„Ich bin nicht Joe Bonamassa – so viel ist sicher. Der Typ ist ein Horder, absolut verrückt.“

Ohne Worte: Robby Krieger im Interview

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(Bild: Jill Jarrett Photography)

Am 8. Januar wurde er stolze 78 Jahre. Ein Alter, das man Robby Krieger zwar deutlich ansieht, aber nicht anhört: Der Ausnahmegitarrist ist weiter extrem umtriebig und veritabel in seinem Spiel. Zudem hält er das Andenken an die Doors und ihren charismatischen Frontmann Jim Morrison aufrecht − versucht aber auch, sich selbst immer weiterzuentwickeln und in alle erdenklichen Stilarten vorzustoßen. Sein neues Bandprojekt The Soul Savages wagt sich zum Beispiel an Funk und Soul – wobei Krieger erneut sehr überzeugend wirkt. Grund genug für ein ausführliches Gespräch mit dem schwer-beschäftigten Mann aus Los Angeles.

Nach diversen Jazz-Fusion-Vorstößen, widmet er sich auf ‚Robby Krieger & The Soul Savages‘ seiner Liebe für den Funk und Soul – mit einer erstklassigen Band aus Session-Cracks wie Bassist Kevin „Brandino“ Brandon, Drummer Franklin Vanderbilt und Keyboarder Ed Roth. Die zehn Songs des Debüts, das Mitte Januar erschienen ist, glänzen durch Power, Spielwitz und Musikalität. Ein klanggewordener Mittelfinger an den Zeitgeist, die moderne Musikindustrie und KI. Eben Handgemachtes mit Stil – aber ganz ohne Worte.

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INTERVIEW

Robby, hattest du nicht ursprünglich vor, ein weiteres Solo-Album zu veröffentlichen? Warum ist daraus eine neue Band geworden?

Weil ich ein Studio gebaut habe – bei mir zu Hause in Glendale. Und da habe ich dann angefangen, mit ein paar Musikerfreunden zu jammen. Einfach, weil sie mir bei der Einrichtung geholfen haben und wir so gleich alles ausprobieren konnten. Daraus hat sich nach und nach etwas Festes entwickelt – nämlich diese Band. Die Typen, mit denen ich davor gespielt hatte, haben zwischenzeitlich andere Projekte gestartet. Insofern kam mir das ganz gelegen.

Wobei das Ergebnis auch ganz anders klingt, als dein letzter Alleingang.

Ja, es hat mehr Rock und Soul − und somit auch mehr Power. Das letzte Album enthielt eine Menge verrückten technischen Kram. Es war sehr jazzy, während das hier etwas zugänglicher ist. Also für den normalen Hörer.

Der nicht so Jazz-affin ist?

Genau. Aber wenn du ein Jazz-Fan bist, dürfte dir das hier durchaus gefallen.

Warum weisen die Soul Savages bzw. euer Debüt keinen Sänger auf? Oder anders gefragt: Worin besteht die Faszination der rein instrumentalen Musik?

Nun, die eine Sache ist, dass all diese Jungs schon mit sehr starken und sehr dominanten Sängern gespielt haben. Sie waren also nur Sidekicks oder Handlanger. Und sie wollten endlich mal Teil einer Band sein, in der sie selbst die Stars sein konnten, und nicht im Schatten eines Frontmanns stehen – egal, wie gut er ist. Also entschieden wir uns, es einfach instrumental anzugehen. Selbst, wenn es auf diese Weise schwieriger sein sollte, einen Plattenvertrag zu ergattern. Wir haben an dieser Idee festgehalten. Und ich mag, was daraus geworden ist.

Robby Krieger & The Soul Savages (Bild: Jill Jarrett Photography)

Es ist also – überspitzt formuliert – so etwas wie der Aufstand der Sidekicks?

Das würde ich so unterschreiben. (kichert)

Oder ist es letztlich einfach so, dass diese Songs gar keinen Sänger brauchen – dass die Instrumente den Gesang ersetzen?

Das spielt da auch mit rein. Es ist entweder die Gitarre oder die Orgel, die die Vokalpassagen ausfüllt. Und genauso sind wir vorgegangen. Es waren einfach keine Texte und keine Stimmen notwendig. Wobei ja nichts falsch an einem guten Sänger ist. Aber mal ehrlich: Wer sollte einen Jim Morrison übertreffen? Insofern…

2020 hast du erwähnt, dass du noch ein weiteres Jazz-Album auf Halde hättest. Machst du demnach auch als Solist weiter oder sind diese Aufnahmen ins Archiv gewandert?

