Michael Balzary aka Flea: Ich will nur Musik spielen, das ist alles
von Marcel Anders, Artikel aus dem Archiv
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Die wilden Jahre sind passé: Michael Peter Balzary, den die Welt als Flea kennt, ist ein Familienvater, Kunstsammler, Bienenzüchter, Snowboarder und Immobilien-Experte, der nur alle Jubeljahre ein neues Album seiner Band Red Hot Chili Peppers in Angriff nimmt. Dann allerdings mit so viel Ehrgeiz, als ginge es darum, ein Kunstwerk zu erschaffen oder eine hochtrabende Mission zu erfüllen. Wie bei ,The Getaway‘, auf dem die Peppers im Sommer 2016 zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert mit einem neuen Produzenten und einer neuen Arbeitsweise aufwarten.
Die Peppers sind Rick Rubin und Rick Rubin ist die Peppers – ein ungeschriebenes Gesetz, das seit 1989 gilt, sich mittlerweile in sechs Alben manifestiert hat und eigentlich nie zur Disposition zu stehen schien. Eben weil diese musikalische Partnerschaft funktionierte, einen Bestseller nach dem nächsten hervorbrachte und auf gegenseitigem Respekt basierte. Und doch ist sie anno 2016 Vergangenheit: ,The Getaway‘, das elfte Studio-Epos der Kalifornier, entstand unter der Federführung von Hipster Brian Burton alias Danger Mouse, setzt auf extensive Klang-Puzzles statt altmodisches Jamming und impliziert nicht nur ungewöhnliche Sounds, sondern steht auch für ein neues Kapitel in der RHCP-Geschichte.
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Grund genug, sich im Sommer letzten Jahres in Los Angeles mit Bassist und Gründungsmitglied Flea zu treffen. In einem mondänen Strandhaus in Malibu, das – so betont er – nicht ihm gehöre. Tatsächlich lebt er nur ein paar Luxusimmobilien weiter nördlich, hat seinen alternden Hund im Schlepptau und trägt ein verwaschenes T-Shirt zu Jeans, Turnschuhen, kurzgeschorenen Haaren und großflächigen Tattoos. Vor dem Interview muss er kurz meditieren, dann schlägt er die Augen auf, verzieht das Gesicht zu einem schiefen Grinsen und lacht los: „Nette Bude hier…“
Darf man fragen, wie viele Häuser du mittlerweile im Großraum Los Angeles besitzt?
Flea: Momentan sind es nur zwei.
Aber im Laufe der Jahre waren es schon mal ein paar mehr?
Flea: So ungefähr neun oder zehn. Aber ich habe nicht in allen davon gewohnt. Die meisten habe ich günstig erworben, ein bisschen renoviert und dann wieder zum Verkauf angeboten. Meistens mit einem netten, kleinen Gewinn.
Weshalb du als Immobilienexperte der Band giltst?
Flea: (lacht) Lass es mich so formulieren: Ich habe in meinem Leben schon einige Immobilien-Transaktionen getätigt. Also ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber es ist so. Und das basiert allein darauf, dass ich als Kind gerne und viel Monopoly gespielt habe. Ich war regelrecht besessen davon. Und deshalb beruht meine gesamte wirtschaftliche Philosophie darauf. Das ist die einzige finanzielle Ausbildung, die ich je hatte. Ich habe immer gedacht: „Wer den meisten Grundbesitz hat, gewinnt.“ (lacht) Folgerichtig habe ich immer Anwesen und Häuser mit dem Geld gekauft, das ich verdient habe. Aber ich habe noch nie in Aktien oder dergleichen investiert, und habe das auch nicht vor. Natürlich habe ich nicht wirklich Ahnung von Immobilien, aber ich habe schon einige Häuser besessen.
Womit du offensichtlich ganz gut fährst.
Flea: Ziemlich gut sogar. Ich meine, vielleicht hätte ich mehr Geld, wenn ich es anders investiert hätte, aber ich bin zufrieden damit. Und ich bin auch kein Geschäftsmann, noch nie gewesen. Ich mache mir nichts aus Geld. Es ist nicht so, als ob sich mein ganzes Denken und Handeln darum drehen würde. Das fände ich auch schlimm, weil es die Kreativität und die Lust an der Musik überlagern würde. Und das habe ich schon bei zu vielen Kollegen erlebt. Eben, dass es plötzlich nur noch darum geht, wie viel Geld sich mit einem Album oder einer Tour machen lässt – und wie man den Profit am ertragreichsten anlegt. Aber kein Wort über die Qualität der Musik oder den künstlerischen Anspruch. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung, die völlig außer Acht lässt, warum man ursprünglich Musiker geworden ist, warum man diese Profession und diesen Lifestyle gewählt hat. Das ist traurig, Mann. Das ist als hätte man die Orientierung verloren und wäre ein singender Aktienhändler.
