(Bild: Century Media / Fleur de Glace Segschneider Photography)
Als Gründer und Gitarrist der englischen Progressive-Metal-Band Monuments genießt John Browne einen exzellenten Ruf. Seine atemberaubende Technik, sein virtuoser Umgang mit sechs-, sieben- und achtsaitigen Gitarren in Verbindung mit seinem ungewöhnlichen Songwriting haben ihm und seiner Gruppe eine weltweite Fangemeinde beschert. Im Herbst 2018 ist ihr drittes Album ‚Phronesis‘ erschienen, ein Paradebeispiel für komplexe Arrangements und anspruchsvolle Melodieführung.
Wir haben Browne getroffen, uns von ihm seine sehenswerten Mayones-Signature-Gitarren und weiteres Equipment zeigen lassen.
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interview
John, für all diejenigen, die dich noch nicht so gut kennen: Woher stammst du und wie sieht deine bisherige musikalische Laufbahn aus?
Geboren wurde ich in Bedford, etwa 90 km nördlich von London. Doch bereits ein Jahr später zog meine Familie zurück nach Manchester, von wo mein Vater stammt. Meine Mutter besaß eine umfangreiche Vinyl-Sammlung mit Scheiben von Santana, Sade, Stevie Wonder, Herbie Hancock und Pink Floyd. Mein Vater stand eher auf Klassik, also Tschaikowsky, Bach und Händel. Insofern wuchs ich in zwei musikalischen Welten auf.
Mein Weg in härtere Musik begann mit Nirvana, aber vor allem war ich großer Bon-Jovi-Fan, speziell ihres Gitarristen Richie Sambora, der für mich immer noch einer der unterbewertetsten Musiker der Welt ist. Meine erste Akustik-Klampfe schenkte mir ein Onkel. Mit 13 bekam ich von meinen Eltern meine erste E-Gitarre, eine Westfield Strat, und einen Marshall G10. Eine merkwürdige Kombination, aber damals dachte ich, es sei die beste Sache der Welt.
Hast du die Westfield Strat noch?
Leider nein. Ich gab sie für eine bessere Gitarre in Zahlung, eine Squier Stratocaster. Aber irgendwann werde ich mir wieder eine Westfield zulegen, allein aus nostalgischen Gründen.
Hattest du jemals Unterricht?
Ja, als ich sieben Jahre alt war, bekam ich meine ersten Stunden. Im Alter von 14 bis 18 nahm ich E-Gitarren-Unterricht bei einem Typen namens Owen Vaughn-Edwards, der schon mit Andy James gearbeitet hat. Von Owen habe ich eine Menge übers Shredden gelernt, im Stile von Yngwie Malmsteen, John Petrucci, Eddie van Halen und so weiter. Dann entdeckte ich die Band Meshuggah und wusste sofort, dass ich so etwas machen möchte. Leider bekam ich dann Probleme mit meinen Händen, sodass ich nicht mehr Soli mit all den Bendings spielen konnte und mich auf Rhythmusgitarre konzentrierte.
Deine erste wichtige Band hieß Fellsilent, nicht wahr?
Ja, ich gründete die Gruppe 2003 zusammen mit Alec „Acle“ Kahney, der anschließend mit Tesseract bekannt wurde. Unser Sänger Neema Askari co-komponierte später Zayn Maliks Single ‚Pillowtalk‘, also Popmusik. Du siehst, dass wir uns alle in ganz unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt haben.
Du hast dann 2009 zusammen mit Josh Travis die Gruppe Monuments gegründet. Wie ausgefeilt war deine Technik zu dem Zeitpunkt? Und in welchem Maße hast du dich weiterentwickelt?
Ich glaube, dass man sich im Laufe der Zeit automatisch weiterentwickelt. Manche Leute behaupten zwar, dass die Stücke von Monuments zu Beginn technisch anspruchsvoller waren als heute. Aber aus meiner Sicht schreiben wir heutzutage einfach bessere Songs, die nicht nur Gitarrenfetischisten gefallen. So etwas ist ja immer ein Balanceakt.
Wie viele Songs auf ‚Phronesis‘ stammen aus deiner Feder? Und wie hast du deine Gitarren im Studio aufgenommen?
Fünf oder sechs der zehn Songs auf ‚Phronesis‘ sind von mir. Aufgenommen habe ich sie mit meiner Mayones Signature. Auf den ersten beiden Monuments-Scheiben habe ich die Gitarre über ein POD XT Pro eingespielt, vor allem aus Zeitgründen. Diesmal wollte ich alle Parts mit einem echten Röhren-Amp aufnehmen, und zwar mit einem Peavey 6534 Plus über eine Orange-Box und eine Box Of Doom.
Hast du im Studio Effektpedale eingesetzt?
Ja, ein Strymon Timeline Delay und ein Strymon Big Sky, eines der besten Reverb-Pedale, die ich jemals gehört habe. Hinzu kam mein Signature Overdrive Pedal und ein BBE Sonic Maximizer.
Dein Pandemonium Signature Overdrive wird nicht mehr gebaut, oder?
Nein, es stammt von einer kleinen schwedischen Firma namens Reaper Pedals. Der Inhaber baut vor allem Equipment für den Russischen Staatszirkus. Das Pandemonium basiert im Grunde auf einem Fulltone OCD, ist aber mehr Hifi, mit besseren Chips und einem 18-Volt-Spannungsdoppler.
