Meilenstein 1981

Iron Maiden: Killers

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Iron Maiden(Bild: EMI / Robert Ellis)

Im Nachhall des Punk-Urknalls von 1977 zersplitterte die britische Rockszene der frühen 80er-Jahre in viele verschiedene Genres. Unter Etiketten wie „Post-Punk“, „Indie Rock“ oder „New Wave“ war man auf der Suche nach neuen Sounds und Ansätzen, die möglichst befreit sein sollten von Mainstream-Einflüssen, Stadion-Rock oder auch den alten Blues-/Rock-&-Roll-Wurzeln der ersten Generation englischer Bands.

Traditionsbewusster fußte die sogenannte „New Wave Of British Heavy Metal“ im klassischen Hardrock von Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple. Der neue Metal von u. a. Judas Priest, Saxon und Def Leppard spaltete die Musikwelt in Follower und Hater. Und während ein Teil der Szene im Wochenmagazin Kerrang! zu Influencern wurde, begegnete die etablierte Musikpresse oder Fans anderer Genres dem theatralischen Pathos und der eher konservativen Haltung des Metal mit Ablehnung, Skepsis oder Ironie. Nur: Ignorieren konnte man das nicht.

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Iron Maiden(Bild: EMI / Robert Ellis)

Zu den wichtigsten Protagonisten zählte damals die Londoner Band Iron Maiden. Nach dem starken selbstbetitelten Debüt (1980), das noch punkige Einflüsse zeigte, gab‘s den ersten Wechsel. Für Gitarrist Dennis Stratton kam Adrian Smith in die Band, ein alter Freund von Dave Murray (g). Nach einer kurzen UK-Tour begannen im Dezember die Aufnahmen zu ,Killers‘. In den Battery Studios/London saß nun zum ersten Mal Martin Birch hinter dem Mischpult. Der legendäre Produzent hatte u. a. bereits Meilensteine wie Deep Purples ,Made In Japan‘, ,Heaven And Hell‘ von Black Sabbath oder ,Argus‘ von Wishbone Ash produziert.

Schon der bombastische Auftakt ,The Ides Of March‘ mit den sich abwechselnden Gitarren-Soli, die schließlich in eine zweistimmige Melodie münden, waren schon ein Hinweis auf ein ambitionierteres zweites Album. In den Ausklang drängt Steve Harris mit dem Bass-Riff des treibenden ,Wrathchild‘. Trotz unglaublich vieler Unisono-Breaks und ausgefeilter melodiöser Gitarren-Parts kommt der Song kompakt rüber.

Die Klasse von Drummer Clive Burr zeigt sich im schnellen ,Murders In The Rue Morgue‘ oder im zweiten Instrumental ,Genghis Khan‘ mit seinen Wechseln zwischen ultraschnellem Haupt- und Halftime-Part. Die vielen Bass-Fills machten deutlich, dass die Band drei Saiten-Virtuosen besaß. Harris, Murray und Smith arbeiteten ihre Teile sorgfältig aus, wie etwa im Mini-Epos ,Prodigal Son‘, das mit Akustik-Gitarren und bluesigen Bending-Licks auch 70er-Artrock-Opulenz transportierte. Gegen so viel musikalische Versiertheit setzte Frontmann Paul Di‘Anno seine erdige, irgendwie heisere Stimme, mit der er auch in hohe Lagen ausbrechen konnte.

Für richtige Metalheads waren die Speed-Nummern ,Purgatory‘ und ,Drifter‘, die vergleichsweise mehr geradeaus rockten und richtig abgingen. Beide hätten auch noch gut aufs rauere Debüt gepasst.

Iron Maiden(Bild: EMI / Robert Ellis)

Steve Harris war in kreativer Hinsicht der Chef der Band. Er schrieb neun der elf Songs, bei den restlichen beiden war er Co-Autor. Er repräsentierte für das Metal-Genre einen neuen Typus Bassist, der nicht mehr nur Erfüllungsgehilfe war – letztlich ein Phänomen der Zeit quer durch die Genres. Geradezu ikonographisch ist sein Bühnen-Outfit mit enger Streifenhose, T-Shirt und einem Fender Precision Bass aus den 70ern.