Und das kommt öfter vor?
Flea: Viel zu oft. Die Leute sind gierig und gewissenslos. Und sie haben wiederum Leute, die sie falsch beraten. Die nicht das Beste für ihre Künstler wollen, sondern nur ihr Geld.
Wie Madonna oder U2, die plötzlich zwischen 300 und 450 Euro pro Konzertticket verlangen?
Flea: Ich nenne keine Namen. Nur: Das hat nichts mehr mit einem Konzertabend für die Fans zu tun. Das ist eher, als ob man für den Aufsichtsrat eines internationalen Bankenkonglomerats oder für irgendeinen Diktator in Afrika oder im Nahen Osten spielt. Was ja auch schon viele Kollegen getan haben und damit ein System unterstützen, das auf Ausbeutung, Unterdrückung und Mord basiert. Die sollten sich alle etwas schämen und mal überlegen, wo sie herkommen und was für Träume und Ideale sie mal hatten. Geld korrumpiert uns alle. Und es ist zwar wichtig, genug zum Leben zu haben, aber nicht, einfach nur immer mehr davon anzuhäufen. Also mehr als man jemals ausgeben könnte. Das ist doch krank und es führt zu verheerenden Fehlentscheidungen.
Was ist in diesem Zusammenhang mit den Peppers? Kassiert ihr nicht auch stolze Gagen?
Flea: Mit Sicherheit. Aber: Es ist nicht so viel, dass wir uns dafür rechtfertigen oder gar schämen müssten. Wir haben da keine Leichen im Keller, wir haben keine absurden Anforderungslisten und wir würden auch nicht bei Assads Weihnachtsfeier auftreten – oder für die Manager von Volkswagen. So etwas gibt es bei uns nicht. Wir lassen uns nicht einspannen. Und ich halte es für eine traurige Entwicklung, dass immer mehr Kollegen sich von Großunternehmen vereinnahmen lassen und sich als Werbeträger hergeben. Das ist einfach peinlich.
Wie oft werdet ihr in dieser Richtung angefragt und angesprochen?
Flea: Das kommt regelmäßig vor – und reicht von Brauereien über die Automobilindustrie bis zu irgendwelchen Modemarken. Nur: Bislang sind wir standhaft und würden das Geld, das man uns zahlt, sofort für den Wahlkampf von Bernie Sanders spenden. Was vielen US-Unternehmen so gar nicht gefallen dürfte.
Wo könntest du schwach werden, womit könnte man dich ködern?
Flea: (lacht) Kondome, Katzenfutter und Elefantenscheiße in Dosen.
Aber wir tun es nicht und fertig aus. Wir haben genug Geld und wir brauchen nicht noch mehr. Deswegen werden sich unsere Eintrittspreise auch diesmal im Mittelfeld bewegen – und wir haben nicht vor, noch nach anderen Einnahmequellen zu suchen.
Ist das der Grund, warum du deine eigene Bass-Kollektion, den sogenannten Flea-Bass, wieder eingestellt hast – weil das zu einem richtigen Geschäft wurde?
Flea: Weil ich alles, was ich investiert habe, verloren habe. Also als Geld-Anlage war das keine clevere Idee. Ich habe wirklich eine Menge verloren. Und das hat mir ein für alle Mal klargemacht, dass ich keine Firma leiten will. Einfach, weil ich nicht gut darin bin und weil es mir keinen Spaß macht. Ich will nur Musik spielen, das ist alles.
Und dich um Bienen kümmern?
Flea: Ich liebe meine Bienen – meine „Flea bees“. Ich habe vor einem Jahr mit drei Bienenstöcken angefangen, und jetzt sind es schon 20. Sie leben in meinem Garten, hier in Malibu, und sind das Beste, was ich je hatte. Also außer meinen beiden Töchtern natürlich.
Was machst du mit dem ganzen Honig?
Flea: Ich esse ihn. Ich brauche keinen Zucker und keinen Süßstoff mehr, sondern verwende nur noch Honig in allem, was ich esse. Und ich verschenke ihn an meine Freunde, die ebenfalls begeistert sind. Einfach weil das so ein guter Stoff ist. Viel besser als der Honig aus dem Supermarkt.
