs Monate Studiozeit drauf. Aber das Album verkaufte sich mäßig. Die Liner-Notes enthielten bereits damals den später berühmt gewordenen Passus „Written, composed, performed, and recorded by Prince“. Was nicht weniger bedeutet, als dass der kaum einssechzig große, am 07. Juni 1958 in Minneapolis als Prince Roger Nelson geborene Musiker, so gut wie alle Instrumente selbst eingespielt, und auch die Backing- wie die Lead-Vocals eingesungen hat.
Zwar gibt es in der Geschichte der Pop-Musik auch noch andere Multi-Instrumentalisten – Mike Oldfield, Paul McCartney, Phil Collins oder Lenny Kravitz – aber keiner erreicht auch nur annähernd das immens hohe Niveau, das seit der Veröffentlichung des ersten Prince-Albums vor mehr als einem Vierteljahrhundert immer noch das Maß aller Dinge ist.
Schon bei diesem Debüt-Album sind alle Qualitäten hörbar, die aus heutiger Sicht das Gesamtkunstwerk Prince auszeichnen: Phantasievoll gesetzter und vollendet vorgetragener Chorgesang, opulente Arrangements und mehr als außergewöhnliche Fähigkeiten auf dem verwendeten Instrumentenpark.
Und der Twen lernt schnell. Für das Nachfolgealbum ‚Prince‘, das er ebenfalls im Alleingang einspielt, benötigt er nur noch sechs Wochen Studiozeit. ‚I Feel For You’ hieß ein Track, und mit einem Album gleichen Titels katapultierte sich die Soul-Jazz-Gesangs-Ikone Chaka Khan 1984 an die Spitze der Charts. Dass Prince-Songs zu covern ein lohnendes Unterfangen sein kann, erfuhr auch ein gewisser Tom Jones, dessen Version von ‚Kiss‘ (vom Prince-Album ‚Parade‘) ihn 1988 wieder auf die Erfolgspur zurückführte.
Prince arbeitet gerne mit anderen Musikern zusammen, seine Bands The Revolution und New Power Generation waren durchweg phantastisch besetzt, und so drängt sich die Frage auf, warum er am Anfang seiner Karriere fast ausschließlich im Alleingang produzierte. Seine Antwort ist erstaunlich: „Der Grund, warum ich über lange Zeit auf andere Musiker verzichtet habe, liegt in meinen Arbeitszeiten. Ich schwöre bei Gott, dass ich dies ohne die geringste Anmaßung sage, aber es gibt wirklich weit und breit niemanden, der so lange wach bleiben kann wie ich. Die Musik hält mich wach. Es kommt schon mal vor, dass ich 24 Stunden am Stück im Studio arbeite und dann im Stuhl einschlafe. Trotzdem kann ich dem Toningenieur immer genau sagen, was ich gerade aufnehmen will. Meine Ingenieure arbeiten in Schichten, denn wenn ich mit etwas anfange, dann ziehe ich es auch bis zum Ende durch.“
In der Konsequenz, mit der Prince seine musikalischen Ideen umsetzt, steht er auf einer Stufe mit Frank Zappa, für den fünfzehnstündige Arbeitstage normal waren: „Die Menschen nennen mich einen Workaholic, was ich immer als Kompliment aufgefasst habe. John Coltrane spielte zwölf Stunden am Tag Saxophon. Das war kein Wahnsinniger, das war ein hingebungsvoller Musiker, dessen Geist den Körper zu so harter Arbeit antrieb.“
Klar ist, dass der Funk-Maniac mit der Tradition dieser Stilistik bestens vertraut ist. Er jammte mit dem Bassisten Larry Graham, dem Erfinder des Slapping, ist befreundet mit dem Mastermind der stilprägenden Funk-Bands Parliament und Funkadelic, George Clinton, und arbeitete mit der Altsaxophon-Legende Maceo Parker. Ein prägendes Erlebnis hatte Prince im zarten Alter von zehn Jahren. Sein Stiefvater beförderte den Knirps bei einem Konzert von James Brown auf die Bühne, wo er mittanzte, bis ihn ein Bodyguard wieder ins Publikum zurückbeförderte.