Oh, ich habe wahnsinnig viel Kram im Archiv – einiges davon sogar fertig produziert und mit Gesang. Aber auch Sachen wie ein rein instrumentales Reggae-Album. Dafür suche ich jetzt schon länger ein interessiertes Label. Aber es besteht leider nicht wirklich viel Nachfrage nach einem Instrumental-Reggae-Werk. Trotzdem hoffe ich, dass es mir bald gelingt, es zu veröffentlichen – auch, wenn mein Kumpel Phil Chen, mit dem ich es aufgenommen habe, leider letztes Jahr verstorben ist. Zum Glück haben wir es noch kurz vor seinem Tod fertiggestellt. Was bedeutet, dass er auf jedem Song vertreten ist. Ein wahnsinnig guter Reggae-Bassist. Die meisten Leute kennen ihn durch seine Arbeit mit Jeff Beck und Rod Stewart, aber er ist in Jamaika aufgewachsen, bevor er nach England ging und ein gefragter Session-Musiker wurde.

Dein Gitarrenspiel fällt auf dem neuen Album extrem vielseitig aus: Mal hast du einen cleanen Sound, dann einen völlig verzerrten und im nächsten Moment wieder ein sehr groovigen, funkigen. Sprich: Du verfolgst ständig neue Ansätze – bewusst?

Und ob! Ich versuche, es so vielseitig wie eben möglich zu halten – für den Hörer, wie für mich. Wobei ich hauptsächlich meine Gibson SG verwende. Einfach mit unterschiedlichen Pedals, um da möglichst viele Sounds herauszuholen.

Und das schon seit deinen Anfangstagen in den frühen 60ern?

Es war meine erste E-Gitarre – und bei den Doors habe ich nichts anderes gespielt. Erst später, als ich notgedrungen mit externen Musikern arbeiten musste, habe ich mich da etwas geöffnet. Eben als ich mit Robben Ford und Larry Carlton gejammt habe, die alle 335er oder 355er Gibsons verwendet haben. Insofern habe auch ich mir ein paar von diesen Teilen zugelegt und mich einige Jahre intensiver damit befasst. Aber dann ist mein Freund Marco, der mein Studio leitet, auf eine ‘67er SG gestoßen, die meiner allerersten SG aus Doors-Tagen wirklich sehr ähnlich ist. Sie wurde mir damals gestohlen. Und diese andere Gitarre kommt ihr unglaublich nahe – also spiele ich sie seitdem, und habe auch nicht vor, daran noch etwas zu ändern. (kichert) Das ist mein Instrument und dabei bleibe ich.

Was magst du so daran? Was macht diese Gitarre so besonders?

Zunächst einmal ist sie sehr leicht. Ansonsten mag ich den Sound – gerade von dieser 67er, die mein Freund gefunden hat. Denn es gibt auch viele Modelle, die gar nicht so gut klingen. Meine allererste SG war übrigens eine Melody Maker und ich habe sie auf sämtlichen Doors-Alben verwendet.

Die Suche nach der gestohlenen SG und mehr auf Seite 2

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Der “Krieger” Robby hat in den letzten knapp 60 Jahren ein paar wirklich ganz feine, ausgezeichnete Melodien und Gitarrenläufe sich aus dem Ärmel geschüttelt. Mit seiner SG hat er auch immer einen ganz exquisiten Ton getroffen. Musikalisch ein absolutes Vorbild und Inspiration. Möge er noch viele Jahre weiter musizieren und uns damit erfreuen.

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  2. Kirk Hammer hat “Greeny” nach eigenen Worten für weniger als 2 Millionen Dollar gekauft – übrigens erst, nachdem ihm Jimmy Page dringend dazu geraten hatte. Das ist natürlich immer noch eine Menge Kohle, aber wo soll der Typ sonst mit seinem Geld hin? Ferrari, Yacht und Flugzeug hat er ja schon.
    Immerhin spielt Hammett die Gibson bei Live-Shows und nutzt sie auch im Studio. Beispiel: “Mick Fleetwood And Friends – The Green Manalishi (With The Two Prong Crown) (Official Video)” auf YouTube.

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