(Bild: Simone Cecchetti)
Kaki Kings musikalisches Programm beinhaltet eine beeindruckende Vielzahl an musikalischen Kunstformen: Solo-Akustik-Gitarre, Indie-Pop, Multimedia-Shows, Ambient-Sounds mit Lap-Steel-Gitarre und neuerdings auch noch Kammermusik. Im Zentrum steht jedoch meist ihre Ovation-Gitarre, auf der die 39-Jährige mit ihrer ganz eigenen Spieltechnik originelle Klänge produziert. Ohne Frage ist Kaki King aktuell eine der spannendsten Gitarristinnen, die ihr Spiel in immer neuen Umgebungen präsentiert.
anfänge
Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen?
Schon mit vier oder fünf Jahren, angeregt durch meine Eltern.
Hattest du da schon Unterricht?
Ja, aber nur als kleines Kind. Die ganze Theorie habe ich eher durch Schlagzeugspielen in der High School gelernt.
Wer war dein wichtigstes Vorbild oder dein Gitarrenheld?
Ich glaube Nick Drake hatte den größten Einfluss auf mich.
Kannst du uns etwas zu deinen Tunings sagen?
Die sind geheim. Ich benutze nur die besten. (lacht)
Das hab ich mir schon gedacht … Spielst du ausschließlich mit den Fingern?
Ja, nur Fingerpicking, kein Pick. Ich denke, die rechte Hand ist das stärkste Element meiner Technik. Die erledigt definitiv den Großteil der Arbeit, während die linke verzweifelt versucht hinterherzukommen. (lacht)
Wie entstehen deine Songs? Improvisierst du einfach oder hast du eine Melodie im Kopf?
Ich fange normalerweise mit einer sehr kurzen Passage an, oft wirklich nur ein Takt. Manchmal kommen die Schnipsel aus dem Nichts, schreiben sich wie von selbst und dann baue ich um sie herum und aus ihnen ein Stück.
Mittlerweile spielst du auch Lap Steel. Welche Tunings verwendest du da und welche Instrumente?
Ich benutze eine Gold Tone Weissenborn und eine Danelectro Lap Steel mit einem Dunlop Stevens Style Bar. Die Tunings sind total verrückt und ich merke sie mir bis jetzt nur mit dem Gehör.
Wer oder was hat dich inspiriert die Lap Steel auszuprobieren?
Ich habe eine Weile mit Robert Randolph getourt und war schon immer ein Fan von Daniel Lanois. Ich wollte Pedal Steel spielen, überlegte mir aber, dass ich lieber mit der Lap Steel anfange, um die Technik der rechten Hand zu lernen. Als ich ein paar Effekte und das Volume-Pedal hinzugefügt habe, bekam ich so etwas wie ein eigenes Gefühl für das Instrument.
(Bild: Ovation / Rob Shanahan)
stil
Du hast als Solo-Akustik-Gitarristin angefangen, dann Indie-Pop gespielt und arbeitest nun mit Kammermusik-Ensembles und Multi-Media-Elementen. Was inspiriert dich, all diese Sachen auszuprobieren?
Ich glaube, es ist immer die Gitarre, die mich inspiriert. Sie ist das, was sich nie ändert, aber trotzdem dafür sorgt, dass die Musik sich weiterentwickelt oder auch ich selbst. Sie ist wie ein vertrauter Ort, an den ich kommen kann, selbst wenn ich etwas Gefährliches oder Riskantes ausprobieren will.
Inspirieren dich die unterschiedlichen Spielsituationen und -umgebungen auf der Gitarre?
Man sagt ja „Wo immer du hingehst, da bist du“. Deswegen heißt die Antwort „nein“. Am Schluss sind da nur ich und meine Gitarre. Inspirierende Orte oder Konzepte erzeugen nicht immer Inspiration. Ich denke, mittlerweile kommt alles eher direkt aus meinem Inneren.
Musst du dein Spiel stark an die verschiedenen Situationen anpassen?
Nein, eigentlich nicht. Ich bin sowieso immer auf der Suche nach neuen Wegen um andere Sounds aus der Gitarre herauszubekommen. Am Anfang sind sie nicht so radikal wie sie dann später klingen, wenn sie ausgearbeitet sind.
Bei deinem Multi-Media-Projekt ,The Neck Is A Bridge To The Body‘ klingt es, als wären einige Keyboard-Flächen und Percussion-Sounds durch deine Gitarre getriggert. Hast du die live mit einem Gitarren-Synthie gespielt?
Die Gitarre ist immer das Haupt-Live-Element, aber darüber hinaus hört man eine Menge anderer Sachen. Einige der Videos haben Backing-Tracks, bei anderen nutze ich Effekte mit einem Expression-Pedal. Ich spiele sogar einen kleinen Synthie, den ich auf der Rückseite der Gitarre befestigt habe!
Wie arbeitest du mit den Kammermusik-Ensembles? Schreibst du ihre Parts aus oder hast du einen Arrangeur?
