Interview-Teaser: Jeff Kollman (Glenn Hughes, Michael Schenker, UFO)
von Matthias Mineur,
Anzeige
Interviews mit Jeff Kollman sind immer wieder spannende Angelegenheiten, denn der amerikanische Rockgitarrist gehört zu den derzeit gefragtesten Session-Musikern seiner Generation, mit Referenzen von Glenn Hughes, Michael Schenker und UFO, über Asia, Marco Mendoza und Sebastian Bach bis hin zum japanischen Superstar Eikichi Yazawa.
Als Kollman im Frühjahr 2017 das neue Album ,The Morbid Tango‘ seines Fusion/Jazzrock-Trios Cosmosquad veröffentlichte, fragten wir über sein Management ein Interview an. Dabei erfuhren wir, dass er in wenigen Tagen nach Europa aufbrechen und kurzfristig seinen Freund und Kollegen Alistair Greene beim Alan Parsons Project vertreten werde. Daraufhin verabredeten wir uns mit Kollman zum Tourstart in Oldenburg, um mit ihm über die besonderen Herausforderungen einer solch kurzfristigen Verpflichtung zu sprechen.
Leider fühlten sich jedoch die zuständige Hamburger Konzertagentur und der Oldenburger Veranstalter auf den Schlips getreten, da ihrer Meinung nach dieses Treffen hätte mit ihren Sachbearbeitern abgesprochen werden müssen. Quasi als „Strafe“ für das vermeintlich unbotmäßige Verhalten versuchten Agentur und Veranstalter nun nach Leibeskräften, die Verabredung zu torpedieren: Zunächst wurde ein offizielles Verbot für das Interview in der Halle ausgesprochen (Kollman verlegte die Unterredung kurzerhand in sein Hotel), dann der zugesagte Foto-Pass für die Show verweigert (woraufhin ein Teil der erforderlichen Bilder bei einem anderen Konzert der Tour entstand).
Verständlicherweise zeigte sich der amerikanische Musiker ziemlich irritiert über das befremdliche Verhalten der Konzertbürokraten, zumal Kollman das OK für Interview und Fotos von seinem Chef Alan Parsons höchstpersönlich im Vorfeld bekommen hatte. Unter dem Strich kam dennoch ein sehr interessantes Gespräch mit vielen aufschlussreichen Fotos zustande, denn zum Glück siegte die Leidenschaft für Musik über administrative Borniertheit.
Jeff, anstatt das neue Album deiner Band Cosmosquad zu promoten, stehst du plötzlich mit dem Alan Parsons Project auf der Bühne. Wann und wie wurdest du gefragt, ob du aushelfen kannst?
Der etatmäßige Gitarrist der Band, Alistair Greene, ist ein sehr guter Freund und schlug mich bereits vor zwei Jahren als Vertretung vor. Leider hatte ich damals keine Zeit, da ich in Japan mit Eikichi Yazawa auf Tour und daher nicht verfügbar war. Diesmal lief es etwas anders und ging ganz schnell. Alistair hatte entschieden, die Tour nicht mitzumachen. Keine Ahnung, was ihn dazu bewogen hat, deswegen möchte ich es nicht kommentieren. Fakt ist: Vor einer Woche bekam ich einen Anruf von David Pack, dem früheren Ambrosia-Sänger, mit dem ich ebenfalls gut befreundet bin und im zurückliegenden Jahr gespielt habe. David hatte am Tag zuvor ein Abendessen mit Alan Parsons, irgendwie kennt in dieser Musiker-Clique jeder jeden.
David fragte mich, ob ich aushelfen könnte und stellte den Kontakt zu Alan her. Ich musste zunächst ein paar Termine verlegen und traf mich dann am nächsten Tag mit Alan Parsons. Natürlich spielte ich ihm einen Song des neuen Cosmosquad-Albums ,The Morbid Tango‘ vor. Ich merkte sofort, dass Alan etwas irritiert war, er fragte: „Bist du dir darüber im Klaren, dass wir traditionellen Melodic Rock machen?“ (lacht)
Ich wusste schon vorher, dass ,The Morbid Tango‘ nichts für Alan ist, aber es war das einzige, was ich gerade zur Hand hatte. Ich beruhigte ihn und entgegnete: „Keine Sorge, ich habe schon häufig bei traditionellen Rockacts kurzfristig ausgeholfen!“ Ich war beispielsweise bei Glenn Hughes oder auch Sebastian Bach, mit dem ich auf die Bühne ging, nachdem ich ihn vorher lediglich auf DVD studiert hatte. Man muss halt seine Hausaufgaben machen, dann funktioniert so etwas. Ich lernte also die Songs des Alan Parsons Project, schaute mir im Internet zusätzlich ein paar Live-Tracks der Band an und traf mich vergangenen Mittwoch noch einmal mit Alan. Entscheidend für meine Verpflichtung war die Empfehlung durch David Pack, der bei ihm großen Respekt genießt. Wenn David jemanden ins Gespräch bringt, weiß Alan, dass derjenige der Aufgabe gewachsen ist. Immerhin geht es im Alan Parsons Project nicht nur um die Gitarre, sondern vor allem um Gesänge.
Ist der Gesang die für dich größere Herausforderung?
In erster Linie bin ich natürlich Gitarrist. Die meisten Gitarristen sollten lieber nicht singen, weshalb ich allerdings nicht sagen würde, dass ich es tun sollte. Was ich meine: Paul Gilbert ist ein guter Sänger, aber wirklich herausragend? Glenn Hughes ist da eine ganz andere Hausnummer.
Du bekamst also von Alan Parsons die Setlist und hast die Stücke so schnell wie möglich gelernt.
Wobei sich die Studiofassungen und die Live-Versionen natürlich unterscheiden. Ich habe mir die Originale angehört und muss sagen: Die Gitarren-Parts sind einfach großartig. Wie bei Steely Dan: Die Soli sind perfekt, weshalb sollte man sie also ändern? Alan liebt es, wenn man die Studioversionen tatsächlich Note für Note nachspielt. Deshalb halte ich mich so eng wie möglich an die Originale und ändere nur etwas, wenn es die Live-Fassung vorschreibt.