Interviews mit Marco Mendoza machen immer besonders viel Spaß. Der Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln gehört zu den freundlichsten, charmantesten und kurzweiligsten Gesprächspartnern, die man im internationalen Rock’n’Roll-Zirkus antreffen kann. Wenn Mendoza dann sogar noch seinen brandneuen Signature-Bass vorstellen darf, sprudelt die Euphorie nur so aus ihm heraus.
Wir trafen uns mit dem 53-Jährigen, der aktuell mit The Dead Daisies unterwegs ist, und ließen uns die Details seines neuen ESP MM-4 erklären. Dabei kamen wir natürlich auch auf seine aktuelle Band zu sprechen.
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Marco, was kannst du uns über deinen neuen Signature- Bass erzählen?
Nun, ich habe bereits vor einigen Jahren mit den Jungs von ESP verabredet, etwas gemeinsam zu entwickeln. Ich bin bereits seit 120 Jahren im Geschäft (grinst) und habe in dieser Zeit ein gewisses Maß an Erfahrung gesammelt. Wenn man also die Gelegenheit bekommt, als Bassist ein Instrument für Bassisten entwickeln zu dürfen, ist das natürlich sowohl eine besondere Herausforderung als auch ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich wusste genau, was ich wollte und was man von einem solchen Bass erwarten können muss. Der Hals ist perfekt spielbar, sehr schnell, wenn man schnell spielen muss, und er hat einen sehr komfortablen Grip. Wenn ich einen neuen Bass entdecke, fasse ich zuerst immer den Hals an, noch bevor ich ihn in einen Verstärker stöpsele. Das zweite wichtige Kriterium für mich ist die Balance des Basses, denn als ich 1912 mit dem Spielen begann, neigten die meisten Bässe dazu, sehr Hals-lastig zu sein, weshalb man permanent mit ihnen kämpfen musste. Um seine gesamte Kraft auf die Finger verteilen zu können, sollte das Gewicht des Halses nicht auf den Armen lasten. Du kennst mich: Bei meinem Spiel ist der Hals des Basses immer möglichst aufrecht, mit dem Hauptgewicht auf den Korpus. Womit wir beim nächsten Punkt sind: Der Korpus ist aus Erle mit einer Ahorndecke, eine großartige Kombination mit dem warmen Erlenholz und dem zusätzlichen Kick durch das Ahorn. Außerdem habe ich mich für ein Ahorngriffbrett entschieden, weil die meisten Shows, die ich spiele, große Rock-Shows sind und ich mich oft gegen zwei große Marshall-Stacks durchsetzen muss, und ich habe festgestellt, dass dies mithilfe eines Ahorngriffbretts machbar ist. Ich muss sagen: Für diesen Preis (unterbricht kurz) …. ein Punkt, den wir intensiv diskutiert haben, denn wir wollen natürlich auch Anfänger ansprechen. Mit diesem Bass spiele ich auf der Bühne ebenso wie im Studio, er ist bezahlbar und hat all die Eigenschaften, die man an einem Bass liebt: die ausgewogene Balance, die Spielbarkeit, tolle Pickups – aktive und passive – einfach ein wunderbarer Bass, der in drei Farben hergestellt wird. Ach, was ich noch vergessen habe: Das Hipshot für all diejenigen, die die vierte Seite tiefer stimmen müssen. Wie gesagt: Für diesen Preis bekommt man eine tolle Maschine, ich liebe sie, man sollte sie unbedingt anchecken.
Wie lange hat die Entwicklung gedauert?
Nicht allzu lange, denn die Jungs bei ESP sind fabelhaft. Sie arbeiten sehr konzentriert und schnell. Das war ja auch das Ziel, als sie mir die Zusammenarbeit anboten. Wie gesagt: Ich habe sehr viel Erfahrung und weiß, worauf es ankommt, nämlich vor allem auf Vielseitigkeit. Mit diesem Bass kann man slappen, du kannst ihn mit den Fingern spielen oder mit einem Plektrum, kannst Rock spielen oder Funk, sogar Jazz, wenn man möchte.
War es von Beginn an klar, dass du einen Viersaiter entwickelst, keinen Fünfsaiter?
Ich will ganz ehrlich zu dir sein: Die meisten Bassisten, die mich für das bewundern, was ich spiele, sind Anfänger. Dies ist die größte Zielgruppe. Diese Anfänger kennen mich von meinen Rock’n’Roll-Projekten, und in denen spiele ich zu 90% einen Viersaiter. Also möchte ich Anfänger dazu ermutigen, mit einem Viersaiter zu beginnen und erst mit fortschreitenden Kenntnissen ein tiefes B hinzuzufügen, oder ein hohes C, je nachdem was man möchte. Aber man sollte immer mit der Grundausstattung starten, also E-A-D-G. Und im Übrigen: Die besten Bassisten haben Viersaiter gespielt, jedenfalls die besten, die mich inspiriert haben. Allerdings unterhalten wir uns zurzeit darüber, im kommenden Jahr auch eine fünfsaitige Version anzubieten. Ich selbst spiele ja sogar einen bundlosen Sechssaiter, all diejenigen, die schon etwas fortgeschritten sind, können ihn über die Website bestellen.
Die größte Stärke ist also seine Vielseitigkeit?
Ja, würde ich sagen. Es hängt natürlich immer vom jeweiligen Spieler ab. Alle meine bevorzugten Bassisten waren sehr vielseitig. Wenn man sich nur die reinen Bass-Tracks eines John Paul Jones anhört – heutzutage ist man dazu ja in der Lage – hört man Motown und Funk, obwohl er in einer Rock’n’Roll-Band spielte. Für mich war dieser R&B-Anteil immer das Besondere an Led Zeppelin. Das gleiche gilt, wenn man sich Neil Murray oder Bob Daisley anhört, all die Jungs, mit denen ich aufgewachsen bin, oder auch Jack Bruce, Paul McCartney, dieser absolut melodische Typ, sie alle hatten verschiedene Elemente in ihrem Spiel, nicht nur Rock’n’Roll. Sie swingten, sie spielten Bop, sogar Soul, alles sehr melodisch. Mir gefällt das. Versteh mich nicht falsch: Ich kann den ganzen Abend über ausschließlich Achtelnoten spielen, wenn es die Musik erfordert, und an so manchem Abend mache ich das tatsächlich. Ich liebe auch das. Aber wenn man etwas mehr spielen will, etwas vielseitiger, dann hat dieser Bass genau die Features, die man dafür braucht.
Hast du diesen Bass bereits auf dem neuen Album deiner aktuellen Band The Dead Daisies gespielt?
Ja, ich habe darauf bereits diesen Bass gespielt.
The Dead Daisies sind wirklich eine außergewöhnliche Band, oder?
Lass es mich so sagen: Wenn du jemals von einer perfekten Band geträumt hast, die Dead Daisies sind es für mich.
Danke Marco, und viel Erfolg mit deinem neuen Signature- Bass.