Im Interview

Matteo Mancuso: Jazz-Masterclass ‘Giant Steps’

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(Bild: Pietro Parrinello)

Matteo Mancuso hat sich mit seinem grandiosen Gitarrenspiel längst unter den besten Spielern des Planeten etabliert. Mit seiner eigenwilligen Anschlagstechnik − die sich zum Teil an der Klassischen Gitarre orientiert, oft aber eigene Wege geht − und einem unglaublich prall gefüllten Vokabular in Sachen Jazz-Improvisation begeistert er etablierte Stars wie Larry Carlton oder Al Di Meola, die sich mit Lobeshymnen über den 26 Jahre alten Musiker aus Palermo überschlagen.

INTERVIEW

Matteo, Yamaha hat dir zu Weihnachten eine wunderschöne, blaue Revstar Professional geschenkt. Kannst du uns erzählen, was das Besondere an dieser Gitarre ist, und wie sie sich beim Spielen anfühlt?

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Diese Revstar ist meinem Custom-Modell sehr ähnlich. Ihr Body ist eine Spur größer, aber das Gewicht ist durch den gekammerten Korpus ziemlich gleich geblieben. Ich hatte sofort das Gefühl, dass diese Gitarre mehr Sustain hat und lauter ist als die früheren Modelle. Die Töne klingen in allen Lagen richtig „groß“, und sie haben eine weite Dynamik. Der gekammerte Korpus ist aus Mahagoni, die Decke aus Ahorn. Der Hals ist auch aus Mahagoni, das Griffbrett aus Palisander. Der Pickup-Wahlschalter hat fünf Positionen (wie auch mein Custom-Modell), mit dem du die Humbucker splitten kannst, was eine Menge verschiedener Sounds zulässt. Der Tonregler ermöglicht als Push-Pull-Poti auch einen Boost in den Mitten. Ich glaube wirklich, dass das eine der besten Gitarren ist, die Yamaha je gebaut hat.

Ich nehme mal an, du hast dein Helix benutzt, um diese wunderbare Version von Bob Mintzers Solo über ‚Giant Steps‘ einzuspielen. Welches Patch hast du verwendet?

Die Basis meiner Clean-Sounds ist die Amp-Simulation „US deluxe NRM“, die ich mit einer IR von Drapsound kombiniere. Diese italienische Firma hat sich auf digitale Sounds spezialisiert, und ich stehe sehr auf deren IRs.

Du hast schon letztes Jahr ein Solo über einen ‚Giant Steps‘- Backing-Track von Simon Peter King auf YouTube veröffentlicht und im Kommentar geschrieben: „Ich entschied mich, eine Übungs-Session mitzuschneiden, in der ich mit diesem gigantischen Monster, das sich ‚Giant Steps‘ nennt, kämpfe.“ Dieses Stück ist ja so etwas wie der „Mount Everest“ der Jazz-Improvisation. Erzähl doch etwas über deine Konzepte.

Wenn ich mich solchen Stücken annähere, versuche ich, mit einfachen, elementaren Ansätzen zu beginnen. Mein Ziel ist immer, mit Instinkt und Freiheit über Akkordfolgen spielen zu können, egal wie schwierig sie auch sein mögen. So versuche ich am Anfang, alle Akkorde möglichst in einer Lage ausspielen zu können. Wenn das nicht möglich ist, versuche ich, horizontale Bewegungen auf dem Griffbrett zu minimieren. Wenn du dich selbst Restriktionen dieser Art unterwirfst, wirst du auf neue Lösungsansätze stoßen und dir die Harmonik anders visualisieren. Das hilft mir wirklich, nicht immer wieder die gleichen Licks zu spielen.

Hast du eine Transkription aus dem Internet benutzt, als du das Solo von Bob Mintzer gelernt hast, oder die Lines selbst herausgehört?

Ich habe mich nur auf mein Gehör verlassen, aber bei den kompliziertesten Passagen das Tempo digital verlangsamt, um sicher zu sein, dass jede Note stimmt.

Al Di Meola hat dich letztes Jahr Ende Juli eingeladen, mit ihm auf der Bühne zu spielen. Wie kam es dazu?

Da wurde wirklich ein Traum wahr. Das war unglaublich, aber bevor ich mit ihm auf die Bühne ging, war ich echt nervös, weil alles komplett improvisiert war. Al fragte mich am Tag des Konzerts, ob ich mit ihm spielen wolle, und so war ich ziemlich unvorbereitet. Zu meinem Glück hatten die Veranstalter eine klassische Gitarre vor Ort, die ich mir sofort schnappte, um ‚Spain‘ und ‚Mediterranean Sundance‘ zu lernen. Di Meolas Konzert war faszinierend, aber die Möglichkeit zu haben, mit ihm zwei seiner bekanntesten Stücke auf der Bühne zu spielen, war wirklich wie ein Klartraum. Diese Erfahrung ist unvergesslich.

Al Di Meola und Matteo Mancuso (Bild: Mancuso)

Du bist Mitglied bei Driftlab, einer großartig besetzten italienischen Band mit dem Keyboarder Manuele Montesanti, dem Bassisten Federico Malaman und dem Schlagzeuger Daniele Chiantese. Vergangenen Oktober habt ihr für ‚Yamaha Sessions‘ drei Songs eingespielt und auf YouTube veröffentlicht. Wie sind eure Pläne für die Zukunft?

Unser erstes Album ist am 14. Februar erschienen und auf allen Streaming-Portalen verfügbar. Es wird auch physische Tonträger geben. Das Album wollen wir natürlich live präsentieren, was gar nicht so einfach ist, weil wir alle sehr beschäftigt sind. Aber in diesem Sommer sollte es klappen.

Warst du auch an den Kompositionen von Driftlab beteiligt?

Nein, alle Songs stammen aus der Feder von Manuele Montesanti. Wir haben alle Songs während der Pandemie separat eingespielt, hatten also gar keine Möglichkeit, zusammen im gleichen Raum aufzunehmen und Ideen auszutauschen. Trotzdem ist das Ergebnis wirklich super geworden, und ich bin froh, dass das Album endlich veröffentlicht wurde.

Du hast dein eigenes Trio, was dürfen wir da in Zukunft erwarten?

Wir planen eine Tour im Mai, um mein erstes Solo-Album vorzustellen, das Ende April erscheinen wird. Auf dem Album sind neun Eigenkompositionen, in denen sich alle Einflüsse widerspiegeln, die mich über die Jahre geprägt haben, von harten Rock-Riffs bis hin zum Modern Jazz. Ich bin sehr gespannt, was die Leute über das Album sagen, und hoffe, sie sind gnädig mit mir!

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