Prince selbst sagte über den Stellenwert des Godfather Of Soul: „James Brown war eine Inspiration. Er war es und er ist es. Wir spielen ständig James-Brown-Riffs. Ich war noch sehr jung, als ich James Brown zum ersten Mal live erlebt habe, und er inspirierte mich, wie er seine Band im Griff hatte … und die wunderschönen Tänzerinnen. Ich wollte beides.“
Ziemlich erstaunlich hingegen ist, was Prince in einem Interview mit dem amerikanischen Magazin Rolling Stone, 1985 bekannte: „Das letzte Album, das mir von vorne bis hinten gefallen hat, war Joni Mitchells ‚The Hissing Of Summer Lawns‘ (1975). Auch bei anderen Gelegenheiten betonte er, wie wichtig diese amerikanische Ikone moderner Singer/Songwriter-Kunst für seine eigene musikalische Entwicklung war. „Sie lehrte mich eine Menge über Farben und Klänge, und dafür bin ich ihr wirklich dankbar.“
Die Aussage hört sich zunächst recht kryptisch an, wird aber verständlich, wenn man sich näher mit der Philosophie beschäftigt, die hinter seinen mitunter unglaublich komplexen und detailversessenen Kompositionen und Arrangements verborgen ist. Im Interview mit dem Magazin Guitar World erklärte Prince 1998 dazu: „Ich verwende immer viel Zeit und Energie auf das Nachdenken über und die Suche nach diesen kleinen Details. Die Aufmerksamkeit dafür unterscheidet einen guten Song von einem großartigen. Ich achte peinlich genau darauf, den richtigen Sound an der richtigen Stelle einzusetzen. Das können sogar Sounds sein, die dir erst auffallen, wenn man sie weglässt. Manchmal höre ich eine Melodie in meinem Kopf, und diese erscheint wie die erste Farbe eines Gemäldes. Und dann kannst du die anderen Klänge dazugeben, bis der Song fertig ist. … Wenn ich ein Arrangement schreibe, stelle ich mir immer vor, wie ein Blinder den Song hört. Ich suche mir Akkorde, Klänge und Percussion-Instrumente aus, die einem Blinden klar vor Augen führen, um was es in dem Song geht.“
Prince ist mit der Musik von Duke Ellington, John Coltrane und anderen Jazz-Giganten vertraut. Und mit einem der ganz Großen hatte er eine Begegnung der besonderen Art. „Ich erinnere mich, wie Miles Davis zu mir nach Hause kam. Als er an meinem Piano vorbeiging, hielt er an, legte seine Hände auf die Tasten und schlug diese acht Akkorde an, einen nach dem anderen. Es war wundervoll, er klang wie Bill Evans oder Lisa (Coleman, ein Teil von Wendy & Lisa), die auch beide diese so perfekten Akkorde drauf haben. Ich fragte mich, ob er Spielchen mit spielte, denn er war ja nicht in erster Linie Keyboarder. Als er fertig war, konnte ich nicht sagen, ob er es war, oder ein Engel, der da gerade gespielt hatte.“ Im riesigen Prince-Archiv lagern noch die Tapes der denkwürdigen Jam-Session mit Miles Davis und warten auf ihre Veröffentlichung.
Jimi vs. Carlos
Prince wurde in seiner Karriere immer wieder mit Jimi Hendrix verglichen, was ihm seiner Meinung nach nicht gerecht wird, wie er selbst sagt: „Das kommt nur daher, weil er schwarz ist. Und das ist so ziemlich das Einzige, was wir gemeinsam haben. Er spielt ganz anders Gitarre als ich. Wer sich mein Spiel genau anhört, wird viel mehr Santana-Einflüsse in meinem Spiel entdecken als von Jimi Hendrix. Hendrix spielte mehr Blues, Santana dagegen viel anmutiger.“
Mitte der 80er-Jahre entdeckte US-Sänger und Multiinstrumentalist Prince Roger Nelson (*7. Juni 1958) nach fünf Alben die Leinwand. In dem halbautobiografischen Streifen „Purple Rain“ nahm er unter der Regie von Albert Magnoli die Prinzenrolle des ehrgeizigen Nachwuchsmusikers Kid ein.
