Gründung der Marshall Group

Marshall Amplification wird vom Kopfhörer- und Lautsprecherhersteller Zound Industries übernommen

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Mit dieser Meldung hatten wohl die wenigsten gerechnet: Die Kult-Amp-Marke Marshall Amplification wurde von Zound Industries aufgekauft, dem Unternehmen das bisher schon unter Marshalls Lizenz Kopfhörer und Bluetooth-Boxen produzierte, die sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit erfreuten. Was aber bedeutet das für die Zukunft der Gitarren-Amps?

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MARSHALL GROUP

Die Übernahme markiert laut Zound Industries die Geburtsstunde der Marshall Group. Diese wurde gegründet, um den legendären britischen Amp-Hersteller und das schwedische Audiounternehmen unter einem Dach zu vereinen und die Zukunft von Klang und Technologie zu gestalten.

Seit 2010 vertreibt Zound Industries in über 90 Ländern Kopfhörer und kabellose Lautsprecher unter dem Marshall-Label. Unter den Bedingungen des Deals wird Zound Industries Marshall Amplification erwerben, und die Familie Marshall wird der größte Anteilseigner (24%) der neu gegründeten Marshall Group sein.

MUSTERSEITE
Jim Marshall (1923 – 2012)

Victoria und Terry Marshall, die Erben des 2012 gestorbenen “Father of Loud” Jim Marshall, der das Unternehmen 1962 zusammen mit seinem Sohn Terry gründete, werden zusammen mit Jims Enkelin Joanne Marshall-Price, Paul Marshall und dem “Marshall Charitable Trust” Schlüsselrollen in der neuen Einheit spielen, um das Erbe des berühmten Marshall-Sounds und der Marke zu sichern. Terry und Victoria Marshall werden dem Vorstand der Marshall Group beitreten.

Terry Marshall kommentiert:

„Seit mein Vater und ich 1962 den originalen Marshall-Verstärker entwickelt haben, haben wir immer nach Wegen gesucht, den bahnbrechenden Marshall-Sound an Musikliebhaber aller Hintergründe und Musikgeschmäcker auf der ganzen Welt weiterzugeben – und ich bin zuversichtlich, dass die Marshall Group diese Mission weiter vorantreiben und die Liebe zur Marke Marshall beflügeln wird.“

Victoria Marshall fährt fort:

„Mit der Marshall Group haben wir das Potenzial, eine sich ständig modernisierende Musikindustrie weiter zu beeinflussen. Gemeinsam werden wir das Erbe von Marshall bewahren und die Zukunft von ‘Live Loud’ gestalten. Da ich in den letzten Jahren an der Seite meines Vaters gearbeitet habe, weiß ich, dass er von dieser Richtung und dem Potenzial, ein größeres weltweites Publikum mit der Innovation und Leidenschaft zu erreichen, die er immer im Überfluss hatte, begeistert wäre.“ 

(Bild: Dieter Stork)

AUSBLICK

Die Zusammenarbeit soll die Premium-Audio-Produkte und -Erlebnisse für Musiker und Musikliebhaber weltweit weiter vorantreiben. Die Marshall Group will dabei in Zukunft die Design-, Branding- und Vermarktungskapazitäten von Zound Industries nutzen sowie auf der Erfahrung und dem Ruf von Marshall Amplification als Ikone der Rock’n’Roll-Geschichte aufbauen.

Henri de Bodinat, Vorsitzender von Zound Industries (und der neuen Marshall Group) kommentiert:

„Mit diesem bahnbrechenden Deal wird die Marshall Group zum wichtigsten Wettbewerber in unserer Branche und zur aufregendsten Alternative zu den traditionellen Marktteilnehmern, die Kunden, Mitarbeitern und Investoren gleichermaßen noch mehr Innovation und Wert bieten wird.“ 

Konrad Bergström, einer der führenden schwedischen Tech-Unternehmer, Gründer und Vorstandsmitglied von Zound Industries bis 2018 und seit 2015 Mitglied des Kuratoriums von Jim Marshall, war maßgeblich an der Zusammenführung von Zound Industries und Marshall Amplification beteiligt und wird der Marshall Group weiterhin als Berater zur Seite stehen. Er kommentiert:

„Ich bin stolz, dass dieser Deal endlich abgeschlossen ist. Der Erfolg, den wir in den letzten Jahren mit der Marke Marshall erzielt haben, war quasi das Warm-up-Progamm für einem neuen britisch-schwedischen Headliner, der die Tech- und Musikindustrie in ihren Grundfesten erschüttern wird. In Spinal Tap gibt es eine ikonische Szene, in der Nigel zeigt, wie sein Marshall-Amp “bis elf” aufgedreht werden kann, aber was wir heute ankündigen, ist keine Parodie: Die Marshall Group wird über die etablierten Regeln und Grenzen hinausgehen und eine neue klangliche Lifestyle-Kategorie definieren. We are going to Live Loud!“

Jeremy de Maillard, CEO von Zound Industries (und der neuen Marshall Group), kommentiert:

Die Bündelung unserer Stärken und unsere einzigartige Positionierung als Marshall Group wird unser Bestreben stärken, erstklassige, innovative Produkte und Erfahrungen für Musiker und Musikliebhaber auf der ganzen Welt zu schaffen. Zound hat sich als globales, schnell wachsendes und fortschrittliches Unternehmen bewährt. Mit der Marshall Group werden wir unser profitables Wachstum in einem 100-Milliarden-Dollar-Markt beschleunigen.“ 

www.marshall.com

www.zoundindustries.com

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Na, dann wünsche ich der Marshall Group das Beste. Hoffentlich endet das nicht wie ehedem das Haus Gibson mit all’ den Life-Style-Produkten.

