Seit 1977 hatte das englische Heavy-Trio Motörhead fünf Studio-Alben veröffentlicht: ,Motörhead’ ,Bomber’, ,Overkill’, ,Ace Of Spades’ und das später erschienene inoffizielle Debüt ,On Parole’.
Die Besetzung zu jener Zeit: Fast Eddie Clarke an der Gitarre, Drummer Philthy Animal Taylor und natürlich der Mann der Motörhead war: Sänger & Bassist Lemmy Kilmister, geboren als Ian Fraiser Kilmister am 24. Dezember 1945, der seine Karriere bei den Hippie-Rockern Hawkind begann.
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Nun war es zu Anfang des neuen Jahrzehnts also Zeit für ein Motörhead-Live-Album, das 1981 bei der Europa-Tour der Band mitgeschnitten wurde; lediglich die Aufnahme von ,Iron Horse’ stammt von 1980. Die LP enthielt elf Knaller, die die Studio-Originale vom Adrenalin-Wert noch überholten. Tatsächlich sind ,Overkill’, ,Motorhead’ (ohne ö!), ,The Hammer’ und ,Ace Of Spades’ auch aus heutiger Sicht schnelle Klopper, die mit der richtigen Portion Dreck und viel, viel Punk-Energie rübergebracht wurden.
Der Begriff „Speed Metal” war noch nicht erfunden, Motörhead waren aber eindeutig Vorreiter dieser Richtung. Vergessen wir nicht: Es war Anfang der 80er Jahre und die „New Wave Of British Heavy Metal” war gerade angesagt, mit eher mainstreamigen Bands wie Saxon, Def Leppard und Iron Maiden. Die noch härtere und schnellere Antwort aus den USA auf diesen Trend, mit Bands wie Metallica, Megadeth und Anthrax, ließ noch etwas auf sich warten. Lemmy hatte einen bemerkenswerten, deftigen Bass-Sound. Er spielte Rickenbacker-Bässe über Marshall-(Gitarren)-Amps & -Boxen – und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Im Intro von ,Metropolis’ ist sehr schön zu hören, wie stark komprimiert und angezerrt der Bass klingt.
Das gilt übrigens auch für Lemmys Stimme: für den richtigen Sound sorgen hier Jim Beam & Marlboro. Der gitarrenartige Bass-Sound von Motörhead war live absolut von Vorteil, denn spielte Eddie Clarke ein Singlenote-Solo hatte man trotzdem nie das Gefühl, das „untenrum” etwas fehlte. Der schnelle Eddie benutzte übrigens eine modifizierte Fender Stratocaster mit einem Humbucker in der Bridge-Position.
Hinter ihm befanden sich ebenfalls eine ganze Reihe Marshall-Amps und -Boxen. Auch Schlagwerker Philty schleppte für damalige Verhältnisse einiges auf die Bühne: Er bearbeitete ein fettes Set mit zwei Double-Bass-Drums und drei tiefen Hänge-Toms.
Als ,No Sleep ‘til Hammersmith’ 1981 erschien, waren Motörhead auf einem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere angelangt. Das Album rangierte in England auf Platz 1 der Charts – und für Rock-Fans avancierte es zu einer der Must-Buy-Live-Scheiben schlechthin. Nach einer weiteren empfehlenswerten Studio-Platte, ,Iron Fist’, war 1982 Schluss mit der legendären Besetzung: Fast Eddie verließ Motörhead, seitdem drehte sich das Band-Karussell bis heute.
Einzige wahre Konstante: Herr Kilmister. In der letzten Besetzung mit Drummer Mikkey Dee und dem langjährigen Gitarristen, Phil „Zööm” Campbell und natürlich Lemmy, war diese zeitlose Rock-&-Roll-Band bis kurz vor Lemmys Tod im Dezember 2015 auf Tour.
Mittlerweile sind noch zwei weitere Ausgaben des Album-Klassikers erschienen: 1996 eine CD-Version mit drei Bonus-Tracks und zuletzt 2002 eine DoCD mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Tracks und Alternativ-Takes. Welche Version auch immer – dieses Album ist eine Entdeckung wert.