Hast du die Effekte schon beim Einspielen aufgenommen? Oder wurden sie anschließend beim Mix hinzugefügt?
Bereits beim Einspielen. Meine Philosophie lautet, dass alles beim Spielen passieren muss. Wenn unsere Musik nicht so komplex wäre, würde ich sowieso alles live einspielen, so wie es Meshuggah auf ihrem aktuellen Album gemacht haben. Ich finde, der Sound muss schon beim Aufnehmen 100%ig stimmen, um davon inspiriert zu werden. Außerdem klingen mir viele derzeitige Produktionen zu stark editiert. Die raue Magie geht dadurch verloren. Jeder will es so tight wie möglich haben, aber dadurch klingt es unnatürlich. Hör die mal Scheiben von Jeff Buckley an, einfach wundervoll! Die akustische Sektion in ‚Dream Brother‘ ist für mich einer der perfekten Momente in der Musik. Ich mag es, wenn es wie live eingespielt klingt.
Hast du deine Rhythmusgitarren im Studio gedoppelt?
Ja, es gibt eine Spur pro Seite. Früher habe ich immer zwei Spuren pro Seite aufgenommen, aber diesmal haben wir es auf jeweils eine begrenzt, und es klingt grandios.
Der erste Prototyp seiner Mayones Duvell Qatsi Baritone 7-String Ajna Burst, Bj. 2015, mit Schaller-Hannes-Brücke und Bareknuckle-Ceramic-Nailbomb- & -Cold-Sweat-Pickups
Mayones Duvell Q 6-String, Baujahr 2017, mit Custom-Tyger-Covered-Bareknuckle-Ceramic-Nailbomb und Cold-Sweat-Pickups
Mayones Regius Baritone 8-String, Baujahr 2014, mit Hipshot-Brücke
Mayones Duvell Q 7-String Summer Moss, Baujahr 2018, mit Hipshot-Griplok-Mechaniken
Seit wann bist du eigentlich Endorser für Mayones?
Seit 2014. Seither sind zwei Signature-Modelle für mich entwickelt worden, beides großartige Instrumente. Überhaupt arbeiten Mayones mit unglaublicher Akribie an ihren Gitarren. Du musst mal den Hals der Mayones-Gitarren fühlen, die Bünde, wie alles perfekt aufeinander abgestimmt ist …
Wie stark warst du in die Entwicklung der Gitarren involviert?
Mayones hatten die Form der Gitarre bereits und suchten jemanden, der das Gesicht dieses Modells sein sollte. Dann fragten sie mich, welche Besonderheiten ich mir wünsche. Eine davon ist, dass es nur mein Signature-Modell in Esche gibt. Ich liebe den Klang von Esche, vor allem bei tieferen Tunings. Mahagoni ist perfekt für Sechssaiter, speziell für Les Pauls. Aber wenn man Mahagoni für Sieben- und Achtsaiter verwendet, klingt es für meinen Geschmack zu basslastig. In dieser Hinsicht ist Esche einfach besser. Auch die Schaller-Hannes-Brücke bekommt man nur bei meinem Modell. Dies sind die Besonderheit meines Signature-Modells im Vergleich zu den anderen Mayones-Gitarren.
Wie viele Prototypen gab es, bis die endgültige Version feststand?
Soll ich dir etwas verraten? Gleich der erste Prototyp, den sie mir schickten, war so unglaublich perfekt, dass man absolut nichts mehr ändern musste. Es ist übrigens die Gitarre, die ich auch heute bei mir habe. Dies ist Prototyp Nr. 1 in Purple Ajna Burst, meine Hauptgitarre. Wirklich unglaublich! Ich nahm sie aus dem Koffer, stöpselte sie in meinen Verstärker und wusste sofort: Die ist es! Du kennst das sicherlich: Bereits nach 20 Sekunden weiß man, ob eine Gitarre etwas taugt oder nicht. Diese hier klingt gut, spielt sich gut, was will man mehr?
Du hast zwei Signature-Gitarren und ein Signature-Pedal, wann folgt der erste John-Browne Signature-Amp?
So etwas würde ich liebend gerne machen. In meinem Kopf existiert schon seit Jahren eine konkrete Idee. Leider war bislang allen Firmen, die ich angesprochen habe, die Umsetzung zu teuer. Jeder findet die Idee interessant, zumal sie eine echte Überraschung wäre, aber leider wäre die Produktion wohl wirklich sehr kostspielig. Außerdem: Vor zehn Jahren wäre meine Idee geradezu revolutionär gewesen, heute bringt sie aufgrund der Entwicklung von Modeling Amps nur kleinere Verbesserungen zu gängigen Modellen. Daran könnte meine Idee letztlich scheitern. Aber was soll’s, ich hab ja noch andere Projekte, auf die ich mich konzentrieren kann.
Wie sehen die aktuell aus?
Ich produziere eine Menge Videos, zum Beispiel YouTube-Content für den neuen ‚Black Spirit 200‘ von Hughes & Kettner, der eine ziemlich revolutionäre Technik besitzt. Aber auch Clips für diverse Pedal-Hersteller wie JHS. Außerdem gebe ich Clinics und helfe anderen Musikern bei ihren Vorhaben. Es gibt immer etwas zu tun.
OK, weiterhin viel Erfolg, und dir persönlich alles Gute!