Der natürlich hochsensible Künstler hat es auf dem Weg nach oben mit seinem prügelnden Vater zu tun, fiesen konkurrierenden Musikern, seine Liebe zur schönen Apollonia ist ständig in Gefahr und schließlich muss er auch noch Streitigkeiten in der eigenen Band „The Revolution“ ertragen.
Trotz allem kommt es wie es kommen muss: Kid besinnt sich auf seine Stärken und zeigt in einem finalen Konzert allen Protagonisten was er musikalisch drauf hat. Puuh, das ist ja gerade noch mal gut gegangen!
Dieses Pop-Märchen bedient aus heutiger Sicht schlicht alle Klischees eines Musikfilms und wirkt mit seinen grell-bunten Bildern, Nebelschwaden und nicht zuletzt durch den Hauptdarsteller in Rüschenhemd und violettem Mantel wie ein Video-Clip des MTV-Zeitalters in Überlänge. Sicher kein großer künstlerischer Wurf, dennoch war der Film an den Kinokassen ein Erfolg und erhielt 1985 in den USA einen Oscar und in England den Brit Award für die beste Filmmusik. Und das vollkommen zurecht.
Dachte man bei dem Namen Prince in den frühen 80ern eher an Funk und R&B wurde man auf dem gleichnamigen Album ,Purple Rain‘ direkt überrascht mit dem Kracher ,Let‘s Go Crazy‘ inklusive virtuoser Lead-Gitarren des Meisters. Das rockte ordentlich nach vorne, und dann Cut – weiter geht’s mit dem leichten Funk-Pop von ,Take Me With U‘ im Duett mit Patricia Kotero, die im Film die Apollonia gibt:
Abgefahren und verspielt kommt die amouröse Geschichte von ,Darling Nikki‘ rüber, irgendwo zwischen Funk, Rock und Vocal-Experiment. Absolut scharf beginnt ,When Doves Cry‘ mit einem knackigen und hyperschnellen Gitarrensolo, das schließlich in eine der charakteristischsten Synthie-/Keyboard-Melodien der 80er-Jahre übergeht. Und es fällt erst bei genauem Hinhören auf: Die straighte Nummer mit dem deftigen Beat kommt ohne echten Bass aus:
Mit ,I Would Die 4 U‘ und ,Baby I’m A Star‘ geht‘s noch mal ab auf die Tanzfläche. Und dann kommt es zum Finale: ,Purple Rain‘!
Bei diesem Titel denkt man unweigerlich an die ersten Akkorde dieser Überballade, die zumindest im Film bzw. Video-Clip von Wendy Melvoin gespielt werden. Vor dem geistigen Auge taucht der Sänger und Gitarrist mit seiner Band auf vernebelter Bühne auf. Prince im barock anmutenden Outfit und toupierten Haaren, vor dem Bauch hängt eine extravagante weiße „Cloud Guitar“, mit der er später im Solo unglaublich abgehen sollte. Bemerkenswert sind allein schon das energische Bending zu Beginn und das einprägsame Melodie-Lick gegen Ende – alles in einem Hammer-Sound, ordentlich verzerrt, dazu kommt ein Effekt in Richtung Chorus/Flanger. Ein Song für die Ewigkeit:
Das Album ,Purple Rain‘ bot damals eine konkurrenzlose Bandbreite. Prince vereinte als Songwriter die Welt des Funk und Soul mit der des Rock, erweitert um jazzige bzw. avantgardistische Einsprengsel. Ein roter Faden ist der markante wie variable Gesangsstil, zwischen bluesig-rau und extrem hohen Ausbrüchen.
,Purple Rain‘ war schließlich auch das Album, mit dem sich Prince als virtuoser Solist outete, mit einem Ansatz näher an Hendrix als Van Halen. Neben der Sechssaitigen bediente der Chef Keyboards und Bass. Kongenial zur Seite stand ihm The Revolution mit Bobby Z (dr), Dr. Fink (kb,voc), Brownmark (b, voc) und nicht zuletzt Wendy Melvoin (g) und Lisa Coleman (kb), die später als „Wendy & Lisa“ ihr eigenes Ding drehen sollten.