Das ursprünglich weiße Instrument wurde öfters umlackiert, zunächst schwarz, dann blau und schließlich wieder weiß, versehen mit dem Logo von West Ham United (Weiß-Blau) und schicken Pinstripes. Harris modifizierte seinen Bass mit Tonabnehmern von US-Hersteller Seymour Duncan. Er bevorzugte Rotosound Flatwounds in den Stärken .050, .075, .095, und 110. Die Saiten schlug er nicht, wie man aufgrund des definierten Tons vermuten könnte, mit einem Plektrum an, sondern mit Zeige- und Mittelfinger.

Verstärkt wurde live mit einem Trace Elliot Series 6 GP12X Preamp plus einer C-Audio SR 707 Endstufe. Diese befeuerten Marshall-4×12″-Boxen, die mit EVM-12L-Lautsprechern bestückt waren. Für den prägnanten, mittigen Klang, mit dem sich Harris gegen die Gitarristen durchsetzte, kam auch noch ein DBX 160A Compressor zum Einsatz.

Auch Dave Murray und Adrian Smith griffen für ihren satten Sound auf bewährtes Equipment zurück. Murray reckt auf der Rückseite des LP-Covers eine Gibson SG in die Luft, frühe Live-Mitschnitte zeigen ihn meist mit einer Fender Stratocaster, die in Steg- und Halsposition mit Humbuckern aufgemotzt wurde. Mr. Smith sah man in der Frühphase mit einer Ibanez Destroyer, einer Gibson Les Paul Goldtop oder ebenfalls mit einer Gibson SG. Marshall-Stacks hinter beiden Musikern waren geradezu obligatorisch für Sound und Optik.

Iron Maiden(Bild: EMI / Robert Ellis)

,Killers‘ fiel im Vergleich zum Debüt um einiges geschliffener aus. Brillant kamen die mehrstimmigen Parts rüber, die zu einem Markenzeichen avancierten. Sicher kannte man bereits Ähnliches von Wishbone Ash oder Thin Lizzy, Murray, Smith und Harris hatten allerdings das Tempo dieses Stilmittels noch einmal erhöht. Überhaupt hatte das Trio die Tür für die modernen vielseitigen Rock-Spielweisen der 80er noch einmal weiter aufgestoßen.

,Killers‘ packte und packt jedoch nicht alleine wegen seiner überbordenden Spielfreude, sondern auch wegen der Energie des charismatischen Paul Di‘Anno. Das Album landete auf Rang 12 der UK-Charts, die 7-Inch-Single ,Twilight Zone‘ erreichte Patz 31. Der Song mit dem knackigen Shuffle-Riff erschien übrigens nicht auf der englischen Erstveröffentlichung, jedoch einige Monate später auf der US-Ausgabe von ,Killers‘ (Tipp: die remasterte CD-Version von 1998 enthält das Stück).

Letztlich war ,Killers‘ kommerziell und musikalisch ein gewaltiger Schritt hin zum weltweiten Durchbruch von 1982. Den erlebte Di‘Anno nicht mehr mit, da er nach der Killers-World-Tour wegen seines Drogenkonsums gefeuert wurde. Mit seinem Nachfolger Bruce Dickinson avancierte ,The Number Of The Beast‘ durch Songs wie ,Hallowed Be Thy Name‘ und ,Run To The Hills‘ zu einem weiteren Band-Klassiker. Aber das ist Stoff für eine weitere Geschichte.

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2018)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Killers ist eines meiner Lieblingsalben auf Lebenszeit.Das erste mal gehört mit 13-ich war hin und weg.Das Tape lief ununterbrochen im Walkman,bis es schließlich hin war..

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  2. Nur ein Hinweis: Priest waren nicht Teil der NWOBHM. Die hatten schon mehrere Alben draußen, inklusive Charts Position, bevor sich diese neue Welle in Bewegung setzte

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  3. Wenn doch nur die Cover-Art nicht so abstoßend hässlich wäre…

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    1. Wenn das Cover auf Dich abstoßend hässlich wirkt hat es wahrscheinlich seinen Zweck erfüllt 😉

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  4. Ich habe mir das Album damals wegen des Coves gekauft, auch wenn ich an Maiden auch musikalisch Interesse hatte. Habe ich heute noch, eine echte Ausnahmeband in ihrem Genre

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