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    1. Als erstes werden die kreativen Köpfe entsorgt, größtenteils sind die schon lange da und kosten daher auch am meisten Geld. Dann wird das Produkt optimiert um auf dem Markt bestehen zu können. Das gelingt am Besten wenn man preiswertes Material verbaut und den Amp billiger als die Konkurrenz verhökert.

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  2. Ich habe mir meine Marshalls gekauft, weil sie für Authentizität standen. Was drauf stand, war auch drin. Es war ein traditionsreiches Familienunternehmen mit einer Produktion am Firmensitz in England. In den letzten Jahren wurden aber immer mehr Modelle in Asien produziert. Und nun wir das Unternehmen auch noch verkauft. Es ist zu befürchten, dass nach ein paar Jahren nur noch der Markenname als leere Hülle bleibt und die Produktion vollständig nach Asien verlagert wurde, um mit billigen Produkten den Marktanteil zu vergrössern. Was lieben wir an Vintage? Den Charakter und die Geschichte. Davon hat sich Marshall wahrscheinlich gestern verabschiedet. Das ist so bedauerlich.

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  3. Ich schließe mich hier meinen Vorrednern an! Faktisch wird auch Marshall verstärkt in Billiglohnländern seine Produkte fertigen lassen.Die Konkurrenz ist riesig,der globale Wettbewerb ist unaufhaltsam,die Fertigungskosten steigen stetig,und somit bleibt die einstige Qualität auf der Strecke.

    Sehr traurig,daß ein etablierter englischer Verstärkerhersteller nun zukünftig wohl nicht mehr den einst hohen Qualitätsstandard bieten wird.

    Für mich ist Marshall längst Vergangenheit,seit Jim Marshall verstarb,ging es doch bereits zusehends bergab mit diesem Unternehmen. Und Volker Lohweg hat völlig Recht,wenn Marshall nun mit so genannten „Life Style Produkten“ den Markt überflutet,ergeht es dem besagten Unternehmen genau so,wie einst dem Gitarrengiganten Gibson.Mit dem Unterschied,daß sich Gibson dann aber doch wieder in den Markt integrieren konnte,und weiterhin teilweise gute Gitarren herstellt. Ich wünsche Marshall trotzdem alles Gute für die Zukunft! Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

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  4. Man muss ja nicht sofort alles negativ sehen. Mal abwarten. Die Kopfhörer und Bluetooth Boxen sind echt gut, habe ich zu Hause. Verstärkter: hoffen wir das Beste. In den günstigeren Segmenten wurde ohnehin schon bei den Bauteilen gespart. Ich denke – hoffe – Premium Produkte made in England wird es wohl immer geben.

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  5. Naja, so ist das im Leben. Fender wurde mehrfach verkauft, Mesa Boogie wurde verkauft und so etliche andere Firmen auch. Mal sehen, was draus wird. Die Zeiten der Röhrenboliden ist anscheinend so langsam vorbei. Der Soundklauer Kemper hat es vorgemacht. Modeling Amps wie Katana, Line6 und Co. sind überall. Sounds werden mehr und mehr digital erzeugt. In kleinen Bodentreter mit Endstufe, oder als Modelamp. Der “richtige” Röhrenamp wird zu einem Nischenprodukt, weil zu teuer, zu schwer, und Service anfällig. So sehe ich die Zukunft. Ist wie mit alten Röhrenradios, welligen Schallplatten und Tonbandmaschinen. Für manche das Größte, für andere Schnee von gestern. Ich meine, Marshall hat in der Vergangenheit eigentlich alles gebaut, was denkbar war. Was soll da jetzt noch kommen, außer ein paar Aufgüsse von Vergangenem wie bei Fender und Gibson ?

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  6. Ich finde es auch sehr traurig, dass es sich nun so gewandelt hat. Auch wenngleich Röhrenverstärker nie aus der Mode kommen werden, sind sie auf Röhren angewiesen. Und was da in der Zeit des Ukrainekrieges seitens der Vertriebe nicht alles angestellt worden ist, um für halbwegs anständigen Nachschub zu sorgen. Mir ist es egal, wie weit die Digitaltechnik noch weiterzuentwickeln ist. Solange auch nur eine Röhre funktioniert, bleibe ich traditionell. Und nichts ist so emotional, wie ein echter Röhrenverstärker.

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