Mark Knopfler nahm nie Unterricht, sondern studierte lieber aktuelle Songs aus Rock ’n’ Roll und R’n’B. Vor allem von The Shadows, Elvis, Rick Nelson und den Everly Brothers. Was sagt Mark selbst dazu?
INTERVIEW
Stimmt es, dass du nie Gitarrenunterricht hattest?
Das stimmt, was aber nicht heißt, dass ich keinen gebrauchen könnte. Und das würde mir wohl jeder Gitarrist bestätigen. Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst, aber es ist mir schon peinlich. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, mit jemandem wie Chet Atkins zu spielen und zu erkennen, wie dilettantisch man doch ist? Das ist eine fürchterliche Erfahrung, die deinem Ego einen ziemlichen Knacks versetzt.
Aber ich sage mir dann, dass ich immer weiter machen und auch mal zu einem Buch greifen muss, um wirklich etwas zu lernen. Vielleicht wäre es aber auch toll, einfach nur jemanden zu finden, der mir etwas beibringt. Eben so etwas, wie einen privaten Trainer, der zu bestimmten Zeiten an meine Haustür klopft und mich regelrecht zwingt, etwas gegen mein kleines Problem zu machen.
Also dieselbe Methode, der sich auch Telecaster-Legende Roy Buchanan bediente – er engagierte ein paar Studenten, die ihm das Notenlesen beibrachten.
Das wäre das Größte – zweifellos … Ich habe mich immer so durchgemogelt. Und der einzige Grund, warum ich als Linkshänder wie ein Rechtshänder spiele, basiert eben darauf, dass ich als Kind von meiner großen Schwester gesagt bekam: „Hier Kleiner, du musst das so rum halten und so spielen!“ Das war vollkommen OK – bis meine Eltern auf die Schnapsidee kamen, ich sollte doch Violine lernen. Was für ein Drama! Nicht, weil ich keinen Ton aus dem Ding rausbekommen hätte, aber ich habe mich einfach geweigert, die Musik als solche zu lernen.
Dasselbe dann als ich Klavierunterricht bekam: Das ging nur so lange gut, bis die Theorie anstand – dann war die Sache gelaufen. Glaub mir: Ich habe wirklich alles nach Gehör gespielt. Und so mache ich es bis heute – selbst bei orchestralen Soundtracks und Arrangements. Das funktioniert immer – du nimmst es eben irgendwie auf. Klar ist das Selbstbetrug. Aber das habe ich erst erkannt, als ich plötzlich in einem New Yorker Studio saß und Session-Tracks für Steely Dan aufnehmen sollte.
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Ich war völlig hilflos – bis mir ein Gitarrenlehrer zeigte, was ich zu tun hatte. Und genau so funktioniert das bei mir: Ich kenne zwar kaum Fachbegriffe, weiß aber sehr wohl, was gemeint ist und wie ich es spielen soll. Eben so, als wenn du eine Sprache nur bruchstückhaft beherrschst, aber trotzdem irgendwie zurechtkommst. Wenn ich zum Beispiel irgendeine Note spielen soll, dann erkenne ich am Klang, ob sie richtig oder falsch ist.
Das mag sehr amateurhaft sein und mit Sicherheit werden jetzt einige Gitarrenlehrer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und denken: „Oh, mein Gott!“ Aber mir reicht es – ich verlasse mich auf mein Gespür. Und bis zu einem gewissen, bescheidenen Grad kann ich eine Akkordfolge auch vom Blatt spielen, zumindest so lange sie simpel und übersichtlich ist und aufeinander aufbaut. Also ganz einfache Folgen, wobei ich an der Tonart merke, wo ich auf dem Griffbrett hin muss und welche Akkorde es sein könnten. Und wenn es darum geht, die Tonart schnellstmöglich zu wechseln, dann markieren ich mir das mit kleinen Zeichen und Symbolen. So lange ich die habe, kann ich auch kompliziertere Sachen spielen. Und zwar völlig ohne Notierung.
