"Achte mal darauf, wie viele Riffs Blackmore mit dem Daumen spielt."
Mark Zyk & Demon’s Eye: Der Sound von Ritchie Blackmore
von Arnd Müller, Artikel aus dem Archiv
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Demon‘s Eye gilt als eine der besten Deep-Purple-Tribute-Bands der Szene. In ihren Shows lassen sie die Magie der 70er-Ära der britischen Hardrock-Ikone wiederauferstehen. Auf ihrer Setlist finden sich Hits wie ,Highway Star‘, ,Burn‘ oder ,Woman From Tokyo‘. Es ist wirklich ein Erlebnis zu sehen, wie Gitarrist Mark Zyk den Sound und das Spiel von Purple-Gitarrist Ritchie Blackmore rüberbringt.
Überhaupt bietet ein Konzert von Demon‘s Eye Purple-Fans eine Menge klassischer Rock-Unterhaltung. Wie beim Original liefern sich Orgel und Gitarre virtuose Solo-Duelle. Dahinter groovt die Rhythmusgruppe und belebt dabei das Geschehen stets mit runden Drum-Breaks oder melodischen Bass-Fills. Und der Frontmann lässt eigentlich nichts aus, was man von Ian Gillan, David Coverdale und Glenn Hughes kennt, inklusive der bekannten hohen Ausbrüche in ,Child In Time‘.
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Aktuell besteht das Line-Up neben Mark Zyk aus Gert-Jan Naus (org), Daniele Gelsomino (voc), Maik Keller (b) und Andree Schneider (dr). Für den richtigen Sound setzt Schneider ein seltenes Ludwig-Drum-Set aus den 70er-Jahren ein, das die gleichen Kesselgrößen hat, die Deep-Purple-Drummer Ian Paice zu ,Made In Japan‘-Zeiten genutzt hat.
Auch Maik Keller greift auf bewährtes Equipment zurück. So spielt er meist einen 62er Fender Precision Reissue-Bass (2000), der mit Fender 7250M-Saiten (Nickelplated Steel, Roundwound) in den Stärken .045-.105 bestückt ist; angeschlagen wird mit Pickboy Carbon Nylon Plektren (1 mm). Als Verstärker kommen wahlweise die Ampeg-Amps SVT VR oder SVT 3 Pro über ein Ampeg 8×10- oder 2×10-Cabinet zum Einsatz. An Bass-Effekten setzt Maik u. a. ein Dunlop Bass Q Crybaby WahWah, einen Aguilar Agro Bass-Overdrive und einen Empress Kompressor ein.
Gegründet wurde Demon‘s Eye 1998. Seither gab es immer wieder Kontakt zu den originalen Purple-Musikern. So gestaltete sogar Bassist Roger Glover das Band-Logo und den Albumtitel der ersten Live-CD ,Made On Stage‘ (2002). Und mit Drummer Ian Paice spielte die Band 2007 insgesamt vier Auftritte. Paice bemerkte dazu einmal: „Diese Jungs sind wirklich fantastisch! Eine wundervolle Band. Sie wissen genau was sie tun.“
Der inzwischen verstorbene Purple-Organist Jon Lord spielte mit der Band sein ,Concerto For Group And Orchestra‘ und einige seiner Solo-Werke in Siegen, Potsdam und München. Seit 2008 treten Demon‘s Eye immer wieder mit Ex-Rainbow-Sänger Doogie White auf. Zudem entstanden mit ihm die Alben ,The Stranger Within‘ (2011) und ,Under The Neon‘ – ausschließlich mit eigenem Material. Ab dem 16. Februar 2018 wird Doogie White bei vielen Konzerten als Special Guest wieder mit dabei sein.
Bei der ausführlichen „Anniversary in Purple“-Tour werden 50 Jahre Deep Purple und 20 Jahre Demon’s Eye gefeiert. Gut die Hälfte der Zeit ist Gitarrist Mark Zyk mit an Bord. Der 35-jährige Siegburger mit polnischen Wurzeln und einem Doktor in Historischer Geografie heißt eigentlich Markus Zbroschzyk und hat seine Musikleidenschaft zum Beruf gemacht. Bei Demon‘s Eye ist er nicht nur Gitarrist, sondern erledigt auch das Booking selbst. Zudem betreibt er eine kleine Musikschule.
Beim Interview-Termin Anfang Oktober wird beim Soundcheck schnell klar, dass Mark die Spielweise und den Sound von Ritchie Blackmore geradezu inhaliert hat. Später beim Konzert in der vollen Solinger Cobra ertappe ich mich, wie mir beim langgezogenen sich steigernden Intro von ,Highway Star‘ und später beim bekannten Solo tatsächlich eine Gänsehaut über den Rücken läuft – was für ein Sound! Vorher gab‘s ein ausführliches Gespräch mit Mark Zyk über seine Einflüsse, seine Spieltechnik und den Sound von Mr. Blackmore.
