Nachfolger der Psychedelic-Rocker Jefferson Airplane
Jude Gold: Der “neue” bei Jefferson Starship
von Matthias Mineur,
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Du selbst spielst aktuell aber eine Music Man Sabre, nicht wahr?
Richtig. Sie ist unglaublich vielseitig und daher ideal für mich, da wir nach Europa immer nur sehr wenige Instrumente mitbringen. Die Sabre ist eine Art Stratocaster, also mit Double-Cutaway, einer 25,5“ Mensur und einem Vibrato.
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Offensichtlich sind Humbucker in ihr verbaut.
Ja, wie bei einer Les Paul, dadurch bekommt man einen fetteren Ton, egal in welcher Lage man spielt. Ich kann dir allerdings nicht den genauen PU-Typus nennen, es sind serienmäßige Music-Man-Humbucker. Sie sind zwar schwarzlackiert und sehen daher wie aktive EMGs aus, aber das täuscht.
So gesehen ist die Sabre ein Hybrid aus Strat und Les Paul.
Genauso würde ich es auch beschreiben. Sie hat eine Ahorndecke mit Binding und ist etwas schwerer als eine Strat. Ich liebe auch Les Pauls, aber für eine komplette Show sind sie mir zu schwer und zu empfindlich.
Bild: Matthias Mineur
Music Man Sabre, Baujahr 2020
Bild: Matthias Mineur
Als Ersatzgitarre dient eine handelsübliche Fender Telecaster
Ist deine Sabre ein Custom-Shop-Modell?
Nein, sie ist komplett von der Stange. Ich habe nichts an ihr verändert oder verändern lassen. Ich spiele sie schon seit zwei Jahren. Immer wenn mir eine Gitarre gefällt, kaufe ich sie und spiele sie für eine Weile. Ich besitze auch eine Gibson Explorer, eine Les Paul, und ich liebe meine ES-335. Sie sind für Tourneen zwar nicht vielseitig genug, für bestimmte Sounds aber einfach großartig! Zudem sind Jefferson Starship auf der Bühne sehr laut, mit einer ES-335 wären die Feedbacks kaum zu bändigen.
Sammelst du Gitarren?
Könnte man so sagen, allerdings keine teuren. Jeder Musiker ist doch irgendwie auch ein kleiner Sammler, oder? Derzeit besitze ich 36 oder 37 Gitarren, so ganz genau weiß ich es nicht.
Was waren dein erster Amp und die ersten Effektpedale?
Wenn ich mich richtig erinnere, war es ein Fender Twin mit JBL-Speaker. Willst du auch meinen jetzigen Lieblings-Amp wissen?
Und ob!
Es ist ein Dr. Z EMS, eine Art Marshall-Top, das ich sehr liebe. Ich nehme den EMS allerdings nie mit nach Europa. Hier verlasse ich mich auf einen Amp 1 von BluGuitar. Mein erstes Pedal war ein Distortion von MXR. Ich war elf oder zwölf und dachte: Wow, wie cool, eine Box, auf die man drauftreten kann und die dann so abgefahrene Sounds macht! Ich hatte mich vorher immer gefragt, wie die Gitarristen diesen großartigen verzerrten Klang erzeugen. Ich schraubte ständig an meinem Amp herum, ohne das gewünschte Ergebnis zu bekommen.
Wie würdest du dich selbst als Musiker beschreiben? Konzentrierst du dich stärker auf Melodien oder den Rhythmus?
Der Rhythmus sorgt bekanntlich dafür, dass man sich bewegt, aber erst die Melodie bringt die großen Gefühle. Ich liebe Melodien, das war noch nie anders. Ich erinnere mich, wie begeistert meine Mitschüler waren, als ich in der Schule auf einem Klavier die Stars-Wars-Melodie spielen konnte. Ich liebe auch die großen europäischen Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, aber trotzdem nicht zu vergessen: den Groove! Für mich muss ein Song einen coolen Groove haben. Mit lauten Drums, einem guten Bass und Keyboards hat man fast automatisch auch einen guten Groove. Wie beispielsweise AC/DC, die erste Band, die ich jemals live gesehen habe. AC/DC sind so unendlich viel besser als die meisten Rockbands, weil alle ihre Songs einen fesselnden Groove haben. Das Gleiche gilt für Eddie Van Halen und Stevie Ray Vaughan, die beide geniale Rhythmusgitarristen waren.
Und was überwiegt bei Jefferson Starship? Der Rhythmus- oder der Melodie-Aspekt?
Ich würde sagen beides zu jeweils 50%.
Mir sind allerdings vor allem die tollen Melodien im Gedächtnis geblieben!
Paul Kantner (Gründungsmitglied von Jefferson Airplane) war stark von Folkbands mit ihren vierstimmigen Gesängen inspiriert. Dieses Konzept hat er auf eine Rockband mit Sängerin übertragen. Aber für uns spielt auch der Groove eine wichtige Rolle. Unser Schlagzeuger Donny Baldwin, der seit 1982 zur Band gehört, spielt perfekt auf den Punkt. Natürlich könnte er ständig irgendwelche Kunststücke vorführen, aber das interessiert ihn nicht, Donny ist ausschließlich auf den Groove fokussiert.
Ich habe gesehen, dass auch du zu eurem aktuellen Album ‚Mother Of The Sun‘ einige Songs beigesteuert hast.
Ich bin mit meiner zehnjährigen Mitgliedschaft bei Jefferson Starship zwar immer noch der „Neue“, aber wir hängen oft zusammen ab, tauschen Ideen aus und schreiben die Songs gemeinsam. Wir funktionieren wie eine Familie. Cathy Richardson (Leadsängerin, Gitarristin) hat ein paar Songs auch mit Grace Slick geschrieben, zu denen ich dann noch das eine oder andere Lick beigesteuert habe (spielt die Hookline der Single-Auskopplung ‚It’s About Time‘). Eigentlich habe ich das Lick in G geschrieben, aber wir spielen es in B. Es war die erste Idee des Songs, und von da an haben wir es weiterentwickelt.
Womit beschäftigst du dich, wenn Jefferson Starship Pause haben?
Eigentlich machen wir nie Pause, aber wenn, dann interviewe ich für ein Musikermagazin andere Künstler.
Wir sind Kollegen, nicht wahr?
So ist es! Das Magazin heißt Guitar Player, ich arbeite dort schon seit 22 Jahren. Von 2001 bis 2009 war ich sogar in Vollzeit beschäftigt. Ich mache Interviews, teste Instrumente und produziere seit 2015 einen Podcast namens ‚No Guitar Is Safe‘, der vom Guitar Player gesponsert wird. Mittlerweile habe ich bereits 160 Musiker interviewt, von Steve Lukather über Joe Satriani bis zu Phil Collen von Def Leppard. Und natürlich auch Simon McBride von Deep Purple, mit denen wir derzeit auf Tournee sind. In meinem Podcast sitzen wir zusammen und zeigen uns auf unseren Gitarren gegenseitig Tricks und Licks.