Vor Jahren hat jemand bei einer Benefiz-Versteigerung 35.000 Pfund bezahlt, um von dir eine halbe Stunde Gitarrenunterricht zu bekommen. Wäre das nicht Grund, sich ganz aufs Unterrichten zu verlegen?
(lacht) Unter solchen Bedingungen schon – natürlich! Da würde ich nur noch Gitarren-Stunden geben. Aber das war eine einmalige Sache für einen guten Zweck, und irgendein Verrückter hat tatsächlich so viel Geld hingelegt. Was natürlich eine noble Geste ist, und der Aktion wirklich hilft. Aber jetzt muss ich tatsächlich den Lehrer spielen. Und warum jemand ausgerechnet bei mir Unterricht nehmen will, kann ich mir nicht erklären. Schließlich bin ich der Albtraum jedes Gitarrenlehrers. (lacht)
G&B-Classics
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soo schön! du sprichst mir aus der Seele!!! Danke!
Presumably SULTANS OF SWING (and many others) could only be created like that. Thanks, Mark Knopfler!
Das ist das Schöne bei Rock und auch bei Folk – die Persönlichkeit zählt. Bei Jazz und besonders bei Klassik hört man die Schule in der einer gelernt hat – und nicht seine eigene Persönlichkeit. Und die Idiotie ist dass das dann auch zählt und bezahlt wird.
Das ist natürlich Quatsch. Im Jazz – und gerade im Jazz! – zählt allein die Persönlichkeit. Für eine gewisse Akademisierung allerorts kann keiner was. Bitte Vorsicht mit solchen Behauptungen.
Nee nee, das stimmt schon. Wie die Jazz-Polizei aufheult, nur weil jemand ein bißchen Vibrato spielt. Wenn Persönlichkeit, dann nur von den Haaren bis zum Hals. sorry, aber Herz und Eier fehlen völlig.
Oh nein – nicht schon wieder einer der noch nichts von John Scofield gehoert hat – duh!!
Du hast vollkommen recht, was diesen Scheiß angeht, den dieser Thomas da verzapft!
RoRo
Schwachsinn!
Wieso Amateurhaft und unbedingt Noten lernen ? Bei blinden Musikern ist das ganz normal !!! Und davon gibt es doch genügend erstklssige Musiker ! Oder ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Braille-Musikschrift
Django Reinhardt hatte von Noten / Musiktheorie null Ahnung. Ihm war es egal, ob das jetzt As-Dur oder phrygisch, lydisch oder trallala war. Allerdings war er auch ein Genie. Für uns Sterbliche gelten andere Regeln, z. B. die vom Schweiß und Preis, oder No pain, No gain oder ganz einfach das GIGO-Prinzip: Garbage In, Garbage Out.
Es gibt eine Zeit, da ist Technik wichtig und es gibt eine Zeit, wo man sie vergessen sollte.
Ich kann ganz gut Noten vom Blatt – was manchmal sehr entspannend ist – und ich habe Hochachtung vor den Leuten, die 500 Stücke (oder mehr) im Kopf haben und auf Zuruf spielen können. Das könnte ich nie. Es ist aber schön, wenn man auc nach Gehör spielen kann und vorher merkt, was die anderen spielen werden. Beides ist wichtig.
Lieber Martin wie recht du doch hast.
Als blutige Anfängerin ist es mir so was von wurscht, wie ich den Kontakt zu meiner Klampfe am besten herstellen kann…ich wünschte, es ginge ohne Theorie ganz nach Gehör und Intuition, das wäre mir am liebsten. Es sieht aber so aus, dass ich die Schulbank drücken muss, was ich auch gerne tue:-)
Herzliche Grüsse!
.Mal ehrlich, sind wir nicht alle so angefangen. Musiktheorie war schon in der Schule lästig und langweilig.. Das man dann trotz mäßiger Schulnoten im Fach Musik doch noch Gitarrist in einer Band wurde, schien das Desinteresse an der Musiktheorie dann zunächst noch zu betätigen..