Ich schreibe MIDI-Parts in meiner DAW und überprüfe dann die Noten auf Fehler. Anschließend schicke ich es an einen Arrangeur, falls ich einen fetteren Sound brauche oder um zu kontrollieren, ob alles lesbar und spielbar ist.
Wieviel Platz ist generell in deinen Songs für Improvisation? Arbeitest du alles aus oder hast du auch Solo-Parts?
Wenn ich alleine spiele, gibt es viel Improvisation. Ich spiele keine Soli im eigentlichen Sinne, aber ich verändere die Songs so weit, dass es sich anfühlt, als ob ich etwas Neues erschaffen würde.
Es gibt generell recht wenige Frauen, die virtuos Gitarre spielen oder mediale Aufmerksamkeit dafür bekommen. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Um etwas auf einem virtuosen Level zu tun, brauchst du viel Zeit, in der du dich auf dieses eine Ding konzentrierst, besonders wenn du jung bist. Historisch gesehen hat man Männern immer die Zeit dafür gelassen und sie dazu ermutigt, wenn sie sich einer bestimmten Sache widmen. Frauen werden in dieser Hinsicht eher entmutigt, damit sie sozialer und allgemeiner ausgebildet werden. Mittlerweile bemerken Eltern aber den Fehler, wenn sie es ihren Töchtern nicht erlauben, sich obsessiv auf eine Sache zu konzentrieren. Die Dinge werden sich bald ändern. Bereitet euch schon mal auf die nächste Generation von Frauen vor, die wird alles virtuos können!
Selbst wenn Frauen ein Instrument virtuos spielen, erhält ihr Aussehen viel mehr Aufmerksamkeit als bei männlichen Kollegen. Ärgert dich das und was ist deiner Meinung nach der Grund dafür?
Ich denke, das ist eine der sexistischsten und diskriminierendsten Dinge, die es gibt. Es geht nicht nur darum, dass Frauen ihre gesamte Karriere lang gut aussehen müssen, sondern Männern wird es erlaubt, körperlich zu zerfallen in jeder Hinsicht! So viele Männer, die am Ende ihrer Karriere sind und immer noch gut spielen, sehen absolut fürchterlich aus. Sie scheinen dazu ermutigt zu werden, als ob es ihrem Vermächtnis mehr Legimitation verleiht, wenn sie aussehen, als ob sie auseinanderfallen. Lass das mal eine Frau versuchen und schau, wie weit sie damit kommt … das ist total unmöglich!
Hast du eine Idee, wie man mehr Frauen ermutigen kann, ernsthaft Gitarre zu spielen, nicht nur als Begleitung zum Singen?
Ich denke, es geht bei Gleichberechtigung nicht darum, dass jeder alles macht. Es geht darum, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die es heute noch gibt. Wenn Mädchen nicht die Hälfte der ernsthaften Gitarrenspieler stellen wollen, ist das für mich in Ordnung. Ich möchte nur nicht, dass ihnen etwas im Weg steht.
Was hast du als nächstes Projekt vor?
Ich stehe dafür, die Grenzen der Gitarre zu verschieben und auszuweiten. Ich habe sie jetzt in die visuelle Welt geführt, in die Theater-Welt und die technische Welt. Mein Ziel ist es nun herauszufinden, was die Gitarre als Nächstes tun will und wie ich das umsetzen kann.
(Bild: Simone Cecchetti)
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Gab es für deine Signature-Ovation ein Vorbild?
Ja, die originale Adamas-Gitarre mit Carbon-Decke.
Wie sehr warst du in die Fertigung des Modells involviert?
Ich war ziemlich zufrieden damit, wie die Gitarre klang und sich gespielt hat, aber nicht mit ihrem Aussehen. Deswegen habe ich dafür gesorgt, dass sie cleaner und einfacher aussieht.
Hast du immer Ovation-Gitarren gespielt?
Ja. Mein erstes Album habe ich auf einer Ovation Adamas eingespielt, die mein Vater mir geschenkt hat, als ich aufs College gegangen bin.
Welche Elemente der Gitarre sind für dein Spiel am wichtigsten?
Es ist die Carbon-Decke, die diese Gitarren so perfekt macht. Die Wiedergabe der Bässe ist absolut unglaublich und die Decke ist so empfindlich, dass ich keine anderen Pickups oder Mikrofone benötige, um die Nuancen der perkussiven Elemente rüberzubringen.
Spielst du auch andere Gitarren auf deinen Aufnahmen?
Ja, Unmengen von Lowden, Guild, Bedell, Morris, Taylor, Fender und vielen anderen.
Wie verstärkst du die Gitarre auf der Bühne?
Ich gehe direkt in die PA. Wenn es möglich ist, schicke ich noch ein Signal an ein Topteil mit 4×10″-Bassbox, um auf der Bühne etwas mehr „Oomph“ zu bekommen.
Benutzt du Pedale für deine Effektsounds?
Nein. Ich benutze Plugins, die ich mit Mainstage organisiere und mit einem simplen USB/MIDI-Fußschalter umschalte.
Danke für das Gespräch!
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