Sein aktuelles Equipment, seine Gesundheit und die gegenwärtige Situation

Metal-Pioniere: Judas-Priest-Gitarrist Richie Faulkner im Interview

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(Bild: Sony Music Entertainment)

Könntest du mal den spielerischen Unterschied zwischen Glenn und Andy aus deiner Sicht erklären?

Eine gute Frage! Glenn ist seit inzwischen 50 Jahren ein echter Rockstar. Er hat diese Musik quasi erfunden, er ist ein Innovator. Seine Ausstrahlung auf der Bühne, der Stolz, der ihn auszeichnet und der auf 50 Jahre Erfahrung und Wissen basiert. Es gibt nur wenige Menschen auf der Erde, die eine solche Lebensleistung vollbracht haben. Ich meine das jetzt nicht despektierlich gegenüber Andy oder mir selbst, sondern als Hochachtung vor Glenn. Andy hingegen kommt aus einer anderen Ecke, er ist unser Produzent und sehr auf Sounds und Frequenzen fokussiert.

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Ähnlich wie Glenn konzentriert er sich sehr genau auf Details, vor allem in klanglicher Hinsicht. Zudem ist Andy genauso wie ich ein großer Fan von Judas Priest, wir beide betrachten die Priest-Interna deshalb natürlich aus einer anderen, äußerlichen Perspektive. Insofern gibt es Ähnlichkeiten genauso wie Unterschiede. Dasselbe gilt auch für mich. Wenn man jemand anderen nach Unterschieden zwischen mir und K.K. gefragt hätte, wäre die Antwort eine ähnliche gewesen. Aber aus genau diesen Komponenten wächst eine Band kontinuierlich. Mal passt es, ein anderes Mal passt es nicht. Als Musiker lernt man von jedem seiner Bandkollegen. Ich habe viel von Glenn gelernt, lerne aber auch viel von Andy, insbesondere über die Produktionsseite. Insofern haben beide für mich eine große Bedeutung.

Hast du seit unserem letzten Treffen vor sieben Jahren dein Equipment signifikant verändert?

Ja, ich habe auf der zurückliegenden Tour die Amps gewechselt. Eigentlich habe ich sie schon früher getauscht, aber durch Covid konnte ich sie erst jetzt zum ersten Mal live einsetzen. In den zurückliegenden zehn Jahren habe ich bekanntlich ENGL gespielt, jetzt setze ich Verstärker des kanadischen Herstellers Wizard ein. Gebaut werden sie in Montreal von Rick St. Pierre. Er brachte mir ein paar Exemplare zur ‚Firepower‘-Tour und fragte, ob ich sie mal testen wolle. Ich war ziemlich beeindruckt, weil die Wizards wie eine Kombination verschiedener Amps klingen, die ich sehr mag.

Wizard Modern Classic II
Dunlop Cry Baby DCR-2SR + Effect Gizmo Audio Loop Switcher

Was meine derzeitigen Gitarren betrifft: Man ändert im Laufe der Jahre seinen Stil, seinen Geschmack, seine Einflüsse, deshalb sucht man ständig nach neuen Texturen, neuen Sounds. Es ist ein niemals endender Prozess, der immer neue Facetten aufzeigt. Aktuell spiele ich den Prototypen einer Flying-V-Signature, die ich mit und für Gibson entwickle. Meine letzte Signature-Gitarre für Epiphone war ebenfalls eine Flying V, insofern ist dies jetzt der natürliche nächste Schritt, etwas Ähnliches mit Gibson zu machen.

Gibson Richie Faulkner Signature Flying V, Prototyp Nr. 1
Epiphone Richie Faulkner Signature Flying V, Baujahr 2017
Gibson Custom Shop Flying V, Baujahr 2011

Zudem hat auch die neue Gitarre EMG-Signature-Pickups. Wie gesagt: Für mich ist das der nächste logische Schritt. Wir basteln schon seit ein paar Jahren daran, doch dann kam Covid, und wie du weißt muss man immer auch die geschäftliche Seite im Auge behalten. Da geht es um das beste Veröffentlichungs-Timing und um das bestmögliche Format. Für mich als Gitarristen ist das natürlich nur schwer auszuhalten, denn ich möchte einfach nur eine Gitarre auf den Markt bringen, die von möglichst vielen Musikern gespielt wird.

Gibson Custom Shop Flying V, Baujahr 2014
Gibson Custom Shop Explorer mit EMG-Pickups, Baujahr 2017
Gibson Les Paul mit EMG-Pickups, Baujahr 1981

Die geschäftliche Seite ist dann eher der Wermutstropfen. Diese neue Gibson, eine blaue Flying V, ist derzeit meine Hauptgitarre. Wir haben zwei unterschiedliche Rigs, insofern spiele ich auch Gibson Les Pauls und Gibson Explorers, allesamt mit EMG-Pickups bestückt, zumeist das 57/66er-Set, einige aber eben auch mit meinen neuen Signature-PUs, die im Grunde genommen modifizierte Versionen des 57/66er-Sets sind.

Gibt es denn schon einen konkreten Veröffentlichungstermin für deine blaue Gibson Flying V Signature?

Nein, ich diskutiere das derzeit mit Gibson, es gibt da mehrere Optionen. Ich darf leider noch nicht viel verraten, weil es noch geheim ist, aber es gibt ein paar interessante Möglichkeiten. Ich hoffe, ich kann in Kürze mehr darüber erzählen.

Faulkners Gitarrentechniker Adrian Vines (Bild: Matthias Mineur)

Last but not least: dein Pedalboard?

Das besteht schwerpunktmäßig aus zwei Chorus-Pedalen, einem Delay und einem WahWah, plus ein paar Switcher und Noisegates. Viel mehr gibt es da nicht.

Boss DD-7 und DD-8, Boss Noise Suppressor NS-2, MXR Micro Chorus, Wampler Tumnus Deluxe, MXR Uni-Vibe & Boss TU-3 Tuner
Voodoo-Lab-Schaltzentrale und WahWah/Volume-Pedale am Bühnenrand

Danke für das nette Gespräch!


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Richie ich wünsche dir und Judas Priest nur das Beste auf dieser Welt. Ihr seid einzigartig.

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