Die Wahrheit aber ist, dass gewisse Grundbegriffe z. B der Harmonielehre, die Erarbeitung der unterschiedlichen Musikprojekte doch einigermaßen erleichterten. Mit ungenügender Notenkenntnissen befanden wir uns damals,,wie der Artikel über Mark Knopfler auch beweist, in guter Gesellschaft. Dafür entwickelte man zunehmend ein besseres
Gehör und Rythmusgefühl., das jenen Abging, die immer nur am Notenblatt
“klebten”und ohne diese Vorlage manchmal etwas hilflos schienen.
Darüber kann man sich wohl ewig streiten. Ich bin schon älteres Jahrgang und habe bis heute trotz vieler Versuche es noch nicht geschafft richtig nach Noten zu spielen. Lediglich die Harmonielehre weiss ich inzwischen ganz gut. Spiele allerdings seit meiner Kindheit Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Aber immer wenn Theorie ins Spiel kam habe ich abgebrochen. Das hielt mich aber nicht davon ab im laufe meines Lebens in etlichen Bands recht erfolgreich zu spielen. Eine Freundin von mir, welche ich für eine sehr gute Musikerin halte, beneidet mich darum das ich etwas höre und kann es meistens sofort richtig mitspielen oder zumindestens nach relativ kurzer Übung ohne jegliche Noten. Ich dagegen beneide sie heute dafür das sie ein Notenblatt sieht und spielt was dort steht ohne dieses Stück überhaupt zu kennen. Also macht Musik wie es euch Spass macht und denkt einfach gar nicht darüber nach was besser ist. Und zu behaupten nach Noten spielen ist ohne Gefühl ist ja voll der Quatsch. Und das Jazz unflexibel ist ja noch blödsinniger. Da hat ja der Interpret wohl den Hauptanteil daran. Das sage zumindesten ich: ein Noten halbherziger Musiker.
Mir (gerade mal 59 Jahre jung),erging es ähnlich wie Mark Knopfler.
Viele Leute lernen autodidaktisch Gitarre.
Nur die Typen,die bei einem Gespräch ständig hinein quatschen,können oder wollen nicht zuhören,denn sie sind viel zu unkonzentriert,oft zappelig und häufig sehr unbeherrscht.Zudem besitzen sie nicht den geringsten Anstand.Das Zuhören scheint leider heutzutage weniger „cool“ zu sein,man(n) quasselt stets einfach drauf los,ohne Rücksichtnahme auf Andere.
Ich hatte bereits recht früh (ab etwa dem 12. Lebensjahr) das große Glück Einzelunterricht bei einem sehr disziplinierten und ruhigen Gitarrenvirtuosen in Berlin-Kreuzberg zu bekommen.Er vermittelte mir das Basiswissen,wie Akkorde,Rythmuslehre und Feeling.Die notwendige Pentatonik wurde mir natürlich auch bei ihm vermittelt.
Ich denke oft an seinen sinnvollen Spruch,der da wie folgt lautete: „Versuche niemals zu schnell zu spielen,denn dann hört dir Niemand mehr zu!“ Im Vergleich wollte er mir damit sagen,daß z.B. ein viel hastig vorgetragenes Gedicht völlig uninteressant ist,es liegt an der Betonung,der nötigen Pausen,um zu verstehen woran es liegt,daß auch gerade in der Musik die Harmonielehre und das Rythmusgefühl so enorm wichtig ist.
Gerne würde ich mit meiner Hard Rock Band aus Berlin endlich wieder live on Stage auftreten wollen,wäre da nicht die hinderliche „Corona Pest“,die global derzeit leider noch immer sehr aktuell ist,und wohl auch zukünftig nicht in der Versenkung verschwinden wird.
Gruß vom Haseppio.
Wie auch immer: Über den Tellerrand zu schauen hat noch nei jemanden geschadet. Gut sind die dran die in beiden Welten halbwegs zuhause sind.