Dann verfolgst du damit keine kommerziellen Interessen?
Flea: Auf keinen Fall. Er ist ausschließlich zum eigenen Verzehr.
Euer neues Album klingt ausgesprochen harmonisch und ruhig. Ist das der Beginn einer neuen Ära?
Flea: Es ist wirklich der Beginn einer neuen Ära – und allein das macht mich so glücklich, weil das ein aufregendes Gefühl ist. Eben, dass hier etwas passiert. Und der kreative Prozess mit Brian (Burton, Produzent) war wirklich anders. Er hat uns dazu gebracht, ein Album zu machen, das sich ganz anders anfühlt als alles, was wir bisher gemacht haben. Und er hat dafür gesorgt, dass wir eine funktionierende Arbeitsbeziehung mit Josh haben, weil er ihn viel mehr einbezogen hat als Rick auf dem letzten Album. Was auch daran lag, dass er damals, vor fünf Jahren, noch gar nicht richtig wusste, wie wir arbeiten. Sobald er sich uns angeschlossen hatte, sind wir auch schon ins Studio und haben ,I’m With You‘ aufgenommen.
Es war wirklich so, dass wir bereits ein oder zwei Tage nach seinem Einstieg im Studio waren und anfingen, aufzunehmen. Von daher war da nicht viel Zeit, um sich gegenseitig kennenzulernen, noch um eine gemeinsame musikalische Sprache zu entwickeln – eine ohne Worte. Denn es ist halt so: Wenn du jemanden wirklich kennst, musst du nicht mehr viel mit ihm reden, weil da halt eine gemeinsame Ebene herrscht. Und nachdem wir nun fünf Jahre zusammen sind und ein weiteres Album gemacht haben, kann er sich viel besser einbringen.
Wobei er kein großer Solist ist, sondern eher für sphärische, fast cineastische Sounds und einen starken Vibe steht.
Flea: Er ist definitiv anders als John Frusciante und die Gitarristen vor ihm. Er malt lieber mit Klängen und verstärkt das, was wir tun. Wobei jeder das umarmen sollte, was ihm richtig und wichtig ist. Und wenn du Teil einer Band bist und das nicht tun kannst, solltest du dir etwas anderes überlegen – dann bist du am falschen Platz. Und wir ermutigen Josh definitiv, ganz er selbst zu sein und alles einzubringen, was er hat.
Wieso habt ihr euch nach 25 Jahren und sechs Alben überhaupt von Rick Rubin getrennt? Diese Arbeitsbeziehung schien doch für die Ewigkeit gemacht. Das habe ich auch gedacht.
Flea: Also ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir noch einmal jemand anderen in unser Band-Gefüge einbeziehen. Aber im Nachhinein muss ich sagen: Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Ich meine, ich vermisse Rick schon ein bisschen – weil ich ihn liebe, ihn respektiere und gerne noch einmal mit ihm zusammen arbeiten würde. Aber gleichzeitig war es für uns auch sehr gesund, mal jemand anderen auszuprobieren und in eine andere Richtung vorzustoßen. Was uns etwas Angreifbares und Verletzliches gab. Sprich: Wir wussten nicht, ob es funktioniert und was dabei herauskommt. Daraus resultiert auch, dass wir eine ganz andere Musik gemacht haben als in den letzten Jahren. Womit ich für meinen Teil sehr glücklich bin.
Das Ganze wirkt wie ein Klangpuzzle. Also da sind viele Instrumente und Effekte am Start, die ganz offensichtlich im Studio übereinander geschichtet und manipuliert wurden.
Flea: Das haben wir alle zusammen kreiert. Und Brian ist toll, er hat wirklich starke Ideen. Wobei der Hauptunterschied zu früher einfach darin besteht, dass er uns erlaubt hat, eine Seite von uns zum Ausdruck zu bringen, die wir bisher noch nicht kannten bzw. die wir sträflich vernachlässigt hatten. Denn Rick steht nicht so sehr auf Effekte und manipulierte Sounds. Für ihn ist das Studio nur ein Ort, um das festzuhalten, was bereits vorhanden ist. Was wir schon im Proberaum entwickelt haben. Denn da haben wir alles bis ins Detail durchgesprochen und vorbereitet. Wir schrieben die Songs, er hörte sie sich an, und wir haben eine Menge Zeit verbracht, über jeden einzelnen zu sprechen und die Arrangements auszuarbeiten. Ging es dann ins Studio, brauchten wir nur noch die Mikrophone zu positionieren und aufzunehmen.