In den USA konnte sich Prince erstmals mit einem Album an die Spitze setzen, in England ging’s bis auf Rang sieben der Charts. Opulent, schrill, genial: Mit ,Purple Rain‘ erreichte Prince Superstar-Status.
Mit The Revolution entstand noch das dritte Album ,Around The World In A Day‘, als Solokünstler folgten mit ,Sign ‘O‘ The Times‘ und ,Lovesexy‘ zwei weitere Album-Klassiker der 80er-Jahre. Der Name Prince war irgendwann passé, der kleine große Mann aus Minneapolis nannte sich später The Artist Formerly Known As Prince, Lovesymbol, The Artist oder einfach nur Artist. Half nichts, ,Purple Rain‘ hat sich im kollektiven Gedächtnis festgesetzt und ist trotzt weiterer toller Alben bis heute das Album schlechthin von Prince. Wiederhören macht Laune und ist sehr inspirierend!
Bekannt ist Prince für seine Hohner-Telecaster-Kopie mit Ahorn-Korpus im Natural-Finish und dem markanten dunklen Nussbaum-Streifen auf der Vorderseite sowie einem Pickguard in Leopardenfell-Optik. Ursprünglich wurde diese Gitarre in den 70ern in Japan unter dem Markennamen „H.S. Anderson“ mit der Modellbezeichnung „MadCat“ gefertigt. Hohner erwarb die Rechte an der MadCat, und produzierte unter der Modellbezeichnung „The Prinz“ ein Signature-Modell, das später in „TE Prinz“ umbenannt wurde.
Im Film, in Video-Clips und auf der Bühne präsentierte Prince erstmals die ausgefallene und geschwungene weiße Cloud Guitar von David Husain, einem Gitarrenbauer aus Minneapolis. Korpus und Hals waren aus einem einzigen Stück Ahorn (Neck-thru) gefertigt. Das Instrument ist bestückt mit einem EMG-81-Humbucker in der Bridge-Position und einem EMG-SA-Singlecoil am Hals. Hinzu kommen Regler für Volume und Tone, ein Drei-WegeSchalter und vergoldete Schaller-Hardware.
Gebaut wurden lediglich vier Stück, später gab es Repliken des Herstellers Schecter sowohl in Schraubhals- als auch in Neck-thru-Konstruktion. Diese Modelle konnte der Fan damals jedoch nur auf Konzerten oder über die Website erwerben.
Prince zeigte sich über die Jahre auch mit Instrumenten wie Fender Stratocaster oder auch einer dicken Jazz-Gitarre von Ibanez. Um eindeutig zu klären, ob Hohner-Tele, Cloud Guitar oder ob nicht vielleicht doch noch andere Gitarren im Studio am Start waren, müsste man den experimentierfreudigen Meister selbst befragen. Dies gilt auch für die damals verwendeten Amps. Verstärkt hat Prince wohl mit Fender-Combos sowie Marshall-Tops und -Boxen.
Später hat er auch Mesa/Boogie-Amps benutzt. Im Laufe der Zeit kamen u.a. die Modelle Heartbreaker, Nomad und Lonestar sowie eine Strategy-500-Endstufe kombiniert mit einem Soldano/Caswell-Vorverstärker zum Einsatz. Hinzukommen Mesa-2×12- oder 4×12-Lautsprecher-Boxen oder Marshall-4×12-Boxen.
Gesehen hat man Prince auch schon mit Orange-Stacks. Live finden sich auf dem Floorboard Pedale von Boss um u.a. Effekte wie Flanger und Delay zu realisieren. Weiterhin benutzte Prince im Laufe der Jahre die folgenden Geräte: Dunlop Crybaby WahWah, Dunlop Rotovibe, Digitech Whammy, Line6 MM4 Modulation Modeler, Roland GP-16 und Zoom 9030.