Mark, mit welcher Musik bist du aufgewachsen?
Ich bin komplett mit Deep Purple, Jimi Hendrix und Led Zeppelin groß geworden, weil mein Vater ein riesiger Musikliebhaber ist. Er besitzt über 4000 LPs und über 3000 CDs. Ich kenne natürlich auch die Rockmusik der 80er und 90er, aber so Dinge wie Techno oder HipHop sind vollkommen an mir vorbeigegangen.
Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen?
Erst relativ spät mit 14 Jahren. Vorher hatte ich sieben Jahre lang klassischen Orgelunterricht. Ich war großer Jon-Lord-Fan, habe aber gemerkt, dass die Orgel nicht ganz mein Ding ist. Von heute auf morgen bin ich dann umgestiegen und habe wie ein Irrer geübt und gespielt. Natürlich hatte ich mir durch das Orgelspiel schon ein Grundverständnis und eine Fingerfertigkeit erarbeitet.
War Blackmore von Beginn dein Idol?
Ja, bei meinem Vater liefen regelmäßig die Live-Platten wie ,Made In Japan‘ und ,Live In London‘. Diese Art, jeden Abend im selben Song ein anderes Solo zu spielen und vor allem der Sound haben mich fasziniert. Übrigens auch seine Show, die Aggressivität und das Spiel hinter dem Rücken.
Welches sind deine Lieblingsalben von Deep Purple und Rainbow?
Bei Deep Purple ist das ,Made In Japan‘ und bei Rainbow ,On Stage‘.
Und wie sieht es mit den Studioalben aus?
Ich mag ,Burn‘ mit David Coverdale und Glenn Hughes. Das Album hat einen tollen Klampfen-Sound und es gibt tolle Gitarrenlinien. Bei Rainbow ist es ,Rising‘. Mit ,Demon‘s Eyes‘ habt ihr euch nach einem vergleichsweise unbekannten Purple-Song benannt.
Ein Hinweis darauf, dass ihr ein besonderes Programm spielt?
Durchaus spielen wir gerne Sachen, die nicht immer im Live-Programm von Deep Purple sind. Wir haben auch immer mal eigene stilistisch passende Songs mit dabei, was vom Publikum sehr gut aufgenommen wird.
Legt ihr euren Interpretationen die Live- oder die Studio-Versionen zugrunde?
Zum Raushören verwenden wir grundsätzlich die Studio-Versionen. Aber dann hören wir uns verschiedene Live-Aufnahmen an und versuchen, uns da im Geiste von Deep Purple in den 70ern ranzutasten. Wir covern nicht Note für Note, sondern improvisieren viel. D. h., wir drücken den Songs unseren eigenen Stempel auf. Aber es ist natürlich klar, dass du manche Licks so spielen musst, wie sie sind.
Demon‘s Eye hat ja auch schon mit Jon Lord und Ian Paice Konzerte gespielt.
Mein Highlight war, als Jon Lord mich später persönlich nach Liverpool eingeladen hat, um dort mit ganz anderen Musikern das ,Concerto For Group And Orchestra‘ zu spielen. Das war ein ganz tolles Erlebnis und eine schöne Wertschätzung für mich, weil er eben die Spielart von Blackmore sehr mochte, und die liegt mir einfach.
Womit wir bei Blackmores Spieltechnik wären. Wie gehst du an das Thema ran?
Es wäre vermessen zu sagen, ich würde jeden Ton von ihm haargenau reproduzieren. Das schafft eigentlich niemand. Ich habe aber seine Musik sehr viel gehört und Videoanalyse betrieben.
Du setzt wie Blackmore oft den Daumen deiner Greifhand ein, richtig?
Ja. Wenn ich z. B. einen G-Powerchord spiele, greife ich den Grundton auf der tiefen E-Saite mit dem Daumen. Blackmore kann so sehr schnell zwischen Rhythmus- und Solospiel wechseln oder in Riff-Parts kurze Fills einstreuen. Greifst du in der klassischen Weise mit dem Daumen an der Halsrückseite musst du immer wieder umgreifen und hast dadurch einen Zeitverlust. Achte mal darauf, wie viele Riffs Blackmore mit dem Daumen spielt. Manche kannst du gar nicht anders spielen.
(Mark spielt den Rainbow-Klassiker ,Man On The Silver Mountain‘ an, zu sehen im Videoclip) Wenn ich mit dem Daumen spiele, spare ich Zeit und Kraft. Du kannst so auch ein viel feineres Fingervibrato erzeugen, besonders wenn du auf eine gezogene Saite noch ein Vibrato setzt und so den Ton zusätzlich singen lässt. Das Fingervibrato ist ein ganz wichtiges Thema bei Blackmore.