https://www.youtube.com/watch?v=QHjb4SfQDh0
Wir haben es immer live gemacht, am Ende noch ein paar Overdubs hinzugefügt, und fertig war das Ganze. Dagegen sind wir mit Brian direkt ins Studio und haben dort mit ihm geschrieben. Was viel Experimentieren bedeutete, wobei jeder Ideen hatte, die er unbedingt einbringen wollte. Nach dem Motto: „Lass mich diesen Synthesizer, diese Trompete oder ein paar Streicher hinzufügen!“ Denn wir haben an den Song-Ideen gebastelt und gleichzeitig all diese kleinen Dinge hinzugefügt. Was ein sehr komplexer Prozess war, bei dem ein Song auch einfach mal mit einem Drum-Beat anfangen konnte.
Dann hieß es: „OK, lass mich da einen Bass drüberlegen, bevor das nächste folgt.“ Anschließend steuerte Josh etwas hinzu, gefolgt von diesem oder jenem. Wodurch das Ganze immer weiter gewachsen ist und sich in etwas völlig Neues verwandelt hat. Also durch den andauernden kreativen Prozess. Das ist schon etwas anderes, als einfach die Musik aufzunehmen, die man bereits geschrieben und ausgearbeitet hat.
Und dieser Ansatz ist spannender?
Flea: Beide Ansätze sind toll. Es ist nicht so, dass einer besser wäre als der andere. Sondern sie sind einfach verschieden. Und ich gebe offen zu, dass ich Angst davor hatte, diesen neuen Weg zu gehen. Also ich habe mich dabei zuerst sehr unwohl gefühlt. Ich habe gedacht, wir verlieren vielleicht die Magie, die wir haben, wenn wir zusammen spielen. Also live und während des Jammens. Aber das haben wir nicht. Wir haben gar nichts verloren, sondern noch etwas Neues gelernt. Etwas, das uns bis dato völlig fremd war. Und was sehr gesund war, weil es uns neugierig gehalten hat – einfach, weil wir nicht wussten, worauf wir uns einlassen und was als nächstes kommt.
Dann ist ,The Getaway‘ – um den Albumtitel zu zitieren – eine Flucht vor der Routine?
Flea: Es ist eine Bewegung nach vorne – und ich liebe es, mich weiterzuentwickeln und als Mensch wie Musiker weiterzukommen. Deshalb passt ,The Getaway‘ prima – als Wort und als Image. Wobei es natürlich eine Million unterschiedliche Dinge für eine Million unterschiedliche Menschen bedeuten kann. Und ich für meinen Teil mag die Idee, durch die Musik an diesen heiligen Ort zu gelangen, den jeder von uns hat. Also seine ganz persönliche Zuflucht. Egal, worin die besteht und wo sie liegt. Aber wo Musik etwas Pures, Reines ist, wo die Gedanken nur so fließen, und wo man einen höheren geistigen Zustand erreicht.
Flea: Kaum noch, obwohl ich die Teile immer noch sehr mag. Sie haben einen guten Live-Sound, und sie können es ab, wenn ich auf der Bühne das Letzte aus ihnen herausprügle. Damit haben sie kein Problem. Da verstellt oder verzieht sich nichts. Aber jetzt spiele ich halt ein paar neue Bässe, die Fender für mich gebaut hat. Es sind Repliken von meinem ‘61erModell, das ich so liebe – dem besten Bass, den ich je gespielt habe. Ich habe ihnen gesagt: „Baut mir einen, der sich genauso anfühlt, wie dieser!“ Und den verwende ich jetzt – im Studio wie auf der Bühne.
Was ist mit Amps?
Flea: Dieselben Gallien-Krueger wie immer. Was in erster Linie daran liegt, dass sie mir die Dinger einfach zur Verfügung stellen und sie halt gut funktionieren. Ich hatte damit noch nie Probleme und deswegen habe ich auch keinen Grund, nach etwas anderem zu suchen. Ganz abgesehen davon, dass ich zu faul bin, um andere Sachen auszuprobieren.
Was erwartet uns bei deiner demnächst erscheinenden Autobiographie? Inwieweit unterscheidet sie sich von Anthony Kiedis’ „Scar Tissue“?