Kommen wir zur Anschlaghand …
Das Plektrum ist bei Blackmore immer nah an der Saite. Bei den meisten kommt, wenn sie schnell spielen, der Anschlag aus dem Handgelenk. Ein Geheimnis von Blackmore ist, dass er viel aus dem Daumen heraus spielt. Die Hand ist dabei relativ ruhig. So kann man mit kleinen Bewegungen schnell mal eine Wechselschlag-Linie einbauen.
Den Wechselschlag mit dem Plektrum sollte man wohl grundsätzlich beherrschen, wenn man sich mit seinen Soli auseinandersetzt.
Unbedingt! Er ist jemand, der häufig versucht die Töne auszuspielen, z. B. In ,Highway Star‘. Du musst jeden Ton anschlagen, es gibt keine Hammer-Ons oder so etwas.
Daneben schlägt Blackmore ja bestimmte Sachen auch nur mit den Fingern an.
Wenn ich jetzt auf der D- und G-Saite das Riff von ,Smoke On The Water‘ spiele, schlage ich die Saiten, wie es sich gehört, mit den Fingern an. Oder ich spiele es folgendermaßen: Das Plektrum liegt auf der D-Saite und gleichzeitig liegt die Nagelplatte des Zeigefingers auf der G-Saite. Wenn ich jetzt anschlage erklingen beide Saiten gleichzeitig. Viele machen den Fehler und schlagen die Saiten von oben mit dem Plektrum an, sodass sie nacheinander klingen. Doch das ist es nicht, die Saiten müssen gleichzeitig gespielt werden.
Was ist sonst noch wichtig?
Was mich bei Blackmore beeindruckt hat, sind die unterschiedlichen Tonleitern. Ich spiele nicht nur die Moll-, Pentatonik- und Blues-Tonleiter sondern auch Mixolydisch, Phrygisch usw. Ich hatte mich als kleiner Bursche immer gewundert, warum ich seine Linien nicht spielen konnte. Ich kannte eben nur reines Dur und reines Moll. Die anderen Tonarten habe ich erst durch ihn kennengelernt und setze sie auch gerne ein.
Übst du eigentlich viel?
Ja, täglich bis zu sechs Stunden, um auch die Muskeln fit zu halten. Ich spiele auch gerne Bach und Renaissance-Musik, bei der ich viel zupfen muss. Naja, ich bin gerade Vater geworden, da spiele ich auch schon mal weniger.
equipment
Marks Hauptgitarre ist eine USA Fender Ritchie Blackmore Strat Custom Shop. Als Ersatz steht eine Stratocaster mit Dreipunkthalsbefestigung bereit, die aus einem neueren Body und nachträglich gescalloptem Hals sowie alten 70er-Fender-Teilen zusammengesetzt ist. In die Gitarren wurde zwischen Hals- und Steg-Tonabnehmer noch ein Dawk Stikl MTC (Master Tone Circuit) eingebaut. Stikl, eigentlich John Stillwell, war der Gitarrentechniker von Ritchie Blackmore. Mark: „Dadurch wird der Ton wesentlich cremiger. Der eigentliche Vorteil aber ist: Volume- und Tone-Potis reagieren viel empfindlicher. Das heißt, auch wenn ich den Lautstärkeregler zurückdrehe, klingt es immer noch satt, nur eben leiser. Dadurch kann ich tolle Klangfarben auch mit den Tone-Reglern einstellen. Das MTC ist wichtig für meinen Sound. Es gibt ein paar Nachbauten, aber die sind nicht wie das Original.“
Die Vibratosysteme der Strats sind freischwebend eingestellt, der Vibratoblock wird von drei Federn gehalten; der Vibratohebel ist verdickt. Zum Einsatz kommen D‘Addario-Saiten in den Stärken .010 – .046. Die Saitenlage ist relativ flach, aber noch hoch genug, um das Spiel mit dem Bottleneck zu ermöglichen. Blackmore steckt übrigens den Bottleneck nicht auf einen Finger, sondern hält ihn mit Zeige- und Mittelfinger.
Als Akustik-Gitarre kommen eine D-32 oder A-32 von Lakewood zum Einsatz. Alle Instrumente sind wie bei Blackmore im Standardtuning gestimmt.
Zyk spielt ein modifiziertes Engl Ritchie Blackmore 100W-Top. Laut Mark geht durch die Modifikation der voluminöse und basslastige Klang des Engl ein bisschen in Richtung der Marshall-Major-Verstärker, eben jener hochgepowerten 280-Watt-Amps, die Blackmore in den 70ern gespielt hat. Dazu spielt er live zwei Engl-4x12er-Boxen, die mit Celestion-30- Lautsprechern ausgestattet sind.
„Rund“ wird der Sound für Zyk erst durch den BSM Treble Booster, der immer in Betrieb ist. Hinzu kommt noch die Neuauflage eines Fulltone Tape-Echos. Als Backup steht ein Ibanez-DE7-Delay/Echo-Pedal bereit.
Mark Zyk nutzt D‘Andrea-Plektren mit einer Stärke von 0.88mm und ein Bottleneck aus Metall.