Flea: Was ich da beschreibe, ist meine Geschichte mit der Band, aber keine typische Autobiographie. Ich schreibe sie auch ganz alleine, ohne Ghostwriter oder sonstige Hilfe. Was mir sehr wichtig ist. Eben, damit es wirklich meine Erinnerungen und meine Stimme sind.
Außerdem unterhältst du noch diverse Nebenprojekte mit befreundeten Musikern. Darunter Atoms For Peace mit Thom Yorke, Rocket Juice & The Moon mit Damon Albarn und Antemasque mit Mars Volta. Wie viel Musik brauchst du?
Flea: Ich weiss es nicht. Im Sinne von: Ich würde mich durchaus freuen, wenn da noch etwas käme. Wobei ich aber nicht zu den Menschen zähle, die die Zukunft planen, sondern ich lasse einfach alles auf mich zukommen. Was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum die Chili Peppers immer noch zusammen sind. Denn sie sind wie eine Reise ins Unbekannte, bei der man nie weiß, was als nächstes passiert. Das Ding ist nur: Ich liebe es, unterschiedliche Arten von Musik mit unterschiedlichen Leuten zu spielen. Je wilder und ausgefallener, desto besser. Aus dem simplen Grund, weil mich das etwas lehrt, weil ich dadurch nicht stehen bleibe und einroste. Was mir wichtig ist.
Zudem hast du in Kultfilmen wie „The Big Lebowski“ – und unlängst in „Slow Down“, einem Biopic über den Jazz-Musiker Joe Albany mitgewirkt. Ist das die Wiederbelebung deiner Schauspiel-Aktivitäten, nach 14 Jahren Pause?
Flea: Es hat etwas davon. Denn seit Ende der Dreharbeiten zu „Slow Down“ habe ich auch noch Rollen in „Inside Out“, „Sheriff Callie’s Wild West“ und „Baby Driver“ übernommen. Letzteres ist ein Film von Edgar Wright, der „Hot Fuzz“ und „Shaun Of The Dead“ gedreht hat und einfach wahnsinnig lustig ist. Da wirken auch Kevin Spacey und Jamie Foxx mit. Außerdem Lilly James. Ein wirklich guter Film – und ich muss sagen, dass ich wahnsinnig stolz auf „Low Down“ bin. Sei es, weil es das Erste war, was Anthony und ich gemeinsam produziert haben, aber auch weil er mich von der Handlung und den Charakteren her sehr an meine eigene Kindheit und mein schwieriges Elternhaus erinnert hat. Also mit Alkoholmissbrauch und zwischenmenschlichen Dramen.
Gibt es so etwas wie eine Traumrolle, die du gerne übernehmen würdest?
Flea: Ich würde gerne in einem coolen Remake von „Pippi Langstrumpf“ mitwirken. Es gibt zwar schon eins aus den 80ern, aber das war leider nicht besonders gut. Da schaue ich mir lieber die schwedischen Originale an. Einfach, weil ich die Filme und die Bücher liebe. Als Kind habe ich sie geradezu verschlungen. Und ich habe sie mir noch einmal mit meiner älteren Tochter angesehen. Gott, wer wäre ich da am liebsten? Der Piraten-Vater? Einer von den Typen, die sie zu beklauen versuchen? Oder der Polizist? Ich glaube, am liebsten der Vater. Der ist einfach cool!
Ganz im Gegensatz zu Donald Trump?
Flea: Der ist furchteinflößend. Sehr sogar. Und ich weiß noch nicht, was ich mache, wenn er tatsächlich gewählt wird …
Welche Optionen hättest du?
Flea: Ich könnte politisches Asyl in Kanada oder Europa beantragen. Aber ich habe keine Lust, dann in einem Auffanglager in Griechenland oder in der Türkei zu landen. Das ist doch menschenunwürdig.
Und Bernie Sanders ist der Heilbringer, der alles besser machen würde?
Flea: Zumindest ist er ein guter Mensch mit einem reinen Herzen. Und es ist toll, an jemanden wie ihn glauben zu können. Auch, wenn abzusehen ist, dass er letztendlich nicht nominiert wird. Das ist wohl Hillary vorbehalten und wahrscheinlich wird sie auch gewinnen. Was dann ein ähnliches Szenario sein dürfte, wie bei Obama. Zumindest fürchte ich das. Nur: Sie ist immer noch eine Million Mal besser als Trump – aber eben nicht ansatzweise so gut wie Bernie.